
Tatort Münsterland – Bei einem Brandanschlag auf einen Gutshof im Dörfchen Düstermühle sterben zwei Menschen: der ehemalige Hofherr und sein Nachbar. Kommissar Bernhard Hambrock sucht fieberhaft nach einem Motiv. Bei den Ermittlungen, die ihn tief in die Vergangenheit führen, stößt er auf alte Familienfehden und ungesühnte Verbrechen. Doch kaum jemand kann sich erinnern, es gibt keine Zeitzeugen mehr. Und dann brennt es erneut in Düstermühle.
Bei diesem Buch war es (wieder mal) das Cover, bei dessen Anblick ist sofort Feuer gefangen hatte. Außerdem kannte ich noch keinen Krimi aus dem Münsterland, und neuen kriminellen Regionen stehe ich ja immer offen gegenüber. Es hat dann aber noch eine Weile gedauert ehe ich es in Händen hielt.
Es scheint jedoch so als lägen mir Westfalenkrimis einfach nicht.
Dabei habe ich an dem Fall für Hambrock und seine Kollegen rein nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil habe ich die Geschichte als ausgesprochen spannend empfunden. Vor allem, weil der Grund für die Vorkommnisse in Düstermühle so weit in der Vergangenheit liegen, dass sich heute kaum noch jemand daran erinnern kann. Das erschwert die Ermittlungen natürlich. Hinzu kommt noch so manche Wendung, die -kaum dass man sich auch nur im Ansatz so etwas wie einen Verdacht zurecht gelegt hat- diesen gleich wieder zunichte macht. So bin ich bis zum Ende gespannt bei der Sache gewesen.
Mir hat auch das Bild gefallen, das Stefan Holtkötter von Düstermühle und seinen Bewohnern zeichnet. Ein kleines Dorf im Münsterland, das keinen nennenswerten Kontakt zu den nächsten Ortschaften pflegt, und dessen Einwohner nahezu durch die Bank irgendwie miteinander über Kreuz zu sein scheinen. Das ist für einen Krimi eine prima Kulisse, weil es überschaubar bleibt und viel Spielraum bietet.
Sollte man jedenfalls meinen. Doch genau das war der erste Knackpunkt für mich. Ich wusste bis zum Ende hin manchmal nicht, um wen es sich in dem Kapitel dreht, das ich gerade gelesen habe. Bis zuletzt sind kaum eine Handvoll Charaktere bei mir hängengeblieben. Der Kommissar, Carl Beeke und Rosa Deutschmann. Ansonsten musste ich bei jedem Namen neu überlegen, wer das ist und in welcher Verbindung er zu den anderen Charakteren steht. Und das ist anstrengend und kann durchaus verwirrend sein. Und es hilft auch nicht gerade dabei, wenn man selbst überlegt, wer hinter den Taten steckt und weshalb.
Am Ende als der Anlass netterweise ausführlich aufgedröselt wird, kommen sogar noch ein paar Namen dazu. Ich habe dieses Ende dreimal lesen müssen ehe ich durchgestiegen bin.
Ich bewundere zweifelsohne wie genau Stefan Holtkötter seine Handlung durchdacht hat, bin aber selber ab und zu nur schwer mitgekommen. Es kommt ja auch noch dazu, dass auch Leute eine Rolle spielen, die zur Zeit der Handlung nicht mehr leben. Sie lebten zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, was gleich der nächste Haken für mich war.
Ich bin historisch nur mäßig interessiert und mit diesem Zeitraum kann ich so rein gar nichts (mehr) anfangen, nachdem ich das Thema jahrelang in der Schule duchgenommen habe. Das darf man mir jetzt gerne vorwerfen, es ist aber nun mal so. Entsprechend habe ich mich mitunter gut durch gewisse Schilderungen gequält. Ich mag es lieber, wenn ein Kriminalfall im Heute angesiedelt ist.
An sich liest sich “Düstermühle” gut. Vom Sprachlichen auf jeden Fall. Man muss aber wirklich gut die Gedanken beieinander halten angesichts der vielen Charaktere und diversen Verwicklungen. Deshalb habe ich das Lesen hier schon als etwas anstrengend empfunden.
In das Cover bin ich noch immer bis über beide Ohren verliebt. Dieser Gewitterhimmel, so schön finsterblau, die Lichtspiele in den Getreideähren und davor etwas so typisch Ländliches wie ein Karren (?) mit Milchkannen…das wirkt krimimäßig düster. Und die Farben sind klasse!
Fazit: Der Krimi bzw der Fall hat mir wirklich gut gefallen, denn er bleibt spannend bis zum Schluss und ist zweifellos sehr clever erdacht und konstruiert. Ich werde Stefan Holtkötters Krimis im Auge behalten und womöglich noch den einen oder anderen lesen. Erst recht, wenn mir jemand versichern würde, dass sie etwas überschaubarer in Sachen Charaktere sind und der jeweilige Fall seine Wurzeln nicht allzu weit in der Vergangenheit.