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review 2018-01-07 09:56
Mitreißender Sprachstil in einer außerordentlich spannenden Geschichte
Another Day in Paradise (ADIP) - Laura Newman
Laura Newman habe ich in ihrem dystopischen Roman „This New World“ kennen und schätzen gelernt. Sprachlich hat sie mich total überzeugt. Deswegen stand die ADIP-Dilogie auch schon länger auf meinem SuB. Ich habe auch gleich beide Bücher hintereinander gelesen, da es so spannend war. 
 
Coverbild
Alle Coverbilder werden von Laura Newman selber gestaltet. Dieses Cover zeigt die Silhouette einer Großstadt vor einer Wüstenlandschaft, in dem eine einzelne Person wankend steht. Der Buchtitel ist mit fetten Lettern quer über die Seite platziert, Blutspritzer in der rechten unteren Ecke zeigen schon die Richtung des Titels an. Mir gefällt das Cover ausgesprochen gut. Plakativ und aussagekräftig. Mehr braucht es nicht und trotzdem vermittelt das Bild das Genre und die Stimmung sehr eindrucksvoll. 
 
Handlung
Der Bundesstaat Texas ist zusammengebrochen, die Menschen haben sich auf mysteriöse Weise zu einer Art Zombies verwandelt und meucheln alles, was in sich ihnen in den Weg stellt. Naya und ihre Freunde Sam, Gadget und Summer versuchen in diesem Chaos zu überleben und wollen sich gemeinsam zu einem Militärstützpunkt durchschlagen, von dem sie sich Rettung erhoffen. Auf ihrem Weg treffen Sie auf drei weitere Überlebende: Jaze, Amelia und dem kleinen Billy. Trotz anfänglichem Misstrauen bleiben sie beisammen und bringen auch noch die Gefühlswelt von Naya und Summer gewaltig durcheinander.
 
Buchlayout / Haptik
Die über 400 Seiten werden in 45 recht kleine Kapitel eingeteilt, was mich anfangs etwas störte, ich aber zum Schluß hin nicht mehr bemerkt habe. Jedes Kapitel wird mit einer kräftigen Grafik aus Versalienlettern und Blutspritzern eingeleitet. 
 
Idee / Plot
Bei Dystopien sind sich die Ideen oft ziemlich ähnlich. Vor allem, wenn es sich auch noch um „Zombie-Dystopien“ handelt. Irgendwelche mutierten Zombies setzen einer Minderheit an überlebenden Menschen nach und wollen diese ausrotten. So ähnlich ist es auch in diesem Buch. Dennoch ist es ein interessanter Plot, da die Seuche, die die Menschen befallen hat, einen bestimmten Ursprung und einen bestimmten Grund hat. Die verseuchten Menschen verwandeln sich auch in Wesen, die keine Gnade mehr kennen, sind aber immer noch Menschen und keine wirklich Untoten. Das gibt dem Ganzen noch einen bitteren Beigeschmack, denn die Überlebenden müssen sich mit allen Mitteln gegen die aggressiven Deadheads wehren. Nur, was macht man, wenn sich lieb gewonnene Menschen plötzlich verwandeln? Hier wird ein sehr interessantes Thema aufgegriffen: wann ist es ein bewusstes Töten eines Menschen und wann nur das Retten des eigenen Lebens vor einer wild gewordenen Bestie? Wo liegt die moralische Grenze? Abgesehen von der Motivation überhaupt diese Seuche in Umlauf zu bringen, spielt sich hier das Drama vor allem in der kleinen Gruppe der Überlebenden ab.
 
Emotionen / Protagonisten
Die kleine Gruppe um die 19 jährige Naya hat sich in dem apokalytpischen Chaos kennen zusammengetan und kämpft tagtäglich über ihr Überleben. Naya kommt bei mir sehr authentisch und sympatisch an. Sie ist tough, aber auch überlegt. Anfangs ist sie vom ruhigen, besonnen aber auch etwas grüblerischen Sam ziemlich angetan, kann die Gefühle aber auch nicht wirklich einordnen. Zumal in der dystopischen Situation Gefühle für sie fehl am Platz sind. Das ändert sich aber, als Jaze auf der Bildfläche erscheint. Der eingebrödlerische und manchmal auch aufreißerische Jaze schleicht sich langsam in Nayas Herz, wird aber zu einem harten Konkurrenten für Sam.
 
Die Beziehungsgeflechte kommen sehr gut raus und ich kann Nayas Gedanken und Handlungen sehr gut nachvollziehen. Auch wie sie lernt mit den Deadheads emotionslos umzugehen. Besonders berührt haben mich die sehr emotional tiefgreifenden Szenen, in denen Entscheidungen getroffen werden mussten die einen inneren Nachhall verursachen. Ich habe Nayas Trauer förmlich spüren können. Ebenso konnte sie mir auch die Empfindungen der Gefährten feinfühlig vermitteln.
 
"Und jetzt, wo die grässliche Klinge fort ist und ich das Gefühl habe, wieder mit Jaze und nicht mit einem gefährlichen Tier zu reden, bemerke ich erst, dass ihm ein paar Tränen über die Wangen kullern. Das verunsichert mich beinahe noch mehr als seine unberechenbare Art.“
 
Laura Newman „Another Day in Paradies“, Pos. 1262 (ebook kindle Edition © 2015 Laura Newman)
 
Sam entwickelt sich mehr zum großen Bruder, der zwar für Naya sehr tiefe Gefühle hegt, aber diese nicht über das Wohl der Gemeinschaft stellt. Das macht ihn mir sehr sympathisch. Jaze ist mehr der Draufgänger und Hitzkopf, dem auch mal seine Gefühle durch gehen. Das macht ihn aber um so authentischer und präsenter. Mir gefällt die Entwicklung zwischen Naya und Jaze. Einige sehr emotionale Momente haben tief in sein Herz blicken lassen und mir Jaze sehr nahe gebracht. 
 
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Obwohl man gleich direkt in die Apokalypse hineingeworfen wird, kommt man schnell in das Buch hinein. Laura Newman hat auch gekonnt die Handlung aufgebaut und über den Plot hinweg immer wieder geschickt Rückblenden und Erklärungen eingebaut, so dass sich dem Leser die Spannung erhalten bleibt und häppchenweise tiefer in die Geschichte hineingezogen wird und sich die Zusammenhänge peu à peu erschließt. In der Mitte gibt eine unerwartete Wendung dem Ganzen noch mal eine enorme Würze und treibt die Spannung enorm voran. 
 
Szenerie / Setting
Klar, dass so eine Seuche in Amerika stattfinden muss, aber ich finde das passt ganz gut und ich kann mir das gut vorstellen. Die Autorin beschreibt die Umgebung sehr bildhaft, die Handlung und die Protagonisten wirken hier auch authentisch. Auch die texanische Wüste passt gut zur apokalyptischen Situation. Ja, es gibt viel spritzendes Blut und eine gewisse Abgebrühtheit im Töten der Deadheads, aber Laura Newman schafft hier eine moralische Trennung zwischen dem Abschlachten von Monstern und dem Verlust von lieb gewonnenen Gefährten. 
 
Sprache / Schreibstil
Besonders hervorheben muss ich hier der extrem spritzige, flüssige und sarkastisch pointierte Sprachstil von Laura Newman. Die Geschichte wird ausschließlich aus Nayas Perspektive als Ich-Erzähler im Präsens dargestellt, was die oft krassen Kampfszenen aber auch sehr emotionalen Situationen sehr gut unterstreicht und einen direkt vermittelt. 
 
FAZIT
Absolut spannende Geschichte mit mitreißenden Sprachstil machen dieses Buch zu einem Pageturner. Es hat mich total überzeugt, auch wenn Zombie-Dystopien mit viel Splatter nicht unbedingt mein absolut bevorzugtes Genre ist. Die Story um Naya und Jaze hat mich ziemlich gepackt.
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review 2016-08-01 12:24
Es kann jeden treffen...
Anyone Dies in Paradise (ADIP) - Laura Newman

Naya, Jaze, Summer und Gadget schaffen es nach "Trust", einer Siedlung, in der sich Überlebende zusammengeschlossen haben und so etwas wie ein normales Leben führen. Doch dann bricht auch dort das Virus aus und die Deadheads übernehmen die Oberhand. Mit Mühe und Not können die vier Freunde fliehen und nehmen Miles mit, der mit ansehen musste, wie seine Familie und Freunde von Deadheads getötet wurden. Nun schlagen sie sich zu fünft durch das kalte Kanada. Eines Tages treffen sie auf eine Person, mit der sie nicht gerechnet hätten und bekommen so die Chance, einen Ort aufzusuchen, an dem sie vielleicht Ruhe haben könnten. Doch dann kommt alles anders, als gedacht und wieder kämpfen Naya und ihre Freunde um das nackte Überleben.

Schon mit dem ersten Band "Another Day in Paradise" war ich total gebannt von der apokalyptischen Welt, die die Autorin geschaffen hat.
Nun geht es in die zweite Runde. Die Deadheads haben die Oberhand erhalten, trotzdem gibt es immer wieder Zusammenschlüsse von Überlebenden, die den Deadheads trotzen. Genau so ein Ort ist "Trust", eine Siedlung hinter hohen Mauern, die das normale Leben innerhalb vorgaukeln. Als Naya, Jaze, Summer und Gadget dort ankommen, meinen auch sie, dass sie hier ein normales Leben führen können. Doch wie immer kommt alles ganz anders.

Diesmal erzählt die Autorin die Geschichte aus drei verschiedenen Sichten. Zu Anfang kommt Miles zu Wort, der das Leben in Trust anpreist. Er scheint sympathisch und man merkt ihm an, dass er für seine Familie und Freunde alles tun würde. Sein Handeln ist überdacht, doch hat auch er Momente, in denen er seinen Impulsen Freiraum gibt.

Erst später kommt Naya zu Wort und erzählt ihre Sicht der Dinge. Die Ankunft in Trust, die Gefahr, die von den Deadheads ausgeht und ihr Weg durch das kalte Kanada.

Die dritte Person, die zu Wort kommt, möchte ich hier in der Rezension nicht erwähnen. Dies wäre ein großer Spoiler. Nur kann ich sagen, dass sie oder er wichtig für die Handlung ist und durch sie oder ihn die Geschichte nochmals an Spannung zulegt.

Wieder konnte ich mich gut mit den Charakteren identifizieren. Hier besonders Nayas Handeln und Denken. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, mit ihr befreundet zu sein und wäre froh, sie in solch einer Katastrophe an meiner Seite zu haben.
Auch Jaze, der mit seinem klugen Handeln so manche Ideen in den Raum wirft und damit auch immer wieder beweist, dass er mit Recht der Anführer der vier Freunde ist.

Summer und Gadget haben sich ebenfalls zu wertvollen Mitgliedern entwickelt und so sind die vier ein eingespieltes Team. Sie wissen genau, wer sich wie zu verhalten hat, verstehen sich blind, wissen, was der andere braucht und halten einfach zusammen.

Naya und Jaze, die als Paar die Apokalypse gemeinsam überstehen, werden dabei nicht als überromantischen Pärchen dargestellt. Sie zeigen zwar, dass sie zusammengehören, aber man merkt deutlich, dass sie ihre Gefühle nicht übertrieben deutlich zur Schau stellen. Und trotzdem weiß man, dass sie alles füreinander tun werden.

Aber auch die "bösen" Gegenspieler sind gut ausgearbeitet. Wie es mittlerweile der "Trend" ist, stehen die eigentlichen Bösewichte, die Deadheads gar nicht so richtig im Mittelpunkt. Es geht um das Menschliche bzw. ob die Menschen es schaffen, menschlich zu bleiben oder vollkommen dem Wahnsinn zu verfallen und sich somit ihr eigenes Grab zu schaufeln. So gibt es dann auch unter den Menschen die "Bösen" und die "Guten". Dass Naya und ihre Freunde zu den Guten gehören, haben sie schon mehrfach beweisen können. Und so brauchen sie natürlich den Gegenpart, das Böse, dass ihnen das Leben schwer macht. Und dass das Böse - dabei verkörpert durch einen Mann namens Borrows - dabei mit skrupellosen Machenschaften vorgeht, brauche ich nicht zu erwähnen.

Ab Kapitel 32 ließ mich die Autorin nur noch mit offenem Mund dasitzen. Ein Ereignis jagt das nächste. Meine Gefühlswelt fährt Achterbahn und es passieren Dinge, die ich mir gar nicht vorstellen wollte, aber dann leider genauestens nachlesen musste. Ich habe gehofft, getrauert, gehasst, gekämpft und Flüche ausgestoßen. Doch es hat nichts genutzt. Diese Wendung in der Story hat mich hilflos gemacht und ich war der Geschichte endgültig verfallen.

Dies ist nun mein drittes gelesenes Buch der Autorin und mittlerweile kann sie sich bei meinen Lieblingsautoren einreihen. Denn gerade ihre so anschauliche Art des Schreibens hat sich bei mir festgesetzt. Sie setzt bei mir ein Kopfkino in Gang. Zum Glück habe ich noch einige Bücher von ihr vor mir. Und ich hoffe sehr, dass noch viele weitere Bücher folgen werden.

Fazit:
Eine neue Favoritenreihe, die sich in mein (e)Regal gestohlen hat.

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