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review 2016-01-18 11:44
Das andere Berlin
Das andere Berlin: Die Erfindung der Homosexualität: Eine deutsche Geschichte 1867 - 1933 - Robert Beachy,Thomas Pfeiffer,Hans Freundl

Inhalt:
Der US-Historiker Robert Beachy stellt in seinem Sachbuch “Das andere Berlin” eine mutige These voran: dass die Homosexualität, bzw. die Auseinandersetzung mit dieser Thematik und das Finden einer homosexuellen Identität, erstmals in Deutschland zur Sprache kam – weit vor den Stonewall Vorfällen im New York der 60er Jahre. Acht Kapiteln, die sich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der Weimarer Republik erstrecken, umfasst Beachys Beweisführung, angefangen bei dem Vorkämpfer für Homosexuellenrecht Karl Heinrich Ulrichs, der bereits ab 1867 für die Abschaffung des §175 kämpfte und erstmals offen über Homosexualität redete. Das beginnende 20. Jahrhundert in Berlin, das durch Hirschfelds Forschungen und die Gründung des Wissenschaftlich-humanitäre Komitees (WhK) geprägt war, die sich über Jahrzehnte für die Rechte der Homosexuellen einsetzten, nimmt den Löwenteil des Buches ein, ebenso die Ausschweifungen und die offen schwulen und lesbischen Lebensweise nach dem ersten Weltkrieg.

 

Eigene Meinung:
Robert Beachy hat bereits mehrere Sachbücher veröffentlicht, die sich der deutschen und amerikanischen Geschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts widmen, wobei sein Schwerpunkt auf der Historik der Homosexualität liegt. „Das andere Berlin“ erschien 2014 unter dem Titel „Gay Berlin. Birthplace of a Modern Identity“ in den USA.

 

Auf knapp 380 Seiten (die restlichen Seiten umfassen Anhang und Personenverzeichnis) rollt der Autor die Geschichte der deutschen Homosexualität auf und konzentriert sich dabei vorwiegend auf schwule Persönlichkeiten und Wegbereiter. Seine These, dass die Homosexualität eine deutsche „Erfindung“ sei, versucht er innerhalb der 8 Kapitel zu belegen, die weitestgehend chronologisch aufgebaut sind: „Die deutsche Erfindung der Homosexualität“, „Die polizeiliche Kontrolle der Homosexualität in Berlin“, „Die erste Bewegung für die Rechte der Homosexuellen und die Suche nach Identität“, „Die Eulenburg-Affäre und die Politik des Outings“, „Hans Blüher, die Wandervogel-Bewegung und der Männerbund“, „Sexualreform in der Weimarer Republik und das Institut für Sexualwissenschaft“, „Sextourismus und männliche Prostitution im Berlin der Weimarer Zeit“ und „Die Weimarer Politik und der Kampf um die Strafrechtsreform“. Mit unzähligen Tatsachenberichten, Zitaten und historischen Ereignissen arbeitet er die Geschichte der Homosexualität auf, führt nicht nur die großen Wegbereiter wie Magnus Hirschfeld, Max Spohr oder Adolf Brand auf, sondern auch unbekannte Prostituierte, die ihre Freier erpresst haben oder Ärzte, Autoren und Journalisten, die ab dem beginnenden 20. Jahrhundert von der Polizei in die Cafés und Treffpunkte Homosexueller geführt wurden.

 

Robert Beachy wirft nicht nur einen Blick auf die Historie, sondern widmet sich auch medizinischen, soziologischen und kulturellen Aspekten. Seien es die vielen Beispiele, die er in „Das andere Berlin“ anführt, um die Geistes- und Ideengeschichte und die Rechtsgeschichte der entsprechenden Zeit widerzuspiegeln, die Zitate und Berichte ausländischer Journalisten und Autoren oder der Blick in die damaligen Treffpunkte – dem Autor gelingt ein umfangreiches Werk, das die Dynamik der Homosexuellenbewegung in Deutschland sehr gut wiedergibt und den Leser mit unbekannten Aspekten überrascht, z.B. die vielfältigen homosexuellen Zeitschriften, die ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert in Berlin und Deutschland erschienen, die ersten Filme, die sich dem Thema widmeten und den unterschiedlichen Bündnissen und Vereinigungen, die sich in ihren Ansichten zwar unterschieden, jedoch alle für die Abschaffung des §175 kämpften. „Das andere Berlin“ zeigt wie fortschrittlich Deutschland hinsichtlich der Erforschung und der Akzeptanz von Homosexualität im Vergleich zum Rest der Welt war. Gerade Leser, die sich über die historische Entwicklung der Homosexualität informieren wollen, werden an „Das andere Berlin“ nicht vorbei kommen.

 

Robert Beachy hat einen angenehmen Schreibstil, der nicht zu trocken geraten ist und mit vielen Fallstudien, Anekdoten und Geschichten angereichert ist, die seine historischen Betrachtungen auflockern. Nie hat man das Gefühl seinen Ausführungen nicht mehr folgen zu können. Zudem vermeidet Robert Beachy es in irgendeiner Form wertend zu schreiben, so dass sich jeder selbst ein Bild von den Persönlichkeiten und Zuständen der damaligen Zeit machen kann. Er konzentriert sich einzig und allein darauf seine These mit Fakten und historischen Belegen zu untermauern.

 

Fazit:
„Das andere Berlin – Die Erfindung der Homosexualität: Eine deutsche Geschichte 1867 – 1933“ ist ein gelungenes, sehr informatives Sachbuch, das nicht nur Robert Beachys These untermauert, sondern auch einen sehr fundierten und gut recherchierten Überblick über die Entwicklung der Homosexualität vor dem zweiten Weltkrieg in Deutschland liefert. Wer historischen Sachbüchern nicht abgeneigt ist und mehr über die schillernde Zeit der 20er Jahre erfahren will, sollte sich dieses Werk nicht entgehen lassen. Sehr zu empfehlen.

Source: www.like-a-dream.de
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review 2013-06-27 19:04
Über ein Mädchen
Über ein Mädchen - Joanne Horniman,Brigitte Jakobeit

Über ein Mädchen

 

Joanne Horniman

 

Verlag: Carlsen

gebunden

Preis: 15.90 Euro

 

Seiten: 222

ISBN: 978-3-551-58271-3

 

*kaufen?*

 

Klappentext:

Anna ist schüchtern und einsam- bis sie Flynn trifft, zuerst mit Gitarre auf der Bühne, dann im Cafe, dann mit vollen Einkaufstaschen auf der Straße- Beide fühlen sich unwiderstehlich zueinander hingezogen. Zusammen zeichnen sie, essen Bananenkuchen, träumen, baden, lachen- und lieben sich. Doch auch zwischen Liebenden gibt es Geheimnisse.

 

Eine unsterbliche, romantische Liebesgeschichte über zwei junge Menschen, die noch ihren Platz in der Welt suchen- schön wie ein Gemälde.

 

Cover:

Der Schutzumschlag besteht aus einem rauen, hübsch geblümten Papier und zeigt eine weiße Teekanne von oben. Die Farben sind sehr blass und unscheinbar und das ganze Cover wirkt sehr zart und mädchenhaft. Ich finde es wirklich sehr passend. Es passt zur Geschichte und transportiert die selbe Atmosphäre wie das Buch selbst auch. Als ich den Schutzumschlag entfernt hatte, habe ich erst einmal einen kleinen Mini- Herzinfarkt bekommen. Auf dem Buchdeckel befinden sich zwei Teetassenabdrücke, die wirklich unfassbar echt aussehen, außerdem ein Teefleck auf der anderen Seite. Hätte ich das Buch gebraucht gekauft, dann hätte ich es empört zurück geschickt. Ich finde diese keine Eigenheit wirklich witzig. Das ist mal etwas ganz anderes. Das englische Cover ist übrigens überhaupt nicht mein Fall. Das sieht aus wie ein Kinderbuch.

 

Geschichte:

Anna lebt das erste mal in einer eigenen Wohnung und arbeitet in einer kleinen Buchhandlung. Sie ist von von Zuhause weggezogen, weil sie Abstand zu allem brauchte, aber die eigene Stadt zu verlassen heißt auch, ganz alleine in einer anderen zu sein. Deshalb ist sie oft einsam, aber das ändert sich in dem Moment in dem sie Flynn trifft. Flynn ist Musikerin und arbeitet in einem kleinen Cafe, in dem Anna manchmal isst. Sie ist wunderschön, unberechenbar und so faszinierend, dass Anna an nichts anderes mehr denken kann. Beide fühlen sich zu einander hingezogen, verbringen Stunden damit zu reden oder einfach nur zusammen zu zeichnen. Die beiden werden ein Paar und für einen kurzen Moment scheint alles perfekt zu sein. Aber Anna ist noch nicht bereit mit Flynn über ihre Vergangenheit zu reden und auch Flynn scheint Geheimnisse vor ihr zu haben. Die noch junge Beziehung bekommt schnell Risse und plötzlich ist doch nicht mehr alles so rosig...

 

Die Autorin:

Joanne Horniman ist eine australische Autorin und hat schon mehrere Bücher für Kinder und Jugendliche veröffentlicht. In Australien ist sie recht begannt. Sie wurde bereits mit einigen Literaturpreisen ausgezeichnet und wurde quasi als Autorin geboren. Ihre ersten Geschichten schrieb sie im alter von 6 Jahren und hörte nie wieder damit auf. Sie studierte an der Universität in Sydney und arbeitete dann als Künstlerin, Lektorin und High School Lehrerin. Jetzt lebt sie in Lismore, der selben Stadt in der „über ein Mädchen“ spielt.

 

Meine Meinung:

Ich würde dieses Buch ein „Überraschungsbuch“ nennen. Nicht weil ich so positiv oder negativ überrascht worden bin, oder weil es einfach „mehr“ war als ich erwartet hatte, sondern weil einen das Buch ganz einfach durchgehend überraschen will (und es auch schafft!). Nachdem ich den ersten Schock wegen des Teeflecks überwunden hatte, warf das Buch nämlich schon nach den ersten Seiten all meine Erwartungen über den Haufen. Erwartet hatte ich eine Liebesgeschichte zwischen einem Mädchen und deren Freund Flynn. Eine Liebesgeschichte ist das hier ganz sicher, aber eine der ganz anderen Sorte. Flynn ist der Spitzname von Rose, ebenfalls ein Mädchen. Ich musste die ersten Seiten zweimal lesen, bevor ich es begriff. Von außen sieht man das dem Buch nicht an, was ich irgendwie schade finde. Ich schätze der Verlag wollte sich bedeckt halten, aus Angst mögliche Leser zu verlieren. Das finde ich einerseits echt schade, denn es zeigt wie wenig akzeptiert Homosexualität immer noch ist, andererseits ist es aber vielleicht auch die einzige Möglichkeit Leuten das Thema näher zu bringen. Man überrascht sie ganz einfach damit. Hat man das Buch erst einmal gekauft, liest man es ja in den meisten Fällen auch bis zum Ende.

 

Eigentlich ist der Titel ziemlich perfekt gewählt. „Über ein Mädchen“ ist ein Buch über ein Mädchen. Wenn man es genau nimmt sogar über zwei. Wirklich wichtig sind dabei ganz allein Anna und Flynn.

 

Anna ist ein schwieriger Charakter. Nach der Scheidung ihrer Eltern ging es ihr sehr schlecht und sie hatte Probleme damit wirklich glücklich zu sein. Das sie Mädchen mag war ihr schon als kleines Kind klar und sie ist quasi mit dem Gefühl aufgewachsen nirgends dazu zu gehören. Sie lebt in einer karg eingerichteten Wohnung und liest gerne düstere und traurige Bücher. Sie ist sehr schlau, hat ihr Studium aber abgebrochen, weil sie der Meinung war keine guten Noten zu verdienen. Sie ist einfach sehr unglücklich. Ich mochte sie und konnte mich gut in sie hineinversetzen. Sie kämpft eigentlich mit typischen Problemen, die jeder andere Teenager auch kennt. Sie sucht nach einem Ort an den sie wirklich gehört, nach Anerkennung und dem Gefühl geliebt zu werden. Sie muss hilflos dabei zusehen wie ihre Familie zerbricht und es fällt ihr nur sehr viel schwerer damit um zugehen.

 

Flynn, oder Rose, war eigentlich noch nie in ein Mädchen verliebt und braucht am Anfang viel Zeit um sich damit zurecht zu finden. Sie ist sehr kreativ und musikalisch, spielt am liebsten auf Louise, so hat sie ihre Gitarre genannt, oder trinkt Tee aus der Teekanne Lavinia. Sie zeichnet, schreibt ständig eigene Songs und singt sie dann selbst. Man merkt aber, dass Flynn nicht ganz genau weiß was sie will. Sie fühlt sich furchtbar zu Anna hingezogen, weiß aber nicht wie sie damit umgehen soll. Es gibt viel das sie Anna nicht erzählen will, was für die Beziehung der beiden nicht so gut ist.

 

Das ganze Buch ist in drei Teile geteilt. Der erste Teil handelt vor allem vom Beginn der Beziehung und allen positiven Seiten. Der zweite Teil ist dann ein Zeitsprung und man erfährt viel über Annas Vergangenheit und darüber, warum sie heute so ist wie sie ist. Im letzten Teil geht es wieder um die Gegenwart. Dieses mal steht vor allem Flynns Vergangenheit im Mittelpunkt.

 

Ich finde das Buch eigentlich sehr gut. Homosexualität ist ein sehr wichtiges Thema, aber leider auch eins über das ich noch nie zuvor gelesen hatte. Es gibt einfach nicht so viele Bücher der Art. Was mir beim Lesen am meisten aufgefallen ist, ist einfach wie normal die Beziehung der beiden doch war. Annas Verliebtheit war so natürlich beschrieben, dass ich mir nur dachte: „Ist doch egal, dass Flynn kein Junge ist. Die beiden sind süß zusammen und fertig!“ und ich glaube, genau das will das Buch auch vermitteln. Trotzdem steht das Thema nicht im Mittelpunkt. Es ist in diesem Buch eigentlich nicht wirklich wichtig, dass die beiden lesbisch sind. Beide haben Probleme wie alle anderen auch, leben wie alle anderen auch und lieben sich wie alle anderen auch. Das Ende war eine weitere Überraschung und wurde definitiv anders gelöst, als viele Autoren es gemacht hätten. Ich empfand es als ernüchternd.

 

Der Schreibstil ist sehr blumig und ausgeschmückt. Alles wirkt einfach sehr mädchenhaft und romantisch und ich empfand das Lesen als sehr angenehm. Ein bisschen kritisieren muss ich jetzt leider doch noch, denn teilweise wurde dieses (zugegeben dünne) Büchlein doch sehr langwierig und ereignislos. An manchen Stellen konnte es mich nicht ganz fesseln.

 

Trotz allem halte ich 4 von 5 Punkte für angebracht. „Über ein Mädchen“ ist ein gutes Buch, ich würde sogar sagen: „ein wichtiges Buch“.

Source: mywrittenheartbeat.blogspot.de/2013/06/uber-ein-madchen.html
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review 2013-03-11 16:16
John Irving: In einer Person

Mein erstes Buch aus der Bibliothek soll gleich ein ganz besonderes sein. Von John Irving habe ich schon viel Gutes gehört, also griff ich zum einzig verfügbaren Exemplar, welches die Bibo zu bieten hatte. Herausgekommen ist “In einer Person”, welches mich nicht nur zu überraschen, sondern auch zu begeistern wusste.

 

 
in_einer_person

Kurzinfos zum Buch

Veröffentlicht: September 2012
Verlag: Diogenes
Seitenzahl: 725
ISBN: 978-3257068382
Preis: 24.90 Euro (Geb. Ausgabe)

>> Zum Verlag
 

Darum geht es:

William wächst in einer Familie auf, in der viele Dinge vor ihm unausgesprochen bleiben. Über seinen Vater bleibt vieles im Dunkeln und bis er die Ungereimtheiten bemerkt, vergehen einige Jahre. Auch warum besonders die weiblichen Familienmitglieder eine große Abneigung gegenüber der zauberhaften Miss Frost, der Bibliothekarin aufbringen, versteht William nicht. Im Gegenteil: Sie ist es, die ihn für sein restliches Leben zeichnet – mit Liebe, Verstand und Herz.

 

Meine Bewertung:

 
Ich stolperte etwas unerwartet in ein Buch hinein, das sich für mich im Klappentext etwas anders anhörte, als es die längere Buchbeschreibung schlussendlich versprach. Da ich mich aber gern in Bücher fallenlasse, ohne die Handlung vorweg genommen zu bekommen, überraschte mich mein erster Irving an mancherlei Stellen. Es geht nämlich nicht allein um Identität, sondern vor allem um die Identität des Geschlechts, die sich in der Zeit der Pubertät verstärkt herausbildet.

William wächst in einer Schauspielerfamilie auf, die am Theater der kleinen Stadt Vermont regelmäßig Stücke aufführt. Rollen möchten bestmöglich ausgefüllt werden und so ist es für den Jungen ganz normal, dass sein Opa in Frauenkleider schlüpft und so manche weibliche Rolle besser ausfüllt, als es die anderen Frauen jemals könnten. Der neu hinzugezogene Richard Abbott bemerkt relativ früh, dass William noch keinerlei Bezug zu Literatur aufweist und bringt ihn – unter leichtem Protest der weiblichen Personen in Williams Familie – in die Stadtbücherei. Dort übergibt er ihn in die Obhut der zauberhaften Miss Frost, die sich rührend um die literarische Bildung des Jungen kümmert. Sein Interesse liegt vor allem auf Büchern über die Schwärmereien für die Falschen, wobei besonders Miss Frost nicht ausgenommen wird. Immerhin ist William von der ersten Minute ihrer Begegnung in die deutlich ältere attraktive Frau verliebt.

Die Schwärmereien begleiten William noch während seiner Schullaufbahn. Mit seiner Freundin Elaine hat er gemein, denselben Jungen der Schule attraktiv zu finden – ausgerechnet denjenigen, der ihnen augenscheinlich die meiste Verachtung, Hohn und Spott entgegen bringt. Und doch sind Kittredge und Miss Frost diejenigen, die William und auch Elaine für ihr restliches Leben lang prägen werden.

Das Buch führt durch die amerikanische Geschichte der Homo- und Bisexualität. Es wirft Fragen nach dem „Falsch“ oder „Richtig“ auf, wobei man anhand der Figur des William, der aus seiner Perspektive sein Leben erzählt, darauf aufmerksam gemacht wird, dass man sich diese Identität kaum selbst aussuchen kann und sich sicher nicht dafür schämen muss. Man spürt, welcher Hass – und ja, es ist sogar Hass – Verachtung und Abscheu den Menschen entgegen gebracht werden, die ihre Rolle nicht „konform“ ausfüllen. Bis zu seinen spätesten Jahren spürt man, wie sehr William von seiner Vergangenheit geprägt wird, vor allem von den Geschehnissen seiner Kindheit. Man begleitet den Helden – und das ist er wirklich – in der Schwulenbewegung der 60er und 70er Jahre. Man leidet mit ihm, als ihm die Aids-Epidemie seine Freunde und Geliebte nimmt. Spürt die Angst und Distanz, die er gegenüber der Krankheit aufzubauen gedenkt, um so wenig wie möglich mit ihr in Berührung zu kommen. Dabei spinnen sich stets Fäden zurück in seine Vergangenheit und stellen eine sehr angenehme Spannung her. Die Geschichte baut sich schließlich bis zur heutigen Zeit auf, in der die Gesellschaft zaghaft tolerant der Homosexualität gegenüber tritt.

Geschrieben hat Irving die Geschichte um William Abbott auf sehr schöne Weise aus der Ich-Perspektive. Während man aus seinem Leben liest, spricht William den Leser direkt an. Die Beziehung, die ich zu ihm aufbaue, ist deswegen auch eine sehr nahe, wodurch viele Ereignisse auch mich persönlich sehr berühren. William ist wirklich ein großer Held – denn er stellt sich seinen Bedürfnissen und unterdrückt sie nicht, egal was andere von ihm denken mögen. So wird aus dem anfangs etwas zurückgezogenen Jungen ein mutiger und aufrichtiger Mann.

 

Fazit:

„In einer Person“ wird von dem jungen William Abbott erzählt, der in seiner frühen Pubertätsphase eine Schwärmerei für die Falschen an sich wahrnimmt. So fühlt er sich nicht nur zur deutlich älteren Bibliothekarin, sondern auch zu einem Jungen seiner Schule hingezogen. Man begleitet William durch die amerikanische Geschichte der Homosexualität – über die Schwulenbewegung, die Aids-Epidemie bis heute, in Zeiten zaghafter Toleranz. Es ist ein tolles Buch über Schubladendenken, Mut und das Einfinden in Rollen. Man lernt bei der Lektüre auch einiges über sich selbst. Schon allein deswegen ist das Buch empfehlenswert.

 
4 Bewertungskatzen
 

Source: www.lesewiese.net/?p=5788
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