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review 2015-10-27 09:35
Moya schaut fern: Barbarella

BarbarellaNeulich war ich auf einer Geburtstagsfeier und eine Freundin überreichte mir im Laufe des Abends ihre Blueray-Disc mit dem undurchsichtigen Titel Barbarella. Vereinzelt war mir der Titel schon über den Weg gelaufen, aber was ich da nun genau in den Händen hielt war mir ein Rätsel. Nach vollzogener Sichtung wurde ich schließlich von zwei Gedanken heimgesucht:

1. Was zur Hölle habe ich mir da gerade angesehen?
2. Warum war das eigentlich so lustig?

Nummer Eins zu beantworten ist recht schnell gemacht: Barbarella, eine Astronautin, bzw. Astronavigatrice, erhält im 41. Jahrhundert vom Erdpräsidenten den Auftrag den vermissten Astronauten und Wissenschaftler Durand-Durand zu finden. Nach einer Bruchlandung auf dem Planeten Lythion muss Barbarella erst einige Hindernisse überwinden, ehe sie den Gesuchten in der Stadt Sogo aufspüren kann. Dabei erlebt sie einige Abenteuer die von unfreiwilliger Komik sind.

(Leider nur auf Englisch gefunden:)




Die Antwort auf Frage Nummer Zwei zu finden ist ein bisschen schwieriger. Das Gesamtwerk ist eindeutig nicht ernst zu nehmen, aber es stellt eine amüsante und runde Sache dar. Barbarella ist ein trashig-spaßiger Science Fiction Film aus dem Jahr 1968 mit dem die junge Jane Fonda offenbar ihren Durchbruch als Schauspielerin machte (was mir bis dato vollkommen unbekannt war). Der Film eröffnet mit einer Szene in der sich Barbarella, in scheinbarer Schwerelosigkeit, aus einem klobigen Raumanzug entblättert – bis hin zur völligen Nacktheit. Zur damaligen Zeit hat das sicher für Aufregung gesorgt, wohingegen ich aus heutiger Sicht eher den genial einfachen Trick bewundere, mit dem die Schwerelosigkeit simuliert wurde. Jane Fondas zeitlupenartige Bewegungen sorgen für eine wirklich überzeugende Illusion. Wen das noch nicht überzeugt der freut sich vielleicht über einen tragbaren Gehirnwellendetektor oder bösartige Zwillingskinder, die gefräßige Puppen auf Barbarella loslassen oder einen blinden Vogelmenschen der ihr den Weg durch ein Labyrinth zeigt und gleichzeitig keine Erinnerungen hat, wie man später erfährt. Logik zu hinterfragen ist also nicht ratsam, aber wer das bei diesem Film tun möchte schaltet besser gleich wieder ab.

Barbarella steckt voller ulkiger Szenen und Einfälle. Interessieren würde mich, ob das nun geplant war oder in die Kategorie »so schlecht, dass es schon wieder gut ist« fällt. Der erste Lacher jedenfalls entschlüpfte mir als ich das vollkommen ausgeflauschte Raumschiff sah. Das ganze Raumschiff ist mit zotteligem Fell ausgekleidet, während die Außenhülle knatschpink erscheint. Der zweite Lacher folgte mit dem Begrüßungsspruch zwischen Barbarella und dem Erdpräsidenten. Wer auch immer sich jemals wieder über meine anhaltende Fangirligkeit zu Sailormoon lustig macht, der kriegt demnächst Barbarellas »Sieg der Liebe« an den Kopf geschleudert. Leider muss man auf eine Verwandlungsszene verzichten, auch wenn man Barbarellas häufig wechselnde Kostümchen irgendwie bewundern muss. Beinahe genauso bewundernswert sind die vielen exotischen Einfälle, mit denen der Heldin die knappen Stoffe ständig vom Leib gefressen werden.

Wenn man sich mal von der besonderen Optik lösen kann, dann bleibt da noch Barbarellas nüchterne Art, die meiner Meinung nach den ganzen Film rettet. Denn es hätte durchaus schnell peinlich werden können, aber Jane Fonda verleiht ihrer Rolle einen so herrlich trockenen Humor, dass ich nicht umhin komme sie irgendwie gut zu finden. Eigentlich ist Barbarella eine Figur die ich, nur ein wenig anders dargestellt, fürchterlich finden würde. Der Film ist wohl eindeutig ein Kind der »freien Liebe« und geht das Thema Sex daher ziemlich locker-flockig an. Gleich zu Beginn stürzt die Heldin z.B. nach einem magnetischen Sturm auf dem Planeten Lythion ab, wo sie von einem unbekannten Mann mit starker Brustbehaarung (mega männlich – uga! uga!) aus den Fängen wilder Kinder befreit wird. Zum Dank, findet er, wäre ein bisschen altmodischer Sex doch ganz angebracht. Barbarella kommt nach einem kurzen Argumenteaustausch schnell zu dem Schluss, dass das durchaus ein freundliches Entgegenkommen wäre (no pun intended). Schwuppdiwupp sehen wir in der nächsten Szene eine fröhlich vor sich hinträllernde und frisch beglückte Barbarella, die von da an nichts anbrennen lässt und recht freizügig Gefälligkeiten dankbar mit Sex vergütet. Red Bull kann nebenbei getrost einpacken, denn hier lernen wir: Sex verleiht Flügel – buchstäblich.
Explizite Einblicke in das körperliche Geplänkel gibt es dabei glücklicherweise nicht, denn das hätte dem Ganzen wohl den schrulligen Witz genommen. Ein bisschen Spießer-Alarm riefen meine Gehirnzellen allerdings aus als unsere Heldin sich dem einzigen lesbischen Annäherungsversuch verweigerte. Zu schade.

Alles in allem musste ich einen Moment darüber nachdenken ob ich den Film nun gut finde oder schlecht. Am Ende ist es aber ersteres geworden, weil sich da einfach zu viele urkomische Klopper die Klinke in die Hand geben, denen ich nicht widerstehen konnte. Es ist noch dazu bunt und die Erfindungen dieser futuristischen Szenerie teilweise herrlich absurd. Wer sich gerne mal trashige Filmabende mit 60er Jahre Filmen macht, dem ist Barbarella wärmstens zu empfehlen.

Source: moyasbuchgewimmel.de/moya-schaut-fern-barbarella
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review 2015-07-17 09:26
Eine Welt ohne Bücher
Fahrenheit 451 - Ray Bradbury

„Fahrenheit 451“ von Ray Bradbury – zur Abwechslung mal eine Dystopie für Erwachsene. Das Buch entstand aus der Kurzgeschichte „The Fire Man“ und wurde 1953 das erste Mal veröffentlicht. Für mich stand schon seit vielen Jahren fest, dass ich das Buch irgendwann einmal lesen würde, weil meine Mutter es mir nachdrücklich ans Herz legte. Trotz dessen wollte ich es mir nicht von ihr borgen, da ich entschieden hatte, es mit der englischen Originalversion zu versuchen. Eines Tages entdeckte ich es dann in einer Buchhandlung; in einer süßen, winzig kleinen Ausgabe, kaum größer als meine Hand. Einem Klassiker, der sich so praktisch und bequem lesen lassen würde, konnte ich nicht widerstehen und nahm ihn mit nach Hause.

 

Nichts ist vergleichbar mit der alles verzehrenden, reinigenden Schönheit von Feuer. Es bewahrt die Gesellschaft vor der beängstigenden Macht der Bücher, denn es sind Feuerwehrmänner wie Guy Montag, die dafür sorgen, dass all die Werke, die die Menschen verwirren und überfordern könnten, im Feuer verbrennen. Montag liebt seinen Beruf; zu beobachten, wie Dinge vom Feuer gefressen, geschwärzt und verändert werden, bereitet ihm Freude. Nie schenkte er seiner zerstörerischen Arbeit mehr als einen kurzen Gedanken. Erst seine Nachbarin Clarisse öffnet seinen Geist und lässt ihn hinterfragen. Warum müssen Bücher brennen? Warum ist es für Menschen wichtiger, sich zu amüsieren, als Zeit zum Nachdenken zu haben? Als Clarisse plötzlich verschwindet, ist Montag mit seinen Zweifeln völlig allein. Mit seiner Frau Mildred kann er nicht sprechen, lebt sie doch nur für ihre Fernseh – „Familie“. Impulsiv beginnt er, Bücher vor dem Feuer zu retten und versteckt sie in seinem Haus. Doch sein Tun bleibt nicht unbemerkt und Montag muss fliehen – vor dem System, das er selbst jahrelang unterstützte.

 

„Fahrenheit 451“ wurde über die Jahre immer wieder analysiert und interpretiert. Meist mit dem Konsens, dass das Buch eine brillante, feinsinnige Kritik an staatlicher Zensur darstellt. Wie überrascht war ich, als ich erfuhr, dass Ray Bradbury nach eigener Aussage ein anderes Thema im Sinn hatte, als er das Buch schrieb. Tatsächlich wollte er mit „Fahrenheit 451“ auf die seiner Meinung nach drohenden Gefahren eines steigenden Fernsehkonsums und das daraus resultierende, sinkende Interesse an Literatur hinweisen. Ich muss zugeben, ich finde das fast ein bisschen schade und bin nicht sicher, ob ich dieses Missverständnis an seiner Stelle richtig gestellt hätte, denn meiner Meinung nach fiel es durchaus zu seinen Gunsten aus und ist darüber hinaus nicht völlig aus der Luft gegriffen. Man kann die Gesellschaft, die Bradbury beschreibt, definitiv als Ausdruck einer totalitären Politik interpretieren. Nichtsdestotrotz wollte er in Wahrheit eine Gesellschaft abbilden, die sich selbst zu dem machte, was sie ist. Das Volk wollte die Abschaffung von Büchern. Sie wollten sich ganz dem Fernsehen und anderen Vergnügungen hingeben, um sich vor selbstständigem Denken zu „schützen“. Die Menschen halten sich selbst und freiwillig dumm. Ich war schockiert von ihrer Ignoranz und Abgestumpftheit. Ich war buchstäblich sprachlos, wie gleichgültig sie die wichtigsten Themen des Lebens behandeln, gänzlich ohne jegliche emotionale Resonanz. Anfangs gehört auch Guy Montag zu ihnen, denn er ist so beschäftigt mit seinem Leben, dass er keine Zeit hat, es zu leben. Seine Nachbarin Clarisse zerrt etwas in ihm zum Vorschein, das schon jahrelang unbemerkt in den Tiefen seines Seins gärte: eine überwältigende Unzufriedenheit, die ich nur allzu gut verstehen konnte. Eine Welt ohne Bücher, könnt ihr euch das vorstellen? Wenn ich ehrlich bin, ich will es mir gar nicht vorstellen und es fiel mir während des Lesens schwer, diesen Gedanken zu akzeptieren. Das hatte allerdings nichts mit Ray Bradbury als Autor zu tun, sondern nur mit mir als Leserin. Bradbury schreibt sehr pointiert und zielgerichtet, in einem Stil, der je nach Situation zwischen kristallklar und blumig poetisch wechselt. Seine Worte trafen mich genau da, wo es mir am meisten wehtat: in meinem freiheitsliebenden Bücher-Herzen. Das war nicht leicht zu ertragen, aber das sollte es sicher auch nicht sein. Er bleibt sehr dicht an seinem Protagonisten Montag, was mich überraschte, da ich erwartet hatte, dass er seine Zukunftsvision in größeren Dimensionen inszenieren würde. Erstaunlicherweise stellte ich jedoch fest, dass Montags Geschichte so repräsentativ ist, dass sie eine umfangreichere Schilderung der gesellschaftlichen Umstände überflüssig macht. Vieles klingt nur an; so sucht man den Satz „Wir sind im Krieg“ beispielsweise vergebens, obwohl es den Tatsachen entspricht. Der Krieg wird lediglich am Rande thematisiert. Mir gefiel das sehr gut, weil es die Lebensrealität der Menschen widerspiegelt und es auf gewisse Weise biblisch ist. Etwas, das sie ignorieren, wird zu ihrem Verhängnis.

 

Mich hat „Fahrenheit 451“ sehr berührt und aufgewühlt, so sehr, dass ich gegen Ende sogar geweint habe, weil Ray Bradbury es trotz all der grauen Trostlosigkeit und schrillen Reizüberflutung seiner dystopischen Gesellschaft nicht versäumt, seinen LeserInnen einen Funken Hoffnung zu vermitteln. Es ist ein Buch, das mich zweifellos noch lange beschäftigen wird, da ich nicht umhin kam zu erkennen, dass wir von Bradburys bedrohlicher Vision heute nicht mehr allzu weit entfernt sind. Wir leben immer schneller, immer komprimierter, immer leerer und immer unpersönlicher. Wenn uns „Fahrenheit 451“ eins lehrt, dann ist es das: wir müssen selbst auf die Bremse treten und uns Räume für unsere Persönlichkeit, unsere Individualität schaffen. Niemand wird das für uns übernehmen; wir formen die Gesellschaft, in der wir leben möchten.
„Fahrenheit 451“ ist meiner Meinung nach wieder mal ein Buch, das jeder Mensch auf der Welt gelesen haben sollte, weil es uns vor uns selbst warnt und uns zwingt, zu reflektieren. Ich denke, Bücherwürmer wie mich trifft dieser Roman besonders hart, denn er bringt eine empfindliche Saite in uns zum Klingen. Brennende Bücher – welches Bild könnte schmerzhafter sein?

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/07/17/ray-bradbury-fahrenheit-451
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