Diesmal hat es die Mordkommission in Garmisch mit einem besonders delikaten Fall zu tun. Auf einem abgelegenen Hof wird ein Toter aufgefunden, umgeben von potenziellen Mördern: Klapperschlangen, Cobras, Spinnen und Skorpionen. Bald steht fest: Der Tote, der durch das Gift einer Mamba starb, war der erfolgreiche Unternehmer Kilian Stowasser, der hochwertige Daunenprodukte herstellte und dabei nur Material von artgerecht gehaltenen Gänsen verwendete. Doch hinter der politisch korrekten Fassade lauern Abgründe. Kommissarin Irmi Mangold stößt auf jede Menge Mordverdächtiger, darunter eine engagierte Journalistin, unliebsame Konkurrenten und militante Tierschützer. Kam Stowassers Frau seinerzeit wirklich durch einen Unfall ums Leben? Und kann man eine Schwarze Mamba eigentlich des Mordes anklagen?
Dies ist mein erster Alpen-Krimi von Nicola Förg. Da ich großer Fan von Regionalkrimis bin, war ich darauf ausgesprochen neugierig. Allerdings fällt es mir nun doch schwer, etwas dazu zu schreiben. Warum? Weil ich hin- und hergerissen bin.
Der Fall für Irmi Mangold und ihre Kolleginnen gefällt mir an sich sehr gut. Diese Art Mord ist eben mal etwas ganz Außergewöhnliches und deshalb auch ganz reizvoll. Es macht Spass und es ist spannend zu verfolgen, wie dieser Fall nach und nach immer weitere Kreise zieht. Dennoch bleibt die Anzahl der Personen überschaubar, so dass man sich nicht in zig Namen verfranst, sondern gut mit den Ermittlerinnen mitknobeln kann. Zudem hält die Geschichte speziell zum Ende hin einige Szenen mit unbestreitbarem Gänsehaut-Faktor bereit. Schlangen- und Spinnenphobikern kann ich dieses Buch also nicht unbeding empfehlen. Ich mag dieses gewisse Kribbeln beim Lesen aber ganz gerne. Auch wenn dieses Mal gewisse Schleich- und Krabbeltiere dafür verantwortlich sind
Nun kommt das große “ABER”, das aber eigentlich auch wieder keines ist. Und genau darin besteht mein Problem mit diesem Buch, das mich deshalb nicht ganz als Krimi überzeugen konnte. Denn die Geschichte gewährt wirklich ausführlich Einblick in das leidvolle Leben vieler Tiere. Sie zeigt auf, was diese armen Geschöpfe durchleben. Sie stößt einen darauf, wie engagiert Tierschützer arbeiten und wie sinn- und hoffnungslos ihre Arbeit oft wirkt. Sie nennt beim Namen, wie manche Menschen Tiere behandeln, sie lediglich als gewinnbringende Ware betrachten. Es ist tatsächlich der erste Krimi gewesen, der mir mit diesem eingehenden Einblick die Tränen in die Augen getrieben hat. Wer für Tiere nur etwas übrig hat bzw nicht völlig gefühllos ist, dem wird es ebenso gehen. Und ich finde es richtig und wichtig, dass solche Themen auf den Tisch kommen. Das müsste noch viel intensiver und unfassender geschehen. Ich stimme mit Nicola Förg darin überein, dass ein Unterhaltungsroman ein guter Weg ist, auch solche Menschen zu erreichen, die sich sonst nicht mit solch ernsten Themen befassen.
Genau weil ich das alles so richtig und wichtig finde, fällt es mir schwer zu sagen, dass es mir für einen Krimi doch zu viel war. So zweifellos ernst und wichtig dieses Thema ist, es hat für mich den Krimi oft überdeckt, und das darf nicht sein. Vieles war sehr interessant und erschreckend zu lesen, aber es hat halt mir auch einiges an Spannung aus der Geschichte genommen.
Das ist heikel zu erklären, aber womöglich versteht ja doch jemand meinen Zwiespalt gegenüber diesem Buch.
Hinzu kommt noch -wobei das womöglich daran liegt, dass es mein erster Förg-Krimi ist-, dass ich mich mit Irmi Mangold und ihren Kolleginnen Kathi und Andrea nicht recht anfreunden konnte. Ich habe generell nicht viel für weibliche Ermittler übrig, aber diese Drei blieben mir einfach ziemlich fremd. Ich denke, ich werde sicher noch mindestens einen weiteren Krimi von Nicola Förg lesen und vielleicht finde ich dann nach und nach Zugang zu den Dreien. Auch mit Charakteren in einem Buch freundet man sich mitunter erst allmählich richtig an. Unsympathisch waren sie mir nicht, aber eben zu kühl, zu wenig vorstell- und greifbar und charakterlich nicht gerade markant. Das kann aber wie gesagt noch werden.
Was den Schreibstil anbetrifft, habe ich nichts weiter auszusetzen. Die Geschichte liest sich recht leicht, verlangt aber speziell bei den Passagen um das Thema Tierschutz durchaus Aufmerksamkeit. Diese Abschnitte sollte man doch in Ruhe und gewissenhaft lesen um das Grauen darin gut zu erfassen. Ansonsten lesen sich die “Mordsviecher” ganz unterhaltsam, so dass ich sie an zwei Abenden ausgelesen hatte.
Wie könnte es bei mir mit meiner Tiervernarrtheit anders sein: ein Blick auf das Cover und es war klar, dass dieses Buch in mein Regal ziehen würde. Gänse sind ja so schön und goldig! Ich schmelze bei dem Anblick jedes Mal wieder dahin. Das Federvieh passt außerdem ganz hervorragend zur Geschichte. Und vor einer Kulisse mit saftig grünen Wiesen flattern beim Aufklappen der Broschur die weichen Daunen umher.
Fazit: Ja, dem Krimi liegt ein sehr, sehr wichtiges Thema zugrunde. Daran besteht für mich als Tierfreund nicht der geringste Zweifel. Und es ist eine großartige Idee, dieses Thema in einem Krimi zu verarbeiten, so dass noch mehr Menschen darauf aufmerksam werden. Es bleibt aber dabei, dass der Krimi oft quasi im Hintergrund auf- und abhüpft um auf sich aufmerksam zu machen, weil diese geballten Fakten und Informationen ihn dorthin zurückdrängen und überdecken. Und das darf in meinen Augen trotz aller Wichtigkeit nicht passieren. Entsprechend hat mich “Mordsviecher” also Krimi nicht ganz überzeugen können.