Svea fährt zur Erholung mit ihren Eltern auf eine Insel im Stockholmer Schärengarten. Sie trifft auf reiche Kids in luxuriösen Villen und den Außenseiter Robin, für den sie mehr Gefühle entwickelt als ihr lieb ist. Nach und nach deckt Svea abscheuliche Machenschaften auf, die sich hinter der scheinbar perfekten Kulisse verbergen. Als Tompa, der zwielichtige Liebhaber von Robins Mutter, spurlos verschwindet, überschlagen sich die Ereignisse. Hat Robin etwas mit dem Verschwinden von Tompa zu tun? Svea findet sich plötzlich in einem Geflecht aus Misshandlung, Rache und Mord wieder, aus dem sie sich nicht mehr befreien kann.
Auch wenn die “Svea Andersson”-Krimis bisher ein ziemliches Auf und Ab für mich waren, war ich auf diesen neuen Fall sehr gespannt. Denn auch wenn ich einzelne Geschichten als etwas schwächer empfunden habe, so haben sie mir doch durchweg ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert.
Das gilt auch für Sveas neuen Fall “Tödlicher Hass”. Er ist für mich sogar wieder ein klares “Auf”, genau wie der Vorgänger. Hauptsächlich deshalb, weil zwar wieder ein gesellschaftliches Problem mit Mittelpunkt steht -hier ist es Gewalt und Misshandlung in einer Familie- und das auch deutlich heraugearbeitet wird, über das aber nicht fortwährend mit erhobenem Zeigefinger lamentiert wird. Bitte nicht falsch verstehen: das ist zweifellos ein ernstes Thema, dem Aufmerksamkeit gebührt, aber einen Krimi sollte in erster Linie die Spannung auszeichnen.
Genau das ist bei “Tödlicher Hass” auch der Fall. Die Geschichte lässt sich mit dem Erholungsurlaub harmlos an und ich habe Svea diesen Aufenthalt gegönnt nach all dem, was sie im Buch zuvor erlebt hat. Doch kaum am Urlaubsort angekommen, zeigen sich erste Anzeichen, dass die vordergründig so noble Gegend auch ihre Schattenseiten hat. Wobei ich das anfängliche Theater um Mopeds und eine Mopedbande zunächst schon etwas albern fand. Sind Mopeds in Schweden solch ein Drama? Hierzulande flitzen Jugendliche damit durch die Gegend und niemanden schert es. Oder wollte man der jungen Leserschaft damit entgegenkommen und nicht gleich von Motorrädern und Bikern sprechen?
Doch bei den Mopeds bleibt es natürlich nicht und schon bald steckt Svea bis zum Hals in den düsteren Machenschaften gewisser Leute in ihrem ach so friedlichen Urlaubsdomizil. Darin verwickelt ist auch Robin, der in Sveas Alter ist und Sveas Liebesleben ganz gut aufmischt. So ist Svea hin- und hergerissen zwischen ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und der Suche nach der Wahrheit, und ihren Gefühlen für Robin, die ihr womöglich den Blick für die Realität trüben.
Das ist einer der Punkte, die die Story spannend machen. Ein anderer ist, dass Svea -natürlich wie immer- einfach nicht weiß, wann sie sich raushhalten sollte und so immer wieder in lebensgefährliche Situationen gerät. Da bietet diese Geschichte einige Passagen, in denen man mit und um Svea bangt.
Verblüfft hat mich dieser Fall mit einem Ereignis, das ich für einen Jugendkrimi schon für eine ganz harte Nummer halte.
Es stirbt nämlich einer der Charaktere. Welcher, werde ich hier natürlich nicht verraten. Aber der Tod dieser Person schlägt ein wie ein Donnerschlag. Das ist eigentlich schon unverhältnismäßig im Vergleich zum Theater um die Mopeds.
Wie bereits angedeutet kommt auch Sveas Liebesleben in diesem Band nicht zu kurz. Frisch zerstritten mit Alexander, lernt sie Robin kennen und schon geht das typische Hin und Her los. Svea lasse ich das aber aus verschiedenen Gründen gern durchgehen. Erstens geht sie meist recht cool damit um, zweitens hat Kitsch genau deshalb so gut wie keine Chance und drittens wäre sie ohne Robin wohl eher nicht in diesen Fall geraten. Und das wäre schade.
Wie von den vorigen Bänden gewöhnt ist die Geschichte in die Wochentage aufgeteilt, an denen sie spielt. Bei “Tödlicher Hass” ist es sogar ein recht langer Zeitraum im Vergleich zu den Vorgängern und damit fallen die Kapitel kürzer aus. So lässt sich Svea gut kapitelweise lesen. Hinzu kommt Sveas jugendliche Erzählweise, die sich leicht liest. Speziell bei einer Passage beweist Ritta Jacobsson aber auch, wie spannend und stimmungvoll sie ihre junge Heldin erzählen lassen kann. Alles in allem liest sich “Tödlicher Hass” also flüssig, ohne dass es auf Kosten der Atmosphäre geht.
Das Cover zeigt sich im vertrauten Scherenschnitt-Look und gefällt mir dieses Mal besonders gut. Alleine schon wegen der schönen, weiten Landschaft, in der die beiden Gestalten besonders verloren wirken. Das düstere Violett mag ich ebenfalls. Vor allem nachdem die vorigen Bände mit eher knalligen Farben daher kamen. Diese finstere Farbe steht einem Krimi gut und strahlt gleich eine gewissen Bedrohung aus.
Fazit: Meinen Favoriten (Band 1) stößt auch “Tödlicher Hass” nicht von seinem Thron, aber mir hat Sveas neuer Fall wirklich gut gefallen. Erneut wird ein wichtiges gesellschaftliches Problem aufgezeigt und drumherum ein spannender Krimi erzählt. Wer die Reihe bisher mochte, dem wird auch Band 5 gefallen. Und wie schon mal gesagt: Sveas Fälle dürften auch ältere Krimifans gut unterhalten.