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review 2016-05-26 19:50
Steampunk im Schwarzwald
Waldesruh: Ein Aetherwelt-Roman (Steampunk) - Anja Bagus

Ich muss gestehen: ich habe erst wenige Bücher aus dem Genre "Steampunk" gelesen (und bislang nur Æthermagie und Æthersturm von Susanne Gerdom rezensiert - großartige Bücher!), aber deswegen war ich doppelt so gespannt, wie mir "Waldesruh" gefallen würde, das mir auf dem Steampunk-Festival in Osnabrück in die Hände sprang.

Und für diejenigen, die sich jetzt fragen: "Häh? Steampunk?", folgt hier erstmal, wie ich persönlich (als Nicht-Expertin) "Steampunk"als literarisches Genre verstehe:

Meines Erachtens beruht dieses Genre auf den Büchern von Autoren wie Jules Verne und H.G. Wells. in denen Menschen basierend auf der zur viktorianischen Zeit verfügbaren Technik (hauptsächlich Dampfkraft, daher auch "Steam") sehr modern und fortschrittlich anmutende Erfindungen machen oder einsetzen. Also sozusagen Retro-Science-Fiction, die nicht in unserer Zukunft spielt, sondern in einer alternativen Vergangenheit.

Viele heutige Steampunk-Bücher spielen daher im viktorianischen Zeitalter, können jedoch auch in anderen Epochen angesiedelt sein. Oft kommt zum Futuristischen noch eine Art Abenteuerromantik, manchmal spielt etwas namens "Æther" eine Rolle, was in verschiedenen Büchern etwas ganz Unterschiedliches sein kann:

In der "Ætherwelt" von Anja Bagus ist Æther ein grüner Nebel, der aus Gewässern aufsteigt und nicht nur Maschinen antreiben oder Materalien wie Stahl veredeln kann, sondern auch Menschen in sogenannte "Veränderte" (oder abwertend "Verdorbene") verwandeln: Mannwölfe, Meerjungfrauen, Naturgeister....

Wie sie das umsetzt, liest sich meiner Meinung nach spannend, unterhaltsam und originell, mir wurde es beim Lesen nie langweilig. Besonders gut gefiel mir, wie sie hier alte Sagengestalten in die Geschichte einbaut - und mehr möchte ich darüber noch gar nicht verraten, um niemandem den Spaß zu verderben.

Spannend fand ich nicht nur, dass die Hauptcharaktere den rätselhaften Mord an einem Glasmacher aufklären müssen, der mit Glas und Æther experimentierte - sie müssen sich dabei auch mit religiösen Fanatikern auseinander setzen, die alles, was mit Æther zu tun hat, als Teufelswerk betrachten, und mit einer uralten Macht, die den Glasberg in Besitz genommen hat... Diese Mischung aus Mythologie, alternativer Historie, Science Fiction und Fantasy hat mich einfach sehr stark angesprochen.

Der Schreibstil hatte in meinen Augen so seine Höhen und Tiefen. Es gibt immer mal wieder Sätze, die sich für mich etwas holprig und unbeholfen lasen - aber für jeden Satz dieser Art gibt es mindestens zehn großartige Sätze, die mit wunderbarer Sprachmelodie eine reiche Atmosphäre vermitteln. Den Dialekt der Dorfbewohner fand ich gut umsetzt: einerseits urig genug, um der Geschichte Lokalkolorit zu geben, andererseits immer noch gut verständlich.

Da ich jemand bin, dem so etwas direkt ins Auge springt, wurde ich immer mal wieder kurz angesprungen von fehlenden Wörtern, überflüssigen Wörtern oder verdrehten Sätzen in der Art von "Ein Wunder, dass es ihr überhaupt bemerkt hatte, dass Minerva nicht anwesend war" - aber ich würde sagen, das stört eigentlich kaum, man kann ganz gut darüber weg lesen.

Die Hauptcharaktere fand ich überwiegend interessant und gut geschrieben.

Im Mittelpunkt steht die junge Witwe Minerva, Freifrau von Rappenfeld-Zähringen. Sie ist eine starke Frau, die sich nicht um Konventionen schert, sondern in Männerkleidung herumläuft, leidenschaftlich gerne an Motoren rumschraubt und in der Vergangenheit auch schon Autorennen gefahren ist.

Schon nach wenigen Seiten fühlt sich Minerva direkt von zwei attraktiven Männern angezogen: dem Unternehmer Falk Bischoff und dem preussischen Hauptmann Richard zu Kirschbronn. Richard blieb für mich etwas blass, aber Falk ist in meinen Augen in interessanter Charakter: auf den ersten Blick aufbrausend und arrogant, ein echtes Alphatier, aber dann doch mit deutlich mehr Empfindsamkeit und Tiefe, als man dahinter erwarten würde.

Normalerweise hasse ich romantische Dreiecksgeschichten, aber Gott sei dank ist Minerva eine entschlossene Frau, die schnell weiß, wen sie will. Allerdings ging mir die Liebesgeschichte entschieden zu schnell. und ich fand ein wenig befremdlich, wie begeistert die emanzipierte Minerva auf einmal davon ist, sich als "Besitz" eines Mannes zu fühlen... Dennoch fand ich die romantischen und erotischen Szene ansprechend geschrieben.

Fazit:
Steampunk aus Deutschland: in einer alternativen Vergangenheit ermöglicht ein geheimnisvoller grüner Nebel, Æther genannt, zahlreiche technische Entwicklungen, verwandelt aber auch Menschen und Tiere in übernatürliche Wesen. Als kurz vor dem Neujahrsfest 1912 im Hotel "Waldesruh" die verschiedensten Gäste aus den unterschiedlichsten Gründen zusammenkommen, ahnen sie noch nicht, dass hier uralte Mächte kurz vor einem großen Kampf stehen.

Ich fand die Geschichte sehr einfallsreich und ansprechend geschrieben, mit einer starken Frauengestalt im Mittelpunkt. Die Handlung hat viele unerwartete Wendungen zu bieten und bleibt von Anfang bis Ende spannend. Einzig die Liebesgeschichte, die in nur zwei Tagen von 0 auf 100 durchstartet, hat mich nicht völlig überzeugen können.

Source: mikkaliest.blogspot.de/2016/05/waldesruh-ein-therwelt-roman-von-anja.html
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review 2015-12-29 22:12
Gelungener Auftakt einer zweiten Aetherwelt-Trilogie (Steampunk)
Waldesruh: Ein Aetherwelt-Roman (Steampunk) - Anja Bagus

Æther – in Anja Bagus‘ Romanen ist dies eine geheimnisvolle gasförmige Substanz, die in einem parallelen Universum um 1910 erstmals aus Gewässern aufsteigt und jeden und alles verändert, der damit in Berührung kommt.

Menschen verwandeln sich in Tiermenschen oder entwickeln übernatürliche Fähigkeiten, unbelebte Objekte entwickeln ein Eigenleben, „Engel“ und Naturgeister treten in Erscheinung…und selbst Wesen, die man nur aus Märchen kannte, tauchen plötzlich auf, darunter mächtige Drachen.

Und im deutschen Kaiserreich müssen sich die Menschen irgendwie mit diesen „Veränderten“ arrangieren – böse Zungen nennen sie gar „Verdorbene“.
So entsteht das Amt für Ætherangelegenheiten, in dem alle Veränderten registriert werden, doch wird der Æther auch genutzt für den technischen Fortschritt, im Militär, von Erfindern und (verrückten) Wissenschaftlern.

 

Nach der erfolgreichen selbstverlegten Steampunk-Trilogie „Aetherhertz“,“Aetherresonanz“ und „Aethersymphonie“ hat die Autorin mittlerweile eine weitere Trilogie verfasst, die mit anderen Protagonisten in ihrer Aetherwelt spielt, beginnend mit „Waldesruh“ (erschienen in der Edition Roter Drache) und fortgesetzt mit „Glasberg“. Der abschließende Teil „Rheingold“ wird im November 2015 erscheinen.

 

Ich möchte hier – nach einer kurzen Inhaltsangabe – meine Eindrücke von „Waldesruh“ zusammenfassen.

 

In den Tagen um Sylvester 1912: Die adlige Witwe Minerva hat die Nase voll davon, weiterhin Gesellschafterin ihrer Mutter zu sein. Der Unternehmer Falk Bischoff will eine Glashütte kaufen, doch der Glasmachermeister wurde ermordet und seine wertvolle Forschung ist verschwunden. Der schneidige preußische Hauptmann Richard Kirchbronn folgt den unheilvollen Visionen einer Hexe. Seine Mission: einen drohenden Krieg verhindern.

Sie alle logieren im exklusiven Hotel Waldesruh im Schwarzwald, dessen verwöhnte Gäste sich eines luxuriösen Lebens erfreuen. Sie wollen Skilaufen oder im Pferdeschlitten durch die verschneite Landschaft kutschieren und sich abends mit Tanz und Gesellschaftsspielen amüsieren.

Doch auch sie müssen feststellen, dass der Æther rund um den mysteriösen Glasberg vieles verändert hat. Als in der Silvesternacht uralte Mächte erwachen, müssen sich alle entscheiden, auf welcher Seite sie stehen.

Kurzrezension
„Waldesruh“ kann sich bestens messen mit den ersten Ætherweltromanen. Gleich zu Beginn wird deutlich: Die Protagonistin Minerva kennt sich hervorragend aus in einer typischen Männerdomäne: Automobile und Autorennen! Was im Jahr 1912 geradezu skandalös ist… Doch ihr Mann ist vor einiger Zeit ausgerechnet bei einem Autorennen ums Leben gekommen, was sie bis heute noch nicht verwunden hat.

Dann treten gleich zwei Männer in ihr Leben, welche ihr beide ziemlich hartnäckig den Hof machen. An dieser Stelle werde ich natürlich nicht verraten, welcher der beiden das Rennen macht, wenn Sie mir das Wortspiel erlauben.

 

Ein Großteil des Romanes konzentriert sich auf die besondere Anziehungskraft zwischen Minerva und einem dieser beiden Männer, dabei wechselt die Perspektive jeweils szenenweise zwischen ihr und dem Herrn, so dass der Leser gute Einblicke in deren unterschiedliche Gedanken- und Gefühlswelten bekommt.

 

Doch auch der Krimi um den Mord am Glasmachermeister wird spannend erzählt. Einige der Nebenfiguren sprechen dabei in der Mundart Allemannisch, welche im Schwarzwald verbreitet ist. Diese wurde von der Autorin soweit angepasst, dass sie auch von Lesern aus anderen Regionen problemlos verständlich ist.
Im Wald herrscht ein durch Æther verändertes, mächtiges Wesen – eine Naturgewalt, wenn man so will. Ein Berg ist durch magisches Glas lebendig geworden und dann sind da noch die fanatischen religiösen Oministen, welche allen „Verdorbenen“ den Krieg erklärt haben und den Æther als Werk des Teufels betrachten. All das bietet reichlich Stoff für Konflikte.

 

Der preußische Offizier Kirchbronn bringt Minerva zu einer Hexe mit hellsichtigen Träumen, die mit ihren Vorhersagen für das Militär arbeitet. Die Hexe erklärt Minerva, dass sie im Umkreis des Glasbergs eine entscheidende Rolle spielen wird. Minerva hält das zunächst für völligen Humbug, doch dann überstürzen sich die Ereignisse…
Ich habe die Lektüre von Waldesruh sehr genossen, da der Stil sehr lebendig und anschaulich ist. Als Leserin konnte ich mit der Witwe Minerva mitfühlen, die einen schweren Schicksalsschlag verkraften musste und sich dann doch mutig ihrem weiterem Schicksal stellt.

 

Wie bereits in den ersten Ætherweltromanen streift die Autorin übrigens auch hier spirituelle Dimensionen, was ich in dieser tiefgründigen Art in keinem anderen Steampunk-Roman gefunden habe. Ich freue mich schon darauf, die Fortsetzung „Glasberg“ zu lesen.

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review 2014-08-06 20:58
Krass, böse und schwarzhumorig - So mag ich das!
Waldesruh - Susanne Mischke

Manchmal muss es einfach ein Arena Thriller sein. Die von Susanne Mischke gehen sowieso immer, weil ich stets auf der Suche nach einem bin, der mit meinem Favoriten “Röslein stach” mithalten kann.
Was soll ich sagen? Im Großen und Ganzen habe ich ihn mit “Waldesruh” gefunden!
Marie, ihre große Schwester Janna und ihr kleiner Bruder Moritz leben bei ihrer Großmutter in einem kleinen Häuschen weit vom Schuss. Als die Großmutter eines Tages stirbt, befürchten Marie und Janna, dass sie ins Heim müssen. Heime kennen sie nur zu gut und dementsprechend haben sie absolut keine Lust darauf. Gemeinsam mit Maries Freundin Emily schmieden sie einen Plan. Was, wenn niemand vom Tod der Großmutter erfahren würde?
Sicher wird mancher völlig zu Recht behaupten, dass die Story total unglaubwürdig ist. Ein paar Kinder, die die tote Oma im Wald verbuddeln, sich überall durchmogeln und lange Zeit recht unbehelligt zusammenleben. Es ist schon sehr unwahrscheinlich, dass das klappt und dass solche Kids das abgebrüht durchziehen. Trotzdem hat mir genau das an dieser Geschichte gefallen. Das ist krass, das ist ganz schön schräg und oft bleibt einem dem Mund vor Staunen offen stehen. Wer außerdem mit einer Prise schwarzen Humors gesegnet ist, der hat hier auch manches Mal etwas zum Lachen. Bei “Röslein stach” war es genauso. Deshalb war “Waldesruh” ganz nach meinem Geschmack.
An Spannung mangelt es ebenfalls nicht. Immerhin fragt man sich ständig, ob und wie lange die Freunde mit ihrem Spielchen durchkommen. Es gibt so manche brenzlige Situation. Aus einigen winden sie sich nur mit viel Glück heraus, andere meistern sie, indem sie ungeahnte Talente an den Tag legen. Kreativ sind sie also auf jeden Fall. Ich habe außerdem immer darauf gewartet, irgendwann den Moment  zu erleben, an dem sie an den Rand ihres Einfallsreichtums geraten.
Der tritt ein als sich ein Landstreicher bei ihnen einnistet, der mit allen Tricks nicht dazu zu bewegen ist, wieder zu gehen. Mit ihm nimmt dann das eigentliche Drama der Geschichte seinen Lauf. Ehe Marie, Janna, Emily und Moritz es sich versehen, haben sie es mit echten Verbrechern zu tun. Doch um was geht es denen? Auch das sorgt nochmal für einen Schuss Spannung. Vorhersehbar ist die Handlung zu keinem Zeitpunkt.
Für mich erhielt “Waldesruh” mit der Erkenntnis, um was es den Verbrechern geht, dann leider einen Dämpfer. Nach der bislang so schrägen Story mischt plötzlich ein ganz hundgewöhnliches Verbrechen mit. Das habe ich als zu schlicht empfunden. Für mich nahm es der Geschichte das Besondere.  Mir hätte da ein etwas schauriger Einschlag weit besser gefallen, beispielsweise.

 

Ich habe “Waldesruh” an einem Abend ausgelesen. Eine Geschichte, die zu drei Vierteln solchen Spass macht, die liest sich einfach weg wie nichts. Zahlreiche Dialoge lockern zusätzlich auf und der jugendliche Ton tut ein Übriges dazu. Außerdem gibt es keine Kapitel, also ist nichts da, was einen zu einer Lesepause verleiten könnte.

 

So rot ist das Buch ein echter Hingucker im Regal und zieht schon alleine damit die Aufmerksamkeit auf sich. Ich mag aber dieses kleine Häsuchen mit dem engen Zaun drumherum ebenfalls sehr gerne. Es sieht aus wie ein Spielzeughaus und hat einen leichten 3D-Effekt.

 

Fazit:  Ich hatte mit “Waldesruh” einen sehr vergnüglichen und spannenden Abend. Die Geschichte ist herrlich schräg, krass und schwarzhumorig, ohne dabei aber je wirklich unglaubwürdig oder platt zu wirken. Diese Geratwanderung muss man erstmal schaffen. Im Vergleich dazu war mir das Verbrechen eine Spur zu gewöhnlich, aber immerhin blieb es spannend. Deshalb sehe ich das nicht so eng.

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