Schon vor ein paar Jahren hatte ich mir vorgenommen einen Film zu besprechen, den ich zufällig entdeckt und gleich für großartig befunden hatte. Irgendwie ist das Vorhaben dann aber immer wieder in Vergessenheit geraten, obwohl ich den Film zu meinen Lieblingen zähle und finde, dass er völlig zu unrecht so wenig bekannt ist. Die Rede ist von Schräger als Fiktion aus dem Jahr 2006. Ein Film der auf jeden Fall wie für Schreiberlinge und Leseratten gemacht ist. Denn es wird meta, meine Damen und Herren!
Worum geht es?
Harold Crick ist ein staubtrockener Steuerfahnder. Er hat keine Leidenschaften, keine echten Freunde, ganz zu schweigen von Familie, keine Haustiere und nicht einmal ein Hobby. Sein ganzes Leben besteht aus Zahlen und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Abläufen, die sich Tag für Tag wiederholen. Doch eines Tages steht Harold wie jeden Abend vor dem Spiegel und putzt sich die Zähne, als er plötzlich die Stimme hört. Die Stimme beschreibt jede seiner Bewegungen, jeden Putzzug. Macht Harold eine Pause, macht auch die Stimme eine Pause. Geht Harold einen Schritt vorwärts, beschreibt die Stimme wie er geht. Schon bald findet Harold heraus, dass er die Stimme einer Autorin hört, deren neue Hauptfigur er offenbar geworden ist. Was für Harold zunächst nur eine nervige Angelegenheit ist wird zu einem Weckruf, als er erfährt wie das Buch enden soll: mit seinem Tod.
Schräger als Fiktion ist ein etwas schrulliger, charmanter und bittersüßer Film der in die Metaebene des Erzählens abtaucht. Gleichzeitig melancholisch und witzig, verwischt in diesem Film die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Man folgt zunächst Harold durch den Alltag und hört die Stimme, die plötzlich anfängt jede seiner Handlungen zu beschreiben. Wer eine Leseratte mit ganzem Herzen ist, der muss sich diesen Film wirklich ansehen.
Damals, als ich Schräger als Fiktion das erste Mal eingeschaltet habe, war ich skeptisch, denn Will Ferrell, der die Rolle des Harold Crick spielt, kannte ich bis dahin nur aus irgendwelchen flachen Klamaukkomödien, mit denen ich bis heute herzlich wenig anfangen kann. In Schräger als Fiktion aber spielt er diese leise, ernste und irgendwie bedauernswert naive Figur, die keine Ahnung hat, wie man das Leben genießt, bis sie mit dem bevorstehenden Tod konfrontiert wird. Gerade weil Will Ferrell auf den ersten Blick die völlig falsche Wahl für diesen ganz anderen Film ist, passt er irgendwie perfekt hinein und haucht seiner Rolle als Harold Crick eine glaubhafte Nuance des Sonderlings ein. Ähnlich überrascht wie hier, war ich bisher nur noch bei Jim Carrey in der Truman Show. Auch hier spielte ein Darsteller, der für seine albernen Komödien bekannt war, plötzlich diesen tragischen Helden und ich sah es genau deswegen nicht kommen.
Wer noch nicht überzeugt ist, dass Schräger als Fiktion etwas taugt, dem hilft vielleicht die Information, dass auch solche Kaliber wie Emma Thompson, Maggie Gyllenhaal und Dustin Hoffman mit von der Partie sind. Emma Thompson verkörpert hierbei Karen Eiffel, eine zynisch-bissige Autorin mit Schreibblockade. Ich mag eigentlich alle Figuren in diesem Film, aber Karen Eiffel ist nochmal einen Ticken großartiger, weil sie exzentrisch und ein bisschen morbide ist.
Von mir gibt es für Schräger als Fiktion die volle Punktzahl und ich hoffe ein paar von euch trauen sich ihm eine Chance zu geben. Vielleicht kennt ihn auch schon jemand?