Vakkerville ist eine normale Stadt. Doch als ein Pirat und ein Zwerg beschließen, ein Restaurant zu überfallen, öffnen sie damit unabsichtlich dem unaussprechlichen Horror die Tür.
"Dämmergrau" ist der 1. Band der Vakkerville-Mysteries-Trilogie, die durch mysteriöses Grauen und exzellenten Horror besticht.
Schauplatz des Geschehens ist die Stadt Vakkerville, die auf den ersten Blick eine Stadt wie jede andere ist. Es gibt einen Kiez, Restaurants, Bürgermeisterwahlen, unzufriedene Menschen und damit es richtig schön horrormäßig ist, wird auch nicht an der städtischen Psychiatrie gespart.
Es lässt sich kein Protagonist identifizieren, weil das Geschehen aus vielen unterschiedlichen Figuren und Perspektiven besteht.
Besonders gut in Erinnerung ist mir der Agoraphobiker Leo mit seinem Katerchen Edgar geblieben. Seit Jahren wagt er es erstmals die Wohnung zu verlassen, um einem Freund zu Hilfe zu eilen. Dabei stellt er sich unzähligen Gefahren, doch ihm geht der Geist eines Mädchens zur Hand.
Als unheimlichste Figur habe ich den Scheuch empfunden. Er ist Insasse in der stadteigenen Psychiatrie, wo er sich ausschließlich von seiner besten Seite zeigt. Ich kann ihn schwer einschätzen und weiß nicht, ob er der Gute oder der Böse in der Reihe ist. Allerdings sorgt er für reichlich Gänsehaut, obwohl er als fleißiges Helferlein mit Down-Syndrom auf den ersten Blick sehr unscheinbar wirkt.
Eine weitere bemerkenswerte Figur ist Samira. Sie ist ein weiblicher Bodyguard. Jahrelang hat sie bei der Polizei gedient, was für eine türkisch-stämmige Frau aus konservativen Verhältnissen doch sehr ungewöhnlich ist. Sie hat sich gegen die überholten Vorstellungen ihrer Familie gestellt und dabei ihren Willen durchgesetzt. Mittlerweile steht sie bei Bürgermeister-Kandidat Kristóf Szabó im Dienst, wo sie Wert auf Pflichterfüllung legt.
Es werden viele andere Figuren einbezogen, wobei jede lebendig und real auf mich wirkt. Jeder hat seine Geschichte und Beweggründe. Es wird gezeigt, warum sich jemand wie verhält und auch die Vergangenheit wird beschrieben. Meiner Meinung nach hat der Autor hier äußerstes Geschick bewiesen, weil man trotz der umfangreichen Personenzahl niemals den Faden verliert.
Dreh- und Angelpunkt sind der Zwerg und der Pirat, die das Restaurant überfallen. Immer wieder kehrt man zum Überfall zurück, was ein bisschen an Quentin Tarantinos Film "Pulp Fiction" denken lässt.
Der Erzählstrang springt zu einer Person, deren (Lebens-) Weg zum Restaurant beleuchtet wird, nur um dann gemeinsam mit einer anderen Figur erneut bis zu diesem Punkt zu gehen. Die unterschiedlichen Perspektiven sind wohl dosiert aufeinander abgestimmt und ineinander verflochten, so dass eine packende Dynamik entsteht.
Mysteriöse Elemente werden auf allen Ebenen eingebaut. Egal, ob es nun der unheimliche Scheuch mit der harmlosen Miene ist, Türen zu grauenerregenden Illusionen sind, oder geisterhafte Erscheinungen, die man nur schwierig einordnen kann.
Die Atmosphäre ist drückend, man spürt, dass sich etwas zusammenbraut und der wahre Schrecken erst beginnen wird. Gleichzeitig spart der Autor nicht an einer Prise Humor, die der Geschichte die richtige Würze gibt.
Mich hat Anton Serkalow gleich von der ersten Seiten an mit dieser dichten Stimmung und der packenden Handlung um den Finger gewickelt. Zudem kann ich kaum glauben, dass dieses Horror-Schätzchen bisher an mir vorbei gegangen ist.
Ich habe diesen Reihenauftakt sehr, sehr gern gelesen und bin mehr als positiv überrascht. Wer feinen Horror mag, wird mit "Dämmergrau" auf seine Kosten kommen und ich bin sehr auf den nächsten Teil der Trilogie gespannt.
Die Vakkerville-Mysteries:
1) Dämmergrau. Das Erwachen der Geister ist erst der Anfang
2) Nebelgrenze: Sind wir bereit, den Toten die Tür zu öffnen
3) Spiegelgrund: Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren