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review SPOILER ALERT! 2021-07-15 12:41
Das schwarze Band von Alex Beer, Emmerich #4
Das schwarze Band - Alex Beer

Wien, Juli 1921. Mitten in einer Hitzewelle werden Emmerich und Winter zu einem Tatort mit 2 Frauenleichen gerufen - 2 Prostituierte wurden ermordet, eine 3. scheint auf der Flucht zu sein. Da Emmerich mal wieder wegen Beleidigung des Bundeskanzlers in Ungnade gefallen ist, muss er just zu diesem Zeitpunkt in eine Disziplinarschulung und Winter mit den Ermittlungen im Rotlichtmilieu alleine lassen. Doch auch sein Seminar stellt sich als bald als komplizierter dar, als es ihm lieb ist.

Dies ist der 4. Roman der Emmerich-Reihe. Wie immer zeichnet Beer ein hochinteressantes Bild der Nachkriegsgesellschaft zwischen bitterer Armut und offen gezeigter Dekadenz, zwischen junger verachteter Demokratie und dem Schwelgen in Monarchie-Erinnerungen und -Fantasien. In diesem Fall wird alles miteinander verwoben, heraus kommt ein spannend zu lesender Roman, wenn gleich auch der letztendliche Rädelsführer zu offensichtlich ist.

Aufgewogen wird dies allerdings durch die persönlichen Seiten, denn sowohl über Winter, der zumindest in Ansätzen diesmal alleine ermitteln darf, als auch über Emmerich erfährt man mehr. Dazu inkludiert Emmerich Winter immer mehr in seine kleine Familie, die irgendwie auch den Schmuggler/Neo-Politiker Kolja mitumfasst. Ich hoffe auch, dass Irina gekommen ist, um zu bleiben.

Beer vermag es spielend, ihren Figuren immer neue Facetten zu geben, aber auch schon bekannte weiter auszuarbeiten. Man lebt mit mit Winter, der sich endlich beweisen will, und Emmerich, der sein Leben als alleinerziehender Vater, Kriminalinspektor, Mentor für Winter und die Suche nach seiner Herkunft irgendwie jonglieren will. Und genau davon leben diese Romane! Natürlich werden auch die Fäden zu Band 5 gelegt, der im Herbst 2021 erscheinen soll - ich freu mich jedenfalls schon drauf.

Der einzige kleine Kritikpunkt betrifft die Edition: Das Taschenbuch umfasst 348 Seiten - aufgrund der verwendeten Schriftgröße und des Zeilenabstands hätte man hier durchaus auch auf 250 Seiten reduzieren können... Es muss ja nicht unbedingt ein größerer Umfang vorgegeben werden, als im Endeffekt da ist. Leider fiel mir das aber auch schon bei anderen Beer-Romanen auf.

Fazit: spannend, mitreißend... die Emmerich-Serie zeigt bislang keine Abnutzungserscheinungen. So soll's sein!

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review SPOILER ALERT! 2021-05-24 11:00
Der dunkle Bote von Alex Beer, Emmerich #3
Der dunkle Bote - Alex Beer

November 1920, eine Kältewelle hat Wien fest im Griff. Armut regiert, aber die Bevölkerung befreit sich schon langsam aus der Starre des verlorenen 1. Weltkriegs, und Unmut macht sich breit, besonders als die Sozialisten aus der Regierung fliegen.

In dieser Zeit der politischen Unruhe werden Emmerich und Winter zu einem grausamen Mord gerufen, doch Brisanz erhält der Fall erst, als die abgetrennte Zunge des Opfers bei einer Reporterin landet mit einer Nachricht des Teufels. Doch teuflisch gestalten sich nicht nur die Ermittlungsarbeiten, sondern auch Emmerichs Suche nach seiner Familie.

Dies ist mit Abstand der bisher beste Emmerich-Roman. Er verwebt gekonnt die soziale und politische Situation im Nachkriegs-Wien mit einem spannenden Kriminalfall und Emmerichs Privatleben.

Da gibt's also einerseits den Mordfall, der sich bald in eine Mordserie ausdehnen sollte, andererseits aber auch einen seltsamen Bandenkrieg in Wien, der zwar eigentlich der Fall eines Kollegen ist, schließlich aber vor Emmerichs Haustür landet. Symbol bzw Dreh- und Angelpunkt für beides ist Xaver Koch, der totgeglaubte, aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Ehemann von Emmerichs Geliebter Luise, der diese samt ihren Kindern Richtung unbekannt verbracht hat und nun besessen davon ist, Emmerich (und Luise) für ihre Beziehung büßen zu lassen... und auch davon, die politische Lage in Österreich umzustürzen.

Dazu wird auch die Lage der Frauen insgesamt weiter thematisiert: im Krieg in die Rolle der Männer geschlüpft, werden sie nun durch Kriegsheimkehrer, bittere Armut und Diskriminierung an den Rand der Gesellschaft (zurück) gedrängt, inklusive Unterdrückung, Prostitution und Gewalt in der Familie. Nicht nur Emmerich und Winter fühlen die Ohnmacht angesichts des Elends. Und doch beginnt sich Widerstand zu formen.

Insgesamt ein fesselnder Roman, den man kaum weglegen kann. Und das Ende ändert Emmerichs Leben schlagartig. Warum ist Band 4 nicht schon in meinen Händen?

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