Mit “Erntedank” nimmt Kluftinger nun schon seinen zweiten großen Fall in Angriff und der hat es ganz besonders in sich. Ein Bauer wird tot aufgefunden, mit durchgeschnittener Kehle und einem sorgfältig auf der Brust drapierten Raben. Der Anblick lässt Kluftinger nicht nur das Blut in den Adern gefrieren, sondern auch einen sehr speziellen Fall auf sich und seine Kollegen zukommen.
Bislang ist “Erntedank” mein Favorit der Kluftinger-Krimis, was hauptsächlich an dem Fall liegt, dessen Hintergründe das Kemptener Kripo-Team tief in die Sagen-Welt ihrer Gegend führt.
Denn irgendwo dort scheint die Auflösung verborgen zu liegen. Im Laufe der Geschichte werden so mehrere Sagen erwähnt, die oft richtig gehend gruselig sind. Ebenso gruselig wie die Tatsache, dass der Mörder mit der Sense tötet und ein Faible für schaurige Hinterlassenschaften bei den Leichen zu haben scheint. So liegt über der Geschichte über weite Teile hinweg eine sehr düstere und bedrohliche Atmosphäre. Nachdem ich “Milchgeld” als guten, bodenständigen Krimi empfunden habe, hätte ich nicht damit gerechnet, dass einer Story dieser Reihe auch eine solch schauerliche Atmopshäre so gut stehen würde.Verstärkt wird dies noch durch ein altertümliche Gedicht, das zwischen den Kapiteln “aufgesagt” wird und ebenfalls alles andere als fröhlich ist.
Der Fall ist jedoch nicht nur unheimlich, sondern auch sehr spannend. Immer wieder tun sich neue Blickwinkel auf, immer wieder nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung, und das Ende bzw die Erkenntnis, wer hinter den Morden steckt und wieso er sie begangen hat, hat mich wirklich sehr überrascht. Und außerdem mit einem Schaudern zurückgelassen.
Natürlich kommt trotz allen Grusels und aller Spannung auch der Humor in “Erntedank” nicht zu kurz. Kluftingers Leben neben seinem Job hält wieder eine Menge amüsanter Szenen bereit. Damit beweist diese Geschichte, das eine Portion Komik auch einem ernst zu nehmenden Krimi ihren Raum haben kann. Den Kluftinger-Krimis würde ohne diesen Witz jedenfalls ein prägender Bestandteil fehlen.
Ich hatte “Erntedank” in wenigen Tagen ausgelesen, einfach weil mir die spannende und schaurige Atmosphäre so gut gefallen hatte und mich nicht mehr los ließ. Ich finde aber schon, dass die Klftingers nicht ganz so leicht zu lesen sind. Das liegt einerseits daran, dass auch gerne mal im Dialekt geschrieben wird, andererseits aber klar auch daran, dass die Autoren offenkundig eine Vorliebe für lange, verschachtelte Sätze haben. Daran muss man sich schon gewöhnen.
Erneut ziert ein Straßenschild das Cover des Taschenbuchs. Das Motiv mag zwar nicht in erster Linie dem Titel zu entsprechen, aber das Schild und darauf der Rabe, wird auf jeden Fall der Story gerecht. Und mit dem dunklen Hintegrund im unteren Teil und dem Schatten, den der Rabe wirft, wird hier auch die unheimliche Stimmung der Geschichte deutlich.
Fazit: Bisher der beste Kluftinger. Sehr spannend, mystisch-gruselig und mit dem typischen Schuss Humor.