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review 2014-10-01 10:38
Der 100-jährige Albino-Teenie und der Troll
Der Elbenschlächter - Jens Lossau, Jens Schumacher,Jens Lossau

„Der Elbenschlächter“ vom Autorenduo Jens Lossau und Jens Schumacher ist für mich nun schon der zweite Ausflug ins Cross-Genre dieses Monats. Wie ihr seht, haben die beiden High Fantasy mit Krimi/Thriller – Elemente kombiniert. Obwohl viele High Fantasy– oder auch Urban Fantasy– Romane Merkmale des Thrillergenres beinhalten, habe ich meiner Meinung nach noch kein Buch gelesen, das beides so eindeutig verbindet und die Jagd nach einem Serienmörder in eine High Fantasy – Welt transferiert.

 

In Foggats Pfuhl, dem wohl sündhaftesten Viertel der Stadt Nophelet, treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Nur wenige Tage liegen zwischen den Morden an fünf elbischen Lustknaben. Alle Leichen sind völlig blutleer und weisen deutliche Spuren von Magie auf. Das ruft die beiden gefürchtetsten Ermittler des IAITs auf den Plan, des Instituts für angewandte investigative Thaumaturgie: Lichtadept Meister Hippolit und Jorge, den Troll. Das ungewöhnliche Duo steht vor einem Rätsel. Wer könnte nur ein Interesse am Blut junger Elben haben und wozu soll es verwendet werden? Gemeinsam begeben sie sich auf die Jagd nach dem Mörder und müssen dabei in die tiefsten Abgründe Nophelets eintauchen.

 

Ich glaube, Thrillerautoren wie Jens Lossau und Jens Schumacher macht es unglaublich viel Spaß, einen Ausflug in die Fantasy zu wagen, weil dieser Rahmen keine Grenzen hinsichtlich der Morde kennt. Sie können ungewöhnliche und brutale Gewalttaten geschehen lassen, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen, ob diese durchführbar und/oder realistisch sind, denn mit Magie ist eben alles möglich. In „Der Elbenschlächter“ konnte ich die Freude der beiden am Schreiben spüren. Dieser fröhliche Übermut übertrug sich auch auf mich, weshalb ich ihren fantastischen Thriller wirklich genossen habe. Zu allererst ist dieses Buch so dermaßen witzig. Jorge der Troll hat Sprüche drauf, da kann man nur laut lachen und den Kopf schütteln. Meister Hippolit, oder kurz M.H., ist dazu die perfekte Ergänzung, weil er eine so tragisch-absurde Figur ist. Der gute Mann ist über 100 Jahre alt, steckt aber aufgrund eines verpatzten Zaubers im Körper eines pubertierenden Albino-Jungen. Er wird nirgendwo ernst genommen, obwohl er einen absolut überlegenen Intellekt sein Eigen nennt. So kam es auch zu der Partnerschaft mit Jorge, denn M.H. brauchte einen Mann fürs Grobe an seiner Seite, der seinen Argumenten Nachdruck verleiht. Die beiden sind so verschieden, wie es überhaupt nur möglich ist, ergänzen sich bei der Arbeit aber genau deswegen perfekt. Was mir allerdings gefehlt hat, war ein detaillierterer Einblick in ihre Beziehung. In „Der Elbenschlächter“ sind Jorge und M.H. größtenteils getrennt unterwegs, man sieht sie selten miteinander agieren. Die Situationen, in denen sie gemeinsam auftreten, deuten jedoch auf ein erstaunliches Vertrauensverhältnis hin; ich wüsste gern mehr darüber, wie sie über einander denken und wie sie sich zusammen rauften, um eine effektive Zusammenarbeit zu erreichen. Auch das Privatleben beider Protagonisten wird nur gestreift; ich hoffe, dass die Autoren dazu in den nächsten Bänden mehr offenbaren und somit parallel Jorges und M.H.s Beziehung nachvollziehbarer wird.
Die Umgebung, in der sich das Ermittler-Duo bewegt, empfand ich als brillant beschrieben. Der Schmutz, der Lärm, der Gestank, die verschiedenen Viertel mit eigenem Charakter – Nophelet kam mir genau wie der Sündenpfuhl vor, den Lossau und Schumacher wohl auch im Sinn hatten. Sie haben definitiv ein Gespür für Atmosphäre; ich hatte nicht im Geringsten Probleme, mich in die Straßen der Stadt hineinzuversetzen. Foggats Pfuhl sticht da natürlich als Lasterhölle besonders heraus, was mich auch direkt zum nächsten Punkt bringt: wie großartig ist bitte die Idee der Elben-Prostitution? Ein Volk, das sonst verherrlicht und romantisiert wird, haben die Autoren mal in ein ganz anderes Licht gerückt. Ich fand das herrlich erfrischend. Ausnahmsweise sind sie mal nicht die Helden, sondern die Opfer eines brutalen Serienmörders, den ich übrigens nicht selbst ermitteln konnte. Als dann herauskam, wer es war und wieso, war ich ernsthaft überrascht. Das Motiv ist hochgradig trivial und egoistisch, da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, doch erst dadurch wird es richtig glaubwürdig und überzeugend.

 

Insgesamt fand ich „Der Elbenschlächter“ toll, es mangelt für mich allerdings noch ein wenig an den Details. Ich möchte die beiden Ermittler unbedingt besser kennenlernen, mehr über die Stadt erfahren und die organisatorischen Strukturen von der Königin bis hin zur Stadtwache besser verstehen können. Glücklicherweise habe ich schon zwei der drei weiteren Bände rund um Jorge und M.H. im Regal stehen.
Ich denke, „Der Elbenschlächter“ ist eine erfrischende Abwechslung für Thriller-Fans, die auch gern mal High Fantasy lesen. Jens Lossau und Jens Schumacher nehmen ihre eigene Geschichte nicht übertrieben ernst, daher enthält das Buch viel Humor an den richtigen Stellen. Sie erzählen alle Ereignisse mit einem Augenzwinkern, vernachlässigen dadurch aber nicht die für einen Thriller nötige Spannung. Begebt euch nach Nophelet, schmunzelt über Jorges einzigartige Sprüche und betreibt ernsthafte, wenn auch ungewöhnliche investigative Arbeit mit Meister Hippolit – ihr werdet es nicht bereuen!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2014/10/01/jens-lossau-jens-schumacher-der-elbenschlachter
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