Die Autorin: Deborah Harkness
Originaltitel: A Discovery of Witches
Titel: Die Seelen der Nacht
Dt. Erstausgabe: 09/2011
Verlag: Blanvalet
Format: Hardcover
Seitenzahl: 800
ISBN-10: 3764503912
ISBN-13: 978-3-764-50391-8
Preis: 19,99 €
Inhalt
Diana Bishop ist als Historikerin in Oxford tätig. Bei ihren Forschungsarbeiten stößt sie auf ein Manuskript, so voller Magie, dass es wachruft, was sie lange zu verbergen versucht hat. Denn sie ist eine Hexe, die Letzte aus dem mächtigen Hause Bishop. Eine Hexe, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Mensch zu sein. Durch den Fund des Manuskripts werden nicht nur ihre Kräfte geweckt, der gebrochene Bann lockt auch noch alle möglichen Geschöpfe an. Darunter ein uralter Vampir, der Dianas Herz schneller schlagen lässt...
Die Protagonistin
Diana Bishop ist eine der mächtigsten Hexen ihrer Zeit - dumm nur, dass sie nichts davon weiß und am liebsten ein Mensch wäre. Nach dem tragischen Tod ihrer Eltern steht für sie fest, dass Magie nichts als Gefahren mit sich bringt. So nutzt sie die erstbeste Gelegenheit, ihrer Familie und dem Druck der Magie zu entfliehen, und verschwindet ans College, wo sie ihre Leidenschaft für die Geschichte entdeckt. Als Historikerin findet sie eine Festanstellung in Oxford, wo sie sich auf die Alchemie spezialisiert. Nach dem fatalen Fund des Manuskripts "Ashmole 782" gerät ihr ruhiges Leben aus den Fugen und sie muss sich ihrer Vergangenheit und der Magie stellen.
Eigene Meinung
"Die Seelen der Nacht" von Deborah Harkness ist eine fantastische Geschichte voller Liebe und Magie, die alle meine Erwartungen übertroffen hat und mich voll und ganz begeistern konnte.
Der Schreibstil ist einzigartig und fesselnd zugleich. Erzählt wird die Geschichte zum einen aus Dianas Sicht in der 1. Person und zum anderen von einem auktorialen Erzähler. Das mag am Anfang etwas verwirrend sein, aber schon nach kurzer Zeit erkennt man die Genialität dahinter. So liegt der Fokus zwar weiterhin auf der Protagonistin, gleichzeitig ist man nicht so eingeschränkt wie bei der normalen Ich-Perspektive, die ausschließlich die Gedanken- und Gefühlswelt der Erzählerin transportiert.
Die Charaktere sind unglaublich vielseitig und lebendig. Auf 800 Seiten bleibt aber auch genug Spielraum, um selbst Nebencharaktere gut kennen zu lernen. Das Fundament vieler Figuren besteht aus Klischees und Altbewährtem, nur um im Laufe der Geschichte vollends widerlegt zu werden. Das macht es meiner Meinung nach nur authentischer, denn ist der erste Eindruck nicht oft nur ein Klischee?
Das Zusammenspiel von Dämonen, Hexen und Vampiren ist eine explosive Mischung, die Stoff für viele interessante Dialoge und Ereignisse bietet. Die grundlegenden Eigenschaften, die Harkness diesen Geschöpfen zugesprochen hat, sind passend und unterhaltsam. Auf dieser Grundlage kreiirt sie ihre fantastischen Persönlichkeiten.
Die Grundideen der Geschichte sind nicht alle innovativ, dafür neu kombiniert und anders interpretiert. Allgemein ist dieser Roman auf ein ganz anderes Publikum ausgerichtet als die meisten derzeit bekannten Fantasyromane. Aus beinahe jedem Satz strahlt einem die Reife entgegen, die vor allem die vielen Fachbegriffe und intellektuellen Passagen entschuldigt. Diese sollten den Leser aber nicht groß verwundern, immerhin sind die Hauptfiguren in der biochemischen und historischen Forschung tätig. Ob das alles zu 100% seine Richtigkeit hat sei dahingestellt, dafür kenn ich mich nicht gut genug in der Materie aus. Fakt ist, dass man auf jeden Fall mehr aus dem Buch mitnimmt als ein paar positive Eindrücke.
Wer sich spannungsgeladene Szenen erhofft, mag enttäuscht werden, denn die Liebesgeschichte steht ganz klar im Mittelpunkt. Mich persönlich hat das nicht gestört, denn diese ist wirklich schön gestaltet. Es gibt keine lästige Dreiecksbeziehung und dem Alter der Beteiligten hat man zu verdanken, dass man keine nervigen Teenie-Dramen ertragen muss. Rumgeturtel und Kitsch wird man lange suchen, dafür passiert auch genug drumherum.
Dieser Roman zeichnet sich durch die Liebe zum Detail aus. Orte, Persönlichkeiten und die verschiedenen Atmosphären erscheinen so real, dass man das Gefühl hat, live dabei zu sein. Ich habe gesehen, was die Charaktere gesehen haben, gehört, was sie gehört haben und gerochen, was sie riechen durften. Ich spürte das zerbrechliche Manuskript in meinen Händen und verlor mich in der Stile einer ehrwürdigen Bibliothek. Verliebt habe ich mich aber in das Hexenhaus der Bishops. Was würde ich dafür geben, dort zu wohnen!
Vollends überzeugen konnte mich der unterschwellige Humor, den man so oft gar nicht erwartet hat.
Das Cover ist schön, aber nichtssagend. Das Originalcover mag passender sein, vielleicht bin ich auch einfach nur nicht der Blumentyp, trotzdem ist das deutsche Cover ansprechend und ästhetisch. Es ist auf jeden Fall einen zweiten Blick wert und die Geschichte kann in jedem Gewand überzeugen.
Fazit
Deborah Harkness "Die Seelen der Nacht" ist der überaus gelungene Aufakt ihrer All-Souls Trilogie. Es ist eine Geschichte voller Liebe und Magie, die sich durch die Detailverliebtheit der Autorin auszeichnet. Nicht nur die Figuren erscheinen lebendig, das Setting und die Atmosphäre sind ebenso plastisch und greifbar. Wer sich darauf einlässt, verliebt sich nicht nur in die Figuren, sonden in ihr Leben und die Umgebung. Fantasy für Erwachsene, die durch unterschwelligen Humor und den Verzicht auf klassische Klischees überzeugt. Ich mag dieses Jahr viele gute Bücher gelesen haben, aber die wenigstens haben mich so begeistert. Volle 5/5 Bücher!