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review 2020-04-19 08:11
Der Lehrmeister - Faustus-Serie (2) | Oliver Pötzsch
200413 Faust2
Autor: Oliver PötzschTitel: Der LehrmeisterReihe: Faustus-Serie (2)Genre: Historischer RomanVerlag: Ullstein eBooks, [25.10.2019]Kindle-Edition: ASIN B07CVCJ74T, 801 Seitengelesen auf dem Kindle Paperwhiteauch im TB-, HC- u HB-Format erschienenmein Dank geht an NetGalley.de und den Verlagklick zu Amazon.deklick zu Thalia.de

Inhaltsangabe (Amazon):

Der Weg zum Licht führt durch die Dunkelheit
Der goldene Herbst 1518 neigt sich dem Ende. Sechs Jahre sind vergangen, seitdem der berühmte Magier Johann Georg Faustus aus Nürnberg geflohen ist. Sein Ruhm ist gewachsen, selbst an den Höfen von Herzögen, Grafen und Bischöfen sucht man seinen Rat. So als würde der Herrgott – oder sein böser Gegenspieler? – eine schützende Hand über ihn halten. Gemeinsam mit seinem neuen Gefährten Karl Wagner und der jungen Gauklerin Greta, seiner Ziehtochter, reist er als Quacksalber und Astrologe durch die Lande. Doch Johann spürt, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Sein Erzfeind Tonio ist noch nicht besiegt. Tief im Inneren weiß Johann, dass das Böse zurückkehren und erneut seine Hand nach ihm ausstrecken wird …

Meine Meinung:

 

Die Fortsetzung von Band 1 ist genauso spannend, lehrreich und erhellend, weiterhin in einem flüssigen, der Zeit angemessenen Stil geschrieben und um Etliches besser als Goethes 2. Teil. Da habe ich nämlich nicht durchgehalten und irgendwann abgebrochen.

 

Auch in Band 2 präsentieren sich dem aufmerksamen Leser einige bekannte Zitate, die im Anschluss allesamt aufgeführt werden (ich gebe zu, dass ich bei weitem nicht alle entdeckt habe). Außerdem gibt es wieder eine Reiseroute mit interessanten Wander-Tipps, die mich eventuell nach Corona inspirieren werden.

 

Der Inhalt dieses Buches, in welchem Faust an einer rätselhaften Krankheit zu leiden beginnt und sich endlich Gretchen gegenüber offenbart, ist angereichert mit viel Leid, Kampf und Trauer. Doch die Suche nach Tonio, seinem Widersacher, lässt Faust keine Ruhe. Es grenzt an Besessenheit. Und so ist es kein Wunder, dass er den für ihn eingefädelten Weg beschreitet und sich letztendlich dem Bösen stellt. Nicht nur die Gegenden, auch die Figuren sind hervorragend beschrieben und detailliert ausgeführt, so dass ich mich vollständig aus dem Hier und Jetzt lösen und in der Vergangenheit an Orten wandeln konnte, die ich noch nie gesehen habe.

 

So macht Geschichte Spaß! Ich habe jede einzelne Seite genossen und das Buch über Ostern vollständig lesen können. Oliver Pötzsch versteht es hervorragend, die tatsächlichen Begebenheiten mit dem Merkwürdigen, Mysteriösen und Rätselhaften zu kombinieren und eine Story zu schaffen, die einen nicht mehr loslässt. Ich bin stark beeindruckt und habe mit Sicherheit nicht das letzte Buch dieses Autors gelesen. Ich gebe die volle Punktzahl und bedanke mich ganz herzlich beim Verlag und NetGalley.de für das Leseexemplar.

 

200413 Faust2

 

Bücher der Reihe:

 

1. Der Spielmann – beendet 30.12.2019 – 10/10 Punkte
2. Der Lehrmeister – gelesen 13.04.2020 – 10/10 Punkte

 

Der Lehrmeister - Oliver Potzsch 

Source: sunsys-blog.blogspot.com/2020/04/gelesen-der-lehrmeister-oliver-potzsch.html
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review 2020-03-23 15:51
Pilger und Mörder (Gut)
Pilger und Mörder: Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen - Fünfter Roman - Robert Gordian

Robert Gordian

Pilger und Mörder

dotbooks

 

Autor: Robert Gordian (1938–2017), geboren in Oebisfelde, studierte Journalistik und Geschichte und arbeitete als Fernsehredakteur, Theaterdramaturg, Hörspiel- und TV-Autor, vorwiegend mit historischen Themen. Seit den neunziger Jahren verfasste er historische Romane und Erzählungen. (Quelle: dotbooks Verlag)

 

Als Odo und Lupus, den Ort ihres neuen Auftrages erreichen, müssen sie feststellen, dass Bischof Pappolus ermordet wurde. Diesen sollten die zwei eigentlich aufsuchen, da er sich nicht bischöflich verhalten haben soll. Unter Verdacht, den Mord begangen zu haben, steht der jüdische Kaufmann Tobias. Interessiert mischen sich Odo und Lupus unter die Zuschauer und verfolgen die Verhandlung. Auch das Urteil, obwohl für beide klar ist, dass es nicht stimmen kann, nehmen beide so hin. Nach der Verhandlung beziehen Odo und Lupus das Heim des Getöteten und erleben dort einen Streit zwischen den Angestellten.

 

Die Handlung des historischen Krimis “Pilger und Mörder” umfasst insgesamt 12 Kapitel und ist, wie für die Reihe üblich, wie ein Bericht zu lesen. Die Kapitelüberschriften sind dabei neutral gehalten. Hier wäre schön gewesen, wenn man die Information über Ort und Zeit mit hinzugefügt hätte. Im Buch gibt es nämlich durchaus Zeitsprünge, die allerdings auch aus dem Text heraus zu erkennen sind, wodurch das Zeitgefühl zu keiner Zeit verloren geht.

Der Autor nimmt sich nicht viel Zeit und kommt direkt zu dem, was den Leser das ganze Buch über beschäftigen wird, dem Mordfall. Hier wird selbst dem ungeübtesten Krimileser schnell klar, dass der erste Verdacht keinesfalls stimmen kann. Hier hangelt sich das Buch von Robert Gordian dann die gesamte Handlung, von Verdächtigen zu verdächtigen. Alle Beweggründe hierfür, sind gut und schlüssig im Buch erklärt. Das bedeutet allerdings auch, dass einem im Laufe der Handlung, einige Charaktere begegnen werden. Hier findet man am Ende des Buches, ein kleines Verzeichnis, dass alle Charaktere und eventuell auftauchende Fremdwörter, übersichtlich erklärt.  

Man wird schnell merken, dass obwohl eigentlich zwei Protagonisten vorhanden sind, eigentlich nur einer der Protagonisten versucht, den Fall zu lösen. Denn die gesamte Story über, übernimmt Lupus einen Großteil der Ermittlungen. Dies wird aus der Handlung heraus, allerdings recht gut erklärt, weshalb man sich an keinem Punkt darüber wundert, dass Odo nicht sonderlich viel beiträgt. 

Wie oben schon erwähnt, kommt die Erzählung nicht ohne Zeitsprünge aus (anfangs noch Tage, zum Ende hin werden es sogar Wochen). Nach einem der Zeitsprünge, wird die Ermittlung, nachdem sie scheinbar geruht hat, wie aus dem Nichts wieder aufgenommen. Hier hätte alles ruhig etwas “runder” ablaufen und beschrieben werden dürfen.

Das Ende des Buches, wird nicht für jeden Leser sonderlich zufriedenstellend sein. Gerade im Hinblick darauf, dass es um Mord geht. Auch die Stimmung, ändert sich hier wieder und wird versöhnlicher und ein wenig humorvoller.

 

Cover: Schon beim ersten Blick auf das Cover von “Pilger und Mörder” fällt auf, dass es gestaltungstechnisch zu den anderen Covern der Reihe, passt. Die Hintergrundfarbe bei diesem Band, ist blau. Auf diesem Hintergrund befindet sich der Titel des Buches, welcher zur Epoche passend gestaltet ist. 

Unter diesem Bereich befindet sich ein Bild, das die beiden Protagonisten des Buches zeigen. Außerdem sehen wir im Hintergrund der beiden, ein Gebäude, das an eine Stadt oder ein Kloster erinnert. Beides würde zum Inhalt des Buches passen. 

Das Cover macht auf mich einen stimmigen Eindruck und reiht sich gut, in die bisherigen Bücher ein.

 

Fazit: Insgesamt ist “Pilger und Mörder” das fünfte Buch der Reihe um Odo und Lupus. Für mich persönlich, war dieses Buch das zweite, dass ich aus der Reihe gelesen habe. Dem Autoren gelingt es, den Leser in die damalige Zeit zu versetzen. Zusammen mit den Protagonisten löst man dann einen Mordfall, der leider an manchen Stellen, recht vorhersehbar ist. Am Ende kommt es allerdings, wie für einen Krimi wichtig, zu einem schlüssigen Ende. 

Von mir bekommt “Pilger und Mörder” 4/5 Sterne.

 

Klappentext: Das Frankenreich im späten 8. Jahrhundert. Zunächst sieht alles so aus, als wäre es nur ein harmloser Auftrag für Odo und Lupus. Die Kommissare Karls des Großen sollen einen Bischof aufsuchen, dessen Lebenswandel wenig gottgefällig zu sein scheint. Doch sie kommen zu spät: Der Würdenträger ist ermordet worden. Verdächtigt wird ein jüdischer Kaufmann, der bereits so gut wie verurteilt ist. Während Odo sich einer gefährlichen Liebschaft widmet, kommen Lupus Zweifel an der Schuld des Angeklagten – und mit seinen Ermittlungen löst er eine Lawine aus … (Quelle: dotbooks Verlag)

 

Autor: Robert Gordian

Titel: Pilger und Mörder, Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen

Verlag: dotbooks

Genre: Krimi

Seiten: 224

Preis: eBook: 5,99

Erstveröffentlichung: 1997

ISBN: 978-3955202583

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review 2019-12-30 12:27
Der Spielmann - Faustus-Serie (1) | Oliver Pötzsch
191230 Faustus1
Autor: Oliver PötzschTitel: Der SpielmannReihe: Faustus-Serie (1)Genre: Historischer RomanVerlag: Ullstein eBooks, [21.09.2018]Kindle-Edition und Hörbuch via Whispersync for VoiceASIN: B07CVKB9T8, [785 Seiten] und B07HHWZHBV, [24 Std., 16 Minuten], ungekürzt, gelesen von Tobias Kluckertgelesen auf dem Kindle Paperwhite und der Kindle-App sowie gehört über die Audible-App im Wechselerschienen im eBook-, HC-, TB- und HB-Formatklick zu Amazon.deklick zu Audible.de

Inhaltsangabe (Amazon):

1486: Knittlingen ist ein ruhiger Ort im Kraichgau. Bis zu dem Tag, als die Gaukler in die Stadt kommen – und plötzlich Kinder verschwinden. Johann Georg, genannt „Faustus“, der Glückliche, kümmert das nicht. Ihn interessiert nur der Spielmann und Magier Tonio del Moravia: Von dem blassen Mann mit den stechend schwarzen Augen, der Johann eine große Zukunft als Gelehrter voraussagt, geht eine seltsame Faszination aus. Johann schließt sich ihm an, gemeinsam ziehen sie durch die deutschen Lande. Der junge Mann saugt alles auf, was Tonio ihm beibringt. Doch von Tonios Lehren geht eine ungeahnte Gefahr aus, und schon bald beschleicht Johann das Gefühl, dass sein Meister mit dunklen Mächten im Bunde steht. Mächte, die Johanns ganzes weiteres Leben bestimmen werden …

Meine Meinung:

 

Als ich den 2. Band der Reihe über NetGalley.de im Adventskalender bekam, brauchte ich selbstredend noch den 1. Band. Bei Audible hatte ich noch ein Guthaben übrig, kaufte mir also das Hörbuch, und als ich Heiligabend per Mail darüber informiert wurde, dass ich an diesem Tag das eBook für nur 2,99 € erhalten könnte, wanderte das eBook auch noch in meinen Warenkorb. Einmal also anders herum gekauft und keine Sekunde bereut ;)

 

Meistens habe ich gelesen, und wenn ich weitergehört habe, dann habe ich mir die Geschwindigkeit sogar auf 1,5 gestellt, denn mir liest Tobias Kluckert zu langsam. Somit habe ich weniger Stunden für den dicken Wälzer benötigt. Und ich habe quasi wirklich in jeder freien Minute gelesen bzw. gehört, denn das Buch hielt mich gefangen.

 

Wer ein bisschen in der Literatur bewandert ist, dem sagt Goethes Faust sicherlich etwas. Ein paar Phrasen aus dem literarischen Kunstwerk bekommt wahrscheinlich auch fast jeder noch zusammen, aber wer weiß, dass es sich tatsächlich um eine historische Person und keine Fiktion gehandelt hat? Ich wusste es bis zum Kauf des 1. Bandes nicht (oder habe es im Laufe der Zeit vergessen), und so genoss ich den Roman in vollen Zügen, denn der Autor schreibt einen spannenden, flüssigen, der Zeit angemessenen Stil. Was ist das Buch spannend!

 

In diesem ersten Teil erfahren wir eine Menge über den jungen Faust, seine Herkunft und seinen Werdegang mit allen Höhen und Tiefen bis hin zu der gewagten Befreiung Gretchens in den schillerndsten Farben und so detailliert, dass es leicht fällt, sich in die Geschichte fallen und treiben zu lassen. Alle Figuren, mit denen wir im Laufe des Buches intensiver in Kontakt kommen, werden so genau geschildert, dass man meinen könnte, man kenne sie. Das Lesen bzw. Hören ist ein voller Genuss und durch die teilweise grausigen Elemente sowie die wissenschaftlichen Forschungen und Entwicklungen derart spannend, dass es tatsächlich schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen.

 

Ich bin grenzenlos begeistert, gebe die volle Punktzahl und freue mich schon auf den Folgeband.

 

Tobias Kluckert hat gut gelesen, die Fremd- sowie französischen Worte meiner Meinung nach perfekt gesprochen, was mir wiederum half, da ich weder Französisch noch Latein beherrsche. Allerdings liest er mir persönlich viel zu langsam. Wie gut also, dass man die Geschwindigkeit in der App ankurbeln kann ;)

 

191230 Faustus1

 

Bücher der Reihe:

 

1. Der Spielmann – beendet 30.12.2019 – 10/10 Punkte
2. Der Lehrmeister

Der Spielmann - Oliver Pötzsch 

Source: sunsys-blog.blogspot.com/2019/12/gelesen-und-gehort-der-spielmann-oliver.html
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review 2019-12-28 11:36
Irmas Enkel | Leandra Moor
191224 IrmasEnkel
Autorin: Leandra MoorTitel: Irmas EnkelReihe: neinGenre: Historischer Roman, Familien-SagaVerlag: tredition, [19.08.2019]Kindle-Edition: ASIN: B07WRMLSPL, 489 Seitengelesen auf dem Kindle Paperwhiteauch im HC- und TB-Format erschienenmein Dank für dieses Leseexemplar geht an die Autorin klick zu Amazon.deklick zu Thalia.de

Inhaltsangabe (Amazon):

Als Anni 1946 zum zweiten Mal vor den Traualtar tritt, schließt sie mit ihrem Leben ab. Die vergangenen Jahre haben ihr die Familie geraubt, das Hoffen hat sie verlernt. Ihr einziger Anker ist das Versprechen einer Wahrsagerin, was sie zwingt, diesen Kerl aus dem Nachbardorf zu ertragen. Egal zu welchem Preis.
Auf der Suche nach Lücken in ihrer Familienbiografie trug die Autorin berührende Lebensepisoden zusammen. Der Kern jeder Geschichte war das Dilemma des Schweigens und dessen Weitergabe an die nächste Generation.
Die Geschichte von Irmas Enkeln versinnbildlicht das Empfinden jener Zeit. Hätten sie sich den Gegebenheiten der Jahrzehnte, in die sie hineingeboren wurden, entziehen können?

Meine Meinung:

 

Jede Zeit hat ihre Besonderheiten, jede Generation wächst anders als die vorige auf, hat andere Vorstellungen und Wertungen. Die Autorin schildert hier eine Familiengeschichte mehrerer Generationen, wie Zeit, Umstände und Entbehrungen die Menschen prägen und illustriert eine Zeit, in die auch ich hineingeboren wurde.

 

Mein Interesse, die beiden Weltkriege betreffend, hält sich in Grenzen. Das mag zum einen daran liegen, dass ich selbst keinen Krieg miterlebt habe und wahrscheinlich auch daran, dass ich ein positiv denkender Mensch bin, der immer die Sonnenseite jeder Sache sieht und die Schattenseite möglichst auszublenden versucht. Schilderungen von Kriegen ziehen mich runter, und da wir noch immer im Frieden leben, möchte ich mich nicht zu intensiv damit befassen. Daher kam ich nicht so leicht in das Buch hinein, denn knapp die erste Hälfte handelt von der Zeit während der beiden Kriege. Selbst die beiden Frauen Irma und Helene, die während dieser Zeit versuchen, stark zu sein und die Familie zusammenzuhalten, kommen mit den Schrecknissen nicht so ohne Weiteres klar und treffen Entscheidungen, die endgültig sind.

 

Mich hat vor allem die Zeit nach dem 2. Weltkrieg interessiert, als Deutschland zwischen den Alliierten aufgeteilt wurde und im Osten Deutschlands die Menschen ein weiteres Mal zu Entscheidungen gezwungen und bei Nichtbefolgung hart bestraft wurden; so hilft dieses Buch mir dabei, zu begreifen und zu verstehen, was auch ich selbst erlebt habe. Denn Demokratie ist etwas anderes.

 

Ein interessantes Thema in Romanform gebracht, verständlich geschrieben, aufrüttelnd und fesselnd. Ich kann das Buch gerade jenen empfehlen, die sich für die DDR als solche interessieren, für die Idee dahinter und die Umsetzung, für die Menschen, die eine eigene Meinung haben und sich nicht länger bevormunden lassen. Zusammenfassend formuliere ich nun die Frage: Wie sollte ich als Regierung mein Volk auf keinen Fall behandeln? – Das Buch klärt auf.

 

Ich gebe 08/10 Punkte und danke herzlich der Autorin für das Leseexemplar.

 

191224 IrmasEnkel

 

Irmas Enkel - Leandra Moor 

Source: sunsys-blog.blogspot.com/2019/12/gelesen-irmas-enkel-leandra-moor.html
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review 2019-07-24 09:55
Kamera, Licht, Tod
Dark Wood: Horrorthriller - Thomas Finn

Es ist erstaunlich, wie viele deutsche Fantastik-Autor_innen ihre Wurzeln in dem populären Pen-&-Paper-Rollenspiel Das Schwarze Auge sehen. Thomas Finn ist einer von ihnen. Seit 1984 ist er ein begeisterter Fan und arbeitete nach einigen beruflichen Umwegen sogar als Redakteur für den Herausgeber, den Schmidt-Spiele Verlag. Bis heute bemüht er sich, sich einmal die Woche mit Freunden zu einem Rollenspielabend zu treffen. DSA hatte erheblichen Einfluss auf seine literarische Laufbahn, weil ihn die Position als Spielleiter „das komplette Handwerkszeug der Dramaturgie“ lehrte, ihm beibrachte, wie man eine Zielgruppe spannend unterhält und ihn auf Auftritte vor Publikum (z.B. bei Lesungen) vorbereitete. Außerdem ist ein fantastisches Rollenspiel selbstverständlich hervorragender Nährboden für Romanideen. So basiert auch sein Horror-Thriller „Dark Wood“ auf einem Rollenspiel-Abenteuer.

 

Worauf haben sie sich da nur eingelassen? Drei Tage in der norwegischen Wildnis, allzeit umgeben von Kameras. Riskante Aufgaben, die ihre Teamfähigkeit unter Beweis stellen sollen. Eine Produktionsfirma, die von ihnen publikumswirksames Drama sehen will. Stünde die Hamburger Werbefirma STUDIO Alsterblick nicht am Rande des Bankrotts, hätten sich die sechs Angestellten Dagmar, Gunnar, Sören, Lars, Bernd und Katja niemals dazu überreden lassen, an der TV-Reality-Show SURVIVE teilzunehmen. Das Preisgeld von 500.000 Euro kann das Fortbestehen der Firma sichern – und demzufolge auch ihre Jobs. Fest entschlossen, das Geld einzustreichen, ohne sich manipulieren zu lassen, treten die sechs die Reise in die düsteren, einsamen Wälder Norwegens an. Doch kaum sind sie dort angekommen, beginnt die Situation außer Kontrolle zu geraten. Nicht alle sind an der Rettung der Agentur interessiert. Streit, Lügen und Geheimnisse vergiften die Stimmung, sodass das Team zu spät bemerkt, dass sie nicht allein sind. Sie werden beobachtet – und schon bald müssen sie tatsächlich um ihr Überleben kämpfen…

 

Wie bringt man sechs Menschen dazu, sich so richtig schön an die Gurgel zu gehen? Man setzt sie in der norwegischen Wildnis aus, richtet Kameras auf sie, zerrt ihre dunkelsten Geheimnisse ans Licht und konfrontiert sie mit einer unheimlichen Bedrohung. „Dark Wood“ war eine atemlos aufregende Lektüre, die mich auf verschiedenen Ebenen äußerst gut unterhielt. Wir mögen das Reality-TV belächeln und als geschmacklos kritisieren, aber niemand kann angesichts der Einschaltquoten leugnen, dass das Prinzip funktioniert. Dieses erfolgreiche Prinzip macht sich Thomas Finn für seinen Thriller hervorragend zu Nutze. „Dark Wood“ ist eine mitreißende Mischung aus voyeuristischer Reality-Show und unheimlichem Horrorstreifen. Sechs Angestellte sollen in Norwegens Wäldern ihre Hamburger Werbeagentur vor dem finanziellen Ruin bewahren und sich dabei im Fernsehen möglichst effektvoll zum Affen machen. Anfangs schwören sie alle, die psychologischen Mechanismen der Show durchschaut zu haben und keinesfalls auf die Manipulationen der Produktionsfirma hereinzufallen. Sie geloben Zusammenhalt für den guten Zweck – nur um dann in „vertraulichen“ Einzelinterviews bei der kleinsten Provokation vor laufenden Kameras pikante Firmeninterna und ernste Anschuldigungen auszuplaudern. So weit her ist es mit der Harmonie zwischen ihnen nämlich nicht und die Zukunft der Firma kümmert sie maximal sekundär. Sie alle bringen ihre persönliche Agenda mit, was ihre Gruppendynamik maßgeblich beeinträchtigt. Dadurch entstand von Beginn an eine reizbare Atmosphäre von Misstrauen und Unfrieden, die sich verhängnisvoll mit der finsteren, überzeugenden Ausstrahlung des Settings verband und der ich mich nicht entziehen konnte. Ich fragte mich ständig, was an den gegenseitigen Vorwürfen dran ist und fieberte mit einer gehörigen Portion Sensationslust neuen Enthüllungen entgegen. Tatsächlich empfand ich die allzu menschliche Tendenz des Teams, unter Stress schmutzige Wäsche zu waschen, prickelnder als die äußeren Gefahrenquellen, die ihnen Finn zusätzlich aufhalst. „Dark Wood“ verfügt sowohl über historische als auch über paranormale Aspekte, die der Autor glaubwürdig und selbstbewusst händelt. Bizarre Wesen, Wikingerartefakte und Überbleibsel aus der NS-Zeit sorgen für abwechslungsreichen Nervenkitzel, meine Angstfantasien sprachen sie aber leider nicht an. Ich gruselte mich nicht, möchte dies jedoch als rein subjektiven Kritikpunkt festhalten. Horror ist stets sehr individuell und intim und es ist nicht Thomas Finn anzukreiden, dass er bei mir daneben lag. Dennoch fand ich, dass er seinen Leser_innen sehr früh verrät, welche Kreaturen dort im Wald lauern. Mir hätte es besser gefallen, wenn er meine Fantasie etwas länger sich selbst überlassen hätte, denn nichts ist schauriger als die eigene Vorstellungskraft. Trotz dessen gebe ich gern zu, dass er mich am Ende noch mal gewaltig überraschte. Ich muss ziemlich verdattert dreingeschaut haben – mit dieser Wendung hatte ich absolut nicht gerechnet!

 

„Dark Wood“ bescherte mir packende Lesestunden. Es ist ein guter, fesselnder mystischer Thriller, der sich erfrischend leicht liest. Mir gefiel vor allem die Analogie zu TV-Reality-Shows. Ich beobachtete fasziniert, wie die gleichen Abläufe, die ich in bestimmten Fernsehformaten ohne zu zögern verteufeln würde, in diesem Buch bei mir griffen und mich gierig Seite um Seite verschlingen ließen. Doch auch abgesehen vom bissigen Kleinkrieg der Figuren fand ich „Dark Wood“ wirklich unterhaltsam und souverän konzipiert. Obwohl sich die Geschichte aus recht vielen Komponenten zusammensetzt, wirkt sie nicht überfrachtet, denn Thomas Finn balanciert sie mühelos aus. Ich schätze das Buch als die perfekte Urlaubslektüre für Leser_innen ein, die es in den Ferien nervenaufreibend und kurzweilig mögen. Nur wer Urlaub in Norwegen macht, sollte vielleicht lieber darauf verzichten. ;-)

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/07/24/thomas-finn-dark-wood
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