In Mountainside gelten strenge Gesetze. Wer 15 ist, muss selbst für seinen Unterhalt sorgen, anders ist das Überleben nicht möglich. Da er keine Alternative hat, geht Benny Imura bei seinem Bruder in die Lehre, einem bekannten Zombiejäger. Er hasst Tom, den er für den Tod ihrer Eltern verantwortlich macht, hält ihn für skrupel- und verantwortungslos. Doch dann erlebt er einen Jäger, der die Untoten respektiert und versucht, ihnen einen würdevollen Tod zu ermöglichen. Denn sie waren einmal Menschen, die liebten und geliebt wurden. Und er erkennt, dass die wahre Gefahr im Lost Land nicht von ihnen ausgeht. Wirklich kaltblütig sind Menschen wie Rotaugen-Charlie und sein Clan, brutale Herren über Leben und Tod. Als sie Nix, seine Freundin, entführen, zieht Benny an Toms Seite in einen Kampf mit höchst ungewissem Ausgang.
Da ich gerade Zombie-Fan bin, habe ich dieses Buch in freudiger Erwartung aufgeschlagen. Doch leider bekam mein Enthusiasmus sehr bald den ersten Dämpfer. Ausgerechnet durch die Hauptperson Benny. Diese egoistische Haltung, diese Einstellung “Arbeit, geh weg, ich komme!” und dieses Vollgestopftsein mit Vorurteilen, das ging mit im Nu auf den Keks. Es ist erschreckend: selbst quasi gefangen in einer Stadt, die von mordlüternden Zombies umzingelt ist, in einer fernen Zukunft, in der das Leben hart ist, selbst da legt ein 15jähriger noch ein so pubertäres Wesen an den Tag!
Scheinbar ist bei ihm -Dank Bruder Tom, der ihn bislang mit durchzog- gar nicht angekommen, in welch gefährlicher Zeit und Situation er lebt.
Wobei, verdenken kann ich es ihm eigentlich nicht, denn auch auf mich wirkte es nicht so. Für mein Empfinden fehlt es der Story durchweg an der bedrohlichen Atmosphäre, die an sich ja mehr als gerechtfertigt wäre. Trotzdem: diese Null-Bock-auf-nichts-Haltung kann ich nicht ab.
Wenigstens ändert Benny seine Ansichten und damit auch sein Wesen. Danach fand ich ihn gleich eine ganze Spur erträglicher. Wobei ich diesen Wandel nicht so ganz nachvollziehen konnte. Das Erlebnis, das dazu führt, mag für Benny einchneidend gewesen sein. Bei mir als Leser kam dabei emotional allerdings nichts groß rüber. Aber bitte, solange ich dadurch wenigstens etwas Zugang zum Charakter finde, dann nehme ich das halt mal so hin.
Nach Bennys Sinneswandel geht es recht bald auf die Suche nach seiner Freundin Nix, die ins Zombieland entführt wurde. Damit kommt zumindest ein Schuss Action in die Geschichte. Die Actionszenen lesen sich allerdings alle sehr gleich, und Action ist nun mal nicht automatisch gleichbedeutend mit Spannung. Dafür würde es widerum auch ein Quentchen Atmosphäre brauchen, die aber auch hier schlicht nicht vorhanden ist. Das ist denkbar ungünstig, wo sich diese beiden Elemente doch irgendwo bedingen…
Eine Entdeckung gegen Ende des Buches, wäre der einzige Grund, wieso ich mich eventuell an Teil 2 heranwagen würde. Allerdings habe ich nach diesem ersten Teil massig Geduld, darauf zu warten.
Alleine vom Sprachlichen her würde sich “Lost Land – Die Erste Nacht” ganz leicht, flott und jugendlichen lesen. Das dürfte den jungen Lesern entgegenkommen. Doch ausgebremst durch die zähe Handlung, habe ich mich selbst mit diesem an sich lockeren Stil arg schwer getan.
Optisch mag ich das Buch noch immer. Diese Feuersbrunst hinter dem Zaun zum Zombieland und davor der schwarze Vogel, das strahlt eine gewisse Bedrohlichkeit aus und lässt an sich auf spannende Lesestunden hoffen. Entfernt man den Schutzumschlag hält man das Buch im gleichen Look in den Händen. Das mag ich, wenn Buchdeckel ebenfalls gestaltet sind.
Fazit: Ich habe mich jeden Abend aufraffen müssen, “Lost Land – Die Erste Nacht” weiterzulesen, auch wenn ich mit Benny später besser klarkam. Aber scheinbar sind Spannung und Atmosphäre ebenfalls mal Zombies begegnet und bleiben deshalb vorsichtshalber in Deckung. Dadurch zieht sich die Handlung sehr zäh in die Länge.