Der letzte Band der Trilogie ist meines Erachtens politischer als die ersten beiden Bände. Weniger Action, mehr verwinkelte Hintergrundinformationen und komplexe Intrigen - was mir sehr gut gefallen hat! Die Geschichte bleibt dennoch rasant und spannend, denn es steht immer mehr und mehr auf dem Spiel... Eine unerwartete Wendung jagt die andere, und auch die Protagonisten sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Die Grenzen zwischen gut und böse verwischen sich, und so etwas liebe ich.
Leider hat mich Joelle Charbonneau immer noch nicht vollständig von der Glaubhaftigkeit der Auslese überzeugt. Nicht etwa, weil ich dieses Ausmaß der Grausamkeit einer Regierung nicht zutrauen würde (das tue ich leider!), sondern weil wir es hier mit einer Welt zu tun haben, in der jeder Mensch gebraucht wird und es für mich einfach keinen Sinn macht, ausgerechnet die vielversprechendsten zu töten oder auf andere Art aus dem Verkehr zu ziehen. Wie das in den Büchern begründet wurde, war für mich letztendlich nicht schlüssig.
Der dritte Band dreht sich um eine Aufgabe, die Präsidentin Collindar Cia anvertraut, und so sehr ich das auch glauben wollte, so wenig konnte ich es. Eine unglaublich wichtige Aufgabe, von der die Zukunft des Landes abhängt, und eine Frau mit solcher Macht und solchen Ressourcen legt sie in die Hände einer 16-Jährigen? Auch wenn besagte 16-Jährige schon einiges bewältigt hat, konnte ich mir das einfach nicht vorstellen.
Aber irgendwann habe ich einfach beschlossen, da nicht näher drüber nachzudenken...
Der Schreibstil ist nach wie vor sehr ansprechend, und ich hatte sogar den Eindruck, dass die Autorin inzwischen noch souveräner schreibt als in den ersten beiden Bänden. Man kann sich alles wunderbar bildlich vorstellen, die Dialoge sind (meist) glaubhaft und das Tempo fand ich perfekt. Nur manchmal sprechen Menschen eher wie Bücher als wie normale Menschen, und etwas distanziert fand ich den Schreibstil immer noch - die meisten Geschehnisse berührten mich emotional nicht wirklich.
Für mich ein kleiner Makel: In Cias Gedanken wiederholen sich wieder und wieder Dinge, die der Leser schon weiß - vielleicht wollte die Autorin so sicherstellen, dass es keine Verwirrung oder Unklarheiten gibt? Ich hätte gerne darauf verzichtet, denn da fühlte ich mich als Leser etwas gegängelt.
Und das bringt mich zu Cia und meiner Hassliebe zu ihr. Im ersten Band habe ich Cia abgöttisch geliebt, und auch im zweiten Band war ich noch begeistert von ihr. Nur hatte ich ab da zunehmend das Gefühl, dass sie einfach zu perfekt ist, um glaubwürdig zu sein. Sie ist die jüngste Studentin, aber die schlauste, einfallsreichste, mutigste und überhaupt in allem die beste. Cia kann unglaublich viele abstruse Dinge, die sie irgendwann mal von ihrem Vater oder ihren Brüdern gelernt hat, und an die sie sich natürlich noch problemlos erinnern kann. Schlösser knacken? Kein Problem. Sprengstoff herstellen? Ihre leichteste Übung. Und dann lastet ja sogar das Schicksal des ganzen Landes auf ihren Schultern, während die Präsidentin hilflos Däumchen dreht.
Manchmal denkt Cia sogar darüber nach, wie stark, clever und einrfallsreich sie ist. An diesen Stellen habe ich in stummer Verzweiflung das Buch beiseite gelegt.
Die Liebesgeschichte ist und bleibt für mich blass und enttäuschend. Zu Thomas konnte ich einfach keinen rechten Zugang gewinnen.
Das Ende fand ich unglaublich überraschend, aber 100%ig überzeugt hat es mich leider nicht. Dennnoch habe ich das Buch im Ganzen gerne gelesen, und es war vielleicht nicht der *perfekte* Abschluss der Trilogie, aber meiner Meinung nach doch ein zufriedenstellender.
Fazit:
Der dritte Band der Trilogie wartet auf mit unerwarteten Wendungen, guten Ideen und politischen Intrigen. Leider fand ich die Heldin in diesem Band beinahe unerträglich perfekt und die Liebesgeschichte konnte mich immer noch nicht überzeugen, aber ich fand das Buch dennoch sehr unterhaltsam und bereue nicht, es gelesen zu haben. Es gibt sicher bessere letzte Bände, aber auch viele schlechtere.