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review 2019-05-22 10:11
Vergnügliches Geriatriegemetzel
Altenteil - Rainer Nikowitz

„Wer bringt denn Leute um, die sowieso bald von selber sterben?“
Diese sehr berechtigte Frage stellt sich der Autor in seinem bitterbösen mit dunkelschwarzem Humor getränkten morbiden Kriminalroman, indem er das Setting seiner Mordhandlungen in ein Seniorenheim verlegt. Hier möchte ich vorab gleich eine Warnung herausgeben, denn wer bezüglich der Grauslichkeiten* des Alterns etwas zart besaitet ist, sollte diesen Roman meiden, Rainer Nikowitz spricht sie alle an … plastisch, gnadenlos und teilweise bis zur Schmerzgrenze widerlich. Ganz meine Abteilung, aber ich darf das ja auch lustig finden, bin ich doch seit 2018 in die Gruppe der UHU’s aufgenommen worden und sollte mich mit dem nötigen Galgenhumor schön langsam genau auf diese Situation vorbereiten.

 

Im dritten Band seiner Kriminalreihe rund um Suchanek, den Ermittler wider Willen, der permanent unschuldig in solche mörderischen Kalamitäten hineingezogen wird, hält dieser sich also längerfristig in einem Altenheim auf. Warum? Alleine schon wie der Autor diese Situation auflöst, beschreibt die Skurrilität des Plots. Den notorischen Kiffer hat es zwangsläufig einmal tatsächlich erwischt, er ist mit 100 g Marihuana aufgegriffen worden und wurde vom Richter postwendend zu einer gehörigen Portion Sozialstunden im Haus Sonne, der Aufbewahrungsstation für halbtote Senioren, vergattert.

 

Kaum trifft unser Antiheld an seinem neuen längerfristigen Arbeitsplatz ein, hat die Einführungen des Pflegepersonals über sich ergehen lassen, die Situation gecheckt und sich nächtens durch die Beschaffung von THC-freiem Urin für die nächste gerichtliche Überprüfung in abgesperrte Bereiche des Heims begeben, stolpert er prompt über die in einer Waschmaschine befindliche erste Leiche, die aber nicht die einzige in dieser Geschichte bleiben wird. Ist der Mörder jemand vom Pflegepersonal? Oder ein Angehöriger, der den Eintritt der Erbfolge nicht erwarten konnte? Der Verdächtigen sind viele, die dem Leser gemäß einer möglichst optimalen Krimikonstruktion ein lustiges Mörderraten bescheren. Zudem ist einer der potenziellen Seniorenmetzler, der Enkel einer Insassin, auch noch sein ehemaliger Nebenbuhler um die Gunst der schönen Susi, der großen Liebe Suchaneks aus seinem Heimatdorf, der das Rennen um die Frau auch noch gewonnen hat.

 

Auch die anderen Figuren sind sehr liebevoll bis ins letzte Detail entwickelt, Frau Zillinger, eine demente Patientin, die immer wegläuft und eingefangen werden muss, alle Figuren aus medizinischem und Pflegepersonal, von denen jeder so seine Geheimnisse hat, und die teilweise den Arbeitsplatz für die Abwicklung ihrer krummen Geschäfte nutzen, der hellwache, aber gelähmt ans Bett gefesselte ehemalige Universitätsprofessor Renner, der eine ganz fiese, bitterböse Ader hat und sich zumindest geistig als Hobbyermittler und kriminologischer Berater Suchaneks betätigt, die pensionistische Saunagruppe, die den Begriff Sex im Alter zumindest für mich neu definiert hat … .

 

Alle sind wundervoll, sehr genau, treffend und teilweise bis zum Anschlag boshaft und respektlos mit spitzer Feder gezeichnet. Die Sprachfabulierkunst von Nikowitz ist ohnehin legendär. Die Wuchteln* fliegen wie schon in seinen letzten Romanen aus der Suchanek-Krimireihe tief – respektive infolge des Themas noch tiefer. So nun meine Triggerwarnung für total unkorrekten bösartigen Geriatriehumor – weiterlesen auf eigene Gefahr – gesteigert von größtenteils harmlos bis urgrauslich*.

Aber das wusste man ja über das Geriatriegeschwader. Frühe Vögel allesamt, flügellahm zwar, aber früh. Beim Aufstehen, beim Essen, bei allem. Wenn du willst, dass ein Alter um drei irgendwo ist, sag ihm, er soll um vier kommen.

Wozu klopfen Sie? Um mir das Gefühl zu geben, hier drin gäbe es noch Spurenelemente von Privatsphäre? […]

 

Ich weiß nicht, warum diese Sozialwimmerln (Anm. Pflegepersonal) immer so randvoll mit pickigem Betulichkeitseiter sein müssen. Immer besorgt, immer sendungsbewusst, immer hilfsbereit. Wenn er mir wirklich helfen will, dann erschießt er mich endlich.

 

Und sie war überall blond. Nicht, dass sich das bei den vielleicht vier Schamhaaren, die sich noch tapfer auf ihrem eingestürzten Venushügel festkrallten, groß ausgezahlt hätte. Aber sie hatte diese sogar noch, wie moderne Frauen das nun einmal taten, akkurat gestuzt. Und Suchanek hatte das Privileg, diese Pracht aus nächster Nähe genießen zu dürfen […]
Wie er mit eindrucksvoll wogenden Hängetitten (ja der Gustl war ein Mann: warum die Frage?) und bis unter halbe Oberschenkelhöhe pendelndem Skrotum den schneidenden Alkoholdampf mit dem Handtuch auf einen herunterprügelte – das konnte nicht gesund sein.

Im Kriminalplot war zumindest für mich die Handlung bis zum Ende nicht durchsichtig. Der Täter und das Motiv waren zwar überraschend konzipiert, aber plausibel und plottechnisch nicht an den Haaren herbeigezogen. Für mich war also nicht nur die Geschichte, die Figuren, die Sprache und der böse Humor perfekt gestaltet, sondern auch mein Krimiherz wurde restlos befriedigt. In der letzten Szene war ich sogar richtig gerührt, denn der Autor schafft es auch noch, einen Schuss Traurigkeit in dieser bösen Story zu platzieren.

 

Fazit: Extrem genial und schon wieder ein absolutes Highlight in diesem Jahr. Ein witziger, grandios konzipierter Krimi, aber beileibe nicht für jedermann geeignet. Ich überlege mir gerade, das witzig unter Anführungszeichen zu setzen, lasse dies aber bleiben, denn ich fand ihn unglaublich lustig.

Altenteil von Rainer Nikowitz ist 2017 im Rowohlt Verlag in flexiblem Einband erschienen. Nähere Infos zum Buch über einen Klick auf das Cover im Beitrag oder auf der Verlagsseite.

 

*grauslich, Grauslichkeit – widerwärtig, ekelerregend.
*Wuchtl – ein Scherz der so heftig so witzig, tief und manchmal auch dreckig ist, dass er wie ein Fußball mitten in Dein Gesicht klatscht – die Bezeichnung Wuchtel kommt sogar aus dem Fußball, wurde aber in Österreich bald auf jedweden wirkungsvollen Scherz im Bereich der Ironie aber auch in tieferen Gefilden angewendet.

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review 2019-01-04 11:30
Spannend
Familie Sargnagel - Rainer Wekwerth,Fréd... Familie Sargnagel - Rainer Wekwerth,Fréderic Bertrand

Familie Sargnagel ist anderes als andere Familien. Sie verbergen ein großes Geheimnis. Mutter und Tochter sind Vampire und Vater und Sohn sind Werwölfe. Zwischen den Zwillingen Verena und Ben gibt es immer wieder mal Krach, so wie es für Geschwister üblich ist. Doch als die neuen Nachbarn einziehen und sie kurz darauf eine Familie mit dem Namen van Helsing gegenüber wohnen haben, gibt es wichtiges als ihre Zänkereien. Die beiden müssen unbedingt herausfinden, ob die neuen Nachbarn wirklich eine Gefahr darstellen.

Das Cover ist schön. Ich mag die Familie mit ihrer Katze.
Im Buch drinnen hätte ich mir mehr Illustrationen gewünscht. Es ist ja ein Kinderbuch.

Das Buch lässt sich gut lesen. Es ist spannend, voller Humor und richtet sich mit seine Sprache an Kinder.
Nicht nur Kinder haben hier ihren Spaß, sondern auch ich als Erwachsene habe das Lesen genossen.
Ich glaube, dass Kinder vor allem ihre Freude an den Problemen haben werden, welche Vampire und Werwölfe im täglichen Alltag bewältigen müssen.
Die Länge der Kapitel ist kurz genug, dass man sich jedes Mal nur denkt "ach eins kann ich doch noch lesen."

Auch mit den potenziell gefährlichen Nachbarn bleibt es spannend. Das Ende war für mich wirklich unvorhersehbar und sowas liebe ich.

Das Buch ist für Mädchen und Jungen ab einem Alter von 10 Jahren gut geeignet. An dem Buch werden sicherlich auch die Erwachsenen einiges zu schmunzeln haben.

Leseempfehlung.

Ich habe das Buch von NetGalley bereitgestellt bekommen und bedanke mich herzlich dafür.

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review 2018-10-14 11:17
Fragments of Thought-Poems: "Das Stundenbuch" by Rainer Maria Rilke
O Livro de Horas - Rainer Maria Rilke


(original review, 2009)


Da neigt sich die Stunde und rührt mich an
mit klarem, metallenem Schlag:
mir zittern die Sinne. Ich fühle: ich kann -
und ich fasse den plastischen Tag.

Nichts war noch vollendet, eh ich es erschaut,
ein jedes Werden stand still.
Meine Blicke sind reif, und wie eine Braut
kommt jedem das Ding, das er will.

Nichts ist mir zu klein, und ich lieb es trotzdem
und mal es auf Goldgrund und groß
und halte es hoch, und ich weiß nicht wem
löst es die Seele los...


In “Das Stundenbuch” von Rainer Maria Rilke.

 

 

If you're into stuff like this, you can read the full review.

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review 2018-08-19 18:34
UNCOLLECTED POEMS by Ranier Maria Rilke
Uncollected Poems - Rainer Maria Rilke,Edward Snow
  I like Rilke. I don't always understand his poetry. The poems in this book are from 1909-1926. Many are short. Some longer. Lots to ponder upon.
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text 2018-02-09 17:17
Mord im Fjord
Goldkap (Arne-Jakobson-Krimireihe) - Rainer Doh

Inhalt: Nordnorwegen – 300 Kilometer hinter dem Polarkreis, tiefe Fjorde, gewaltige Bergmassive und ganz unerwartet bestes Sommerwetter.

Arne Jakobson ermittelt wieder: Gerade erst zum Kommissar befördert muss er nun einen vertrackten Fall lösen. Das Mordopfer, das Fischer aus dem Fjord ziehen, war ein Hobby-Archäologe aus Deutschland, der eine verfallene Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg restaurierte.

Verdächtige gibt es viele – erst recht als Gerüchte die Runde machen, im Bunker sei ein riesiger Goldschatz der Wehrmacht verborgen. Hat der Mord etwa mit dem Gold zu tun? Möglicherweise sind der undurchsichtige Pfarrer, der zwielichtige Bauunternehmer und ein finnisches Gangster-Trio hinter dem Gold her. Als die Medien die Sache aufgreifen, beginnt in Nordnorwegen ein regelrechter Goldrausch, und sogar die norwegische Nationalbank mischt sich ein. Aber dann passiert mitten in Tromsø ein weiterer Mord und Arne wird klar, dass er auf einer ganz falschen Fährte ist. (Quelle: Divan Verlag.de)

 

Meine Meinung:  Willkommen in Norwegen. Das Land der Fjorde begrüsst den geneigten Leser gleich erstmal mit einer Wasserleiche -urgg. OK, es ist ein Krimi - das da wohl eine Figur den Tod findet, ist fast wahrscheinlich. Und schon ist man drin und begegnet mit dem Kommissaren Annelie und Arne herrlich schrulligen Persönlichkeiten die vor Eigenheiten und Eigensinn nur so strotzen. Doch jeder der befragt wird hat irgendwie ein Geheimnis und/oder einen Grund und doch auch wieder nicht.

 

"... Ich habe den Eindruck, als würden ständig neue Spuren hineingestopft. Alles passt wunderbar zusammen ... aber es führt zu nichts." (Quelle: Seite 188)  

 

Das ist das Schöne an Krimis ist, das hier auch gern einmal in die Klischeekiste gegriffen werden darf. Dadurch wurde ein wurde die stellenweise drückende Stimmung der Geschichte aufgelockert werden. Leider hat dies nicht auch für Tempo gesorgt. Und hat man immer wieder das Gefühl, das die Story hängt und sich zieht. Und so haben mich die ticky Story und die sympatischen Protagonisten nicht ganz über die Defizite es Geschichte hinwegtrösten können. Trotzdem war nicht enttäuscht. Die Goldjagd durch die Fjorde und Bunker, Familiengeheimnisse und -bande fand ich toll. Sogar auf den Täter bin ich nicht selbst gekommen. Mir ging es wie den Ermittlern - so viele Spuren, die überall hinführten - das fand ich Klasse - so Klasse das der 1. Band der Reihe schon auf meinem Kindle.

 

Wobei auch schon bei der letzten Frage wären: Kann man das Buch unabhängig von Band 1 lesen? - Ja, es gibt kurze Anmerkungen, welche sich auf die "Vorgechichte" beziehen, aber nichts was diese Story tangiert.

 

Fazit: Goldkap hat mich etwas zwiegespalten. Ich brauchte etwas um mit dem Stil zurecht zukommen, aber dann haben mich vor allem die Nebencharaktere um den kleinen Finger gewickelt. Manche Geschichten brauchen halt etwas länger.

Source: schnuffelchensbuecher.blogspot.de/2018/02/rainer-doh-goldkap.html
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