Erster Weltkrieg. Adolf Reisiger meldet sich als Kriegsfreiwilliger. Anfangs noch begeistert, kommen ihm immer mehr Zweifel, ob der Krieg in Europa tatsächlich sinnvoll ist.
"Heeresbericht" wurde in den 1930er-Jahren veröffentlicht und schildert damit das Kriegsgeschehen um den Ersten Weltkrieg zeitnah und gefühlt aus erster Hand.
Adolf Reisiger war einmal Student und ist jetzt Soldat. Trocken berichtet er vom Erlebten, angefangen von der Grundausbildung bis zum Schützengraben.
Dabei ist Reisiger mit unverschämten Glück gesegnet. Je tiefer er im Kriegsgeschehen steckt, desto unverwundbarer scheint er zu sein. Links und rechts von ihm fallen die Kameraden, werden verwundet und regelrecht verstümmelt, während er selbst mit heiler Haut aus dem Gemetzel tritt. Jedoch empfindet Reisiger es zunehmend als Strafe, verschont zu bleiben. Wäre er nur tot, denn dann ist der Krieg für ihn vorbei.
Als Leser wird man an die Seite Reisigers gestellt und erlebt mit ihm den Krieg aus erster Hand. Angefangen von blutigen Kampfsituationen, langen Märschen, strategischem Planen, langweiligem Verharren, erbärmlichen Frieren, bohrendem Hunger und scherzenden Kameraden - es ist alles dabei!
Meiner Meinung nach bekommt man dadurch einen recht authentischen Eindruck vom Krieg. Es gibt etliche Szenen, in denen Reisiger um einen Kameraden oder Vorgesetzten beraubt wird. Meist tut er das mit einem "So ist der Krieg" oder "C'est la guerre" ab und wendet sich seinen Aufgaben zu. Je länger es dauert, desto mehr nagt dieses Leben an ihm und raubt ihm zusehends den Verstand. Grad, dass er keinen hysterischen Lachanfall bekommt, weil er nur mehr den Kopf seines Vorgesetzten sieht ...
Zwischendrin sind Zeitungsartikel, Rundfunkmeldungen oder Briefe von der Front einmontiert, was dem Gesamtgeschehen Ausdruck verleiht. Weniger gefallen haben mir Lieder, die im Hörbuch gesungen werden. Das ist zwar gut umgesetzt, aber absolut nicht meins.
Ich habe Reisigers Bericht meistens als sehr trocken empfunden, was wohl dem Naturell des Geschehens entspricht. Es ist ja kein Abenteuerroman sondern der Autor war damals selbst dabei und hat an der Figur des Kriegsgefreiten Reisiger seine Erlebnisse verarbeitet.
Besonders gut kommen eine gewisse Fassungslosigkeit zur Geltung, die sich zwischen den Soldaten breit macht. Es wird ihnen nach und nach bewusst, wie unsinnig der Krieg ist, was das zu bedeuten hat und dass es keinem höheren Zweck dienen kann.
Obwohl dieses Werk auf mich sehr authentisch wirkt und durch Zeitdokumente untermalt wird, kommt es meiner Meinung nach an „Im Westen nichts Neues“ nicht ran. Wer sich für den Ersten Weltkrieg interessiert, der sollte zuerst zu Remarques Klassiker greifen, weil er meiner Meinung nach mehr Gefühl für das Geschehen vermitteln kann.
Nichtsdestotrotz ist „Heeresbericht“ ein interessantes Stück Zeitgeschichte, das durch das Soldatenleben im Ersten Weltkrieg führt und schon allein deshalb empfehlenswert ist.