Story:
Ein schrecklicher Autounfall ändert Jasons Leben für immer. Nicht nur sterben seine Eltern dabei, ein Schlag auf den Hinterkopf raubt ihm auch die Fähigkeit zu sehen. Fortan muss er mit seiner Blindheit zurechtkommen und kurz darauf auch bei einer neuen Familie einrichten, denn seine Paten nehmen Jason kurzerhand bei sich auf. Dort bekommt er nicht nur einen Blindenhund, er kann auch auf eine normale Schule gehen. Allerdings läuft es in seiner neuen Klasse zu Beginn weniger gut, was vor allem an Patrick und dessen Freunden liegt, die es sich zum Zielgemacht haben Jason zu mobben. Unterstützung erfährt er schließlich von Nick und dessen Clique. Jason findet Freunde und kommt immer besser in seiner neuen Umgebung klar, woran Nick nicht ganz unschuldig ist. Schon bald wird aus der Freundschaft der beiden Jungen mehr und Jason muss sich mit dem Gedanken anfreunden nicht nur blind, sondern auch schwul zu sein …
Eigene Meinung:
„Und der Himmel ist doch bunt“ ist das Debüt von Stephanie Mangliers und erschien 2016 bei der Polygon Noir Edition, dem Jugendbuch/All Age Label des Main Verlags. Das Buch ist nach „Eisprinz und Herzbube“ die zweite Veröffentlichung, die sich an jugendliche Leser richtet.
Inhaltlich wartet Stephanie Mangliers mit einer spannenden Grundidee auf – eine Geschichte aus Sicht eines Blinden zu erzählen, ist etwas erfrischend Neues und weckt auf andere Art Spannung und Neugierde. Man merkt, dass sich die Autorin mit dem Thema beschäftigt hat, denn Jasons Blindheit, sein alltägliches Leben und die Probleme, mit denen er zurechtkommen muss, sind nachvollziehbar gestaltet. Allerdings zieht sich die Geschichte am Anfang stark, da man das Gefühl hat, nahezu jeder Tag wird einzeln beleuchtet und ausführlich beschrieben. Das macht die erste Hälfte von „Und der Himmel ist doch bunt“ unheimlich langatmig und sorgt dafür, dass man das Buch am liebsten beiseitelegen will. So angenehm es ist, dass sich die Beziehung zwischen Jason und Nick nur langsam entwickelt, in einigen Punkten hätte man kürzen können – und die Seiten eher für die letzten zwei Kapitel aufgewendet. Dort scheint die Geschichte plötzlich zu rasen und man hat das Problem, dass man plötzlich nicht mehr hinterherkommt. Die Sache mit Patrick wird definitiv zu schnell abgehandelt und so ganz nachvollziehbar ist sein Stimmungsumschwung nicht, ebenso geht werden Jasons Probleme einfach zu schnell gelöst. Happy End schön und gut, aber auf diese Art kann Stephanie Mangliers leider nicht überzeugen.
Unschön fallen im Laufe der Zeit auch die Logiklücken auf, denn einige Dinge, die beschrieben wurden, sind einfach nicht möglich. Dazu gehört auch, ob ein ehemals Sehender sich wirklich so schnell an die Blindheit gewöhnen kann und einfach so auf eine normale Schule gehen kann – Schulbücher in Blindenschrift hin oder her.
Die Figuren sind recht stereotyp – den meisten fehlen die Ecken und Kanten, was dafür sorgt, dass sie nicht lebendig sind. Das fällt ganz besonders bei Jasons Zieheltern, die so fürsorglich und lieb sind, dass man sie nur schwer als Erwachsene sehen kann, den Lehrern an Jasons neuer Schule und Nicks Freunden auf, die alle recht blass bleiben und wie Statisten wirken. Es mangelt ihnen an Tiefgang, um sie greifbar zu machen.
Lediglich Jason, aus dessen Sicht der Roman erzählt ist, ist etwas lebendiger, da man von ihm logischerweise mehr erfährt. Dadurch, dass er nicht sehen kann, nimmt man seine Umgebung auf eine andere Art und Weise war, was man allerdings abwechslungsreicher hätte gestalten können. IN einigen Szenen wirkt er sehr unreif, aber da er erst 16 ist, kann man darüber hinwegsehen. Nick ist der typische Goodguy, Patrick mit seiner aggressiven Art das genaue Gegenteil. Stephanie Mangliers bedient bei den Figuren die gängigen Klischees, was man gut oder schlecht finden kann.
Stilistisch ist „Und der Himmel ist doch bunt“ Geschmackssache und definitiv nicht mit den gängigen Jugendbüchern gleichzusetzen. Stephanie Mangliers hat einen sehr einfachen, teilweise monotonen Schreibstil. Das Hauptproblem sind die gleichförmigen Sätze und die beständigen Wiederholungen, da die Varianz und die Abwechslung fehlt. Dadurch ermüdet das Buch mit der Zeit, was gerade am Anfang wo auch inhaltlich wenig passiert, ein Problem ist. Die Autorin erinnert ein wenig an Fanfiktion-Schreiberlinge, ganz besonders bei den Dialogen, die man wesentlich spannender hätte aufbauen können. Auch fehlen des Öfteren Beschreibungen zu Jasons Gefühlswelt – gerade weil er nichts sieht, hätte man als Leser gerne mehr über seine inneren Kämpfe erfahren. Darüber hinaus kompensiert ein Mensch seine Blindheit nicht nur mit Hören – es gibt weitere Sinne, die man in die Beschreibungen hätte einfließen lassen können.
Fazit:
„Und der Himmel ist doch bunt“ bietet eine schöne Grundidee, die jedoch nur teilweise überzeugend dargestellt wurde. Während die Hintergründe hinsichtlich Jasons Blindheit gut ausgearbeitet wurden, dämpfen Logiklücken, stereotype Charaktere und ein sehr langatmiger Schreibstil das Lesevergnügen. Auch die Tatsache, dass es zu lange dauert, bis mehr passiert, als der übliche Alltag sorgt dafür, dass sich Stephanie Mangliers‘ in die Länge zieht. Schade – man hätte aus der Grundidee mehr machen können.