Spektakuläre Horror-Premiere am Freitag: Destiny Express, der verschollene Film von Kult-Regisseur Tobe Hooper – Kultur-Teil der Daily Gazette – Ich liebe es, wenn die Leute bei meinen Filmen vor Entsetzen schreien. Das ist das Schönste für mich. Aber bei Destiny Express war ihr Geschrei beängstigend -Tobe Hooper, Interview nach der Premiere – brach plötzlich das Chaos aus. Die Leute fielen übereinander her, fügten sich Wunden zu und – BBC, Radionachrichten – spricht die Regierung von einer Epidemie, deren Ausmaß noch nicht – CNN-Sondersendung – kein Hirngespinst mehr. Zombies in North Carolina gesichtet! … Aus einem Militärbericht – denken fällt schwer – muss Fleissch. – SFleisch . – kaan ddddka adsfkjökl a-. Tagebucheintrag eines Unbekannten.
Ein Horrorfilm, der die Zuschauer alleine durch das Anschauen zu Zombies mutieren lässt? Das klang schön schräg und außerdem reizte es mich sehr, dass man kaum eine Handvoll echter Informationen über die Handlung findet. Und Zombies finde ich ja eh cool! Deshalb habe ich mein zweifelndes Bauchgefühl ignoriert. Was für ein Fehler! Doch dazu später!
Zunächst sei gesagt: ausser der Infektion durch den Film bietet die Geschichte Zombie-Fans nichts Neues. Infektion, Ausbreitung der “Seuche”, die Veränderung der betroffenen Menschen und natürlich der obligatorische Trupp aus nicht zombiefizierten Helden, der versucht, etwas gegen die Seuche zu unternehmen.
Anfangs fand ich das auch gar nicht übel. Diese erste Phase der Infektion und Verwandlung mag ich bei Zombiegeschichten immer am meisten und immer wieder. Das fand ich hier ebenfalls ganz spannend und interessant und sensationslüstern zu verfolgen.
Die ganzen anschließenden Katastrophen und der Verfall der Menschheit war dann schon deutlich weniger mein Fall. Vor allem, weil hier nun wirklich gar nichts Neuartiges oder Außergewöhnliches mehr aufgeboten wird.
Zudem wurde ich mit keinem aus der Widersachentruppe irgendwie warm. Entweder fand ich sie -ganz platt gesagt- einfach eklig, nervig oder schlicht uninteressant und charakterlos. Und wie sie davon ausgehen können, das erdachte Gegenmittel könne wirken, das habe ich bis heute nicht begriffen. Das ist glatt noch weiter hergeholt als die Idee von der Infektion durch den Film.
Das Ende dann ist so vorhersehbar wie nur was. Man muss nun wirklich keine drei Dutzend Zombie- oder sonstige Horrorfilme gesehen haben um zu erahnen, wie “Midnight Movie” enden wird.
Aber mein Bauchgefühl hatte mich ja gewarnt! Vor allem, weil es ein amerikanischer Roman ist. Zu denen habe ich meist gar kein gutes Verhältnis. Gerade in den Genres Krimi, Thriller und Horror meide ich sie eigentlich, wo ich nur kann.
“Midnight Movie” fährt nun leider alles auf, weshalb ich diese Bücher sonst meide. Fluchen ist hier nämlich ganz toll! So richtig cool ist man nur, wenn man in jedem Satz mindestens einmal die Worte “Scheiße”, “Schwanz” oder “vögeln / ficken” unterbringt. Oder an Letztere zumindest denkt. Die Herren hier schaffen das spielend, und auch so manches Mädel schlägt sich in dieser Disziplin bemerkenswert gut. Besonders schwer ist das aber auch nicht, denn das Zombie-Virus verbreitet sich am zuverlässigsten durch Sex. Dass das Virus zudem dafür sorgt, dass die Betroffenen dauernd geil sind, kommt der Sache natürlich sehr entgegen. Und hey: blaues Sperma…wenn das mal keine coole Idee ist!
Das darf jetzt bitte niemand falsch verstehen. Ich habe nichts gegen gelegentliche Flüche, und auch Sex darf natürlich eine Rolle spielen. Ich habe nur immer das Gefühl, dass amerikanische Autoren darauf besonderes Augenmerk legen und es dabei häufig übertreiben. Auch wenn es an vielen Stellen so unnütz ist wie ein Kropf! Und das nervt mich jedes Mal tierisch!
Das Besondere an diesem Buch ist ganz klar die Aufmachung. Denn ein “richtiges” Kapitel findet sich nur vereinzelt. Stattdessen erfährt man zB aus Blog-Einträgen betroffener Personen, Zeitungsauschnitten, Twitter-Walls oder auch eMails, was sich nach der Filmvorführung in der Stadt ereignet. Dargestellt sind diese Passagen dann auch beispielsweise in Schattenrahmen wie bei einem herausgerissenen Zeitungsartikel, gesperrtem Druck bei den Mails oder kursiv gedruckten Twitter-Postings mit vorangestelltem User-Namen. Bei ersten Durchblättern konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass solch ein zusammengestöpseltes Buch eine durchgehende Handlung hat. Aber doch, es hat. Also davon nicht abschrecken lassen.
Das Äußere des Buchs mag ich eigentlich. So schwarz-weiß mit nur wenig blutrot ist die Aufmachung mal etwas anderes. Und auf der Rückseite findet man eine ganz schöne “Zettelwirtschaft”, die äußerst mäßig Auskunft über die Geschichte gibt. So wird man neugierig gemacht.
Fazit: Klarer Fall von “muss man nicht haben”. Wer bereits das eine oder andere Buch um eine Zombie-Apokalypse gelesen hat, erlebt mit “Midnight Movie” sicher keine Offenbarung. Die Spannung -soweit man das hier so nennen kann- rührt alleine von der außergwöhnlichen Gestaltung von Seiten und Text her. Das hat mein Interesse noch am meisten hochgehalten.