Wenn die Verwendung von Fertigsuppen eine Sünde ist, Weihwasser in Limoflaschen abgefüllt wird und Bratwürstel nur an bestimmten Tagen auf den Tisch kommen, lässt das auf eigenwillige kirchliche Sitten schließen. Doch hätte das niemanden gestört, wäre da nicht der Tote an der Orgel gewesen.
Auf die Regionalkrimis von Susanne Hanika hatte ich bereits länger ein Auge. Nun war die Gelegenheit da, mal in die Reihe hinein zu schnuppern. Der Start gestaltte sich allerdings zunächst etwas holprigm weil ich überhaupt nicht wusste, ob es nun eine Leiche gibt. Denn Lisas Oma, die genau das behauptet, wird von Lisa als geistig manchmal nicht mehr so fit beschrieben.
Die Frage klärte sich dann aber bald und tatsächlich gab es eine Leiche: den Organisten der hiesigen Kirche nämlich. Und da ein Messer im Rücken keine Krankheit und auch nur äußerst selten ein Unfall ist, steht fest, dass ein Mord vorliegt. Damit ist der Grundstein für den Krimi gelegt und es kann an die Ermittlungen gehen. Die unternimmt zunächst Lisa, da ihre Oma im Verdacht steht, aber sehr bald natürlich auch Lisas Freund Kommissar Max Sander.
Damit könnte es krimimäßig so richtig rund gehen. Leider war das für mein Empfinden dann aber doch nicht der Fall. Lisa hat zwar einige kluge Ideenm die Sache anzugehen, allerdings verlässt sie meist im entscheidenden Moment der Mut. Oder aber ihre Aktionen gehen in die Hose und enden im Chaos. Ich habe mih einige Male wirklich geärgert. Speziell, wenn sie trotz allen zuvor gefassten Mutes letztlich dann doch gekniffen hat.
Von Kommissar Sanders Nachforschungen bekommt man -im Verhältnis gesehen- recht wenig mit. Das hätte für mich sehr gerne mehr sein dürfen. Ich mochte ihn nämlich wirklch und halte ihn für ein einen sehr cleveren Kommissar. Tritt er in Aktion, dann fühlt sich die Geschichte plötzlich doch nach einem waschechten Krimi an.
Dadurch dass er s kurz kommt, und Lisa so schnell Muffensausen bekommt und sich lieber ins normale Dorfleben zurückzieht und ausführlich darüber berichtet, habe ich den Fall selber oft aus den Augen verloren. Das fand ich schade. Erstens wusste ich nach einem ausführlichen Einblick ins dörfliche Leben manchmal gar nicht mehr, welche Erkenntnisse Lisa und / oder der Kommissar ein Stück weit vorher erworben hatten, und zweitens fehlte mir so auch der berühmte rote Faden hin zur Auflösung.
Auch mit der Gemeinschaft im Dorf hatte ich so so meine Probleme. Lisa und ihre Großmutter mochte ich bald, doch die übrigen Dorfbewohner wurden mir kaum sympathisch. Natürlich mag ich es an Regionalkrimis immer sehr gerne, wenn die Charaktere in irgendeiner Form kauzig und speziell sind. Dabei dürfen sie aber doch gerne auch sympathisch sein. Hier fand ich die meisten Personen eher seltsam. Und speziell dieser dörfliche “Filz” zwischen ihnen hat es mir schwer gemacht, Zugang zu ihnen zu finden. Ich konnte gut verstehen, dass Lisa manchmal mit ihren Nachbarn und Bekannten so ihre Schwierigkeiten hat. Dafür wirkt sie selber doch eine ganze Spur moderner. Auf der anderen Seite habe ich es dann wieder nicht verstanden, wenn dieses sonderbare Völkchen mit ihren ebenfalls sonderbaren Gepflogenheiten für sie als Rückzug dient. Immerhin hat sie einen ausgesprochen feinen Blick für die Vorgänge um sie herum und bei mancher Schilderung habe ich doch schmunzeln müssen. Mir scheint als habe auch Susanne Hanika bereits mal einen Blick hinter die Kulisse solch einer dörflichen Idylle geworfen und die Eindrücke hier verarbeitet. Irgendwie ein wenig beängstigend für einen Stadmenschen wie mich
An sich liest sich “In Ewigkeit, amend” recht flott. Man muss aber mit einem Schippchen Dialekt hier und da klarkommen. Ich finde ja, daran gewöhnt man sich leicht. Da Lisa selber von den Vorkommnissen im Dorf erzählt, ist der Ton erfreulich locker. Da fällt das Lesen leicht und macht auch Spass.
So tierverliebt wie ich bin, gefällt mir das Cover richtig gut. Ich mag die goldigen Rindviecher! Dank der kleinen Kapelle im Hintergrund kommt das Flair einer dörflichen Idylle auf. Und die finsteren Gewitterwolken darüber lassen durchblicken, dass Unheil auf die ländliche Gegend zukommt. Insgesamt also sehr passig zur Geschichte.
Fazit: “In Ewigkeit, amen” war nicht schlecht und ich hatte ein paar Abende Spass damit. Allerdings in erster Linie Spass. So richtig spannend fand ich es nicht. Dafür fehlte mir ein deutlicher roter Faden rund um den Fall, der sich leider in Schilderungen des dörflichen Lebens verlor. Und Lisa darf sich demnächst ruhig mal mehr trauen! Ich werde es auf alle Fälle noch mal mit einem weiteren Krimi von Susanne Hanika und mit Lisa versuchen.