Story:
New York, 1870: Die 13-jährige Maggie ist auf der Flucht vor den Häschern des Untergrundbosses Dandy Dolan und hat mehr Glück als Verstand, als sie von der Diebesbande 40 Thieves und dessen kleinwüchsigem Boss Goblin aufgenommen wird. Schnell freundet sie sich mit den anderen Kindern an, ganz besonders der Ire Tom wird ihr ein guter Freund. Ihre neues Leben ist zwar nicht mit dem im Waisenhaus zu vergleichen, doch es geht ihr gut. Alles ändert sich, als sie sich erstmals an Dinge aus ihrer frühen Kindheit erinnert und gleichzeitig über den mysteriösen Einbrecher Chung Ling stolpert, der als selbsternannter Rächer die Verbrecher von Lower Manhatten in Atem hält. Sie erkennt, dass es in ihrer Vergangenheit etliche ungeklärte Punkte gibt, doch als sie beginnt nachzuforschen, um mehr über sich und ihre Familie herauszufinden, begibt sie sich unwiderruflich in Lebensgefahr, denn Dandy Dolan ist nicht der einzige, der nach ihr sucht ...
Eigene Meinung:
Mit „Maggie und die Stadt der Diebe“ legt Patrick Hertweck sein Debüt vor. Das Kinderbuch eignet sich für Leseratten ab 11 und besticht durch eine tolle Aufmachung, ein gelungenes Cover und schöne Innenillustrationen. Das Buch ist in 4 Leseabschnitte unterteilt - „Paradise Square“, „Lower Side“, „Satan's Circus“ und „Der fabelhafte Chung Ling“.
Inhaltlich geht es direkt zur Sache. Patrick Hertweck hält sich nicht mit unnötigen Beschreibungen auf, sondern startet direkt mit Maggies Flucht und ihrem Irren durch Lower Manhatten. Auch danach hält sich die Spannungskurve, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Man begleitet Maggie in ihrem neuen Leben bei den 40 Thieves und erkundet mit ihr zusammen New York, bis sie sich auf die Suche nach der Wahrheit ihrer Vergangenheit machen muss. Hierbei greift alles sehr gut ineinander, es gibt keine Stelle, die irgendwie künstlich oder aufgesetzt wirkt. Dies trifft auch auf die toll ausgearbeiteten, in sich schlüssigen Hintergründe zu, die Maggie nach und nach mit Tom herausfinden muss, um endlich Antworten zu finden. Patrick Hertweck lässt die damalige Zeit lebendig werden, sorgt für Action, Spannung und die ein oder andere Wendung, und hält sich zum Schluss sogar die Option auf einen zweiten Teil (den ich sehr begrüßen würde) frei, denn obwohl die Haupthandlung abgeschlossen ist und alle Fäden zusammengeführt sind, gibt es doch einen kleinen Nebenstrang, der fortgeführt werden könnte.
Neben der fesselnden und gut durchdachten Geschichte können auch die Charaktere überzeugen. Sie sind lebendig und sehr sympathisch. Sei es die kleine Heldin der Geschichte, die aus ihrem behüteten Leben gerissen und in die Straßen Lower Manhattens geworfen wird, Tom, der ebenfalls sein eigenes Päckchen zu tragen hat, oder Goblin, der sich für einen Fehler in seiner Vergangenheit geißelt - alle Figuren haben ihre Gründe. Dadurch kann sich der Leser kann gut in sie hineinversetzen, sie wirken realistisch und in sich schlüssig. Schade ist nur, dass die übrigen Kinder (Silence, Bismarck, Coffee) der 40 Thieves ein wenig blass bleiben, doch wahrscheinlich hätte es den Rahmen des Buches gesprengt, wenn der Autor auch ihnen mehr Tiefgang verliehen hätte. Ich hoffe sehr, dass diese drei in einer möglichen Fortsetzung mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Stilistisch legt Patrick Hertweck ein beeindruckendes, gut geschriebenes und anspruchsvolles Debüt vor, dass eher für ältere Kinder, Vielleser oder Jugendliche geeignet ist. Er hat einen sehr sicheren, lebendigen Schreibstil, der den Leser sofort mitreißt und dafür sorgt, dass man „Maggie und die Stadt der Diebe“ nur schwer aus der Hand legen kann. Dabei entwirft er ein sehr realistisches und lebendiges New York des 19. Jahrhunderts, samt aller Missstände, Bettler und Armen, korrupter Polizisten, Verbrecherbanden und Unterweltkönige. Er beschreibt sehr authentisch, wie die Welt der Kinder aussieht, welche Gefahren in den dunklen Ecken und Gassen lauern, und wer die Straßen eigentlich regiert. Zudem baut er auch historische Ereignisse ein, die 1870 New York in Atem gehalten haben, so dass die Welt des 19. Jahrhunderts sehr greifbar und real erscheint.
Fazit:
„Maggie und die Stadt der Diebe“ ist ein gelungenes und gut geschriebenes Debüt, das durch eine tolle, spannende Handlung, sympathische Charaktere, authentische Beschreibungen und eine wunderschöne Aufmachung besticht. Leseratten, die Abenteuer und historische Bücher mögen, werden hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, dank des anspruchsvollen Schreibstils und der gut durchdachten Hintergrundgeschichte, ist Patrick Hertwecks Debüt auch etwas für junggebliebene Erwachsene. Bleibt zu hoffen, dass das Buch fortgesetzt wird, denn es ist eindeutig Potenzial für mehr vorhanden. Sehr zu empfehlen!