*Worum geht's?*
Die Bagger rücken an. Bauunternehmer Schneidewind hat sein Ziel erreicht und beginnt mit dem Abriss des Friedhofs. Alisik und die Postmortalen versuchen alles, um ihre Gräber zu retten. Aber was können Geister gegen Maschinen schon ausrichten? Während die Heimat der Postmortalen droht, zerstört zu werden, müssen auch Alisik und Ruben in ihrer Liebe mit folgenschweren Erkenntnissen kämpfen…
*Meine Meinung:*
Mit „Frühling“ geht die „Alisik“-Reihe von Hubertus Rufledt und Helge Vogt nun schon in die dritte Runde. Es wird spannender und dramatischer als je zuvor, denn die Bagger des Bauunternehmers Schneidewind beginnen mit der Zerstörung des Friedhofs. Als hätten Alisik und die Postmortalen nicht schon genug damit zu tun, ihre Gräber zu retten, muss sich das Mädchen zudem neuen Erkenntnissen über ihr wahres Ich und ihren Tod stellen. „Frühling“ hält für Alisik eine Achterbahn der Gefühle bereit, die einen auch als Leser voll und ganz mitreißen kann.
Alisik hat mich in diesem Band mal wieder mit ihrer skurrilen, liebevollen Art bezaubern können. Sie hat ihren ganz eigenen Stil, was sich nicht zuletzt an ihrer Kleidung zeigt: Mal sieht sie aus wie ein Mädchen aus den 50er-Jahren, mal kleidet sie sich passend zu Ostern wie ein Hase. So vielfältig wie ihr Klamottenstil, so facettenreich ist auch der Charakter der jungen Postmortalen, die in „Frühling“ neue, ernstere Seiten von sich zeigt.
Die Liebesgeschichte zwischen Alisik und Ruben arbeitet langsam auf eine ernstere Ebene hin. Alles könnte so schön sein und zum Mitschwärmen einladen, wäre da nicht die Tatsache, dass der Tod das verliebte Pärchen bereits geschieden hat! Alisik steht vor der großen Entscheidung, ob sie Ruben wirklich erzählen möchte, ob sie ein Geist ist. Eine komplizierte Entscheidung, die Konsequenzen mit sich ziehen wird - ganz egal, wie Alisik wählen wird.
Neben Alisik kommt in „Frühling“ vor allem der General sehr gut zur Geltung. Endlich erhält der Mann mit dem großen Loch im Rumpf die Möglichkeit, sich selbst zu beweisen. Mit der Geschichte, die der General über sein vergangenes Leben und seinen Tod erzählt, sorgt der General für große Emotionen. Sein Ableben ist wesentlich tragischer, dramatischer und grausamer gewesen als das der anderen Postmortalen. Kein Wunder also, dass die Atmosphäre des gesamten Comics nach dieser Erzählung eher düster und traurig bleibt.
Obwohl mir die Handlung in „Frühling“ an sich gut gefallen hat und auch die Charaktere mit neuen Seiten an sich bei mir punkten konnten, kann der dritte Band der Reihe für mich leider nicht ganz an seine beiden Vorgänger anknüpfen. Die neue Bedrohung der Seelenfresser, die bereits in „Winter“ angeschnitten wurde, kam für meinen Geschmack viel zu wenig zur Geltung. Auch die Ungereimtheiten um Oma Samtkraut hinterließen mehr Fragen als Antworten und sorgten dafür, dass die anderen Charaktere Sympathiepunkte einbüßen mussten. Bleibt zu hoffen, dass sich im letzten Band „Tod“, der im Frühjahr 2015 erscheinen soll, alles klären wird!
*Cover:*
Das Cover ist ebenso ein Eye-Catcher wie die der beiden Vorgänger. Helge Vogts Zeichnungen sind einfach großartig und einzigartig!
*Fazit:*
„Frühling“, der dritte Band der „Alisik“-Reihe von Hubertus Rufledt und Helge Vogt, führt die Geschichte um Alisik gelungen fort, konnte mich aber nicht so sehr von sich überzeugen wie die zwei vorherigen Teile. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, die Ereignisse und Entdeckungen überschlagen sich, die Charaktere wachsen über sich hinaus. Alles an „Frühling“ sorgt für mitreißende Spannung, wären da nicht die Ungereimtheiten und die Fragen, die sich immer wieder in den Lesefluss drängen. Nichtsdestotrotz ist „Frühling“ eine tolle Fortsetzung, die gut unterhält und große Lust auf das Finale „Tod“ macht. Für „Frühling“ vergebe ich schwache 4 Lurche.