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review 2013-08-15 12:09
Roten Faden vermisst!
In Ewigkeit, Amen - Susanne Hanika

Wenn die Verwendung von Fertigsuppen eine Sünde ist, Weihwasser in Limoflaschen abgefüllt wird und Bratwürstel nur an bestimmten Tagen auf den Tisch kommen, lässt das auf eigenwillige kirchliche Sitten schließen. Doch hätte das niemanden gestört, wäre da nicht der Tote an der Orgel gewesen.

 

Auf die Regionalkrimis von Susanne Hanika hatte ich bereits länger ein Auge. Nun war die Gelegenheit da, mal in die Reihe hinein zu schnuppern. Der Start gestaltte sich allerdings zunächst etwas holprigm weil ich überhaupt nicht wusste, ob es nun eine Leiche gibt. Denn Lisas Oma, die genau das behauptet, wird von Lisa als geistig manchmal nicht mehr so fit beschrieben.
Die Frage klärte sich dann aber bald und tatsächlich gab es eine Leiche: den Organisten der hiesigen Kirche nämlich. Und da ein Messer im Rücken keine Krankheit und auch nur äußerst selten ein Unfall ist, steht fest, dass ein Mord vorliegt. Damit ist der Grundstein für den Krimi gelegt und es kann an die Ermittlungen gehen. Die unternimmt zunächst Lisa, da ihre Oma im Verdacht steht, aber sehr bald natürlich auch Lisas Freund Kommissar Max Sander.
Damit könnte es krimimäßig so richtig rund gehen. Leider war das für mein Empfinden dann aber doch nicht der Fall. Lisa hat zwar einige kluge Ideenm die Sache anzugehen, allerdings verlässt sie meist im entscheidenden Moment der Mut. Oder aber ihre Aktionen gehen in die Hose und enden im Chaos. Ich habe mih einige Male wirklich geärgert. Speziell, wenn sie trotz allen zuvor gefassten Mutes letztlich dann doch gekniffen hat.
Von Kommissar Sanders Nachforschungen bekommt man -im Verhältnis gesehen- recht wenig mit. Das hätte für mich sehr gerne mehr sein dürfen. Ich mochte ihn nämlich wirklch und halte ihn für ein einen sehr cleveren Kommissar. Tritt er in Aktion, dann fühlt sich die Geschichte plötzlich doch nach einem waschechten Krimi an.
Dadurch dass er s kurz kommt, und Lisa so schnell Muffensausen bekommt und sich lieber ins normale Dorfleben zurückzieht und ausführlich darüber berichtet, habe ich den Fall selber oft aus den Augen verloren. Das fand ich schade. Erstens wusste ich nach einem ausführlichen Einblick ins dörfliche Leben manchmal gar nicht mehr, welche Erkenntnisse Lisa und / oder der Kommissar ein Stück weit vorher erworben hatten, und zweitens fehlte mir so auch der berühmte rote Faden hin zur Auflösung.
Auch mit der Gemeinschaft im Dorf hatte ich so so meine Probleme. Lisa und ihre Großmutter mochte ich bald, doch die übrigen Dorfbewohner wurden mir kaum sympathisch. Natürlich mag ich es an Regionalkrimis immer sehr gerne, wenn die Charaktere in irgendeiner Form kauzig und speziell sind. Dabei dürfen sie aber doch gerne auch sympathisch sein. Hier fand ich die meisten Personen eher seltsam. Und speziell dieser dörfliche “Filz” zwischen ihnen hat es mir schwer gemacht, Zugang zu ihnen zu finden. Ich konnte gut verstehen, dass Lisa manchmal mit ihren Nachbarn und Bekannten so ihre Schwierigkeiten hat. Dafür wirkt sie selber doch eine ganze Spur moderner. Auf der anderen Seite habe ich es dann wieder nicht verstanden, wenn dieses sonderbare Völkchen mit ihren ebenfalls sonderbaren Gepflogenheiten für sie als Rückzug dient. Immerhin hat sie einen ausgesprochen feinen Blick für die Vorgänge um sie herum und bei mancher Schilderung habe ich doch schmunzeln müssen. Mir scheint als habe auch Susanne Hanika bereits mal einen Blick hinter die Kulisse solch einer dörflichen Idylle geworfen und die Eindrücke hier verarbeitet. Irgendwie ein wenig beängstigend für einen Stadmenschen wie mich ;)

 

An sich liest sich “In Ewigkeit, amend” recht flott. Man muss aber mit einem Schippchen Dialekt hier und da klarkommen. Ich finde ja, daran gewöhnt man sich leicht. Da Lisa selber von den Vorkommnissen im Dorf erzählt, ist der Ton erfreulich locker. Da fällt das Lesen leicht und macht auch Spass.

 

So tierverliebt wie ich bin, gefällt mir das Cover richtig gut. Ich mag die goldigen Rindviecher! Dank der kleinen Kapelle im Hintergrund kommt das Flair einer dörflichen Idylle auf. Und die finsteren Gewitterwolken darüber lassen durchblicken, dass Unheil auf die ländliche Gegend zukommt. Insgesamt also sehr passig zur Geschichte.

 

Fazit:   “In Ewigkeit, amen” war nicht schlecht und ich hatte ein paar Abende Spass damit. Allerdings in erster Linie Spass. So richtig spannend fand ich es nicht. Dafür fehlte mir ein deutlicher roter Faden rund um den Fall, der sich leider in Schilderungen des dörflichen Lebens verlor. Und Lisa darf sich demnächst ruhig mal mehr trauen! Ich werde es auf alle Fälle noch mal mit einem weiteren Krimi von Susanne Hanika und mit Lisa versuchen.

Source: leserattz.wordpress.com/2012/12/17/rezension-in-ewigkeit-amen-susanne-hanika
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review 2013-08-13 11:05
Erfreulich viel Kreuthner, mir aber etwas zu politisch
Schwarze Piste - Andreas Föhr

Onkel Simon ist tot. Seine Asche verstreut Polizeiobermeister Kreuthner feierlich auf dem Wallberg – einer jungen Skifahrerin mitten ins Gesicht. Als Wiedergutmachung fährt Kreuthner mit ihr die berüchtigte schwarze ­Piste ab, die er angeblich bestens kennt. Nur wenig später stapfen sie in der Dunkelheit durch den Schnee und stolpern fast über die gefrorene Leiche einer Frau.

 

Endlich ein neuer Fall für Kreuthner und Wallner! Als Fan von Andreas Föhrs Krimis hatte ich mich schon riesig auf “Schwarze Piste” gefreut.
Und es ging auch gleich ganz nach meinem Geschmack los, denn schon auf den ersten Seiten hat Kreuthner seinen ersten Auftritt in dieser Geschichte. Überhaupt fand ich, dass er in “Schwarze Piste” eine größere Rolle spielt als in den vorigen Krimis. Das habe ich selbstverständlich sehr begrüßt, denn ich mag diesen kauzigen und doch so cleveren Polizisten ausgesprochen gerne. Er ist in diesen Krimis so die besondere Würze, könnte man sagen. Vor allem gibt es mit ihm auch immer etwas zu lachen und wenn das bei einem Krimi möglich ist, dann hat der bei mir eh schon einen Stein im Brett. Auch in diesem Buch habe ich über Kreuthner wieder manches Mal zumindest geschmunzelt. Dabei gefällt es mir, dass er trotzdem nie zur Lachnummer wird. Es ist immer zu erkennen, dass er durchaus helle ist.
Dass er hier jetzt mehr mitmischt, hat für mich auch ausgeglichen, dass es aus Wallners Privatleben nichts mehr zum Amüsieren gibt. Früher habe ich mitunter noch über Manfred mal grinsen können, doch seit Wallner in festen Händen ist und sogar eine Tochter hat, ist in dieser Hinsicht bei ihm die Luft raus. Schade, aber solange das mit Kreuthner aufgewogen wird, kann ich damit leben.
Der Fall, den die beiden hier zu klären haben, lässt sich ein wenig skurril an, wirkt aber anfangs wenig spektakulär. Die Frage ist halt, wer an die Morde an den im Tod so seltsam hergerichteten Menschen begangen hat. Die Ermittlungen nehmen schnell unerwartete Wendungen und es gibt eine ganze Reihe an Ungereimtheiten, sowie einigen Verdächtigen und speziell einem offensichtlichen Verbrecher. Das ergibt in Summe einen spannenden Fall, dem ich zunächst sehr gerne gefolgt bin.
Allerdings schlägt er irgendwann eine Richtung ein, mit der ich gar nichts anfangen kann. Mein Interesse an der RAF ist wirklich verschwindend gering. Deshalb musste ich mich bei gewissen Passagen auch schwer zusammenreißen um sie nicht zu überspringen. Allzu sehr wird zwar nicht in die Tiefe gegangen, aber mir hat es doch mehr als gereicht.
Ich weiß auch nicht, ob der Fall diesen Abstecher unbedingt nötig gehabt hätte. Ich bin mir fast sicher, dass ein Fall rund um die Toten mit dem bereits erschaffenen Kreuthner-Wallner-Universum und Verstrickungen ohne politische Hintergründe ebenfalls funktioniert hätte. Da es hier zu einem großen Teil um einen Gnadenhof für Tiere und seine Besitzer geht, wäre das eine Richtung gewesen, die mir einleuchtender erschienen wäre. Dieser Sprung von einem Gnadenhof hin zu RAF-Machenschaften kam mir doch etwas zu groß und gewagt vor.
Das Ende wird diesen ganzen großen und politische Hintergründen dann auch nicht wirklich gerecht. Es ist im Vergleich dazu verblüffend bodenständig.
Trotzdem habe ich es so nicht kommen sehen und -abgesehen von diesen RAF-Passagen- bin ich der Geschichte doch mit Spannung gefolgt und habe hin und her überlegt, wer der Täter sein könnte. Das war vor allem auch deshalb reizvoll, weil man besagtem Bösewicht als Leser jederzeit in die Karten schauen kann. Man ist bei allem dabei, was er unternimmt und bekommt so Einblick in seine Gedanken und Pläne. Da ist man der Polizei ab und zu schon ein Stück voraus. Das gibt auch zusätzlichen Anlass um um gewisse andere Charaktere zu bangen.
Zusammen mit dem typischen Funken Lokalkolorit und Humor hat “Schwarze Piste” so bei mir doch den Eindruck eines typischen Krimis von Andreas Föhr hinterlassen, den sich Fans nicht entgehen lassen sollten. Und Kreuthner-Fans sowieso nicht ;)

 

“Schwarze Piste” liest sich ebenso gut wie seine Vorgänger. Der eine oder andere mag vielleicht über Kreuthners Dialekt stolpern, aber daran gewöhnt man sich schnell. Für mich macht das auch einen Teil des Charmes dieser Krimis aus. Eine Prise Humor so quasi zwischen den Zeilen erleichtert das Lesen auch noch mal. Und die Kapitel haben eine sehr angenehme Länge. Ich habe da oft gedacht: ach komm, bis zur nächsten glatten Kapitelzahl noch! Das geht hier ganz prima.

 

Die Skier auf dem Cover passen gut zum Titel und auch zur Geschichte. Gleichzeitig ist das ein Motiv, dass einem Regionalkrimi steht und zumindest sofort erahnen lässt, dass es sich um einen solchen handelt. Begeistert hat mich die Gestaltung der Broschur von innen. Eine wirklich schöne Winterlandschaft!

 

Fazit:  Ich hätte diese Verbindung zur RAF nicht gebraucht. Das mögen politisch interessiertere Leser als ich es bin  anders sehen. Davon abgesehen hat mir auch “Schwarze Piste” gut gefallen. Ein spannender und durchdachter Krimi, der sich skurril anlässt und dann unerwartete Kreise zieht. Und mit, ich kann es nicht oft genug sagen, erfreulich viel Kreuthner.

Source: leserattz.wordpress.com/2012/11/19/rezension-schwarze-piste-andreas-fohr
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review 2013-08-11 19:49
Auch Ann Kahtrins zweiter Fall hat mir gefallen
Ostfriesenblut - Klaus-Peter Wolf

Ein Unbekannter legt Ann Kathrin Klaasen eine Leiche vor ihr ostfriesisches Einfamilien-haus. Die Tote, Regina Orth, ist keines natürlichen Todes gestorben, obwohl im Totenschein „Tod durch Herzversagen“ angegeben wurde. Doch noch während Kommissarin Ann Kathrin Klaasen im Umfeld der Toten ermittelt, erhält sie Hinweise auf das nächste Opfer des Mörders. Offenbar ist sie Teil eines Spiels, dessen Regeln sie noch nicht kennt.

 

Nachdem mir der erste Band von Klaus-Peter Wolfs Ostfriesenkrimis gefallen hatte, war es klar, dass ich der Reihe treu bleiben würde. So zog recht schnell “Ostfriesenblut” ein, das mir ebenfalls prima gefallen hat. Einmal mehr hat diese Serie für mich alles richtig gemacht.
Der Fall ist nicht allzu komplex und man bekommt es auch nicht mit zahllosen Figuren zu tun. So geht die Handlung geradlinig vonstatten und man kann sich ganz auf das Geschehen konzentrieren und sich hineindenken. So hat vor allem die Härte, mit der der Täter vorgeht, bei mir immer mal wieder für ein wohliges Schaudern gesorgt. Die wird in Szenen, in denen er seine Opfer traktiert besonders deutlich. Und auch in den Passagen, die Einblick in seine Gedanken und Planung geben, gibt es gut Anlass zum Grausen. So sollte es bei einem guten Krimi sein. Zudem ist der Täter alles andere als dumm. Er geht mit viel Intelligenz vor, was bei mir immer Pluspunkte bringt. Intelligent und dennoch verrückt. Diese Kombination gefällt mir!
Ein solch ernsthaftes Thema wie die Arbeit sozialer Einrichtungen und der Einblick in die Welt geistig behinderter Menschen in “Ostfriesenkiller” findet man in “Ostfriesenblut” nicht. Jedenfalls nicht so ausgeprägt und handlungsbestimmend. Bei ihren Nachforschungen stoßen Ann Kathrin und ihre Kollegen aber auf ein Buch zum Thema “Schwarze Pädagogik”, das sie eine Zeitlang beschäftigt.  Davon hatte ich bislang noch nie etwas gehört und so habe ich danach gegoogelt. Das ist immer schön, wenn ein Buch so etwas bewirkt. Und das Thema ist ebenso interessant wie erschreckend. Gewissermaßen ist also doch wieder ein Element dabei, das einen ernsten Hintergrund hat.
Besonders gefallen hat mir an diesem Band, dass das Geschehen Ann Kathrin selber direkt betrifft. Der Killer scheint es auf sie bzw Personen um sie herum abgesehen zu haben. Nicht dass ich es ihr gönnen würde ;) , aber schließlich kennt man sie nun schon ganz gut. Ihre Ansichten, ihre Familiensituation mit den Problemen mit Exmann und Sohnemann…ich jedenfalls konnte mich daher gut in sie hineinversetzen und war empört darüber, was dieser Verrückte ihr antut. Das funktioniert nur mit einer gewissen Nähe zur Hauptperson, und die hat Klaus-Peter Wolf gut und schnell geschaffen.
Dieser Fall hat sogar sehr viel Einfluss auf Ann Kathrins Familienleben, und so grausig das Geschehen ist, abschließend führt es doch dazu, dass man für das Verhältnis zu ihrem Exmann und Sohn Eike wieder etwas Hoffnung schöpfen darf. Ohne sich Illusionen hinzugeben natürlich. Ich für meinen Teil brauche Hero nicht zurück, ganz ehrlich.
Dafür fand ich es auch einfach zu schön zu verfolgen, wie Ann Kathrin Interesse an einem anderen Mann findet und mit ihm anbandelt. So ganz ohne jeden Kitsch, dafür umso authentischer. Ich denke, da findet sich mancher Leser / manche Leserin ein Stück weit drin wieder, und auch solch eine Liebelei kann eindeutig schön sein.

 

Kapitel gibt es in diesem Band nicht. Dafür aber eine Menge Absätze, sodass man sich leicht eine Stelle für eine Pause suchen kann. Wenn man möchte. Ich war viel zu gespannt, wie die Geschichte ausgeht und habe es auf einer Bahnfahrt in einem Rutsch gelesen. Durch die Wechsel zwischen Ann Kathrin und ihren Kollegen, dem Täter und den Opfern ist für Abwechslung gesorgt. Da fliegen die Seiten nur so dahin.

 

Hach ja, Joggen auf dem Deich…das würde ich auch gerne mal. Schon deshalb mag ich das Motiv. Aber auch, weil es einen direkten Bezug zur Geschichte hat. Außerdem ist das Cover krimimäßig düster gehalten. Eine freine Kombination also. Und nebeneinander ergeben die beiden Bände in meinem Regal auch ein schönes “Serienbild”. Ich freue mich schon darauf, die Reihe zu erweitern.

 

Fazit:   Ein wirklich spannender Krimi, der mich speziell deshalb so gepackt hat, weil ich Ann Kathrin inzwischen sehr mag. Da habe ich immer mit ihr und um sie gebangt. Zudem bekommt man es mit einem intelligenten, aber natürlich auch grausamen Täter zu tun. Ich mag die Cleveren einfach lieber! Womit einmal mehr bewiesen wäre, solche Killer können durchaus auch in Deutschland umgehen ;) Ann Kathrins Flirt hat dann noch für eine gewisse, schöne Würze gesorgt.

Source: leserattz.wordpress.com/2013/08/11/rezension-ostfriesenblut-klaus-peter-wolf
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review 2013-08-08 11:27
Kriminelles Münsterland
Düstermühle - Stefan Holtkötter

Tatort Münsterland – Bei einem Brandanschlag auf einen Gutshof im Dörfchen Düstermühle sterben zwei Menschen: der ehemalige Hofherr und sein Nachbar. Kommissar Bernhard Hambrock sucht fieberhaft nach einem Motiv. Bei den Ermittlungen, die ihn tief in die Vergangenheit führen, stößt er auf alte Familienfehden und ungesühnte Verbrechen. Doch kaum jemand kann sich erinnern, es gibt keine Zeitzeugen mehr. Und dann brennt es erneut in Düstermühle.

 

Bei diesem Buch war es (wieder mal) das Cover, bei dessen Anblick ist sofort Feuer gefangen hatte. Außerdem kannte ich noch keinen Krimi aus dem Münsterland, und neuen kriminellen Regionen stehe ich ja immer offen gegenüber. Es hat dann aber noch eine Weile gedauert ehe ich es in Händen hielt.
Es scheint jedoch so als lägen mir Westfalenkrimis einfach nicht.
Dabei habe ich an dem Fall für Hambrock und seine Kollegen rein nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil habe ich die Geschichte als ausgesprochen spannend empfunden. Vor allem, weil der Grund für die Vorkommnisse in Düstermühle so weit in der Vergangenheit liegen, dass sich heute kaum noch jemand daran erinnern kann. Das erschwert die Ermittlungen natürlich. Hinzu kommt noch so manche Wendung, die -kaum dass man sich auch nur im Ansatz so etwas wie einen Verdacht zurecht gelegt hat- diesen gleich wieder zunichte macht. So bin ich bis zum Ende gespannt bei der Sache gewesen.
Mir hat auch das Bild gefallen, das Stefan Holtkötter von Düstermühle und seinen Bewohnern zeichnet. Ein kleines Dorf im Münsterland, das keinen nennenswerten Kontakt zu den nächsten Ortschaften pflegt, und  dessen Einwohner nahezu durch die Bank irgendwie miteinander über Kreuz zu sein scheinen. Das ist für einen Krimi eine prima Kulisse, weil es überschaubar bleibt und viel Spielraum bietet.
Sollte man jedenfalls meinen. Doch genau das war der erste Knackpunkt für mich. Ich wusste bis zum Ende hin manchmal nicht, um wen es sich in dem Kapitel dreht, das ich gerade gelesen habe. Bis zuletzt sind kaum eine Handvoll Charaktere bei mir hängengeblieben. Der Kommissar, Carl Beeke und Rosa Deutschmann. Ansonsten musste ich bei jedem Namen neu überlegen, wer das ist und in welcher Verbindung er zu den anderen Charakteren steht. Und das ist anstrengend und kann durchaus verwirrend sein. Und es hilft auch nicht gerade dabei, wenn man selbst überlegt, wer hinter den Taten steckt und weshalb.
Am Ende als der Anlass netterweise ausführlich aufgedröselt wird, kommen sogar noch ein paar Namen dazu. Ich habe dieses Ende dreimal lesen müssen ehe ich durchgestiegen bin.
Ich bewundere zweifelsohne wie genau Stefan Holtkötter seine Handlung durchdacht hat, bin aber selber ab und zu nur schwer mitgekommen. Es kommt ja auch noch dazu, dass auch Leute eine Rolle spielen, die zur Zeit der Handlung nicht mehr leben. Sie lebten zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, was gleich der nächste Haken für mich war.
Ich bin historisch nur mäßig interessiert und mit diesem Zeitraum kann ich so rein gar nichts (mehr) anfangen, nachdem ich das Thema jahrelang in der Schule duchgenommen habe. Das darf man mir jetzt gerne vorwerfen, es ist aber nun mal so. Entsprechend habe ich mich mitunter gut durch gewisse Schilderungen gequält. Ich mag es lieber, wenn ein Kriminalfall im Heute angesiedelt ist.

 

An sich liest sich “Düstermühle” gut. Vom Sprachlichen auf jeden Fall. Man muss aber wirklich gut die Gedanken beieinander halten angesichts der vielen Charaktere und diversen Verwicklungen. Deshalb habe ich das Lesen hier schon als etwas anstrengend empfunden.

 

In das Cover bin ich noch immer bis über beide Ohren verliebt. Dieser Gewitterhimmel, so schön finsterblau, die Lichtspiele in den Getreideähren und davor etwas so typisch Ländliches wie ein Karren (?) mit Milchkannen…das wirkt krimimäßig düster. Und die Farben sind klasse!

 

Fazit:  Der Krimi bzw der Fall hat mir wirklich gut gefallen, denn er bleibt spannend bis zum Schluss und ist zweifellos sehr clever erdacht und konstruiert. Ich werde Stefan Holtkötters Krimis im Auge behalten und womöglich noch den einen oder anderen lesen. Erst recht, wenn mir jemand versichern würde, dass sie etwas überschaubarer in Sachen Charaktere sind und der jeweilige Fall seine Wurzeln nicht allzu weit in der Vergangenheit.

Source: leserattz.wordpress.com/2012/10/02/rezension-dustermuhle-stefan-holtkotter
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review 2013-08-08 11:22
Krimi zum Mitknobeln
Schussfahrtein Allgäu Krimi - Nicola Förg

Der kleine Ort Gunzesried im Allgäu ist ein Idyll. Das soll allerdings nicht so bleiben, denn der schwäbische Baulöwe Rümmele will einen gigantischen Freizeitkomplex errichten, um den Tourismus anzukurbeln. Die riesige Anlage verheißt aber nicht nur satte Einkünfte, sondern zerstört auch die Schönheit der Landschaft, und so ist die Bevölkerung in zwei Lager gespalten. Doch dann macht die einheimische Jo eines Morgens bei einem Ausritt eine schockierende Entdeckung – sie stößt auf Rümmeles Leiche im Schnee. Während die örtliche Polizei noch im Dunklen tappt, beginnt Jo auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei unterläuft ihr jedoch ein fataler Fehler, denn sie hätte niemals an die Mordstelle zurückkehren dürfen.

 

Nach “Mordsviecher” hatte ich eigentlich vor, Nicola Förgs Krimis vorläufig den Rücken zu kehren. Bis ich dank einer amazon-Empfehlung herausfand, dass sie neben den Krimis um die Kommissarin Mangold noch eine Reihe um den Kommissar Weinzirl schreibt / geschrieben hat. Und da ich mich speziell mit der immensen Weiblichkeit in “Mordsviecher” schwer getan hatte, sollte Weinzirl noch seine Chance bekommen.
Ich muss sagen, er hat sie gut genutzt. Was aber natürlich nicht alleine daran liegt, dass er ein Mann ist! Mir hat der Fall selber gut gefallen. Er ist zwar mit einem erschossenen Firmenmogul recht bodenständige Krimikost, aber auch solche Geschichten können spannend sein. Einige skurrile Details rundherum geben dieser hier außerdem zusätzlich eine gewisse Würze.
Außerdem entwickelt sich der Fall um den toten Baulöwen ganz interessant weiter und weitet sich unerwartet aus ohne dabei unübersichtlich zu werden. Ganz im Gegenteil ergeben sich neue Erkenntnisse und Blickwinkel schön nach und nach, so dass man beim Lesen unweigerlich selber Vermutungen anstellt, und das macht mir bei Krimis immer den meisten Spass. Leider geht es nicht bei allen. Hier aber schon und so habe ich mich gespannt durch Weinzirls ersten Fall gelesen.
Den er allerdings nicht alleine löst. Inoffiziell steht ihm nämlich Jo Kennerknecht, die Direktorin des Tourismusverbands, zur Seite, die ebenfalls Ermittlungen anstellt. Für mein Empfinden sogar ein paar zuviel. Im Vergleich zu Jos Unternehmungen, kommen die des Kommissars spürbar zu kurz. Man ist deutlich häufiger mit ihr unterwegs als mit ihm oder beiden gemeinsam. Das hat mir nicht ganz so gut gefallen, schließlich ist Weinzirl bei der Polizei und deshalb sollten seine Ermittlungen im Mittelpunkt stehen. Und er ist gut in seinem Job! Auch wenn er oft ruhig und etwas kauzig wirkt, so kann er im entscheidenden Moment seinen cleveren Verstand und die Autoriät eines Kommissars herauskehren.
Ich habe mich mit Jo auch noch aus einem anderen Grund schwer getan. Ich mag zwar ihre chaotische Lebens- und Vorgehensweise und ihre Tierliebe teile ich uneingeschränkt, aber manche ihre Denkweisen konnte ich doch nicht nachvollziehen. Schließlich ist sie bereits über 30. Da sollte in gewissen, beispielsweise gefährlichen Momenten, doch eine erwachsene Art zu Denken zu erwarten sein. Bei Jo ist genau das Gegenteil der Fall, was ich unglaubwürdig blauäugig finde.
Gemeinsam haben mir Jo und Weinzirl bei der Arbeit aber Spaß gemacht. Wie von einem Krimi dieses Genres zu erwarten, geht es häufig auch humorvoll und mit einem bissig-scharfen  Blick auf die Allgäuer zu. So darf hier gerne mal geschmunzelt werden.
Und man bekommt einen schönen “Blick” auf die Gegend gewährt. Das Allgäu wird hier schön beschrieben, so dass man die Zweifel der Gunzesrieder Einwohner wegen des Freizeitkomplexes leicht nachvollziehen kann und sich sofort auf ihre Seite schlägt.

 

Im Anhang findet sich ein Glossar mit den urallgäuerischen Ausdrücken und Aussprüchen, die man im Krimi antrifft. So nötig ist das zwar nicht, man kann schon alles soweit aus dem Zusammenhang heraus verstehen, aber wer spezielle Begriffe genau übersetzen will, der kann hier nachschlagen. Es ist allerdings schon so, dass sich diese Dialekt-Passagen -vornehmliche Teile von Dialogen- recht schwer lesen lassen. Aber auch nur die, denn ansonsten liest sich “Schussfahrt” leicht und war für mich so eine prima Urlaubslektüre.

 

Ja, klar, ein Tier auf dem Cover, das ist was für mich. Es war auch der erste Hingucker, ich gebe es ja zu. Ich gebe aber auch zu, dass Bambis Papa mit der Geschichte sonst nichts an den Hörnern hat. Außer dass man ihn im Allgäu durchaus antreffen kann. Es ist aber eben halt ein Motiv, das ideal für einen Regionalkrimi ist. Dem Titel dagegen wohnt eine gewisse Doppeldeutigkeit inne, wenn man ihn auf die Geschichte bezieht ;)

 

Fazit:  An Jo werde ich mich erst noch gewöhnen müssen, aber vielleicht wird sie ja im Laufe der weiteren sieben Weinzirl-Krimis noch etwas erwachsener. Davon abgesehen habe ich mit “Schussfahrt” einen ganz spannenden Krimi mit zugegeben solidem Fall gelesen, bei dem ich gut mitknobeln konnte. Und das mag ich. Deshalb wird es nicht mein letzter Weinzirl gewesen sein.

Source: leserattz.wordpress.com/2012/09/23/rezension-schussfahrt-ein-allgau-krimi-nicola-forg
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