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review 2018-10-11 16:47
Rezension | Die Abenteuer der Cluny Brown von Margery Sharp
Die Abenteuer der Cluny Brown: Roman - M... Die Abenteuer der Cluny Brown: Roman - Margery Sharp,Wibke Kuhn

Beschreibung

 

Cluny Brown ist anders als andere junge Damen in ihrem Stand und in ihrem Alter. Sie wird nachmittags Tee trinkend im Ritz angetroffen oder verweilt einen ganzen Tag Orangen essend im Bett um eine Diät aus einer Zeitschrift auszuprobieren. Zum Ärger ihres Onkels, der tagtägliche seiner Arbeit als Klempner nachgeht und versucht die Erziehung von Cluny genauso gewissenhaft wie seine Arbeit zu erledigen, weigert sich Cluny ihren gesellschaftlichen Platz einzunehmen.

 

Nach einem weiteren Fauxpas wird die 20-jährige Waise Cluny von Onkel und Tante auf den Herrensitz Friars Carmel in Devonshire geschickt um dort die Stellung eines Dienstmädchens einzunehmen. Mit ihrer charmanten und kuriosen offenherzigen Art zieht Cluny nicht nur die Aufmerksamkeit der adeligen Familie Carmel auf sich. Auch der Dorfapotheker und ein polnischer Schriftsteller, der zur Zeit als Gast auf Friars Carmel logiert um den Gefahren des anstehenden Krieges zu entgehen, können nicht umhin die Einzigartigkeit Clunys zu bemerken.

 

Meine Meinung

 

Margery Sharps lebensfroher Roman über “Die Abenteuer der Cluny Brown” kann man getrost zu den Klassikern seiner Zeit zählen, denn die Autorin zeichnet in ihrer Geschichte das fein geschliffene Bild einer Gesellschaft die sich im Aufbruch in ein neues Zeitalter befindet. Der Roman, der in den 1930er Jahren handelt wurde 1944 veröffentlicht und darf Dank des Eisele Verlags nun in einer Neuübersetzung von Wibke Kuhn in neuem Glanz erstrahlen.

 

Die Tage der steifen und angestaubten Gesellschaftsstrukturen mit großen Herrenhäusern, Landsitzen und einem ganzen Bataillon an Bediensteten sind angezählt. Sir Henry, der Herr des Landsitzes Friars Carmel, mit seinem Müßiggang, der allerhöchstens mal ausreitet und dessen Dienerschaft im Verlauf der letzten Jahre sich auf ein das Nötigste reduziert hat, wird schon bald einer der letzten seiner Art sein. Dies macht sich vor allem auch bei seinem Sohn Andrew bemerkbar – bei ihm spürt man deutlich den Drang mehr zu tun als ein Haus zu verwalten. Er interessiert sich brennend für den nahenden Krieg und sieht sich dazu verpflichtet den polnischen Schriftsteller Adam Belinksi vor einer drohenden Verfolgung zu retten.

 

"»Die Schwierigkeit bei der jungen Cluny ist die«, erklärte Mr. Porritt, »dass sie anscheinend nicht weiß, wo ihr Platz ist.«" (Die Abenteuer der Cluny Brown, Seite 10)

 

Seele und Herzstück des Romans ist jedoch die niedrig gestellte Cluny Brown, die als Waise von Onkel und Tante aufgezogen wird und in ihrer verträumten Naivheit nicht einsieht, warum sie ständig zu hören bekommt sie solle endlich einsehen wo ihr Platz im Leben ist. Die Stellung als Dienstmädchen auf Friars Carmel scheint die beste Lösung für alle Beteiligten zu sein.

 

Cluny Brown schrulliger Charakter wächst einem mit all seiner Verrücktheiten schnell ans Herz und von Seite zu Seite fiebert man aufgeregter Clunys weiterem Lebensweg entgegen. Dabei hält Margery Shapr die ein oder andere Überraschung bereit! Mehr möchte ich zur Handlung nun aber nicht verraten – das muss man am besten selbst lesen.

 

"»Ich könnte mir vorstellen, dass Ihnen das ganze Universum offensteht«, wiederholte Mr. Belinksi bereitwillig. […] Doch Cluny interessierte sich nicht mehr für Mr. Belinski, nur noch für seine Worte. Sie wollte diesen magischen Satz mitnehmen und ihn in aller Ruhe sorgfältig untersuchen." (Die Abenteuer der Cluny Brown)

 

Mich hat Margery Sharps Schreibstil und ihre gesellschaftlichen Betrachtungen in “Die Abenteuer der Cluny Brown” verknüpft mit den lebendigen, mal erfrischenden, mal angestaubten Protagonisten vollkommen begeistert. Daher gibt es von mir 5 von 5 Grinsekatzen für diesen mindestens genauso stilvollen wie humorvollen Klassiker!

 

Fazit

 

Eine Gesellschaftsbetrachtung die den Umschwung der Zeit mit Stil und Humor wiederspiegelt. Dieser Klassiker berührt und überrascht – eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack!

Source: www.bellaswonderworld.de/rezensionen/rezension-die-abenteuer-der-cluny-brown-von-margery-sharp
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review 2015-10-30 14:16
Gorbatschows Russland
Das neue Russland: Der Umbruch und das System Putin - Boris Reitschuster,Michail Gorbatschow

Aus aktuellem Anlass der Ukraine Krise und um das polarisierende Schimpfwort „Putinversteher“ nicht nur als leere Worthülse zu betrachten, sondern wirklich zu versuchen, Putin zu verstehen, habe ich mir vorgenommen, heuer ein paar aktuelle Bücher über Russland zu lesen.

Dabei habe ich als erstes die Analyse des neuen Russlands von Michail Gorbatschow ausgewählt. Mir erschien es eine perfekte Wahl, denn er steht seit jeher Putin sowohl wohlwollend als auch kritisch gegenüber.

Leider habe ich dummerweise nicht berücksichtigt, dass Gorbatschow weder pointierter Analyst historischer und politischer Vorgänge noch ein Journalist oder Autor ist, der das Schreiben von der Pike auf gelernt hat. Im Gegenteil, er ist und bleibt auch bis jetzt Politiker, der sehr diplomatisch mit blumigen Beschreibungen rechtfertigend das Zeitgeschehen kommentiert.

Diese Rechtfertigungen der eigenen Politik und Taten sind im ersten Abschnitt des Buches von 1989- 1999 sehr mühsam und für mich absolut nicht notwendig. Von meinem Standpunkt aus braucht seine Idee und Umsetzung von Glasnost und Perestroika nicht verteidigt werden.

Ab dem zweiten Abschnitt über Putin wird es zwar in der russischen Innenpolitik wirklich sehr spannend, aber Gorbataschow wiederholt sich massiv in seinen zentralen Argumenten und leiert diese immer wieder gebetsmühlenartig herunter. Da hätte ein Lektor mehr in das Werk eingreifen müssen.

Im dritten Abschnitt, den modernen Zeiten und aktuellen Konflikten, behübscht Gorbatschow sehr diplomatisch die aktuelle Situation, nur um die aktuelle Regierung ja nicht zu sehr zu kritisieren. Er drückt sich vor klaren Aussagen und schreibt teilweise hanebüchenen Unsinn z.B. über Syrien, der bereits 3 Wochen nach Auslieferung des Buches obsolet ist, aber schon vor einem halben Jahr absehbar war. Was hat er sich überhaupt dabei gedacht, den Konflikt in Syrien auf 2,5 Seiten abzuhandeln? Da hätte er es gleich bleiben lassen können. Auch um den Ukrainekonflikt eiert er herum – mir ist die Situation aus russischer Sicht nach der Lektüre dieses Werkes nicht um ein Jota klarer geworden.

Bei aller Kritik habe ich dennoch sehr viel Neues aus der Innenpolitik Russlands erfahren: Wie werden Politiker gemacht, wie ist die neureiche Post-Perestroika-Clique wirklich zu ihrem sagenhaften Reichtum gekommen, wie funktioniert(e) die Duma, die politischen Prozesse ….. Das war spannend und sehr informativ.

Fazit: Mehr distanzierte Analyse anstatt rechtfertigendes Involvement und diplomatische Worthülsen wären von Nöten gewesen. Dies kann aber nur durch einen eigenständigen externen Autor, der Aussagen selbständig zusammenfasst, verwirklicht werden. Da hätte sich Gorbatschow mal an all den der Rechtschreibung nicht fähigen B-und C Promis ein Beispiel nehmen sollen, die sich biografische Bücher teilweise in sehr guter Qualität haben schreiben lassen. Er hat ja sehr viel Spannendes zu sagen, aber in dem Fall schafft das Selbermachen der Analyse zu wenig Distanz zum Thema.

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