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review 2015-10-28 11:40
Mami, warum sind hier nur Männer?
Mami, warum sind hier nur Männer?: Roman - Volker Surmann

Story:
Helmer, Mitte 50, schwul und Hotelier des Gay Resorts Rainbow Inn auf Sardinien, hat für seine homosexuelle Gästeschar selten freundliche Gedanken übrig. Zumeist verachtet er die Arroganz, Oberflächlichkeit und Sturheit der schwulen Urlauber, die während ihres Aufenthalts weder (Bio)Frauen, noch Kinder sehen und am liebsten unter sich bleiben wollen. Diese Regel wird kurzerhand in den Wind geschossen als die betrogene Ehefrau Ilka mit ihren zwei Kindern Thea und Felix nach einer Autopanne im Rainbow Inn strandet und von Helmer kurzerhand aufgenommen wird. Sofort macht sich Unruhe unter den Schwulen breit. Während Ilka versucht so schnell wie möglich einen Rückflug zu buchen, erkunden die Kinder die Anlage und freunden sich mit dem Transvestiten Olga an.

 

Als der erste Rückflug erst drei Tage später möglich ist, quartiert Helmer die kleine Familie in seinem Hotel ein und sorgt damit für ein unvergleichliches Chaos unter seinen Gästen – plötzlich müssen die Schwulen aufpassen, den Playroom abzusperren und beim Stelldichein im nahen Kakteenwald vor neugierigen Kindern auf der Hut zu sein. Auch Ilka hat mit der Situation zu kämpfen, denn neben den verbalen Angriffen seitens der schwulen Stammbelegschaft, drängt auch ihr Noch-Ehemann Dennis darauf, dass sie zu ihm zurückkommt …

 

Eigene Meinung:
Der Roman „Mami, warum sind hier nur Männer?“ stammt aus der Feder Volker Surmanns, der fast 20 Jahre lang als Kabarettist und Comedian auf der Bühne stand, Beiträge für das Satiremagazin „Titanic“ und Kolumnen für das queere Hauptstadtmagazin „Siegessäule“ verfasste und inzwischen mehrere Bücher herausgebracht hat. Nachdem er 2010 mit seinem Roman „Die Schwerelosigkeit der Flusspferde“ mit dem Comedybusiness abrechnete, widmet er sich mit seinem neusten Werk der schwulen Szene, die ebenfalls einige Breitseiten einstecken muss.

 

Die Inhaltszusammenfassung deutet bereits darauf hin, welches Genre Volker Surmann mit dem Roman „Mami, warum sind hier nur Männer?“ anstrebt: Trockene, teils absurde Situationskomik bestimmt die Geschichte, die aus mehreren Perspektiven erzählt wird. Seien es Helmer, Ilka, Thea oder Felix – nahezu jeder kommt zu Wort und darf die Ereignisse aus seiner Sicht schildern. Dabei bleibt kein Auge trocken, denn Volker Surmann lässt kein Klischee und keine krude Situation aus, um sowohl Ilka, die beiden Kinder und die schwulen Gäste ins Schwitzen zu bringen. Dabei bietet die Grundidee nicht einmal viel Handlungsspielraum: eine junge Familie landet in einem Gay Resort und wirbelt die sardische Idylle kräftig durcheinander. Viel Spannung, Action und Überraschungen darf man nicht erwarten, dafür kann man auf etliche Lacher und witzige Szenen hoffen, so dass beim Lesen kein Auge trocken bleibt.


Dennoch sei gesagt, dass es Volker Surmann nicht nur um Comedy und seichte Unterhaltung geht, sondern auch ernste Themen angesprochen werden: Schwulen- und Heterohass, Rassismus (insbesondere innerhalb der schwulen Gemeinschaft), Arroganz und Ungerechtigkeit. Dabei wird das schwule Leben in all seinen Facetten vorgestellt: ob Transvestit, SM-Freaks, Pärchen oder Single im Jagdmodus, Twinks oder die alternde Gemeinde: nahezu alles findet einen Platz in „Mami, warum sind hier nur Männer?“. Es ist ein buntes Sammelsurium an Skurrilität, Klischees und unverblümter Offenheit, das in seiner Gesamtheit einfach nur zu unterhalten weiß.

 

Ein großes Plus machen hierbei die unterschiedlichen Charaktere aus, die allesamt unheimlich authentisch und greifbar beschrieben sind. Sei es der stoffelige Helmer, der am liebsten seine Gäste vor die Tür setzen will, die stets gutgelaunte Olga, die mit ihren Auftritten für Stimmung sorgt und bei den Kindern ein Stein im Brett hat, oder Ilka nebst Nachwuchs, die einfach wunderbar zu den schwulen Gästen des Rainbow Inns passen. Volker Surmann haucht ihnen Leben ein und überzeugt mit lebendigen Dialogen und nachvollziehbaren Reaktionen. Sei es Felix‘ Naivität, wenn es um die schwulen Männer geht, Theas postpubertäres Verhalten, wenn es darum geht ihren Bruder vor Anfeindungen zu schützen oder die kurzen Einblicke in die Gedanken der unterschiedlichen Gäste: es macht einfach Spaß, die Figuren zu begleiten.

 

Stilistisch gibt es nichts zu bemängeln: Volker Surmann hat einen lockeren, flapsigen Schreibstil, der perfekt zur Geschichte und den Charakteren passt. Gerade die Dialoge sorgen für den ein oder anderen Lacher, ebenso die Beschreibungen des Hotels und der nahen Umgebung. Es macht einfach Spaß „Mami, warum sind hier nur Männer?“ zu lesen und das Aufeinandertreffen zweier grundverschiedener Welten zu beobachten. So vorhersehbar die Handlung an einigen Stellen auch sein mag, der Autor schafft es dennoch hervorragend zu unterhalten und gibt Einblicke in eine Welt, die normalerweise nur „Eingeweihte“ zu Gesicht bekommen.

 

Fazit:
„Mami, warum sind hier nur Männer?“ ist ein witziger, sprachlich gelungener Unterhaltungsroman, bei dem kein Auge trocken bleibt. Die Charaktere sind authentisch und überzeugend in Szene gesetzt, die Handlung mag vorausschaubar sein, kann jedoch durch unerwartet ernste Passagen punkten. Wer witzige Romane voller Situationskomik und skurrilen Figuren mag, sollte sich Volker Surmanns Buch nicht entgehen lassen. Allerdings sollte man auf Lektüre während der Zugfahrt verzichten – den ein oder anderen Lacher kann man sich nämlich nicht verkneifen. Zu empfehlen!

Source: www.like-a-dream.de
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