Wie, was und wer?
Ich bin vor knapp 2 1/2 Jahren in den Norden Deutschlands gezogen - der Arbeit wegen - und hatte vorher nur so vage Vorstellungen davon, wie die Menschen an der Küste ticken. Nun habe ich schon ein paar mehr Ideen und fühle mich sehr wohl, das "Moin" geht mir sehr leicht über die Lippen und dennoch, da ich beruflich sehr viel mit Menschen zu tun habe, verstehe ich nicht alle Sachen sofort und hatte nur eine Ahnung, gemeint sein könnte. Eine Kollegin empfahl mir also das Buch "Altes Land" mit den Worten: Dann verstehst du das besser, wenn die Menschen hier aus ihrem Leben erzählen.
Und ja, nun verstehe ich es wirklich besser, denn Dörte Hansen hat ein eindrückliches Buch geschrieben, das nicht ausufernd ist, das klar, direkt und dennoch sprachgewaltig ist und mich in seinen Bann gezogen hat.
"Altes Land" erzählt vom Leben im Alten Land, also in der Gegend um Stade herum. Es erzählt vom Ankommen nach der Flucht aus Ostpreußen. Es erzählt von all dem Leid, das diesen Flüchtlingen widerfahren ist und es erzählt von den Hamburgern, die öko und reflektiert, wie sie sind, mal das Landleben austesten und für sich entdecken wollen. Es erzählt die Geschichte von Anne und ihrem Sohn Leon, die aufs Land fliehen und dort eine Heimat finden.
Das Buch hat mich sofort aufgesogen. Plötzlich kamen mir viele Erzählungen, die ich in den Monaten bisher gehört hatte, wieder in den Sinn und ergaben nun auch mehr Sinn. Ich empfand die Sprache von Autorin Hansen als angemessen, manchmal derb, manchmal direkt, manchmal zärtlich und poetisch, aber nie verspielt und banal. Die Erzählperspektiven wechseln, lassen den Leser eintauchen und Beweggründe erahnen.
Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!!