logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: a-head-full-of-ghosts
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2020-01-28 12:20
Brillant und revolutionär
A Head Full of Ghosts: A Novel - Paul Tremblay

Paul Tremblay bricht eine Lanze für modernen Horror. Im Essay „The H Word: The Politics of Horror” argumentiert er, dass Horror nicht reaktionär und konservativ sein muss, um erfolgreich zu sein. Er hält das Ende von „Der Exorzist“ für einen Fehlschlag, weil Regan und ihre Mutter nach dem schrecklichen Erlebnis der Besessenheit zu den konservativen Werten der Ausgangssituation zurückkehren – die beiden leben glücklich weiter, als wäre nie etwas geschehen. Tremblay diskutiert, dass diese Wiederherstellung des Status quo der Grund dafür ist, dass sich die wenigsten an die letzten Szenen erinnern, während sie Erbsensuppe mit völlig neuen Augen betrachten. Der horrende Charakter einer Geschichte sollte nicht allein durch singuläre Ereignisse entstehen, sondern durch das Wissen, dass nichts mehr so ist wie vorher. Auf dieser Theorie fußt Tremblays Roman „A Head Full of Ghosts“.

 

Zuerst waren es nur Kleinigkeiten. Marjorie verhielt sich merkwürdig. Nachts schlich sie in das Zimmer ihrer jüngeren Schwester Merry. Sie stahl ihre Kinderbücher. Sie malte unheimliche Bilder. Sie erzählte Merry gruselige Geschichten. Dann wurde es schlimmer. Ihre Eltern schickten Marjorie zu einem Arzt. Nachts schrie sie. Sie erzählte von Geistern in ihrem Kopf, die sie nicht schlafen ließen. Es wurde noch schlimmer. Zwei Wochen verbrachte Marjorie in einem Krankenhaus. Ihr Vater suchte Trost bei der Kirche und traf Vater Wanderly. Als Marjorie zurückkehrte und noch immer nicht sie selbst war, nahmen ihre verzweifelten Eltern die Hilfe des Priesters an. Wenig später zog ein Kamerateam in ihr Haus. Doch auch sie konnten Marjorie nicht helfen.
15 Jahre später erinnert sich Merry an die furchtbaren Monate, die ihre Familie zerstörten. Unterstützt von einer Autorin kehrt sie in das Haus ihrer Kindheit zurück, um herauszufinden, was sie als 8-Jährige nicht verstand: Was ist damals wirklich geschehen? War ihre Schwester besessen?

 

Hände hoch: wie viele haben abgeschaltet, als sie das Wort „Horror“ im ersten Satz dieser Rezension lasen? Wie viele, als „Besessenheit“ dazukam? Schämt euch. Ich würde doch niemals eine abgedroschene, überholte Geschichte von Besessenheit mit fünf Sternen bewerten. Zugegeben, das Horrorgenre ist mit vielen Klischees belastet und Paul Tremblay berichtet selbst, dass er darum kämpft, als Horrorautor ernstgenommen zu werden. Aber der kleine Exkurs in der Einleitung sollte euch versichern, dass er sich dieser Klischees bewusst ist und „A Head Full of Ghosts“ deshalb kein herkömmlicher Vertreter des Genres ist. Dieses Buch interpretiert jedes Motiv, das normalerweise mit Besessenheit verbunden ist, neu. Es dreht ikonische Szenen auf den Kopf und stellt äußerst unangenehme Fragen, indem es die natürliche Distanz zwischen Geschichte und Publikum aufbricht und die Leser_innen zwingt, sich in die Figuren hineinzuversetzen, statt gierig und voyeuristisch Bilder von Blut, Gewalt und Terror aufzusaugen. Es verschiebt den Fokus des Horrors von billiger Effekthascherei zum Erleben der Charaktere, wodurch Physisches völlig in den Hintergrund rückt. Es ist sensibel, einfühlsam und intensiv. Kurz: Es ist brillant. „A Head Full of Ghosts“ schildert die tragische Geschichte der Familie Barrett aus der Perspektive der jüngsten Tochter Merry, die acht Jahre alt war, als ihre große Schwester Marjorie verrückt wurde. Ihren konsequent kindlichen Blickwinkel, der sich sowohl in ihren Erinnerungen als auch in der Gegenwart manifestiert, halte ich für den Geniestreich, der dafür sorgt, dass dieser Roman außergewöhnlich ist. Durch ihre Jugend ist Merry eine äußerst unzuverlässige Erzählerin, die zwar massenweise Informationen bereitstellt, in ihrer Interpretation jedoch eingeschränkt ist. Als Nesthäkchen der Familie war sie selbstverständlich tief in die Ereignisse involviert, wurde allerdings bewusst auf Distanz gehalten. Vieles wurde ihr nicht erklärt, die Entscheidungen ihrer Eltern blieben ihr verschlossen und ihre Beziehung zu ihrer Schwester wurde von einer idealisierenden Note geprägt, die mich an ein Märchen denken ließ. Sie sah durch einen Filter, war halb drinnen, halb draußen, was zu einer einzigartigen Wahrnehmungschronik führt und die Aufmerksamkeit der Leser_innen nicht auf Marjories Zustand lenkt, sondern auf all das, was erst ihre Anfälle und später die TV-Show der gesamten Familie antaten, was ihnen genommen wurde. Ich empfand Merry als das Opfer der Situation, weil sie am wenigsten in der Lage war, zu verstehen und ihr darüber hinaus am meisten gestohlen wurde, von der Fürsorge ihrer Eltern bis zur Sicherheit ihres Heims. Paul Tremblays Anliegen, die Auswirkungen horrender Erlebnisse zu proträtieren und die Figuren durch diese nachhaltig zu verändern, ist ihm zweifellos geglückt. Niemand kann „A Head Full of Ghosts“ lesen und glauben, nach den Geschehnissen sei wieder alles wie vorher. Es ist nie mehr wie vorher, das kann ich euch garantieren.

 

Ich hoffe sehr, dass ich euch vermitteln konnte, wie großartig „A Head Full of Ghosts“ ist. Beim Schreiben dieser Rezension hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, meine Begeisterung nicht ausreichend artikulieren zu können, weil ich über viele Details, die mich beeindruckten, einfach nicht sprechen kann, ohne zu spoilern. Es ist nämlich nicht nur eine exzellente psychologische Analyse von Horror, es ist auch ein Buch, das mit zahlreichen, oft versteckten Erkenntnissen aufwartet, die ich keinesfalls vorwegnehmen möchte. Ich muss darauf vertrauen, dass ihr herauslesen könnt, wie bewegend ich die Geschichte fand, die Paul Tremblay erzählt und wie revolutionär diese für das Genre ist. Ich bete, dass ihr „A Head Full of Ghosts“ eine Chance gebt, sogar wenn ihr sonst nicht viel mit Horror anfangen könnt. Dieses Buch ist anders, darauf gebe ich euch Brief und Siegel. Wahrer Horror entsteht nicht durch Brutalität oder Schock – er entsteht durch die Infragestellung unserer Glaubensgrundsätze.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2020/01/28/paul-tremblay-a-head-full-of-ghosts
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2019-12-19 09:16
Extraordinary and truly original horror
A Head Full of Ghosts - Paul Tremblay

A Head Full of Ghosts is a clever and layered novel. The Barrett family's tragic story is told by the youngest daughter, Merry, in interviews with a writer and as flashbacks. The same story is dissected and deconstructed by a blogger who reviews, considers and discusses the reality TV show filmed in the family's home. In this way Tremblay both constructs and deconstructs his narrative, looking at horror tropes, misogyny and mental distress as entertainment.

 

Describing the novel like this might make it sound too intellectual, too meta, but it delves deep into the darkness and is full of tense moments and unexpected scares. It works well as both a horror novel and a thesis on the horror genre. It may be my favourite book of this decade.

Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2018-12-06 23:49
A Head Full of Ghosts
A Head Full of Ghosts: A Novel - Paul Tremblay

I liked this, but I didn't love it, and over a month later I'm still not sure I can pinpoint why. But I'm going to try. This book definitely gets its creep on - there are a couple scenes that will stick with me for a good long while. The scene is set masterfully, and I'm absolutely transported to this household as it falls apart. It has mood and atmosphere galore, and I think the characters are well drawn.

 

I think the hurdle for me was that I've never been nearly as invested in psychological horror as I am the supernatural variety. Mental illness and the like don't freak me out, they make me sad. It's hard to be scared when you're reflecting on how devastating it is to care about someone who has crippling mental issues. I'm fully willing to acknowledge that's probably not going to be the case for most people. Nonetheless it was something I took to the table and it absolutely impacted my interactions with this story. If psychological horror, religious fervor, demonic exorcisms, madness, and family drama are things that interest you absolutely give this one a shot - it will likely scare the hell out of you. If, however, you're like me and those things hit a bit of a sour note you might want to skip this one. Your milage will likely vary.

Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2018-07-30 18:25
Ein Exorzismus
A Head Full of Ghosts - Ein Exorzismus: Psychothriller - Paul Tremblay

Als die 14jährige Majorie sich merkwürdig zu benehmen beginnt, wissen weder Eltern, Lehrer noch Psychologen weiter. Bald wird in Frage gestellt, ob es tatsächlich eine Geisteskrankheit ist. Oder treibt ein Dämon sein Unwesen? Der geplante Exorzismus heizt die Fantasie der Familie an. Außerdem kommen die Medien ins Spiel, die eine teuflisch unterhaltsame Reality-TV-Show aus dem verstörenden Verhalten der Teenagerin kreieren.

Für mich sind Bücher und Filme zum Thema Exorzismus der Inbegriff des Horrors. Leider gibt es kaum gute Romane dazu, weil meistens übertrieben von der katholischen Art der Teufelsaustreibung geschrieben wird. Doch "A Head Full of Ghosts" konnte mich von Beginn an überzeugen und hat mir wohliges Gruseln beschert.

Im Mittelpunkt steht allerdings nicht Majorie sondern ihre jüngere Schwester Meredith, die vom Exorzismus an ihrer Schwester erzählt. Denn die Ereignisse sind bereits jahrelang her als Meredith als kleines Mädchen im familiären Albtraum gefangen war. Eine Schriftstellerin interessiert sich nun dafür, das Geschehen aus Merediths Perspektive zu erzählen, wofür sie ihr gern ein Interview gibt.

Dieses Interview mit Meredith ist die Rahmenhandlung, aus der rückblickend Majories Besessenheit betrachtet wird. Meiner Meinung nach wurde damit ein exzellentes Gerüst gewählt, weil es authentisch und seriös wirkt. 

Meredith war zum Zeitpunkt des teuflischen Geschehens ein kleines Kind. Sie ist sich sehr wohl bewusst, dass man in dem Alter manche Situationen falsch einschätzt und interpretiert. Das betont sie während der Interviews immer wieder und führt entsprechende Beispiele an. 

Man geht also mit Meredith in ihre Vergangenheit zurück und merkt, wie sich innerhalb der Familie das Grauen anbahnt. Die große Schwester Majorie verhält sich zunehmend merkwürdig, weil sie von üblichen Teenager-Gepflogenheiten abweicht und makabre Geschichten erzählt. Psychiatrische Behandlungen schlagen nicht an und es reift der Entschluss, geistigen Beistand ins Haus zu holen. 

Dieses 'Vorspiel' bis zum Exorzismus nimmt viel Raum im Roman ein und lässt sich schaurig lesen. Merediths Erinnerungen wirken echt, als ob tatsächlich jemand von einem traumatischen Erlebnis aus der Kindheit erzählt. Sie neigt weder zu Übertreibungen noch heizt sie die Fantasie mit übernatürlichen Spekulationen an. Dennoch ist es gruselig, wenn man ihre Erzählung liest. Denn Majorie hat sich grausame Geschichten ausgedacht, spricht mit dem Priester auf Augenhöhe über Bibelverse und weiß Dinge, die sie beim besten Willen nicht wissen kann.

Außerdem kommt mit Majories anomalen Verhalten die Film-Crew der Reality-Show dazu. Jetzt wird aus dem Grauen der Familie Unterhaltung für die Massen gemacht, was weitere Probleme mit Nachbarn, Schule und sozialem Umfeld schafft.

Bezüglich des Exorzismus-Rituals wurden förmliche Fehler gemacht, die allerdings im Roman selbst aufgegriffen und kritisiert werden. Zum Beispiel darf ein Exorzismus nicht zum öffentlichen Spektakel skandieren, weil es dem Teufel eine Bühne verschafft. Der Vatikan oder die Diozöse würde einer Reality-TV genauso wenig wie Tonbandaufzeichnungen o. ä. niemals zustimmen. Und ohne ausdrückliche Genehmigung darf kein Exorzismus durchgeführt werden. 

Zu den Erinnerungen und der Rahmenhandlung kommt eine weitere Perspektive dazu, die sich mit der Reality-TV-Show auseinandersetzt. Dazu werden in Blogbeiträgen sämtliche Folgen regelrecht seziert und bis ins kleinste Detail analysiert. Etliche Parallelen zu den bekanntesten Horror-Schockern werden gezogen und Special Effects werden diskutiert. 

Damit hat man als Leser drei Perspektiven auf den Exorzismus von Majorie, der damit einen mysteriös-gruseligen, dennoch echt und glaubwürdigen Grundton hat. Teilweise liest es sich wie ein Sachbuch, aus Merediths Perspektive eher wie ein Coming-of-Age-Roman, um dezent die Grenze zum Horror zur überschreiten, der das düstere Leserherz höher schlagen lässt.

Meiner Ansicht nach ist Paul Tremblay ein hervorragender Exorzismus-Roman gelungen, der sich an bekannten Vorgängern bedient, gleichzeitig moderne Elemente anhand der Reality-TV-Show einfließen lässt und aufgrund des sachlichen Schreibstils fesselnd zu lesen ist.

Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.co.at
Like Reblog Comment
review 2018-07-24 00:00
A Head Full of Ghosts
A Head Full of Ghosts - Paul Tremblay A scary book that really was scary, while being able to play with whether it's really about supernatural stuff. It worked both ways! I read this in a day.
More posts
Your Dashboard view:
Need help?