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review 2021-05-10 15:51
Noch Zweifel, Herr Verteidiger? (Gut)
Noch Zweifel, Herr Verteidiger? - Fred B... Noch Zweifel, Herr Verteidiger? - Fred Breinersdorfer

Andreas Böhm arbeitet in einer Kfz-Werkstatt. Er steht vor Gericht, weil er vergessen haben soll, bei einer Reparatur die Bremsleitung wieder fachgerecht angeschlossen zu haben. Durch diesen Fehler hat Frau Weiß einen Unfall gebaut, da sie nicht in der Lage war zu bremsen. Allerdings soll sich die Situation noch weiter verschlechtern, denn Frau Weiß stirbt noch im Krankenhaus und kann sich deshalb nicht zu ihrem Unfall vor Gericht äußern. 

 

Der Krimi “Noch Zweifel, Herr Verteidiger?” umfasst die Zeit von 27 Tagen, die in 17 Kapitel aufgeteilt sind. Als Überschrift des jeweiligen Kapitels, bekommt man die Information über Tag und Datum. Hier wird dann auch schnell klar, dass das Buch nicht jeden Tag abhandelt, sondern manchmal einige Tage überspringt, was jedoch nicht problematisch ist.

Gleich zu Beginn des Buches bekommt der Leser allerhand an Informationen über die juristische Situation. Dabei greift der Autor nicht gerade zu positiven Worten (ob die Beschreibung der juristischen Situation auch so der Wahrheit entspricht, kann ich dabei nicht beurteilen).

Dabei hebt sich der Protagonist besonders von allen anderen Charakteren ab, da er sein Beruf als Jurist sehr ernst nimmt und ihm das Wohl seines Mandanten am Herz liegt. Dabei verbeißt er sich richtig in den Fall und die Findung der Wahrheit. In diesem Punkt hat mich der Protagonist überzeugen können. Was mir dann allerdings nicht so gefallen hat, ist die Tatsache, dass alle Charaktere recht oberflächlich bleiben. Man bekommt leider kaum Informationen über die jeweiligen Charaktere, wodurch die Charaktere zumindest für mich recht dünn geblieben sind. 

Dabei wird die Handlung zwar an manchen Punkten recht spannend, allerdings ist sie auch recht vorhersehbar und so überrascht einen das Ende kaum. Die Fakten werden dort zwar alle gut zusammengeführt, halten aber auch keinerlei Überraschungen bereit.

 

Cover: Das Cover von “Noch Fragen, Herr Verteidiger?” wirkt auf den ersten Blick recht düster.

Wir sehen einen kaum beleuchteten Gang, der allerdings am Ende recht beleuchtet ist. Hier könnte man annehmen, es soll uns sagen “es ist immer Licht am Ende des Tunnels”. Beim Lesen des Buches erkennt man das Muster auch in der Handlung des Buches wieder. 

Über diesen Gang sehen wir schemenhaft einen Mann im schwarzen Anzug. Hier könnte man eventuell den Protagonisten des Buches sehen.

Insgesamt gefällt mir das Cover recht gut. Es passt zum Buch und hat einige Bezüge zur Handlung.

 

Fazit: Anfangs habe ich nicht viel von “Noch Fragen, Herr Verteidiger?” erwartet. Mit fortschreitender Seitenzahl allerdings habe ich immer besser ins Buch gefunden und es hat mir immer besser gefallen. Besonders der Protagonist gefällt mir dabei wirklich gut. Leider bleibt jeder Charakter recht dünn und wird wenig mit Informationen gefüllt.

Ich kann das Buch von Autor Fred Breinersdorfer trotzdem empfehlen und komme am Ende auf 4/5 Sterne für “Noch Fragen, Herr Verteidiger?”.

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review SPOILER ALERT! 2021-03-16 22:25
Die rote Frau von Alex Beer
Die rote Frau: Ein Fall für August Emmerich - Kriminalroman (Die Kriminalinspektor-Emmerich-Reihe, Band 2) - Alex Beer

3 Monate sind Emmerich und sein Assistent nun bei der Abteilung Leib und Leben - und dort nur glorifizierte Sekretäre. Zumindest bis der neue Chef der Abteilung die beiden dazu verdammt, den Fluch, der auf einer Schauspielerin zu liegen scheint, zu beseitigen, während sich die Kollegen auf den Mord an einem Politiker und Wohltäter konzentrieren. Dieser Fall erhält für Emmerich eine besondere Brisanz, als einer seiner Wohnheimkollegen als Täter verhaftet wird...

Dieser zweite Teil der Emmerich-Reihe gefiel mir noch bedeutend mehr als der erste, was wohl daran liegt, dass Beer nicht viel Zeit mehr mit der Vorstellung der Protagonisten verschwenden muss, sondern gleich in medias res geht.

Der Einblick in die junge Republik ist um einiges schärfer als noch im ersten Teil, die Not größer und spürbarer - sei es Emmerichs Wohnstätte, sei es die Situation um seine Wahlfamilie, seien es auch die Ereignisse rund um den Fall, der die 2 Philosophien "Verbesserung der Not für die Notleidenden (und dadurch für alle)" vs "Verbesserung der Not, indem man Unerwünschte... ja... krepieren lässt und sich auf die konzentriert, die das Volk als ganzes weiterbringen" schließlich gegenüber stellt. Im Wissen, was darauf geschichtlich gefolgt ist, eine sehr interessante und brisante Auseinandersetzung.

Kurzum, ein spannender, durchaus vielschichtiger Roman. Gelungen!

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review 2020-12-13 23:33
O du Mörderische (Befrieidgend)
O du Mörderische - Anne George,Christiane Filius-Jehne

Die zwei Schwestern Patricia Anne und Mary Alice sind grundverschiedene Charaktere. Zusammen beschließen sie, die Weihnachtsfeier einer Galerie zu besuchen. Einen Tag nach ihrem Besuch hört Patricia in den Nachrichten, dass Mercy, die Besitzerin der Galerie, die Patricia und Mary am Vorabend noch besucht haben, tot aufgefunden wurde. Die Todesursache soll ein Herzinfarkt gewesen sein. So richtig können Patricia und Mary das nicht glauben und finden sich in der Lösung des Falles wieder.

 

In insgesamt 18 Kapiteln erzählt Anne George in ihrem Roman “O du Mörderische” einen Krimi, rund um die zwei Schwestern Patricia und Anne. Wie man bei dem Titel schon vermuten kann, spielt die Handlung dabei in der Weihnachtszeit, weshalb sich das Buch besonders um Weihnachten rum lohnt, zu lesen. Erzählt wird das Buch dabei aus der Sicht der jüngeren der beiden Schwestern.

Eigentlich ein Fest der Besinnlichkeit, entwickelt sich in dem Buch die Weihnachtszeit doch etwas anders, wie sich die zwei Schwestern vorgestellt haben. Hier könnte dann ein wirklich toller Krimi beginnen, besonders weil die Protagonisten viel Potenzial haben. Leider wird, zumindest was den Krimi angeht, kaum etwas von dem genutzt, was man zur Verfügung hatte. Eher zufällig schlittert die Protagonistin in die Ermittlungen der Polizei, wobei das ein wenig aufgesetzt wirkt und ich mich eher gefragt habe, wieso die Polizei überhaupt auf die Protagonistin zugeht und ihr so viel Freiraum lässt, was die Ermittlungen angeht. Auch im weiteren Verlauf der Handlung ist der Mord eher eine Nebenhandlung.

Was mir dann aber doch positiv gefallen hat, sind eben die zwei wirklich gut gewählten Charaktere. Besonders der Umgang, der nicht immer nur freundlich und nett ist, der beiden miteinander, aber auch die Dialoge sorgten immer mal wieder für einen kleinen Schmunzler. Eigentlich kann man sagen, geht es in dem Buch um die Beziehung zwischen den beiden Charakteren. Als Aufhänger hierfür dient dann eben der kaum beachtete Mordfall.

Zum Ende des Buches, wird die Handlung dann doch noch versöhnlich und passend zu Weihnachten, auch wenn die Auflösung des Mordes, etwas schnell und unlogisch abgehandelt wird.

 

Cover: Das Cover vom Taschenbuch ist in der Farbe Rot gehalten. Hier passt die Farbgebung zum weihnachtlichen Rahmen, in dem der Roman spielt. Auch sonst erkennt man die Weihnachtszeit an weiteren Details wie beispielsweise dem kleinen Baum, welcher auf der Kommode steht. Ansonsten sehen wir zwei Frauen, die vor einem Kamin stehen und anstoßen. Hier sieht man die zwei Protagonisten, von denen eine durch die Handlung des Romans führt. 

Im Großen und Ganzen gefällt mir das Cover von “O du Mörderische” recht gut. Es spiegelt Aspekte der Handlung wieder und zeigt die zwei Protagonisten des Romans.

 

Fazit: “O du Mörderische” ist kein wirklich guter Krimi, weshalb ich das Buch eher als kriminalistisch angehaucht bezeichnen würde. Im Mittelpunkt stehen ganz klar die zwei Schwestern, wodurch das Buch doch noch Spaß beim Lesen machte. Durch den tollen und gut zu lesenden Schreibstil der Autorin lässt sich das Buch flüssig und schnell lesen.

Wer zur Weihnachtszeit nach einem Buch sucht, kann sich gerne die Zeit nehmen, sollte allerdings keinen krassen Krimi erwarten (hier gibt es deutlich bessere Bücher).

Für kurzweilige Unterhaltung sorgt “O du Mörderische” aber dann doch. Ich komme am Ende allerdings nur auf solide 3/5 Sternen.

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review 2020-06-06 22:51
Totenklang (Befrieidgend)
Totenklang - Sinje Beck Totenklang - Sinje Beck

Sinje Beck

Totenklang

Gmeiner Verlag

 

Autor: Sinje Beck, geboren 1969, lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf bei Siegen. Die ausgebildete Werbekauffrau ist freiberufliche Texterin und freie Mitarbeiterin der Siegener Zeitung. Sie ist Mitglied im „Syndikat“, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen und -autoren. (Quelle: Gmeiner Verlag)

 

Heiner wohnt in einem Bauwagen, der momentan an einem See steht. Als Heiner gerade dabei ist, sein Essen zu fischen, wird er von einem anderen Mann, der offenbar obdachlos ist, dabei gestört. Zusammen verbringen die beiden den Abend, doch am nächsten Morgen, fehlt jede Spur von Heiners neuen Freund. Allein ein Teil seines Gebisses, kann Heiner noch finden und steckt es vorsichtshalber ein.

 

Der Krimi Totenklang, umfasst insgesamt 49 Kapitel und wird aus der Sicht des Protagonisten erzählt. Wobei das Folgen der Handlung, nicht immer ganz so leicht ist, da der Protagonist schizophren veranlagt ist und gerne mit sich selbst redet.

Leider plätschert die Story, fast über alle Seiten hinweg, einfach vor sich her und nimmt erst gegen Ende des Buches, ein wenig an Fahrt auf und hält sogar in ein wenig Action bereit. Hierbei handelt es sich jedoch um die einzige Action, im ansonsten eher ruhigen Krimi. Action Fans, kommen hier also weniger auf ihre Kosten.

Der für eine Krimi ungewöhnlich anmutende Protagonist, ist gut gewählt und hält einiges an Potenzial bereit, was allerdings nicht immer wirklich genutzt wird. Mit Humor und seiner ganz eigenen Art, die teilweise auch etwas verwirrend wird, führt uns der Protagonist durchs Geschehen. Dabei hangelt er sich an dem Kriminalfall entlang, weicht aber immer wieder zu Nebenhandlungen aus. Leider ist der Charakter, für mich etwas sehr oberflächlich geblieben. Allerdings möchte ich hier anmerken, dass ich bisher nur diesen Band kenne, es aber noch Vorgänger Bände gibt, die möglicherweise deutlich mehr Licht ins Dunkel bringen könnten.

Wenn man es dann bis zum Ende geschafft hat, erwartet einen, wie oben schon erwähnt, ein wenig Action und es wird sogar ein wenig blutig. Leider ist an dieser Stelle, das Buch recht schnell zu Ende erzählt worden. Von all den Ausführungen, die man bisher gewohnt war, merkt man am Ende nichts, was ich ein wenig schade finde. Ein wenig mehr Zeit, hätte hier einen deutlich schöneren Abschluß gebieldet.

 

Cover: Das Cover von Totenklang zeigt einen Berg, auf dessen Spitze sich ein Kreuz befindet. Darüber,steht der Titel des Buches geschrieben, welcher sich kaum vom Hintergrund abhebt..

Das Cover wirkt sehr schlicht und das ist es auch. Es gibt eigentlich nichts wieder, was mit dem Buch in Verbindung steht. Hier hätte ruhig etwas mehr Kreativität angewendet dürfen.

 

Fazit: Totenklang ist sicherlich ein Krimi, der nicht jedem gefallen wird. Schon allein die Tatsache, dass man den Krimi “suchen” muss, ist nicht unbedingt positiv zu sehen. Der Protagonist und die Art, wie er auftritt, hat mir persönlich gut gefallen. Ich mag die inneren Monologe und den gewissen Hauch von Humor, der den Protagonisten umgibt. Leider wurde das Potenzial nicht wirklich gut genutzt, weshalb am Ende nur ein recht solides Buch bleibt.

Von mir bekommt Totenklang 3/5 Sternen.

 

Klappentext: Dass ein alter Artist sich selbst erhängt, ist noch vorstellbar. Aber nicht, dass er sich zuvor drei Knochen entfernte: Elle, Speiche und Schlüsselbein. Das findet auch Heiner Himmel, der unfreiwillig in das Ableben des alten Mannes verwickelt wird, da er sich zur selben Zeit am selben Ort befindet - unter einer Autobahnbrücke im Siegerland. Eigentlich ganz glücklich mit seinem neuen Job in einem Bestattungsinstitut muss Heiner sich nun damit auseinander setzen, dass allerorten um ihn herum Knochen und andere Leichenteile zu verschwinden scheinen. (Quelle: Gmeiner Verlag)

 

Autor: Sinje Beck

Titel: Totenklang

Verlag: Gmeiner Verlag

Genre: Krimi

Seiten: 275

Preis: eBook: 8,99

Erstveröffentlichung: 2008

ISBN: 978-3899777598

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review 2020-05-13 12:11
*Würg! Glorifizierung von verlogenem Heimatidyll und von Fremdenfeindlichkeit
Letzter Jodler - Herbert Dutzler

Im Prinzip gibt es zwei Arten von Regionalkrimis: Die erste verherrlicht total unkritisch den Aspekt der Regionalität und kommt mit dieser „wir sind wir“- eigentlich im Dialekt „mir san mir“-Mentalität daher, die alles Nicht-Regionale, Nicht-Originäre und Fremde ausgrenzt, beziehungsweise abwertet. Die zweite Art kritisiert diese Mentalität, indem sie sich drüber lustig macht oder sogar sehr böse die Finger in die Wunden der undifferenzierten Mikro-Xenophobie und der prinzipiellen Ablehnung von Neuem legt.

Erstere Art von solchen Krimis bringt mich genauso wie die menschlich-ländlichen Vertreter dieser Mentalität einfach zum Kotzen. Diese Blut- und Boden-Philosophie, die gut versteckt in einem Regionalpatriotismus fröhliche Urständ feiert und bei der man meinen könnte, seit 1945 haben wir Leute vom Land (ich wohne auch dort) so gar nix dazugelernt.

Gedacht habe ich, dass dieser Roman humorvoll eigentlich die zweite Art von Regionalkrimi bedient, in dem er augenzwinkernd die volkstümliche Musik auf die Schippe nimmt. Bekommen habe ich aber eine Rückkehr, eine Restauration einer Haltung, die auch noch völlig unironisch präsentiert wird, die das Brauchtum und die eigentliche originäre ursprüngliche Volksmusik als einzig identitätsstiftende Unterhaltungsform auf dem Land verherrlicht. Lieber Herr Dutzler, da ist mir die koksende musikalische Partie vom Musikantenstadel, obwohl ich sie sehr schwer aushalte, beim Arsch lieber, als diese selbstbeweihräuchernden auf Autochtonie pochenden Volksmusiker, die auch noch völlig unkritisch und liebevoll, als Prototyp eines Ausseers dargestellt werden.

Dabei kenne ich die Gegend und auch die Leute persönlich sehr gut, bin ich doch in Bad Ischl zur Schule gegangen, meine beste Freundin aus der Schulzeit und Jahrzehnte darüber hinaus war aus dem Ausseerland, und da das eben nur einen Rutsch über den Pötschenpass ist, war ich fast jedes zweite Wochenende bei ihr zu Besuch. Auch in der Ausseer Community, die es nach Wien zum Studieren oder Arbeiten verschlagen hat, war ich dank der Freundin lange Zeit bestens integriert. Und in diesem Konglomerat an Ausseern gäbe es sehr viel einmal witzig zu hinterfragen und zu kritisieren. Zum Beispiel diese noch immer von den Einheimischen praktizierte bekloppte Unterscheidung zwischen geborenen Ausseern, die im engen Dorf ohne Weitsicht zwischen den Bergen eingeklemmt ohne irgendeine kurze Horizonterweiterung steckengeblieben sind, dann die nach Wien zum Studium oder der Arbeit ausgewanderten geborenen Ausseer, die von den Steckengebliebenen doch tatsächlich als Verräter beschimpft werden (ich war live drei Mal bei so einem eskalierenden Streit dabei), die Weanaseer, jene Wiener die sich in Aussee einen Zweitwohnsitz erstanden haben, die Fremden, also meist Ausländer, oftmals Deutsche und Menschen aus denNachbarländern, die der Liebe oder des Jobs wegen in Aussee arbeiten und wohnen und die Touristen, denen man Heimatidylle vorspielt und die fürs Geldbeschaffen und das wirtschaftliche Überleben (leider) notwendig sind.

In diesem Roman wird ausschließlich der steckengebliebene Ausseer, der auch noch gegen alles andere wettert und sich in seiner Mikro-Fremdenfeindlichkeit suhlt, als typischer Ausseer in seiner Ablehnung von allem Neuen auf einen Sockel gestellt. Das geht sogar so weit, dass sogar Musiker, die mit neuen Strömungen experimentieren, als Verräter angeprangert und als unsympathische Figuren gezeichnet sind. Mehr stereotyp und schablonenhaft und a bisserl als Lokalpatriotismus, Brauchtum und Ursprünglichkeit förderndes angehauchtes rechtes Gedankengut geht eh nimma.

Und da gäbe es noch viel mehr in Aussee an Brauchtum auf die Schippe zu nehmen. Einmal und nie wieder habe ich mich in die Höhle des Löwen ins Ausseer Bierzelt gewagt. Soviel Sex, Familiendrama, Streit, Gewalt und widerliches männliches Balzverhalten, gefördert durch massiven Einsatz des Katalysators Bier und Zirbenschnaps auf so wenig Quadratmetern kannst als Autor nicht einmal in der Fiktion erfinden. Obwohl ich von Bad Ischl und auch aus Ebensee Vieles gewohnt war, ist mir dort wirklich alles vergangen.

Ach ja die feschen, selbtsverständlich gefälligen Figuren der Madln und Frauen, die natürlich allesamt zumindest gelegentlich Tracht oder trachtig angehauchte Kleidung tragen, (gibt ja in diesem Band fast nix anderes) werden dann auch noch über die Ursprünglichkeit und Korrektheit ihrer Dirndltracht (das bezieht sich tatsächlich auf das Tal und die dort übliche Farbe von Kleid und Schürze) definiert und kritisiert. Ich weiß, dass es so etwas schon lange gab und habe es als Kind selbst und als Jugendliche an anderen auch erlebt, da ich mich ab meinem elften Lebensjahr auf Grund der wahrgenommenen Ausgrenzungen überhaupt weigerte, Dirndl zu tragen. Aber nun ist ein neues Jahrtausend angebrochen und auch auf dem Land sollten wir endlich einmal mit dieser (Mikro-)Fremdenfeindlichkeit aufhören. Vor allem in Tourismusgebieten wäre das schon angebracht. Aber was erzähle ich denn, im Rahmen der Corona-Krise trat diese unschöne Fratze des menschlich total hässlichen Ausseers wieder zu Tage. Die vier Bürgermeister der Ausseer Gemeinden haben alle Zweitwohnsitzinhaber mit Security ausforschen lassen und ihnen ausgerichtet, dass sie zu Hause am Hauptwohnsitz bleiben müssen, denn sie wären unerwünscht im Ausseerland. Sie forderten von der Bundesregierung sogar eine Totalschließung ihrer Region. dass sie quasi nur für Einheimische errreichbar wäre, was auf Grund der wenigen Covid-Fälle gesetzlich überhaupt nicht möglich war. Den widerlichen Brief, den tatsächlich alle vier Bürgermeister unterschrieben haben, möchte ich Euch nicht vorenthalten. https://www.derstandard.at/story/2000...
Also ich habe keinen Zweitwohnsitz dort, aber ich weiß, in welche fremdenfeindlichen Gemeinden, die es wagen, sogar Gäste aus anderen Bundesländern zu bashen, ich nach Öffnung des Tourismus nach der Krise, mein Geld sicher nicht mehr hintragen werde.

Kein Wunder, dass des Ermittlers, Inspektor Gasperlmaiers Frau, sich in diesem Band auf eine Weltreise verzogen hat. Ich hätte auch schleunigst Fersengeld gegeben und wäre aus dieser Heimatidyll- und Brauchtumshölle geflüchtet.

Aber nun weg vom Sentiment und den unterschwellig vermittelten Botschaften durch die Figurenentwicklung hin zum Plot des Krimis. Außer dass ich mich bei jeder Figur geärgert habe und die von mir irrtümlich und fälschlich erwartete Ironie nie finden konnte, war das Setting auch ziemlich langweilig. Ja es gab ein paar Verdächtige, aber das Finale war wenig überraschend. Fast schon schablonenhaft bediente der Autor das persönliche Eifersuchtsmotiv, das zwar schlüssig war, aber das habe ich eben schon tausend Mal genauso vorgesetzt bekommen ohne irgendeine innovative Variation oder eine Mini-Überraschung in der Story.

Fazit: Vom Krimiplot her unterdurchschnittlich aber nicht ganz schlecht, von den Figuren, der Botschaft und der Stimmung her eine regelrechte Katastrophe – ergibt in Summe leider einen sehr schlechten Roman. Dieses hier dargestellte Ausseerland kann mir gestohlen bleiben. By the way, ich kenne und schätze einige - eigentlich sogar viele - Menschen dort, die den im Krimi präsentierten Figuren diametral entgegengesetzt sind: weltoffen, modern und menschenfreundlich.

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