Es gab einmal ein normales Leben vor dem Virus. Eine Seuche hat auf der Welt gewütet und alle mit sich genommen, die Kinder oder erwachsen waren. Was geblieben ist, sind die Jugendlichen, die mit fortschreitendem Alter dem Erwachsensein und damit dem Tod entgegen blicken.
Ja, es ist wieder einmal die Welt untergegangen, dennoch behandelt Chris Weitz das altbekannte Thema mit jugendlichem Esprit, der mir sehr gut gefallen hat.
Es gibt keine Erwachsenen und keine Kinder mehr, sondern es leben ausschließlich Jugendliche auf der Welt. In New York haben sich die Jugendlichen in Clans aufgeteilt, die - jeder für sich - ums Überleben kämpfen. Im reinen Überlebenskampf der Hoffnungslosigkeit ausgesetzt, beschließen fünf Teenager, das sichere Sterben aufzuhalten und gehen die Aussicht auf Heilung an.
Die Hörbuchversion dieses Endzeit-Szenarios hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen. Wie bereits kurz erwähnt, ist die Idee zwar nicht neu, wurde meiner Meinung nach aber wahnsinnig gut umgesetzt.
Allen voran sind die Jugendlichen Jefferson und Donna im Mittelpunkt. Es wird abwechselnd, direkt von ihnen aus der Ich-Perspektive erzählt, wodurch das Hörbuch eine locker-leichte Dynamik erhalten hat. Es scheint als habe Donna den Sarkasmus der restlichen Welt in ihr vereint. Sie trauert dem Leben mit ihrer Familie nach, kann mit dem „Davor“ nicht abschließen und macht sich keine Hoffnung auf eine Zukunft, wodurch sie eindeutig die Realistin im Bunde ist. Knallhart, ernst und immer ehrlich, geht sie die Situationen an, wie sie gerade auf sie zukommen, und versucht, ihre Gefühle nicht offen zur Schau zu stellen.
Jefferson ist der liebe Kerl, den man als Frau meist nur als guten Freund zur Kenntnis nimmt. Er ist bemüht und versucht es, anderen Recht zu machen, wobei er ein Talent für ausweglose Situationen besitzt.
Beide Charaktere haben mir sehr gut gefallen, wobei mir Donna sogar eine Spur lieber war. Ich mag ihre Weltsicht, den Sarkasmus und ironischen Unterton, mit dem sie sich selbst und ihre Umgebung wahrnimmt und einem immer wieder zum Schmunzeln bringt.
Die Handlung war typisch für ein Endzeit-Szenario, trotzdem hat sie gut zu unterhalten gewusst. New York ist ausgestorben, bis auf die Jugendlichen, die mit den Überbleibseln der alten Welt umgehen müssen. So kommt es zum Beispiel, dass sich viele nicht von ihren Smartphones trennen können, obwohl es niemanden mehr gibt, den sie anrufen können. Strom, Wasser und Heizung - all diesen Luxus gibt es nicht mehr und es war faszinierend zu erfahren, wie sich die Jugendlichen zu helfen wissen.
Ich denke, Chris Weitz hat damit all den unnötigen Schnickschnack ins Visier genommen, der uns im Alltag so wichtig ist. Er zeigt auf, dass es Dinge - ja, Dinge! - in unserem Leben gibt, die wirklich, wirklich wichtig sind, und denen wir trotzdem kaum Beachtung schenken.
Der Erzählstil ist flott, sehr jugendlich und mit der richtigen Portion Dynamik versehen, lässt allerdings schon an die üblichen Hollywood-Filme denken, was ich persönlich nicht als störend empfand.
Die Sprecher Maria Koschny und Leonard Mahlich haben den Figuren wahrscheinlich zusätzlich Leben eingehaucht und somit ein vergnügliches Apokalypse-Feeling geschaffen, das ich Interessierten wärmstens empfehlen kann.