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review 2015-07-10 09:57
Leider keine Verbesserung
Double Cross - Carolyn Crane

Die Trilogie The Disillusionists von Carolyn Crane habe ich vor fast genau einem Jahr begonnen. „Mind Games“ weckte mein Interesse, weil die Idee hinter diesem Urban Fantasy – Roman völlig anders war als alles, was ich bis dato in diesem Genre gelesen hatte und gänzlich ohne Vampire, Werwölfe und Magie auskommt. Die Geschichte stützt sich auf Psychologie: die Protagonistin Justine Jones wird dank ihrer pathologischen Hypochondrie in ein Team zur Verbrechensbekämpfung aufgenommen, in dem sie lernt, ihre Angst zu kanalisieren, in Kriminelle zu leiten und sie somit dauerhaft zu besseren Menschen zu machen. So großartig dieser Ansatz ist, vollauf überzeugt war ich von „Mind Games“ nicht. Carolyn Crane konzentrierte sich meiner Ansicht nach zu sehr auf Justine und vernachlässigte die Nebencharaktere. Vom zweiten Band „Double Cross“ erhoffte ich mir daher einen intensiveren Einblick in die Arbeit der Desillusionisten.

 

Seit Otto Sanchez, der Bürgermeister von Midcity, und Packard, Justines Boss, einen Deal aushandelten, der Packard aus seinem Gefängnis im Mongolian Delites befreite, haben die Desillusionisten alle Hände voll zu tun. Stück für Stück desillusionieren sie Ottos Gefangene – kriminelle Highcaps, die mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten furchtbare Verbrechen begingen. Für Justine ist diese Mission sehr persönlich, denn sie möchte Otto entlasten und so das Risiko eines tödlichen Hirnaneurysmas verringern. Doch es sind nicht nur die Gefangenen, die Ottos Kräfte herausfordern. Eine Gruppe von Serienkillern versetzt Midcity in Angst und Schrecken. Ihre Ziele sind ausgerechnet die Highcaps der Stadt, wodurch auch Otto und Packard in permanenter Gefahr schweben. Hin und her gerissen zwischen diesen äußerst unterschiedlichen Männern muss Justine die Hinweise aus der Vergangenheit der beiden entschlüsseln, um die Mörder aufzuhalten.

 

Leider musste ich feststellen, dass „Double Cross“ keine Verbesserung im Vergleich zu „Mind Games“ darstellt. Das Niveau bleibt erhalten, was bedeutet, dass dieser zweite Band erneut voll und ganz um Justine herum konstruiert ist. Vielleicht sogar noch mehr als der Vorgänger.
Ich habe „Double Cross“ ganz gern gelesen, doch meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Besonders problematisch fand ich, dass Carolyn Crane weit von ihrer Ausgangsidee weg geht und die Desillusionisten kaum noch thematisiert. Stattdessen steht die Mordserie in Midcity im Fokus; eine etwas ungelenke, verschachtelte Haupthandlungslinie, die Crane krampfhaft mit Ottos und Packards Vergangenheit in Verbindung zu bringen versuchte. Ich empfand das als unnötig, denn die beiden Handlungsstränge hätten auch unabhängig voneinander funktioniert. Justines Entdeckung dieser Verbindung kam reichlich kompliziert zu Stande und war vermutlich überhaupt nur möglich, weil Crane darauf bestand, dass Justine diejenige sein musste, die das Rätsel der Serienmorde und ihrer Motivation löst. Sie hat sich wirklich angestrengt, Justine als strahlende Heldin zu inszenieren – für mich war sie das allerdings nicht. Ich war überrascht davon, wie rapide meine Sympathie für die Protagonistin immer weiter abnahm, da ich sie im ersten Band durchaus mochte. In „Double Cross“ wirkt sie weniger unabhängig und lässt sich leicht manipulieren, wodurch ich den Eindruck hatte, sie sei ein Fähnchen im Wind und nicht gerade gefestigt in ihren Meinungen und Ansichten. Ich verstehe zwar, dass sie eine Gewissenskrise bezüglich des Desillusionierens durchmacht, sich nicht mehr sicher ist, ob sie das Richtige tut und an Ottos Empfinden für Recht und Unrecht zweifelt, doch so launenhaft hätte ich sie nicht eingeschätzt. Speziell ihr Boss Packard bekommt das zu spüren. Ihm gegenüber ist sie häufig hysterisch und nimmt prinzipiell das Schlechteste von ihm an, obwohl es dafür eigentlich keinen Anlass gibt. Ja, er hat ihr verschwiegen, dass sie durch das Zingen an ihn gebunden ist. Das ändert jedoch nichts daran, dass er ihr Leben maßgeblich verbesserte, indem er ihr eine Möglichkeit schenkte, mit der Angst fertig zu werden, die ihre pathologische Hypochondrie verursacht. Außerdem verhält er sich ihr gegenüber immer korrekt und anständig. Ich finde ihn schwer in Ordnung und kann nicht verstehen, wieso er sich zu Justine hingezogen fühlt, schließlich weiß sie nicht zu schätzen, was er für sie getan hat und dass er sie so akzeptiert, wie sie eben ist. Stattdessen flüchtet sie in die Arme von Otto, den ich bereits in „Mind Games“ unangenehm fand. Ich traue ihm nicht und empfand es als beunruhigend, wie sehr er an Justine klebt und sie emotional unter Druck setzt. Mit ihm kann sie nicht sie selbst sein. Es erstaunte mich nicht, dass er gegen Ende des Buches sein wahres Gesicht zeigt. Die Wendung an sich empfand ich jedoch durchaus als überraschend und äußerst spannend – sie macht Lust auf mehr.

 

„Double Cross“ bot mir nicht die ultimative Steigerung, auf die ich gehofft hatte, aber es hat mich gut unterhalten. Besonders das Ende gefiel mir sehr, sodass ich auf jeden Fall das Finale der Trilogie lesen werde. Ich will einfach wissen, wie Justines Geschichte ausgeht. Ich wünsche mir, dass sie ihre Stärke zurück erlangt und wieder zu der Frau wird, die mir zu Beginn von The Disillusionists so imponierte.
Dieser zweite Band ist eine Lektüre für LiebhaberInnen erwachsener Urban Fantasy, die ungewöhnliche Wege beschreitet. Für QuereinsteigerInnen ist er nicht geeignet, doch als Fortsetzung ist er angenehm kurzweilig und bietet eine ganze Palette abwechslungsreicher Emotionen, sowohl für die Figuren als auch für die LeserInnen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/07/10/carolyn-crane-double-cross
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review 2014-08-14 11:01
Verbrechensbekämpfung dank Neurosen
Mind Games - Carolyn Crane

Kennt ihr das Gefühl, in der Urban Fantasy schon alles gelesen zu haben? Vampire, Werwölfe, Magier, Dämonen – ich kenne sie alle. Trotzdem lese ich dieses Genre noch immer gern. Obwohl ich mit den Grundzutaten bestens vertraut bin, bin ich stets gespannt, wie der Autor oder die Autorin versucht, sie in eine neue, innovative Geschichte einzubauen. Umso überraschter bin ich dann allerdings, wenn mir ein UF – Roman über den Weg läuft, der völlig anders ist und ohne die bekannten Supras auskommt. „Mind Games“ von Carolyn Crane ist so ein Fall. Hier geht es mal nicht um Gestaltwandler oder fiese Blutsauger, sondern um – Trommelwirbel – Psychologie.

 

Justine Jones ist seit Jahren eine Gefangene ihrer eigenen Angst: sie ist eine pathologische Hypochonderin. Während ihrer extremen Panikattacken ist sie überzeugt, an einem geplatzten Hirnaneurysma zu leiden. Sie weiß, dass ihre Angst irgendwann ihr Leben zerstören wird.
Doch eines Tages erhält Justine ein Angebot, das zu verlockend ist, um es abzulehnen: sie soll sich einem Team zur Verbrechensbekämpfung anschließen. Ausgerechnet die Hypochondrie ist es, die sie dafür prädestiniert. Der höllisch attraktive Packard bringt ihr bei, wie sie ihre Angst kanalisieren kann, um Kriminelle gemeinsam mit ihren KollegInnen zu desillusionieren und dadurch dauerhaft zu besseren Menschen zu machen. Zum ersten Mal ist Justine mit Menschen zusammen, die genauso neurotisch sind wie sie und kann völlig sie selbst sein. Allerdings scheint hinter den Desillusionisten und ihrem Chef Packard mehr zu stecken, als anfangs angenommen. Gibt es einen Zusammenhang mit der Verbrechenswelle, die die Stadt seit Jahren zu überschwemmen droht?

 

„Mind Games“ hat bei mir leider weniger Eindruck hinterlassen, als ich vor dem Lesen dachte. Die Idee dahinter ist so großartig, so frisch und neu und einfach atemberaubend – aber die Geschichte selbst ist unglücklicherweise eher flach.
Carolyn Crane hat sich viel Mühe bei der Konstruktion ihrer Protagonistin gegeben. Justine ist eine sehr überzeugende Figur, bei deren psychischer Problematik Crane unglaublich tief ins Detail gegangen ist. Ich konnte mir bildhaft vorstellen, wie sehr ihre Krankheit sie einengt und bremst; ihre Verzweiflung war absolut greifbar. Aus dem Käfig ihrer Ängste dank Packard befreit, zeigt sich Justines wahres Wesen. Denn eigentlich ist sie eine mutige und starke junge Frau mit einem ausgeprägten Sinn für Recht und Unrecht. Mich hat diese Verwandlung völlig fasziniert, weil sie glaubhaft ist. Angst lähmt und schwächt, sie nimmt Menschen ihre Persönlichkeit und ersetzt sie mit Dunkelheit.
Die negative Seite an dieser ausführlichen Ausarbeitung von Justine ist, dass sie dadurch eine so dominante Rolle in der Geschichte einnimmt, dass die Nebencharaktere zu kurz kamen. Sie bei der Arbeit als Desillusionistin zu erleben fand ich überaus spannend; es hätte mich daher brennend interessiert, wie ihre ebenso neurotischen KollegInnen die Aufträge ausführen. All diese potentialreichen Figuren verschwinden jedoch völlig hinter der Protagonistin. Vielleicht war die Entscheidung für Justine als Ich-Erzählerin nicht die beste; ein auktorialer Erzähler hätte möglicherweise für etwas mehr Ausgewogenheit sorgen können.
Außerdem glaube ich, dass die Geschichte der Autorin nach der Hälfte entwischt ist; als hätte sie sich in eine Richtung entwickelt, die Carolyn Crane nicht geplant hatte. An diesem Punkt hatte ich den Eindruck, als wüsste sie nicht mehr, wie das Buch enden soll. Nachdem die Story dadurch einige Seiten irgendwie in einer Sackgasse steckt, scheint ihr dann plötzlich die zündende Idee gekommen zu sein – dann geht es nämlich rasend schnell. Kaum verwunderlich, dass mich das Ende dementsprechend nicht richtig überzeugte. Zwischen den Zeilen konnte ich regelrecht die Erleichterung der Autorin spüren, nun doch noch eine mögliche Auflösung entdeckt zu haben. Ich fand diese ein wenig an den Haaren herbei gezogen, etwas zu gewollt und zu unnatürlich. Darüber hinaus steht – ohne hier zu viel verraten zu wollen – Justine wieder so sehr im Fokus. Wie konnten all die Nebencharaktere nur jahrelang ohne sie überleben?

 

„Mind Games“ lebt und atmet nur durch Justine. Es ist vollständig ihre Geschichte, sie steht und fällt mit ihr. Glücklicherweise mochte ich Justine wirklich gern, sonst wäre meine Bewertung des Buches sicher wesentlich negativer ausgefallen.
Ich werde Carolyn Crane und der „The Disillusionists“ – Reihe auf jeden Fall noch eine Chance geben und den zweiten Band „Double Cross“ lesen. Ich komme von dieser großartigen Idee einfach nicht los. Ernsthafte Neurosen in andere Menschen leiten und sie damit in bessere Versionen ihrer selbst verwandeln? Wie cool ist das bitte?
Wenn ihr es mit „Mind Games“ versuchen möchtet, solltet ihr euch auf einen sehr erwachsenen Urban Fantasy Roman einstellen, der Übernatürliches und Psychologie in besonderem Maße verbindet. Ihr solltet euch aber auch darüber im Klaren sein, dass ihr ihn nur mögen werdet, wenn ihr auch der Protagonistin Justine Sympathie entgegen bringen könnt. Vor diesem Hintergrund möchte ich „Mind Games“ an LeserInnen empfehlen, die des altbekannten UF Stoffes müde sind und etwas Neues ausprobieren möchten.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2014/08/14/carolyn-crane-mind-games
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