Kurz nach dem Tod seiner Frau und Tochter zieht Leon Berger in die Kleinstadt K und tritt seine Anstellung als Schwedischlehrer an der örtlichen Mittelschule an. Beim Räumen der Dinge seines Vorgängers Eugen Kallmann, der Ende des letzten Schuljahres unter mysteriösen Umständen starb, findet er 4 Tagebücher, die die letzten 15 Jahre Kallmanns umreißen... und mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben.
Der Roman ist (mit wenigen Ausnahmen) abwechselnd aus 4 Perspektiven erzählt: Leons, der Schülerin Andrea, und Leons Kollegen Igor und Ludmilla. Die 4 Erzählstränge verweben sich zunehmend zu einem Sittenbild an einer schwedischen Kleinstadtschule (samt Migrantenkindern und rechtsextremen Wandlungen) und beleuchten Patchworkfamilien, alte und neue Verbrechen und natürlich auch Kallmanns Vergangenheit. Und je enger die Maschen dieses Bildes werden, desto schwerer ist es, das Buch wegzulegen.
Nesser-typisch wird nicht alles aufgeklärt, was als Rätsel auftaucht (zB die Ähnlichkeit zwischen Andrea und Leons verstorbener Tochter oder auch die Betonung der Augen der Kommissarin, die den Fall Kallmann schließlich übernimmt), trotzdem aber lässt mich die Lektüre befriedigt zurück.
Vor allem in der 2. Hälfte ein Pageturner... braucht aber ein bisserl, um Fahrt aufzunehmen. Insgesamt aber eine definitive Empfehlung!