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review 2016-08-29 07:13
George
George - Alex Gino

Story:
George ist 10 Jahre alt und weiß genau, dass sie eigentlich ein Mädchen ist. Sie fühlt sich wie eins und träumt davon, dass auch ihr Umfeld sie als so wahrnimmt, wie sie ist. Als die Schule ein Theaterstück plant, setzt George alles daran, die weibliche Hauptrolle zu bekommen, damit sie der Welt zeigen kann, wer sie wirklich ist. Doch dies ist nicht so einfach, denn ihre Lehrerin will nicht akzeptieren, dass ein Junge die Rolle der Spinne Charlotte spielen kann und auch ihre Mutter hat zunehmend Schwierigkeiten mit ihrem „Sohn“ George …

 

Eigene Meinung:
Mit dem Roman „George“ erschien eines der ersten Transgender Kinderbücher und spiegeln die Erlebnisse und Erfahrungen der Autorin Alex Gino wieder, die in den queeren und transgender Bewegungen aktiv ist. Die deutsche Fassung erschien im Fischer Verlag, der bereits mehrere Romane zum Transgender-Thema auf den Markt brachte (u.a. „Zusammen werden wir leuchten“, „Teddy Tilly“). „George erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise.

 

Die Geschichte handelt von George, die sich schon in jungen Jahren als Mädchen fühlt, jedoch Probleme damit hat, sich anderen gegenüber zu öffnen. Erst als sie sich ihrer besten Freundin Kelly anvertraut und von dieser Unterstützung erfährt, setzt es sich George als Ziel, der Welt zu beweisen wer er ist. Die Handlung ist kindgerecht aufgearbeitet und gibt auch junge Leser die Möglichkeit sich mit George zu identifizieren. Einige Begriffe und Wörter erscheinen mir jedoch etwas unpassend für jüngere Leser, doch insgesamt gelingt es Alex Gino gut, Georges Gedanken und Gefühle darzustellen und jüngeren Lesern zu übermitteln. Aufgrund der Altersgruppe, an die sich das Buch richtet und Georges Alter gibt es natürlich nur einige wenige Probleme, denen sich die Protagonistin stellen muss – das Mobbing durch einzelne Mitschüler, das Unverständnis von Lehrern und Familie. Zudem wirkt alles ein wenig glatt, da die meisten Dinge recht schnell überwunden werden. Auch endet das Buch recht offen, bzw. an einer Stelle, die viele Möglichkeiten offenlässt. Natürlich wäre eine intensivere Behandlung der Transgender-Thematik für ein Kinderbuch nicht geeignet gewesen, doch ein wenig mehr Tiefgang (vielleicht durch ein Gespräch mit der Direktorin) wäre schön gewesen. So lässt Alex Gino leider einiges an Potenzial ungenutzt.

 

Die Charaktere sind sehr liebenswert und nachvollziehbar gestaltet. George ist sehr sympathisch und man kann sich sehr gut mit ihr und ihren Problemen identifizieren. Sie ist eine stille, ruhige Heldin, die vieles mit sich ausmacht und nur selten Kontra liefert. Ihre beste Freundin Kelly ist wesentlich aktiver und offensiver, allerdings wirkt sie manchmal ein wenig altklug. Die übrigen Figuren wirken ein wenig blass, da der Schwerpunkt auf George und (später) auf ihrer besten Freundin Kelly liegt. Dennoch passen sowohl Georges Mutter und ihr Bruder, als auch ihre Mitschüler gut zur Geschichte und geben der jungen Heldin den perfekten Rahmen um sich zu entfalten.

 

Stilistisch legt Alex Gino ein solides Kinderbuch vor, das allein schon aufgrund seiner Thematik ein Muss für junge Leser ist. Er hat einen kindgerechten, sehr schlichten Schreibstil, der lediglich durch einige schwierigere Begriffe etwas unhandlich wirkt. Da stellt sich automatisch die Frage, ob ein 10-jähriges Kind wirklich die gesamte Tragweite des Buches begreifen kann, oder ob einige Punkte doch zu hoch gegriffen sind. Da Alex Gino jedoch auch Themen wie Akzeptanz, Toleranz und den Mut zu sich selbst zu stehen, aufgreift, ist „George“ durchaus auch für Leser ab 10 geeignet, insofern man im Bedarfsfall bereit ist anfallende Fragen zu beantworten.

 

Fazit:
„George“ ist ein schönes, thematisch wichtiges Kinderbuch, das dazu anleiten soll, zu sich selbst zu stehen und andere Menschen, ganz gleich wodurch sie sich unterscheiden, zu akzeptieren und zu tolerieren. Alex Gino hat ein schönes, wertvolles Kinderbuch erschaffen, das an einigen Stellen ein wenig übers Ziel hinausschießt, an anderen Potenzial ungenutzt verstreichen lässt. Wer junge Leser an die Thematik Transgender heranführen will, ist mit „George“ sehr gut bedient – sowohl die junge Heldin, als auch die Handlung ist passend für 10-Jährige. Zu empfehlen.

Source: www.like-a-dream.de
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review 2016-08-24 11:48
Teddy Tilly
Teddy Tilly - Jessica Walton,Dougal Macpherson,Anu Stohner

Story:
Teddy Thomas ist unglücklich, denn er fühlt sich schon seit langer Zeit nicht als Teddybär, sondern als Teddybärin. Nach einigem Zögern offenbart er seinem besten Freund Finn sein Geheimnis und ist ehrleichtert, dass Finn sich an seinem Wunsch nicht stört, sondern ihm versichert, dass er ihn immer liebhaben wird. So wird aus Thomas Tilly und die Freundschaft der beiden wird immer tiefgründiger und stärker …

 

Eigene Meinung:
Das Bilderbuch „Teddy Tilly“ entstand im Rahmen einer Crowdfunding Kampagne der australischen Mutter Jessica Walter, die ihren Kindern gerne eine kindgerechte Geschichte über Transgender vorlesen wollte. Unterstützt von Dougal MacPherson, der die Geschichte illustriert hat, wurde die Kampagne ein Erfolg und das knapp 40-seitige Buch erschien. Im August 2016 veröffentlichte der Sauerländer Verlag „Teddy Tilly“ und präsentiert damit ein weiteres Transgender-Werk.

 

Die Geschichte ist kindgerecht aufgearbeitet und komplett illustriert. Jessica Walter behandelt Themen wie Akzeptanz, Toleranz und Vertrauen. Sie zeigt, dass sich zwischen Finn und Tilly nichts ändert, nachdem sich Thomas entschieden hat eine Teddybärin zu sein. Beide spielen nach wie vor zusammen, klettern auf ihr Baumhaus und trinken Kakao wenn es draußen regnet. Ihr gelingt eine zauberhafte Bilderbuchgeschichte, die vollkommen unkompliziert das Thema Transgender aufgreift und sehr einfühlsam jungen Lesern näherbringt. Das macht das Bilderbuch zu einem der wenigen existierenden Transgender Kinderbüchern, die aktuell auf dem Markt zu finden sind.

 

Ein wenig gewöhnungsbedürftig sind die Illustrationen von Dougal MacPherson, der mit seinem „15 Minute Drawings“ bekannt geworden ist. Sie wirken ein recht kantig, unsauber und kindlich, doch das passt recht gut zum Stil des Buches, da sich ein Kind in den recht einfachen, groben Zeichnungen rasch wiedererkennen dürfte. Teddy Tilly ist sehr liebevoll in Szene gesetzt, ebenso ihr bester Freund Finn.

 

Gelungen ist auch die Aufmachung der deutschen Ausgabe – ein stabiles Hardcover, vollfarbig und in einem sehr angenehmen Format.

 

Fazit:
„Teddy Tilly“ ist ein gelungenes Kinderbuch, das ein wichtiges Thema anschneidet und für Akzeptanz und Toleranz wirbt. Wer Kinder im passenden Alter hat und über das Thema Transgender aufklären will, sollte sich das Werk von Jessica Walter und Dougal MacPherson nicht entgehen lassen. Zu empfehlen.

Source: www.like-a-dream.de
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review 2015-02-11 11:54
Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums
Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums - Benjamin Alire Sáenz

Story:
Der 15-jährige Mexikaner Aristoteles, kurz Ari, ist ein Einzelgänger, kann nicht gut mit Worten umgehen, wird von Selbstzweifeln geplagt und vermisst seinen Bruder, der im Gefängnis sitzt und den seine Familie totschweigt. Im Gegenzug dazu ist der gleichaltrige Dante offen, selbstsicher, weiß wie man sich ausdrückt und hat eine Vorliebe für Kunst und Poesie. Als die beiden unterschiedlichen Jungen sich im Schwimmbad kennenlernen, entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen ihnen, die nicht einmal abreißt, als Dante für mehrere Monate nach Chicago zieht und schließlich bemerkt, dass er homosexuell ist und sich zu Ari hingezogen fühlt …

Eigene Meinung:
„Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ stammt aus der Feder des mexikanischen Autors Benjamin Alire Sáenz, der u. a. Kreatives Schreiben an der texanischen Universität in El Paso unterrichtet, das an der Grenze zu Mexiko liegt und auch Handlungsort des vorliegenden Jugendbuches ist.

Der Roman spielt Ende der 80er Jahre in El Paso und greift unterschiedliche Themen auf, die der Autor sehr überzeugend in Szene setzt: das Erwachsenwerden zweier Jungen, Homosexualität, Familiengeheimnisse, Nachwirkungen des Vietnamkrieges (Aris Vater ist Kriegsveteran) und Selbstfindung. Glücklicherweise wirkt das Buch an keiner Stelle überladen, da Benjamin Alire Sáenz die meisten Probleme sehr gefühlvoll angeht und sich mit Erklärungen Zeit lässt. So braucht Ari sehr lange, um zu begreifen, was er wirklich will und auch seine Eltern machen es ihm nicht leicht, wenn es darum geht langgehütete Familiengeheimnisse offen zu legen. Dafür sind gerade die Gespräche zwischen Ari und Dante sehr lebendig, und das obwohl sie eher knapp gehalten sind. Der Autor hat ein Händchen dafür Dinge auf den Punkt zu bringen, was auch daran liegt, dass Ari kein Händchen für Worte hat und seine eigenen Gefühle nur schwer verstehen kann.

Neben der gut erzählten Geschichte, die vor allem durch wunderschöne, poetische Dialoge und Aris Kampf mit sich selbst besticht, können auch die Charaktere überzeugen. Ari und Dante sind sehr realistisch und verhalten sich wirklich so, wie Jugendliche in dem Alter: mal glücklich, mal leidend, unsicher, widersprüchlich und unberechenbar. Sie stehen an der Schwelle zum Erwachsensein, ohne wirklich zu verstehen, was das bedeutet und ohne etwas gegen die Veränderungen ausrichten zu können, denen sie unterworfen sind.
Da das Buch aus Aris Sicht erzählt ist, sieht man die Welt durch seine Augen, erlebt, was er erlebt und lernt ihn dabei kennen. Er betrachtet seine Umgebung eher nüchtern und ist nur selten in der Lage anderen seine Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Dies sorgt dafür, dass es kaum Beschreibungen gibt und man sich Aris Welt nur bedingt vorstellen kann, doch es passt zu seiner spröden, unsicheren Natur.
Im Gegenzug dazu ist Dante offener und lebensfroher, was man an seinen Worten merkt und der Art, wie er mit Problemen umgeht. Natürlich lernt man ihn dank Ari auf eine eher nüchterne Art kennen, doch man schließt ihn ebenso schnell ins Herz, wie den Erzähler der Geschichte.
Neben den beiden Jungs bleiben dem Leser auch die Eltern in Erinnerung, die maßgeblich dazu beitragen, dass die Geschichte zum Ende hin noch die ein oder andere unerwartete Wendung nimmt. Sowohl Dantes Eltern, als auch Aris sind sehr sympathisch du liebenswert, wenngleich natürlich beide Familien mit ihren Dämonen zu kämpfen haben. Besonders Aris Mutter ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit, da sie es ist, die Ari den Stoß in die richtige Richtung gibt.

Stilistisch ist „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig, was an der klaren, schlichten Sprache des Autors liegt. Mit knappen Sätzen, wenig Beschreibungen und kurzen, einfachen Dialogen, gelingt es dem Leser nicht sofort einzusteigen. Erst nach einer Weile ist man in der Geschichte und begreift, warum der Stil so kurz und prägnant gehalten ist: Er entspricht Ari, der sich nicht gut ausdrücken kann und oftmals keine Worte findet. Benjamin Alire Sáenz hat sich seinem Protagonisten komplett angepasst, was dafür sorgt, dass man sich vollkommen in Ari hineinversetzen kann, seine Ängste und Sorgen versteht und die Ereignisse aus seinen Augen sieht.
Dies ist unheimlich gut gelungen, da der Autor Platz für das Wesentliche schafft und sich nicht mit langen Umschreibungen aufhält. Er kommt direkt zur Sache, da die Dialoge das wichtigste Element des Romans sind. Sie vermitteln die Handlung und machen „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ zu einem besonderen Jugendbuch.

Fazit:
„Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ ist ein gelungenes, sehr tiefgängiges Jugendbuch über Offenheit, Selbstfindung und Akzeptanz, das vor allem durch ausgefeilte Dialoge und eine ruhige, in sich stimmige Geschichte besticht. Benjamin Alire Sáenz ist ein wundervolles Buch über das Erwachsenwerden zweier Jungen gelungen, di unterschiedlicher nicht sein können und doch die Geheimnisse des Universums auf ihre ganz eigene Art entdecken. Der Stil mag recht schlicht sein, doch er passt perfekt zu Ari und lässt ihn dem Leser noch lebendiger erscheinen.
Wer ungewöhnliche Jugendbücher zum Thema Homosexualität sucht, sollte sich „Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums“ nicht entgehen lassen – es lohnt sich.

Source: www.like-a-dream.de
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