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review 2019-07-15 16:17
Solange wir schweigen
The Ivy Years. Solange wir schweigen - Sarina Bowen

Michael Graham trifft fast der Schlag als er die Umkleidekabine seiner Eishockey-Mannschaft betritt. Vor ihm steht John Rikker. Der verdrängte Jugendfreund kennt ein großes Geheimnis, das Graham niemals offenbaren will.

"The Ivy Years. Solange wir schweigen" ist Teil einer Liebesroman-Reihe von Sarina Bowen. Die Geschichten können ohne Kenntnis der anderen Bände unabhängig voneinander gelesen werden.

In diesem Buch geht es um Liebe, es geht um Homosexualität, und darum, dass sie im Sport nach wie vor nichts zu suchen hat. 

Rikker ist schwul und der Sportler macht kein Geheimnis daraus. Zwar will er diese Tatsache nicht an die große Glocke hängen, allerdings denkt er auch nicht daran, sich in einem Schneckenhaus zu verkriechen.

Er wechselt das College und damit das Eishockey-Team. Denn er möchte einfach nur tun, was er liebt: Eishockey spielen! Mit dem Team-Wechsel holt ihn seine Vergangenheit ein, als er Michael Graham nach Jahren wieder vor die Augen tritt.

Graham spielt leidenschaftlich gern Eishockey und hat sich in der College-Liga nach oben gekämpft. Er macht, was er mag, und hat sich exzellent in sein Team integriert. Doch dann taucht plötzlich Rikker in der Mannschaftskabine auf. Er ist der Einzige, der Grahams größtes Geheimnis kennt.

Rikker und Graham sind einst beste Freunde gewesen, woran sich der gute Graham allerdings nicht mehr erinnern kann. Anscheinend hat seine Angst vor Homosexualität diese wundersame Amnesie bedingt.

Graham und Rikker begegnen sich nach Jahren auf dem College wieder. Sie sind beide begeisterte Eishockey-Spieler, richtige Kerle, nur dass sich Rikker eben zu seiner Homosexualität bekennt.

Für beide beginnt ein Tanz auf dem Eis, weil sie nicht wissen, wie sie miteinander umgehen sollen. Während es Graham mit stoischem Ignorieren versucht, fordert ihn Rikker mit bestimmenden Lächeln heraus bis sie beide die Fassung verlieren.

Grundsätzlich ist die Geschichte von Rikker und Graham eine normale Liebesgeschichte, die aus sanfter Annäherung, aufkommenden Zweifeln und aus der Homosexualität heraus auftretender Angst besteht. Ich mag es, wie Sarina Bowen aus 'harten' Eishockey-Spielern ein kuschelig-verliebtes Paar kreiert, das in der vorhandenen Orientierungslosigkeit seinen Weg finden will, und dabei nicht dem üblichen Liebesroman-Kitsch verfällt.

Die Autorin spricht ernste Themen an. Homosexualität und Profisport gehen selten Hand in Hand. Dabei zeigt Sarina Bowen nicht nur Ausgrenzung betroffener Personen auf, sondern wie das gesamte Umfeld in einem Sog aus Intoleranz untergehen kann. Diese Spirale hat sie äußerst nachvollziehbar und in realistischem Sinn verstörend aufgearbeitet, und mir beim Lesen vor Augen geführt.

Die Handlung selbst ist zartbitter - wie es sich für eine Love Story eben gehört. Meinem Geschmack nach hat die Autorin zu viele Abstecher ins Krankenhaus gemacht und das Ende wurde meinem Empfinden nach zu überhastet herbeigeführt. Ganz plausibel wirkt es - nach der langen Vorgeschichte - nicht. 

Vom Schreibstil her kann ich Sarina Bowen nur loben. Ich liebe diesen lockeren Stil, der sogar ernste Themen mit Blümchen versieht. Sie schreibt flüssig, ohne dass es kitschig wird. Lässt Spannung entstehen und zaubert dem Leser im richtigen Moment ein Lächeln ins Gesicht.

Alles in allem ist „The Ivy Years. Solange wir schweigen“ ein schöner Liebesroman über eine außergewöhnliche Liebe, die eigentlich ganz gewöhnlich ist. 

 
 
The Ivy Years:
1) The Ivy Years. Bevor wir fallen
2) The Ivy Years. Was wir verbergen
3) The Ivy Years. Solange wir schweigen
4) The Ivy Years. Wenn wir vertrauen
Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.com
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review 2018-05-15 14:51
Hinein in den Sturm
Die Hexenholzkrone 2 - Tad Williams,Cornelia Holfelder-von der Tann,Wolfram Ströle

Tad Williams‘ neue Trilogie „Der Letzte König von Osten Ard“ wird für Fans wieder einmal zu einem Geduldsspiel. Nachdem „Das Herz der Verlorenen Dinge“ und „Die Hexenholzkrone“ (für den deutschen Markt gesplittet) 2017 zügig nacheinander erschienen, heißt es nun warten. Hodder & Stoughton, Williams‘ Verlag in Großbritannien, kündigt den zweiten Band „Empire of Grass“ für September 2018 an. Ein deutsches Veröffentlichungsdatum existiert bisher nicht. Wahrscheinlich wird dieser Band erneut geteilt, da das Originalmanuskript ca. 1.200 Seiten umfasst. Ich bin guter Hoffnung, dass Hobbit Presse | Klett-Cotta zeitnah reagieren werden. Schließlich waren sie auch mit dem zweigeteilten ersten Band fix und darüber hinaus so freundlich, mir Rezensionsexemplare zur Verfügung zu stellen.

 

Der Frieden in Osten Ard wankt. Nabban steht am Rande eines Bürgerkriegs. Der hernystirische Blutkult breitet sich aus wie ein Geschwür. Wieder paktieren Menschen aus Habsucht und Machtgier mit den Nornen der Sturmspitze. Als Hochkönigspaar bemühen sich Miriamel und Simon, die schwelenden Brände in ihrem Reich einzudämmen, doch sie können nicht überall zugleich sein. Sie brauchen Hilfe. Mit gemischten Gefühlen entsenden sie ihren Enkel Prinz Morgan in den magischen Wald Aldheorte, um die Sithi aufzusuchen. Sie hoffen, von ihren alten Verbündeten Antworten und Unterstützung gegen die Hikeda’ya zu erhalten. Leider war das lange Schweigen zwischen den Völkern kein Missverständnis. Die Sithi weigern sich, den Menschen beizustehen. Werden Simon und Miriamel ihr Volk allein vor der unheilvollen Magie der finsteren Nornenkönigin Utuk’ku schützen können?

 

Eigentlich habe ich meiner Rezension zu „Die Hexenholzkrone 1“ nicht viel hinzuzufügen. „Die Hexenholzkrone 2“ ist eine unbeabsichtigte Fortsetzung. Ihre Existenz ist den Normen des deutschen Buchmarktes geschuldet, der ungern Bücher produziert, die mehr als 1.000 Seiten umfassen. Unter anderen Umständen hätte ich mich garantiert dazu entschieden, die beiden Teile als Gesamtband zu rezensieren, aber da ich sie einzeln als Rezensionsexemplare erhalten habe, was sehr großzügig von Hobbit Presse | Klett-Cotta war, sehe ich mich verpflichtet, sie getrennt zu besprechen.
Grundsätzlich änderte sich in „Die Hexenholzkrone 2“ für mich nichts: die Lektüre erinnerte emotional an Heimkehren. Allerdings ist dieses Heim nicht länger ein geborgener, sicherer Ort. Düsternis erfasst Osten Ard. Wer in „Die Hexenholzkrone 1“ daran zweifelte, dass unseren geliebten Figuren schwere Zeiten bevorstehen, kann es nun nicht länger leugnen. Tad Williams steuert seine Geschichte unbeirrt in einen gewaltigen Sturm und die ersten heftigen Böen lassen die Segel bereits ordentlich knattern. Er erzeugt Spannung, indem er seinen Leser_innen erstaunlich freigiebig viele Details verrät, die seinen Charakteren bisher verborgen sind. Ich fand mich in der privilegierten Position wieder, als einzige das Ausmaß des zerstörerischen Unwetters, das sich am Horizont abzeichnet, erahnen zu können. Es erschreckte mich zutiefst, dass es nach 30 Jahren des Friedens erneut Menschen gibt, die bereit sind, mit den Nornen zu konspirieren. Wie weit diese Verschwörung reicht, offenbart Williams (noch) nicht, doch allein die Andeutung eines faustischen Paktes ließ mir alle Haare zu Berge stehen. Haben sie denn nicht dazu gelernt? Begreifen sie nicht, dass die Hikeda’ya und ihre unheimliche Königin Utuk’ku die Auslöschung der Menschheit anstreben? Offenbar benötigt sie dafür die mysteriöse Hexenholzkrone, die leider nur vereinzelt am Rande erwähnt wird. Für mich wäre ihr Wunsch nach diesem geheimnisvollen Objekt bereits Grund genug, sie daran zu hindern, es zu bekommen, weshalb mich Simons und Miriamels Entscheidung, Prinz Morgan zu den Sithi zu schicken, sehr erleichterte. Trotz des unerfreulichen Ausgangs dieses Besuches, der mich davon überzeugte, dass die Sithi das Hilfegesuch nicht allein aus Zorn ablehnen, sondern rätselhafterweise vollkommen verängstigt sind, beruhigte es mich, dass das Königspaar die Gefahr ernstnimmt. Der zunehmende Druck auf die beiden war greifbar; besonders Simon ist die Verantwortung, die sein Titel mit sich bringt, leid. Er wünscht sich, sein Amt ruhen zu lassen, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können – sogar mit Morgan, der wirklich einzigartig talentiert darin ist, seinem Gegenüber auf die Nerven zu gehen. Unglücklicherweise erfüllt ihm Tad Williams diesen Wunsch nicht, stattdessen trennt er die Gruppe und verteilt sie in ganz Osten Ard, um Bewegung in die Handlung zu bringen. Die Spieler sind in Position. Das Spiel hat begonnen.

 

Auf der Verlagsseite von „Das Herz der Verlorenen Dinge“ heißt es, es biete „für alle neuen Leser den Einstieg in die Welt von Osten Ard“. Dem stimme ich nach der Lektüre von „Die Hexenholzkrone 1“ und „Die Hexenholzkrone 2“ nicht zu. Ich glaube nicht, dass „Das Herz der Verlorenen Dinge“ ausreicht, um die Dimension des nachfolgenden Auftakts zu begreifen. Um die drängende Bedrohlichkeit der aktuellen Situation zu erfassen, braucht es meiner Meinung nach den Kontext des Sturmkönigskrieges in „Das Geheimnis der Großen Schwerter“. Ich denke, die beabsichtigte Wirkung der dunklen Vorzeichen in „Die Hexenholzkrone“ entfaltet sich nur, wenn man weiß, durch welche Opfer die Menschheit 30 Jahre zuvor vor der Auslöschung bewahrt wurde. Wenn ihr Lust auf „Der Letzte König von Osten Ard“ bekommen habt, empfehle ich euch daher eindringlich, zuerst „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ zu lesen. Die erste Trilogie wird euch das Wissen vermitteln, das ihr benötigt, um die Raffinesse der Geschichte und Tad Williams‘ formidable Entwicklung als Autor wertzuschätzen, sodass ihr in „Die Hexenholzkrone 1“ und „Die Hexenholzkrone 2“ das sehen könnt, was ich sehe: einen köstlichen Vorgeschmack dessen, was Leser_innen und Figuren in „Der Letzte König von Osten Ard“ erwartet.

 

Vielen Dank an den Verlag Hobbit Presse | Klett-Cotta für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/05/15/tad-williams-die-hexenholzkrone-2
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review 2017-10-05 19:22
Das Morden muss aufhören
Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch: Essays - Cem Özdemir,Aslı Erdoğan

Wie gut kennt ihr euch mit der aktuellen politischen Situation in der Türkei aus? Versteht ihr, was dort zurzeit passiert? Begreift ihr, warum der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf hervorragende Zustimmungswerte in der Bevölkerung blickt, obwohl ihm von westlichen Ländern der Status eines Diktators und menschenrechtsverletzende Politik vorgeworfen wird?
Ich habe die Nachrichten aus der Türkei stets aufmerksam verfolgt, habe versucht, zu erfassen, was in diesem Land am Bosporus geschieht. Ich habe die Bilder der Putschnacht vom 15. zum 16. Juli 2016 gesehen und den Prozess gegen Jan Böhmermann beobachtet. Ich erlebte, wie die Meinungsfreiheit mehr und mehr eingeschränkt wurde. Immer öfter trudeln Meldungen von verhafteten Deutschen ein, denen vorgeworfen wird, eine terroristische Vereinigung zu unterstützen. Sie sitzen heute in den gleichen Gefängnissen ein, in denen türkische Akademiker_innen, Journalist_innen und unbequeme Staatsangestellte inhaftiert sind. Ich setzte mich mit diesen Nachrichten auseinander – doch völlig verstanden habe ich sie nicht. Keine der Mitteilungen vermochte es, mir zu erklären, wieso sich die Türkei plötzlich in einen rückständigen Staat verwandelt und Niemand. Etwas. Dagegen. Unternimmt.

 

Dieser Eindruck täuscht. Es gibt sehr wohl zahllose Menschen, die sich gegen die Regierung Erdoğans auflehnen – wir kriegen das hier in Deutschland nur nicht ausreichend mit. Die Verhaftungen erscheinen uns willkürlich, dabei sind sie für den türkischen Präsidenten ein praktikables Mittel, seine politischen Kritiker_innen mundtot zu machen. Eine von ihnen ist die Schriftstellerin Aslı Erdoğan, die bis August 2016 für die kurdisch-türkische Zeitung Özgür Gündem arbeitete. Sie wurde verhaftet, weil ihr „Propaganda für eine illegale Organisation“, „Mitgliedschaft bei einer illegalen Organisation“ und „Volksverhetzung“ vorgeworfen wurde. Ihre Kolumnen und Essays sind hochpolitisch; sie spricht sich seit Jahren aktiv für die kurdische Minderheit in der Türkei aus und verarbeitet ihre Empfindungen literarisch. Ihr Schaffen ist preisgekrönt, doch da sie regierungskritisch ist, kann sie ihre Texte seit ihrer Verhaftung nicht mehr in der Türkei veröffentlichen. Stattdessen nahm sich der deutsche Verlag Knaus ihren Werken an. Im März 2017 erschien dort eine Sammlung ihrer Essays unter dem Titel „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“, angedickt mit einem Vorwort des türkischstämmigen Bundesvorsitzenden der Partei Bündnis 90/Die Grünen Cem Özdemir.

 

Ich stolperte auf der Arbeit über dieses Buch. Einige von euch wissen mittlerweile, dass ich bei der größten deutschen überregionalen Tageszeitung mit den vier Buchstaben angestellt bin. Ja, genau die. In den Tiefen unseres Systems entdeckte ich einen Artikel, der die bald anstehende Veröffentlichung der Essay-Sammlung thematisierte und das Vorwort von Cem Özdemir abbildete. Ich las es und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass mir dort jemand wirklich begreiflich machen konnte, warum sich die politische Situation in der Türkei in einer schwer aufzuhaltenden Abwärtsspirale befindet und wieso Präsident Erdoğan von der Mehrheit seines Volkes glühend verehrt wird, obwohl er aus deutscher Sicht ein Despot ist. Ich sah eine Möglichkeit, endlich Antworten auf all meine Fragen zu erhalten, den historischen Zusammenhang zu verstehen und darüber hinaus der Stimme einer Systemgegnerin zu lauschen. Der Knaus Verlag gehört zur Random House Gruppe, also bat ich um ein Rezensionsexemplar von „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ beim Bloggerportal von Random House. Meine Anfrage wurde angenommen.

 

Ihr könnt euch sicher denken, dass diese Rezension angesichts des Buches, das sie bespricht, meinen gewöhnlichen Richtlinien nicht folgen kann. Dieser Text wird keine Charakteranalysen enthalten, ich werde kein Wort über Worldbuilding oder Spannungsbögen verlieren. Tatsächlich weigere ich mich sogar, für diese Essay-Sammlung Sterne zu vergeben, weil das meiner Meinung nach nicht angemessen wäre. In dieser Rezension geht es um Politik und vermutlich wird es die schwierigste Besprechung, die ich jemals geschrieben habe. Ich werde nicht vollkommen objektiv bleiben können. Ich muss Stellung beziehen. Das hier wird unangenehm, schmerzhaft und bedrückend realitätsnah. Wer darauf keine Lust hat, sollte genau jetzt aufhören zu lesen. Wer hingegen einen ersten Schritt hin zu einem umfassenderen Verständnis der politischen Situation in der Türkei wagen möchte, sollte meinen Worten über Aslı Erdoğans Essays Aufmerksamkeit schenken.

 

Wie bereits erwähnt, beginnt „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ mit einem Vorwort von Cem Özdemir. Für mich war dieses Vorwort die Voraussetzung, das Buch überhaupt lesen und begreifen zu können. Özdemir rollt darin die politische Geschichte der Türkei auf und erklärt, in welchem Klima Aslı Erdoğan schreibt. Er beschreibt, wie Recep Tayyip Erdoğan 2003 erst Ministerpräsident und 2014 Präsident wurde, wie sich seine Politik über die Jahre veränderte, welche Rolle die Kurdenfrage für die Türkei spielt und wann sich der endgültige gesellschaftliche Bruch vollzog, dessen Folgen wir bis heute in den Nachrichten verfolgen können. Özdemir fasst sich kurz, er beschränkt sich auf Fakten und vermeidet Spekulationen, was ihn in meiner Achtung deutlich steigen ließ. Niemals verliert er Aslı Erdoğans Position innerhalb der türkischen Konflikte aus den Augen und stellt stets den Bezug zu ihren Texten her. Sein Vorwort ist eine perfekte Vorbereitung auf die Lektüre ihrer Essays.

 

Nichtsdestotrotz sollten sich Einsteiger_innen in die Thematik – so wie ich es war – darauf einstellen, dass zusätzlicher Rechercheaufwand notwendig ist. Cem Özdemir bezieht sich auf Ereignisse der jüngeren Vergangenheit, die mehr oder weniger an mir vorbeigegangen sind. Seine Erläuterungen zu den Protesten im Gezi-Park 2013 waren mir beispielsweise zu knapp, sodass ich Google und Wikipedia zu Rate zog. Dadurch erkannte ich schnell, dass die Geschichte der Türkei seit dem Zerfall des Osmanischen Reiches kompliziert und komplex ist. Ich war verblüfft, wie viele Querverweise so ein unschuldig daherkommender Wikipedia-Artikel enthalten kann. Ich begann zu ahnen, dass ich im Verlauf der Lektüre einiges würde nachschlagen müssen. Ich entschied, trotzdem mit den Essays von Aslı Erdoğan anzufangen, weil ich nicht auf blauen Dunst hin, sondern gezielt recherchieren wollte.

 

„Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ enthält 29 Texte der verfolgten Autorin, die sich in Länge, Intensität und Metaphorik stark unterscheiden, thematisch jedoch stets um die reale Ungerechtigkeit der türkischen Politik kreisen. Einige Essays umfassen über 10 Seiten, andere wiederum nur zwei bis drei Seiten. Einige sind leicht zu deuten, andere bieten gewaltigen Interpretationsspielraum. Sie alle vermitteln brutal ehrliche Emotionen, die von Wut, Trauer, Schmerz, Zynismus und Resignation bis hin zu Hoffnung und eisernem Kampfeswillen rangieren. Ich bilde mir nicht ein, jeden Text gänzlich verstanden zu haben, doch Erdoğans unnachahmliche Fähigkeit, ihre Gefühle kristallklar, nachvollziehbar und eindringlich in Worte zu fassen, berührte mich zutiefst. Dieses Buch hat die Grundfesten meiner Seele erschüttert. Es beschäftigte mich bis in meine Träume. Es fällt mir schwer, zu beschreiben, was während der Lektüre mit mir geschehen ist, weil Aslı Erdoğan jegliche natürliche Distanz zwischen Schriftsteller_in und Leser_in niederreißt und mich uneingeschränkt empfinden ließ, was sie selbst empfindet. Poetische Metaphern und schonungslose Direktheit zeichnen gemeinsam das Bild einer Frau, die um ihr geliebtes Land trauert, die sich mutig Leid und Unrecht entgegenstellt und sich weigert, zu schweigen, obwohl ihre selbstverständliche Verpflichtung zur Wahrheit, zur Gerechtigkeit und zum Frieden ihr Leben bedroht. Aslı Erdoğan ist ein Vorbild, weil sie mit Leib und Seele für ihre Überzeugungen kämpft. Sie ist eine Inspiration, da sie aufsteht, sich Gehör verschafft und die Konfrontation sucht, obwohl auch sie strauchelt und den Glauben an die Hoffnung zu verlieren droht. Angesichts der schier übermächtigen Ungerechtigkeit in der Türkei ist das kein Wunder und nur allzu menschlich.

 

Ich hatte keine Ahnung, wie prekär die Lage in der Türkei seit Jahrzehnten ist und wie sehr Teile der Bevölkerung unter der repressiven Politik leiden. Das Land ist tief gespalten, es herrscht Chaos auf jeder Ebene und das Volk kommt einfach nicht zur Ruhe. Ich kann mir nicht vorstellen, in dieser permanenten Atmosphäre von Gewalt, Willkür und Unterdrückung zu leben. Rassismus, Nationalismus und Ignoranz prägen den Alltag. Erdoğan bemüht häufig den Vergleich zu Nazi-Deutschland, um die Situation zu beschreiben und erreichte mich somit auf einer Basis, die ich problemlos verstehen konnte. Die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Die systematische Drangsalierung der Kurden, das Leugnen des Völkermords an den Armeniern, all der Hass und die „Für uns oder gegen uns“ – Philosophie der Regierung wecken durchaus düstere Erinnerungen. Ich frage mich, ob Präsident Erdoğan deshalb immer wieder Nazi-Vergleiche im Zusammenhang mit seinen (deutschen) Kritikern nutzt. Handelt es sich um eine Überkompensation? Ist ihm auf irgendeiner Ebene bewusst, dass die Methoden seiner Regierung Hitlers Methoden gar nicht so unähnlich sind?

 

Warum die Kurden in der Türkei mit aller Gewalt unterdrückt werden, musste ich nachschlagen. Ich möchte nicht behaupten, dass ich die Gesamtheit des Konflikts nun überblicken kann, doch zumindest habe ich begriffen, dass dieser historisch im Wunsch der Kurden nach Autonomie bedingt ist. Die Angst vor einer Abspaltung des kurdischen Volkes führte zu grausamen, blutigen Auseinandersetzungen, für die es nur ein einziges passendes Wort gibt: Krieg. Die Gräuel, die ihnen angetan wurden, sind unbeschreiblich. Ich kann nachvollziehen, dass lebendig verbrannte Kinder, Massenmorde und skrupellose Überfalle auf wehrlose Siedlungen einige Kurden dazu motivierten, die PKK zu gründen, die selbst hier in Deutschland als terroristische Vereinigung eingestuft wird. Ich verurteile ihren gewalttätigen Widerstand zutiefst, das möchte ich ganz klar betonen, doch ich verstehe, warum ihr Zorn alle Mittel zu rechtfertigen scheint.
Ich bin nicht sicher, inwieweit Aslı Erdoğan mit der PKK sympathisiert. Als Fürsprecherin der Kurden stimmt sie mit einem Teil ihrer Ziele vermutlich überein, aber ob sie auch ihre Methoden unterstützt, konnte ich aus ihren Essays nicht herauslesen. Meist wirkte es, als sei sie grundsätzlich pazifistisch eingestellt, als lehne sie den Teufelskreis der Gewalt ab und bevorzuge den unblutigen, friedlichen Widerstand, wie er beispielsweise von den Samstagsmüttern verkörpert wird, denen Erdoğan einen gesamten Text widmet. Nichtsdestotrotz hatte ich das Gefühl, dass sie, von Wut und Trauer überwältigt, hin und wieder mit dem Terrorismus der PKK kokettiert. Ich kann diesen Eindruck nicht konkret belegen, er ist eine rein intuitive Vermutung. Ich kann mir vorstellen, dass sie in der Tiefe der Nacht und ihrer Verzweiflung manchmal glaubt, dass Gewalt die einzige Sprache ist, die die türkische Regierung versteht. Doch graut der Morgen, wird sie erneut von Rationalität und Pazifismus gelenkt. Ich kann ihr diese seltenen Momente der zornigen Schwäche nicht übelnehmen, denn ich glaube nicht, dass sie sich jemals der PKK anschließen würde.

 

Der osmanische Genozid an den Armeniern ist ein weiteres Thema in Aslı Erdoğans Essays, das ich recherchieren musste. Vielleicht erinnert ihr euch, dass im Juni 2016 im Deutschen Bundestag die Armenien-Resolution verabschiedet wurde, woraufhin sich die Beziehung zwischen Deutschland und der Türkei drastisch verschlechterte. Das liegt daran, dass Deutschland mit dieser Resolution das Leid, das dem armenischen Volk im Ersten Weltkrieg angetan wurde, erstmals als Völkermord im Sinne der UN-Konvention von 1948 anerkannte, während die Türkei ihre Schuld bis heute leugnet. Als ich den Wikipedia-Artikel zu dem Genozid las, war ich entsetzt, dass offenbar alle Länder darüber diskutieren müssen/mussten, ob es sich um einen Völkermord handelte oder nicht, obwohl dieser hervorragend dokumentiert ist. Ich weiß nicht, was es da zu diskutieren gibt. Für Aslı Erdoğan ist die Weigerung ihres Landes, die Verantwortlichkeit für das hunderttausendfache, wenn nicht gar millionenfache (die Zahlen variieren) Morden zu akzeptieren, eine Beleidigung der Opfer, eine Herabsetzung ihres Leids und ihrer Verluste. Sie ruft unmissverständlich dazu auf, das Leugnen zu beenden, sich der Vergangenheit zu stellen und die Wahrheit zu verbreiten. Sie erfasst die Emotionen der Opfer sensibel und beschreibt eingängig, wie schwierig und vielschichtig das aktuelle Verhältnis zwischen dem türkischen und dem armenischen Volk ist.

 

Wenig überraschend behandelt Aslı Erdoğan darüber hinaus eine Thematik, die sie ganz persönlich betrifft: die Rolle der Frau in der türkischen Gesellschaft. Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in der türkischen Politik katastrophal unterrepräsentiert sind und Gewalt gegen Frauen durch zunehmend konservative Strömungen eine traurige Renaissance erlebt. Erdoğan reflektiert die lächerlich paradoxe Einstellung, die die Frau einerseits als „heiliges Gefäß des Lebens“ betrachtet und andererseits ihren Wert als Mensch, als Persönlichkeit aberkennt. Sie prangert die vollkommende Reduktion auf die „biologische Funktion“ an und kritisiert die pure Heuchelei von Solidaritätsbekundungen am internationalen Frauenkampftag. In ihren Metaphern spielen Frauen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Sie wird nicht müde, das Leid zahlloser Mütter zu betonen, die ihre Kinder in sinnlosen Akten der Gewalt verloren und oft nicht einmal wissen, was mit ihnen geschehen ist. Sie sieht Frauen schweigend protestieren, sieht Frauen, die sich mutig die Hände reichen und vereint gegen Grausamkeit und Unrecht kämpfen, Frauen wie die 28-jährige Studentin Kader Ortakaya, die 2014 für ihren Versuch, sich dem kurdischen Widerstand gegen den IS in Syrien anzuschließen, erschossen wurde. Sie schaut den Menschen – nicht nur Frauen – offenen Herzens ins Gesicht und sieht, wie wenig nötig ist, um sie zu verbinden. Ein Blick, ein Wort, eine Hand, die eine Brücke bildet – Frieden ist eine menschliche Fantasie und solange sie in unseren Köpfen existiert, kann sie Realität werden. Es liegt in unserer Macht. Es gibt Hoffnung. Ich könnte in Tränen ausbrechen, während ich diese Worte tippe.

 

Aslı Erdoğan ist eine herausragende Autorin. Sie ist eine Autorin ohne Furcht vor Emotionen, ohne Angst vor dem weißen, leeren Blatt und ohne Skrupel, genau das niederzuschreiben, was sie in ihrem Inneren bewegt. Ich bin ihr zutiefst dankbar, dass sie mich auf eine Reise in das Herz einer türkischen Seele einlud und in mir Verständnis und Erkenntnis erblühen ließ. Die Lektüre von „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ war sowohl intellektuell als auch emotional extrem anstrengend. Ich denke, ich habe das Buch eigentlich nicht gelesen, ich habe es durchgearbeitet. Ich habe mich bemüht, jedes Essay separat und im Kontext der Sammlung zu betrachten und so viel wie möglich aus ihnen mitzunehmen. Das Ergebnis war den Aufwand wert. Wer wirklich etwas über die türkische Realpolitik der Moderne lernen möchte, kann sich Aslı Erdoğan zweifellos anvertrauen, trotz des erheblichen Rechercheumfangs, den dieses Vorhaben bedeutet. Ich habe während der Lektüre ständig Fakten nachschlagen müssen, deren Kenntnis Erdoğan voraussetzt. Es hat mir nicht das Geringste ausgemacht. Politik besteht aus mehr als Zahlen und Daten. Politik hat, so schwer es zu glauben sein mag, immer eine menschliche Ebene, die wir normalerweise ausblenden, wegschieben und nicht an uns heranlassen (zumindest, wenn es um die Politik anderer Länder geht). Aslı Erdoğan zerrt diese menschliche, greifbare Ebene ins grelle Licht, weshalb ihre Essay-Sammlung äußerst schmerzhaft, unangenehm und aufwühlend ist. Ihren Worten kann sich meiner Meinung nach niemand verschließen. Niemand kann die Schultern zucken, wenn sie von Folter, Mord, Unrecht und Krieg schreibt und behaupten, das ginge ihn/sie nichts an.

 

Müsste ich ein Fazit zu „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ formulieren, so wäre es dieses: so geht es nicht weiter. Wir dürfen Präsident Recep Tayyip Erdoğan nicht gewähren lassen. Wir dürfen nicht stillschweigend hinnehmen, wie viel Elend seine Regierung anrichtet. Ich weiß, dass das türkische Volk stolz ist und ich vermute, dass sie ihren politischen Führer für das Gefühl der Stärke, welches er ihnen vermittelt, verehren. Aber nicht auf dem Rücken von tausenden Toten. Der Preis ist zu hoch. Das gilt selbstverständlich auch für die PKK und alle anderen Vereinigungen, die Gewalt als adäquates Mittel betrachten, um ihre Ziele durchzusetzen. Das Morden muss aufhören. Der Teufelskreis muss durchbrochen werden. Frieden kann nicht auf einem blutgetränkten Boden errichtet werden. Ich wünschte, die deutsche Regierung würde aufhören, die Lage zu beschönigen und zu verschleiern. Ich wünschte, wir würden uns nicht von Präsident Erdoğan mit der Androhung einer weiteren unkontrollierten Flüchtlingswelle erpressen lassen. Menschenrechtsverletzungen müssen publik gemacht und scharf verurteilt werden, vollkommen egal, wo auf der Welt sie stattfinden und wer dafür verantwortlich ist. Wir dürfen nicht schweigen, nur weil es uns politisch in den Kram passt. Aslı Erdoğan schweigt schließlich auch nicht. Sie sollte uns allen ein Vorbild sein.

 

Diese Rezension war harte Arbeit. Ich hoffe, ihr versteht, warum ich gern auf eine Sternevergabe verzichtet hätte. Falls euch meine Worte roh und ungeschliffen erscheinen, so ist das Absicht. Ich habe davon abgesehen, meinen Text Korrektur zu lesen. Es war mir wichtig, euch meine Emotionen ungefiltert, unpoliert zu vermitteln. Ich nehme mir ein Beispiel an Aslı Erdoğan.
Ich werde in der näheren Zukunft nicht in die Türkei reisen, obwohl ich überzeugt bin, dass es wunderschönes, faszinierendes Land ist. Nicht nur, weil ich es moralisch-politisch nicht vertreten kann, sondern auch, weil ich befürchte, damit meine Freiheit aufs Spiel zu setzen. Wer weiß schon, ob eine positive Rezension zu Aslı Erdoğans „Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch“ heutzutage nicht bereits ausreicht, um in einem türkischen Gefängnis zu landen.

 

Vielen Dank an den Knaus Verlag und das Bloggerportal von Random House für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/10/04/asli-erdogan-nicht-einmal-das-schweigen-gehoert-uns-noch
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review 2017-04-17 00:00
Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch: Essays
Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch: Essays - Aslı Erdoğan,Cem Özdemir Ausführliche Rezension:
https://nouw.com/cwidmann/eine-stimme-aus-der-turkei-29814065
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review 2016-07-01 22:28
"All dein Schweigen" von Laura Mercuri
All dein Schweigen - Laura Mercuri,Felix Mayer

Mithilfe der bescheidenen Summe, die ihre Mutter für sie zur Seite gelegt hat, flüchtet sich Emilia in die Berge des Trentino. In einem Dorf abseits der Touristenrouten empfangen sie Wälder und rauschende Gebirgsbäche.

Unbeobachtet zu bleiben ist jedoch nicht so einfach, und schon bald verfolgen sie die Bewohner mit misstrauischen Blicken. Wer ist diese junge Frau? Was verbirgt sich hinter ihren traurigen Augen? Und warum verfolgt Aris, der junge Schreiner im Dorf, sie jeden Abend bis zu ihrem Haus, unsichtbar wie ein Schatten zwischen den Bäumen?

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten findet Emilia Arbeit in der einzigen Buchhandlung am Ort. Nach einigen flüchtigen Begegnungen mit Aris bittet sie ihn, ihr ein kleines Bücherregal zu bauen. Vom ersten Moment an fühlen sich die beiden wie magnetisch zueinander hingezogen: Emilia mit ihrer Liebe zu Büchern, ihrer Fantasie und ihrem Willen zum Neuanfang und Aris mit seinem Schweigen, dem Feingefühl, mit dem er das Holz bearbeitet, und seiner inneren Kraft.

Schon bald erkennen die beiden, dass sie einander ergänzen, dass sie gegensätzlich und doch identisch sind. Aber was, wenn die Schatten der Vergangenheit zum unüberwindlichen Hindernis werden?

 

 

Cover:

Das Cover ist eigentlich ganz süß gestaltet. Mir gefällt das schlichte. Aber ob die Tropfen Tränen oder Regen oder den Bach symbolisieren soll, ist mir nicht so klar.

 

Erster Satz:

Das Wasser ist flüchtig, sagte meine Mutter immer.

 

Meine Meinung:

Ich bin etwas unentschlossen was dieses Buch angeht, ich war und bin mir immer noch nicht sicher, ob 3 Sterne verdient sind oder nicht.

Der Klappentext verrät eigentlich schon den größten Teil, den Rest kann man sich logischerweise denken.

Die Charaktere waren meines Erachtens etwas blass. Man hat zwar vieles über sie und ihre Gefühle erfahren, aber ich konnte sie nicht spüren bzw. es hat mich nicht wirklich erreichen können.

Zum einen hätten wir da Emilia, die eine traurige Vergangenheit hat und deswegen von Zuhause wegläuft und in einem kleinen Dörfchen neu anfangen will - die Idee an sich ist ja nicht so pralle.. jeder weiß, dass man nicht so leicht in ein Dörfchen reinfinden kann, aber na ja. Sie hat es dann doch irgendwann geschafft, wie auch immer.

Zum anderen ist da Aris, der mysteriöse Schreiner, in den alle Mädchen verliebt sind und Emilia auf den ersten Blick ebenfalls. Er ist wunderschön, aber sagt nie was.

Die anderen Charaktere, wie Emma oder Benedetto sind mir zu eindimensional gestaltet, als wären sie Platzhalter, die zwar auch ihre eigenen Geschichtchen haben, aber irgendwie so, als müssten sie Seiten füllen oder um überhaupt etwas Leben in das Buch zu bringen. Aber da sie eh nur Nebencharaktere sind, kann ich darüber hinwegsehen.

Bis zur Hälfte des Buches war ich wirklich begeistert, mir gefiel die Handlung und Gedanken Emilias, aber ab dann wurde es zum Groschenroman. Es passierten dramatische Dinge, die sich genauso schnell wieder von alleine beseitigten. Dann gab es noch ein kleines Hindernis und bums wieder alles ganz toll.

Die Liebe zwischen Emilia und Aris fand ich während dem Aufblühen noch wirklich schön, dann aber total unrealistisch und anstrengend. Vor allem dieses Schweigen.. :D

Ich muss aber zugeben, dass die Autorin einen schönen und leichten Schreibstil hat, der mich gut durch das Buch geleitet hat. 

Und wenn ich mir meinen Text grade so durchlese, denke ich doch, dass 2,5 Sterne doch eher angebracht wäre :D

 

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