Auf keinen Fall wird sie aus diesem Bus aussteigen. Bobby hasst ihre neuen Mitschüler und der Skiausflug war die totale Vollkatastrophe. Da wartet sie lieber mit Bad Boy Smitty, bis die anderen aus dem Café zurückkommen. Aber die anderen kommen nicht. Die anderen sind tot – Alice hat es genau gesehen und dreht vollkommen durch. Schöne Scheiße! Sie müssen hier weg und zwar schnell. Denn plötzlich kommen die Toten auf sie zu und sie sehen verdammt hungrig aus. Doch draußen ist es einsam und dunkel, der Schneesturm tobt und die Handys funktionieren auch nicht. Und eigentlich weiß man aus jedem guten Horrorfilm, dass man sich niemals in so eine Situation begeben darf.
Auf dieses Buch hatte ich mich tierisch gefreut. Das lag vor allem an der wirklich großartigen Werbecampagne, die dafür gefahren wurde. Obendrein bin ich ja Zombiefan. Also habe ich so sehr auf das Buch hin gehibbelt wie schon lange nicht mehr. Und ja, die Erwartungen waren entsprechend hoch. Vielleicht liegt es daran, dass ich nach dem Lesen jetzt doch etwas enttäuscht bin.
Wobei ich der Geschichte an sich nicht einen einzigen Vorwurf zu machen habe. Natürlich ist der Verlauf schon sehr klassisch: plötzlich verwandeln sich die Menschen auf unerklärliche Weise in Zombies. Nur eine kleine Gruppe -hier vornehmlich Teenager- wurden durch einen Zufall verschont. Nun gilt es, um das Überleben zu kämpfen und den Zombies möglichst zu entkommen.
Ich mag es, nur mit einer überschaubaren Anzahl Charaktere zu tun zu haben. Da behalte ich leichter den Überblick und bin entsprechend mehr bei der Sache und schneller gefesselt, als wenn Charaktere und somit vielleicht auch die Schauplätze wechseln. In der Hinsicht war “Untot” genau nach meinem Geschmack.
Ebenso hat es mir gefallen, dass es -für ein Jugendbuch- nicht gerade zartfühlend zur Sache geht. Zombies sind hier Zombies, gefährlich und tödlich. Und es hilft nun mal nichts anderes als sie endgültig ihres untoten Lebens zu berauben. Gerne auch mit einer gewissen Brutalität. Auch wenn es also ein Buch für jüngere Leser ist, wird hier nichts beschönigt. Es wird ein gewisses Maß an Blutspritzerei und Metzelei nicht überschritten, aber doch bis zum Letzten ausgereizt.
Und zuletzt möchte ich noch den Funken Humor loben, der hier mitschwingt. Alleine die Idee, wie das Zombievirus in das Diner kam, hat mich herzlich lachen lassen. Ein köstliche Vorstellung, im wahrsten Sinne des Wortes!
Mit dem Aspekt Humor hängt allerdings auch das größte Manko für mich zusammen. Denn speziell Bobby versucht in fast jedem Satz den coolen Teenager raushängen zu lassen. Alle naselang flapsige Sprüche und auch sonst hat sie eine ausgesprochen lockere Erzählweise. Darüber werden jugendliche Leser vielleicht lachen können, für mich hat das aber der Geschichte jeden Grusel und viel Spannung genommen. Schaudernde Atmosphäre hat einfach keine Chance, wenn selbst der bedrohlichste Angriff mit flapsigen Sprüchen und im coolsten Ton geschildert werden. So konnte ich Bobby nie wirklich glauben, dass sie tatsächlich Angst hat und / oder sich über die Gefahr im Klaren ist, in der sie und ihre Freunde schweben. Ich habe über Bobby wirklich oft einfach nur den Kopf geschüttelt und sie nicht als die sympathischste Heldin empfunden. Anfangs dachte ich noch, das würde sich irgendwann legen, aber es blieb bis zum Schluss so. Da waren mir Rebell Smitty und Klugschwätzer Pete sehr viel lieber, die zusammen mit Bobby um ihr Leben ringen.
Ich könnte mir “Untot” prima als Computerspiel vorstellen. Mit dem geradlinigen Verlauf, den regelmäßigen Kämpfen und Aufgaben, die die Teenager zu bewältigen haben, sowie den markanten Schauplätzen eignet es sich meiner Meinung nach gut dafür. Und ich kann mir ebenfalls vorstellen, dass ein Spiel wenigstens entwas gruselig sein könnte. Alleine, weil dafür sicher eine Menge Text eingespart würde, der das untergraben könnte.
Dank dieser lockeren Erzählweise liest sich “Untot” weg wie nichts. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, so werden die halbwüchsigen Leser sicher leicht mit dem Buch zurechtkommen. Mit 368 Seiten ist das Buch ja schon etwas dicker. eine coole Idee sind die Blutflecken, die hier und da die Seiten zieren.
Das Cover fand ich solange klasse bis ich das des englischen Originals gesehen habe. Ich habe hier mal mit eingebunden. Zumindest aber wirkt die rote Schrift des deutschen Covers wirklich gut vor dem weißen Hintergrund. Und diese Farbgestaltung kann man mit etwas Phantasie sogar auf die blutigen Ereignisse in winterlicher Landschaft der Geschichte beziehen.
Fazit: Mir ist schon klar, dass “Untot” ein Jugendbuch ist, und dass es deshalb nicht so richtig zur Sache gehen kann / darf, wie in Geschichten für erwachsene Leser. Aber ich denke schon, dass Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren (der Alterempfehlung nach) durchaus Spannung und Grusel von einer Zombiegeschichte erwarten, und keine flapsig erzählte Story, der es deshalb an der nötigen Atmosphäre fehlt. Ich fand “Untot” nur ganz nett, hier und da witzig, aber gegruselt habe ich mich kein Stück. Stattdessen habe ich mich oft über Bobby und ihre Erzählweise geärgert.