logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: Nick-Hornby
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2020-06-22 11:59
Amüsante Ehetherapie in Babyschritten
Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst - Nick Hornby

Mit dieser sehr dialoglastigen Geschichte, die schon fast ein Theaterstück darstellt, habe ich zwar wieder einmal etwas völlig anderes bekommen, als ich bei der Bestellung vermutet hätte, aber diesmal hat die unerwartete alternative Ausführung sogar mehr Charme als meine ursprünglichen Vorstellungen. Das Paartherapie-Drama hat mir sehr gut gefallen, wenngleich ich, so wie immer, Probleme mit dem Ende eines jeden Buchs von Nick Hornby habe, da der Autor ein gar so schlechter Finisher ist– wenn ich ihn nicht sogar für einen der schlechtesten im Literaturbetrieb halte.

 

Tom und Louise machen also Paartherapie und das Innovative dabei ist, dass der Autor nicht in den Sitzungen Mäuschen spielt, und diese beschreibt – so wie ich erwartet hätte – sondern nur immer das thematisiert wird, was die beiden Ehepartner vor der Therapie in einer Bar gegenüber besprechen, in der sie sich immer ungefähr eine halbe Stunde – beziehungsweise eigentlich einen Drink lang – davor treffen. Das ist insofern auf mehreren Ebenen charmant, da auch schon Reaktionen auf die letzte Sitzung in die Handlung eingeflochten werden, die beiden auch vor dem Leser ein Mindestmaß an Vertraulichkeit genießen und nur das breitgewalzt wird, was sie voreinander ansprechen, beziehungsweise bearbeiten und weiterentwickeln möchten. Was in der Sitzung war, bleibt in der Sitzung, es sei denn, es wird erörtert.

 

Damit bekommt die Leserschaft nicht das direkte Drama mit – inklusive der direkten Verletzungen und der Verletzlichkeiten, sondern eine zeitversetzte Reflexion darauf: teilweise Aktionen und Reaktionen, wenn sich die Gemüter schon ein bisschen abgekühlt haben und sich sogar vielleicht beim einen oder anderen etwas selbständig weiterentwickelt hat, manchmal ein völlig belangloser Nebenkriegsschauplatz, auf den ein schwelender Konflikt ziemlich grotesk und wundervoll witzig übertragen wird, aber auch oft ein noch intensiveres Drama und ein eskalierender Streit, weil das Problem der letzten Woche nachträglich noch in der Seele gebrodelt hat und in der einsamen Betrachtung noch mehr hochgekocht ist.

 

Im Gegensatz zur mangelnden Sorgfalt beim Finish kann kaum jemand eine Geschichte so gut starten wie Hornby. Die Leserschaft wird gleich in die Szene vor der ersten Sitzung geworfen und auf sehr humorvolle Weise mit dem Vorgeplänkel, beziehungsweise mit der Ausgangsproblemstellung konfrontiert: Sie hat ihn betrogen und er will eigentlich keine Therapie machen. Die Dialoge sind trotz des traurigen Themas für einen Außenstehenden extrem witzig konzipiert. Viele, die länger verheiratet sind, kennen bei einiger Selbstreflexion manche Szenen und das Palaver aus eigener Erfahrung nur zu gut. So à la Jedermann und -frau würden es witzig finden, es sei denn, sie sind mittendrin und betroffen. Als Louise und Tom sich am Ende der ersten Szene von der Bar gegenüber dann zum Therapietermin aufmachen und sie klingelt, gibt er Fersengeld und läuft davon – was für eine Eröffnung!

 

Der männliche Protagonist Tom ist übrigens ganz tiefgründig und aus männlicher Sicht vielleicht ein bisschen respektlos als Mehlwurm konzipiert. So ein passiv-aggressiver Typ, der sich sehr gerne wimmernd und lamentierend in der Opferrolle gegenüber seiner beruflich erfolgreichen Frau eingerichtet hat, sich darin suhlt, zur Dramaqueen mutiert und aus der unterlegenen Position ganz schöne Tiefschläge verteilt. Ein bisschen erinnert er mich an Rob aus High fidelity, aber Tom ist etwas lernfähiger als Rob. Auch Louise ist gut entgegen dem typischen weiblichen Rollenklischee gezeichnet: sehr pragmatisch, so schonungslos ehrlich, dass ihr manchmal nicht auffällt, dass sie auch ganz schön respektlos und verletzend ist, eine Macherin, die Probleme erkennt und dann auf ihre Weise manchmal viel zu schnell mit schlechten Aktionen und Lösungen reagiert, anstatt darüber zu reden.

 

Bei all den witzigen Dialogen und auf Nebenschauplätze verlegten Gefechten kommt so nach und nach sehr realistisch und konsistent beschrieben etwas Schwung in die Beziehung. Das Paar analysiert den Grund des Betrugs, das Sexproblem und einige andere Baustellen ebenso.

 

Tja, das Finish ist eben schon, wie gesagt, sehr oft wie bei Hornby abrupt und nicht wirklich in irgendeine Richtung interpretierbar – er lässt quasi die Tastatur fallen. Sitzung 10 fällt aus, weil sich die beiden in der Bar besaufen, und die Therapie absagen. Dabei ist noch viel zu wenig aufgearbeitet und weiterentwickelt, als dass die Ehe meiner Meinung nach weiter funktionieren könnte. Sie kommen überein, dass sie in einer permanenten Ehekrise stecken und sich nicht jahrelang zur Therapie begeben wollen. Da hilft eine zarte Hoffnung und ein „Ich liebe Dich“ von Tom im vorletzten Satz, das Louise als nicht ernstgemeint interpretiert, auch nichts. Versteht mich nicht falsch, Eheprobleme, die sich zur Never-Ending-Story auswachsen, auf siebenhundert Seiten auszuwalzen, ist ebenso weder spannend noch zielführend, aber diese Geschichte ist zu kurz und die beiden sind so weit entfernt von austherapiert oder einem konstruktiven Lösungsansatz, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache. Das wird nix!

 

Fazit: Szenen einer Ehe pointiert und sehr amüsant präsentiert, die Figuren mit ihren Problemen sehr liebevoll und tief konzipiert, das macht Spaß und ist auch lehrreich für alle Paarbeziehungen, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Leider verpufft sowohl die Entwicklung der Ehe als auch das Finale ins komplette Nirvana. 20 Sitzungen wären da mindestens notwendig gewesen – sag nicht nur ich, sondern auch der Verband der Psychotherapeuten ;-)  .

Like Reblog Comment
review 2019-06-18 03:42
Love on the rocks, Ain't no surprise
State of the Union: A Marriage in Ten Parts - Nick Hornby

[Louise says,] "Underneath it all, I love you."

 

"Underneath it all."

 

"Yes."

 

"Great."

 

"To be honest, I think you should be happy with that. You're lucky there's anything still there."


Tom and Louise are in trouble -- they've been married for years, have kids, and on the outside seem to be doing fine. But the marriage is in trouble -- and it has been for awhile. Recent events have demonstrated just how bad the situation is, and Louise has talked Tom into counseling. Each week before their session, they meet in the pub across the street for a quick drink and to talk about what they'll discuss in the upcoming session -- also reacting to the previous session, what's gone on in the week since, and discuss their future -- if such exists.

 

Ten sessions. Ten very short chapters. More than 10 pints and glasses of white wine. 10 fantastic, intriguing, character revealing, entertaining conversations.

 

I guess I tipped my hand a bit there, didn't I? It's not much of a surprise that I loved this book because it's written by Nick Hornby. And even when I'm not crazy about the novel in the end, there are few writers out there I enjoy reading as much as Hornby (alas, most of his novels predate this here blog, so you'll have to take my word for it).

 

But it's Hornby that takes what could be a maudlin exercise, a too-jokey experience, or an all-around failure and turns it into an experiment that's successful, entertaining, and emotionally rich. I see Tom's point of view, understand his pain and get his reluctance to do the work he needs to. I also understand Louise's take, I get (don't approve of, but get) her reaction to Tom, and appreciate her willingness to do the work (while seeing her own weaknesses -- at least some of them). A lot of times in this kind of scenario, the reader will end up "taking the side" of one of the characters (frequently the one sharing their gender). But very quickly I noticed that I wasn't rooting for Tom or Louise here, I was rooting for Tom and Louise.

 

But best of all? I loved reading their conversations -- open, honest (an honesty borne from realizing they've got no choice at this point, what could would anything else do?) full of that love that's "underneath it all" for both. And somehow, still entertaining for the reader.

 

I typically limit myself to one quotation from a book, but I there's another I want to share to give a flavor for the way the book works on the mechanical level.

 

"How are new starts possible?" Louise says. "When you've been together for a long time, and you have kids, and you've spent years and years being irritated by the other person? But if they stop being irritating, they're not them anymore."

 

"My text was me not being me."

 

"Exactly."

 

They walk to the door.

 

"So I've got to stay as me."

 

"Yes."

 

"While at the same time being different, somehow."

 

"It's a conundrum."


One, count 'em, one dialogue tag. Five words of description. Which is pretty typical of the book (maybe a little heavy on the description). That's practically nothing -- and dialogue tags pretty much only show up after description so you know who's starting the back and forth -- it could easily be a page or more before the next one. It's like Hornby's version of an acoustic recording -- a story stripped down to its essence. Maybe that's not the best metaphor -- it's the literary equivalent of espresso, the bare minimum, concentrated. Ian Shane called it "a literary play." I like that, too.

 

The minimalism makes this a deceptively quick and easy read -- you start flying through the text, caught up in the conversation and then realize just what it was they're being breezy about, just in time for a line that emphasizes just what's at stake.

 

This was also a show on Showtime recently -- ten 10-minute episodes, as I understand. I don't know which came first -- the show or the book. If it was the book, I don't know that a script would really be necessary -- just hand them this book and say "go." And if it was the other way around, it'd be about the easiest adaptation from a script ever.

 

At the end of the day, this is exactly what you want from a Nick Hornby book (except the length -- I wanted more, always): funny, heartfelt, charming, (seemingly) effortless, and makes you feel a wide range of emotions without feeling manipulated. I loved it, I think you will, too.

 

Note: I won a copy of this from Riverhead Books via Goodreads -- and I thank them both for that. But my library got me a copy first, so I haven't read it yet. But it will be the copy I re-read (and I think I'll be doing that a lot).


2019 Library Love Challenge

Source: irresponsiblereader.com/2019/06/17/state-of-the-union-by-nick-hornby-love-on-the-rocks-aint-no-surprise
Like Reblog Comment
review 2017-12-23 07:23
Ironische Geschichte mit romantischem Schmalzabsturz zum Ende
Juliet, Naked - Nick Hornby,Clara Drechsler Harald Hellmann

Wie ich schon mehrmals in einigen Rezensionen erwähnt habe, halte ich Nick Hornby für einen großartigen Starter von Romanen, die wenigsten Autoren können so gut unvermittelt und auch mit ein bisschen beißender Ironie eine Geschichte beginnen, aber auch für einen der schlechtesten Finisher im Literaturbetrieb. Entweder er läßt gleich quasi die Tastatur fallen, oder er vergeigt den ursprünglichen Plot derart nachhaltig, dass es ein Graus ist. So wie es mein Goodreads-Freund Armin formuliert hat, agiert Hornby gleich seinen Figuren, die auch immer alles verpatzen, wobei eine Katastrophe am Ende in einem fiktiven Plot mit fiktiven Figuren ja wesentlich besser und amüsanter ist als ein realer Qualitätsabfall im Werk.

 

Auch bei Juliet, Naked ist es nicht anders. Sprüht die Geschichte zu Beginn vor Ironie und witzigen Beziehungsproblemen mit unerwarteten Wendungen und ist sie bis Seite 250 also hundert Seiten vor dem Ende noch gut und amüsant zu lesen, so strotzt sie nach dem Herzinfarkt (was für eine blöde Idee, es hätte 100 witzigere alternative Plotmöglichkeiten gegeben) nur so vor kitschigen Platitüden. Wie kann man bei einem so rasanten Roman eine derart sinnlose Vollbremsung machen! Fast könnte man meinen, der Geist einer grottenschlechten Bianca Schrifstellerin wäre plötzlich in Nick Hornby gefahren. Für alle, die das nicht kennen - das sind diese dünnen gebundenen Schundheftln, die früher als Frauenliteratur propagiert wurden.

 

Was für ein kitschiger Scheissdreck am Ende auf diese anfängliche wundervolle Ironie! Dem Herrn Hornby sind schlussendlich sprichwörtlich nicht nur die spitzen Zähne sondern gleich auch die messerscharfe Zunge rausgefallen. Damit der altersheimgerechte schale Brei aus Schmonzette für das gehinamputierte romantikaffine Publikum mit Realitätsverweigerung besser verdaulich ist.

 

Fazit: 2,5 Sterne aufgerundet auf 3 weil doch 250 Seiten sehr gut und nur 100 schlecht waren.

Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2017-05-15 00:25
Ten Years in the Tub: A Decade Soaking in Great Books - Nick Hornby 
Ten Years in the Tub: A Decade Soaking in Great Books - Nick Hornby

It took me forever to read because I had to stop at least once per page to add something to The List, or to move something else higher, or to request something from the library. Hornby is a much bigger fan of literary fiction than I and he isn't a fan of genre (I know, right?) But I love his reviews like no one else's. It's ten years in the life of someone who loves to read, so it's all familiar, but written by a humorous pro. It's funny that I've read all of these three books before at least once and there were still so many I not only hadn't read, but also so many I hadn't already put on The List.

Library copy

Like Reblog Comment
show activity (+)
text 2017-03-31 10:10
March Reading Review
More Baths, Less Talking - Nick Hornby
My Holiday in North Korea: The Funniest/Worst Place on Earth - Wendy E. Simmons
Silence Fallen - Patricia Briggs
Atlas Obscura: An Explorer's Guide to the World's Hidden Wonders - Dylan Thuras,Ella Morton,Joshua Foer
The Phantom Atlas: The Greatest Myths, Lies and Blunders on Maps - Edward Brooke-Hitching

Well, this month was an average killer.  I went on an atlas reading spree this month and it too so much longer than I thought it would.  Then there was the whole grudge match between myself and The Name of the Rose, when it wasn't just the lord for whom a day was like a thousand years.

 

Still I had a good reading month by anyone's standards, with 16 books read and a total of 4879 pages.  Contrarily, I smashed by Fastest Read of 2017, with Etched in Bone, devouring it in one day.

 

3 5-star reads this month:

Silence Fallen - Patricia Briggs 

Atlas Obscura: An Explorer's Guide to the World's Hidden Wonders - Dylan Thuras,Ella Morton,Joshua Foer 

My Holiday in North Korea: The Funniest/Worst Place on Earth - Wendy E. Simmons 

 

2 4.5-star reads:

More Baths, Less Talking - Nick Hornby 

The Phantom Atlas: The Greatest Myths, Lies and Blunders on Maps - Edward Brooke-Hitching 

 

No 1-star reads this month, thankfully.  Lots of non-fiction, although I counter-balanced them with the most fictional stories possible.

 

How was your March reading?

More posts
Your Dashboard view:
Need help?