Schnell und spannend geht es weiter in Corrine Jacksons origineller Welt, in der seit Jahrhunderten ein verborgener Krieg tobt zwischen den "Heilern" und den "Beschützern". Ich fand auch in diesem Band die Ideen der Autorin wieder sehr packend und einfallsreich! Keine "stinknormalen" Vampire, Werwölfe und Dämonen weit und breit...
Das Tempo ist rasant, die Ereignisse überschlagen sich und spitzen sich immer weiter zu. Remy und ihre Familie schweben in tödlicher Gefahr, und beim Versuch, mehr über Remy und ihre besonderen Fähigkeiten herauszufinden, geraten Asher und Remy mitten hinein in noch unheilvollere Machenschaften. Sie müssen aufs Äußerste gehen, an den Rand dessen, was sie ertragen können - und darüber hinaus. Da konnte ich das Buch nur schlecht weglegen, um so unwichtige Dinge zu tun wie Essen, zur Arbeit Gehen oder Schlafen!
Remy benimmt sich wieder extrem selbstlos und aufopfernd, was ja eigentlich positive Eigenschaften sind, mir dieses Mal aber oft einfach zu weit ging, um für mich noch glaubhaft zu sein. (Oder hat sie einen Märtyrerkomplex?) Außerdem fand ich etwas verstörend, wie oft Remy Grausames erdulden muss - sie wird gewürgt, getreten, geschlagen, gefoltert; ihr werden Knochen gebrochen und die Haut zerschnitten. Das Buch suhlt sich für meinen Geschmack zu sehr in ihrer enormen Leidensfähigkeit! Ja, diese gehört zu ihren besonderen Fähigkeiten, aber dennoch hätte es doch nicht so genüsslich ausgewalzt werden müssen...? Ich persönlich möchte einfach nicht immer und immer wieder lesen, wie grausam die Hauptfigur gequält wird - es wird auf Dauer auch langweilig.
Trotzdem war mir Remy wieder sympathisch, und mir gefiel auch ihr trockener Humor nach wie vor sehr gut. Außerdem hatte ich wirklich den Eindruck, dass sie an ihren Erlebnissen wächst und eine starke junge Frau ist!
Asher blieb für mich ein bisschen blass, dafür gewann sein Bruder Gabe in diesem Buch deutlich an Persönlichkeit. Er gefiel mir von Kapitel zu Kapitel besser und ist jetzt sogar mein erklärter Lieblingscharakter, denn er entwickelt ganz ungeahnte Tiefen.
Die Liebesgeschichte fand ich wieder süß und rührend, auch wenn sie dieses Mal haarscharf an etwas vorbeischrappt, was ich normalerweise überhaupt nicht mag... Mehr will ich nicht sagen, um nicht zu viel zu verraten, aber ich denke, ihr werdet sehen, was ich meine!
Remys kleine Familie ist immer noch warmherzig und großartig, und als neuer Charakter wird in diesem Band Remys Großvater Franc eingeführt, den sie aufsucht, um mehr über ihre Fähigkeiten zu lernen. Über ihn will ich noch nicht zu viel erzählen, aber er ist ein komplexer Mann, der die ein oder andere unerwartete Wendung auslöst. (Ob zum Guten oder zum Bösen, das müsst ihr selber rausfinden!)
Der Schreibstil hat mir nicht mehr so gut gefallen wie im ersten Band. Ich hatte einfach den Eindruck, dass die Metaphern manchmal arg überstrapaziert werden und auch nicht immer stimmig sind. So kracht Remy zum Beispiel zu Boden wie ein Herbstblatt im Wind... Er las sich jedoch immer noch flüssig und angenehm.
Es gab meines Erachtens ein paar kleinere inhaltliche Ungereimtheiten, die ich aber nicht sehr störend fand.
Fazit:
Im zweiten Band der "Touched"-Trilogie spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu, und Remy begibt sich auf der Suche nach Antworten in ungeahnte Gefahr. Mir war sie in diesem Band oft zu übertrieben selbstlos - fast schon mehr Fußmatte als die starke junge Frau, die sie eigentlich ist... Auch der Schreibstil hat mich nicht mehr ganz so überzeugt wie im ersten Teil, aber dennoch fand ich das Buch spannend, unterhaltsam und gut zu lesen.