“Als ich das Tagebuch aufschlug, fand ich die Rasierklinge, die ich vor so langer Zeit zwischen die Seiten gelegt hatte.” In Rebeccas Internat beginnt ein neues Schuljahr. Zunächst scheint alles wie immer zu sein, doch dann geschehen verstörende Dinge. Der Hund einer Lehrerin wird enthauptet aufgefunden. Eine Schülerin stürzt vom Dach in den Tod. Realität und Phantasie verschwimmen, und eine furchtbare Wahrheit kommt ans Licht steht sie in Rebeccas Tagebuch?
Auf dieses Buch bin ich -mal wieder- durch das Cover aufmerksam geworden, das für mich vielversprechend aussah. Der Inhalt las sich ebenfalls ganz interessant und die Tatsache, dass die Geschichte bereits verfilmt wurde, schraubte meine Erwartungen ganz schön hoch.
Leider wurde ich dann aber sehr bald enttäuscht. Das begann schon damit, dass mir schnell der Verdacht kam, die Geschichte könnte irgendwann in der Vergangenheit spielen. Jedenfalls ganz sicher nicht im Heute! Aus einigen kleinen Anhaltspunkten erschlossen, siedele ich sie in den 60er-Jahren an. Das ist keine gute Voraussetzung dafür, dass mir eine Geschichte gefällt, da es mir runde 20 Jahre zu früh ist. Ich komme mit der Schilderung dieser Zeit, der Lebensweise der Charaktere und ihre Vorlieben, Gedanken und Ansichten schlichtweg meist nicht klar.
Genau das war dann auch hier der Fall. Hinzu kam noch, dass ich mich speziell in Rebeccas Gedanken nicht gut “zurechtfand”. Für einen Teenager macht sie sich für meinen Geschmack zu viele und zu umständliche und komplizierte Gedanken. Vor allem auch, dass sie regelmäßig erwähnt, Jüdin zu sein, und dass diese Tatsache ihr oft Nachteile einbringe. Das kann ja gut sein, aber für die Handlung ist das nicht im Geringsten von Belang. Manchmal ging mir bei all diesen tiefgründigen Gedanken das eigentliche Thema der Geschichte fast verloren und ich hatte das Gefühl, in einer philosophischen Abhandlung gelandet zu sein.
Daran lag es wohl auch, dass ich lange Zeit an das Thema “Vampire” in dieser Geschichte gar keinen Gedanken verloren habe. Irgendwann trifft Rebecca diese Erkenntnis, aber mir war kein Stück klar, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen ist. Plötzlich ist das Wissen da. Und natürlich, die Ereignisse um Rebecca herum sprechen dafür. Aber es muss doch irgendwann einen “Stups” in diese Richtung gegeben haben. Wann? Mir ist er jedenfalls entgangen.
Somit wurde ich weder mit der Hauptperson je richtig warm, noch hat die Story bei mir einen schlüssigen Eindruck hinterlassen. Darunter leidet dann auch gerne die Spannung. Mich hat zwar durchaus interessiert, wie es im Internat weitergeht, welches Ende die Vorkommnisse nehmen würden, mehr aber auch nicht. Dabei sollte man doch bei einer Vampirgeschichte gespannt sein und sich vielleicht auch etwas gruseln. Doch von beidem war ich bei diesem Buch leider weit entfernt. Ich war sogar einige Male in Versuchung, es aufzugeben.
Das Buch ist in Tagebuch-Form geschrieben. Eigentlich eine Form, die flottes und leichtes Lesen garantiert. Doch durch Rebeccas oft so tiefgründige Gedanken, ihre ausführlichen Schilderungen und die lange unspektakulär vor sich hin plätschernde Handlung, trifft das hier nicht zu. Dialogszenen gibt es im Verhältnis nur wenige. Einerseits bei einem Tagebuch nicht ungewöhnlich, andererseits denke ich, ein paar mehr hätten die Geschichte flüssiger zu lesen gemacht. Ich habe es schließlich so gemacht, dass ich mir immer ein Datum rausgesucht habe bis zu dem ich an einem Abend lesen wollte. Auch nicht gerade ein Aushängeschild, denn wenn mich ein Buch so richtig packt, setze ich mir kein Limit…
Wie gesagt war es das Cover, was mich äußerst neugierig machte. Für mich ist es auch immer noch das Beste an diesem Buch. Schön düster mit dem schattigen Garten und dem flüchtenden Mädchen im Nachthemd. Womöglich eine Szene aus dem Film?
Fazit: Ich habe mich ganz schön durch dieses Buch und vor allem Rebeccas Schilderungen und Gedanken gequält. Dabei wollte weder Spannung aufkommen, geschweige denn so etwas wie Grusel. Und das bei einer Vampirgeschichte! Und wäre nicht irgendwann das Wort “Vampir” gefallen, hätte ich sicher kaum in diese Richtung gedacht. Von daher frage ich mich, wie Rebecca auf diese Idee kam. Das wirkt so plötzlich wie “Hui, jetzt müssen wir aber mal in die Gänge kommen, werfen wir endlich diesen Begriff in den Raum!”. Also nee, so einfach backt man sich keine gute Story.
Ich bin Rebecca, bin 46, verheiratet und habe 2 Kinder. Eigentlich nichts besonderes. Doch meine Vergangenheit holt mich grade ein. Mein Psychiater, von früher, hat mich gebeten mein Tagebuch, welches ich mit 16 im Internat geschrieben habe, zu veröffentlichen, es als Buch raus zu bringen um anderen Mut zu machen, zu zeigen, das man wieder ganz genesen werden kann. Ich bin jedoch unsicher und will das ganze Teil noch mal lesen. Will ich das es die ganze Welt erfährt was im vorletzten Schuhljahr im Internat passiert ist? Oder anders, wen interessiert es überhaupt? Egal... ich werde noch mal abtauchen in die Zeit als ich 16 war, wo die Welt eigentlich soweit noch in Ordnung war. Gut, ich hatte damals kurz zu vor meinen Vater verloren. Aber das hab ich soweit verkraftet...
Als Dr. Karl Wolff vorschlug, ich solle das Tagebuch veröffentlichen, das ich während meines vorletzten Schuljahres im Internat geführt habe, glaubte ich zunächst, ich hätte mich verhört.
Rebecca ist 16 als ihr Vater, ein Dichter, sich das Leben nimmt. Von daher ist es nicht verwunderlich das ihr die Literatur sehr nahe ist und sie im Mädcheninternat die Literaturkurse belegt und auch gerne über diese Bücher und Autoren spricht. Von der Mutter abgeschoben, weil sie sie nicht ertragen kann, ist es für Rebecca schon schwer, doch als Jüdin hat sie es doppelt schwer, denn die werden, auch von den Lehrern am liebsten gemieden. Diese 3 Dinge belasten sie schwer, auch wenn sie es am Anfang gar nicht mit bekommt. Doch sie hat ja noch ihre beste Freundin Lucy, sie und die Bücher geben ihr den Halt den sie braucht, doch auch diese sollte ihr schon bald genommen werden, so das sie auch den restlichen Halt verliert...
An dem alleine lag es nicht, das ich mit dem Buch nichts anfangen konnte. Es war auch der Schluss, der zwar einige Fragen beantwortet hat, aber gleichzeitig mehrere unbeantwortet liess. Und für mich war der abrupte Schluss sehr unbefriedigend. Dann, wenn es eigentlich endlich spannend werden könnte hört es einfach auf. Das "Tagebuch" ist fertig und wir bekommen die Gedanken von Rebecca zu lesen, jetzt 46, wie sie jetzt zu dem Tagebuch jetzt steht, 30 Jahre nach diesem psychotischen Schub. Wenn es dann einer war. Und auch diese knapp 5 Seiten sind alles andere als Aufschlussreich. Schade!
Wir sind wohl fast alle etwas Voyeurstisch veranlagt und würden gerne mal wo Mäuschen spielen oder in fremden Tagebücher schmöckern, in der Hoffnung mehr über die Gefühle, die Gedanken und Geheimnisse von anderen zu erfahren. Ich denke, von daher lesen wir auch gerne Biografien. Doch diese Geschichte lässt uns, oder besser mich völlig verwirrt, irritiert und mit offenen Fragen zurück. Klar, wir erfahren auch mehr über die Person aber mehr ihre verrückten, irren und kranken Gedanken.
... eine schreckliche Wahrheit kommt ans Licht - steht sie in Rebeccas Tagebuch? (Klappentext)
Nein, weder noch! Wer also auf total offenen Enden und mit vielen Fragen am Ende klar kommt, der kann das Buch gerne lesen, aber allen anderen kann ich es nun wirklich nicht empfehlen denn man sitzt da, mit dem Buch in der Hand und ist... enttäuscht.
Dennoch gibt es eine Lieblingsstelle in diesem Buch welche ich euch nicht vorenthalten will.
Nur bin ich nicht davon überzeugt, dass jeder Morgen ein neuer Anfang ist wie der erste Morgen im Garten Enden. Diese Unschuld habe ich verloren. An ihre Stelle ist die Erinnerung getreten.
S. 254