Unschuldiges, unerfahrenes Mädchen trifft reichen, attraktiven Mann und fühlt sich direkt romantisch und erotisch von ihm angezogen. So weit, so vertraut, denkt sich mancher Leser jetzt vielleicht. Kennt man schließlich schon zur Genüge aus Büchern wie "Devoted", "Crossfire" oder "Fifty Shades of Grey", oder?
Jein.
Denn das Buch spielt in einer Art Fantasy-Dystopie, einer Welt, in der die Vampire sich nicht nur offenbart, sondern sogar zur herrschenden Rasse entwickelt haben. Sie sind diejenigen, die die Macht und das Geld haben, während die Menschen als rechtlose Sklaven und Blutspender ein Leben in ständiger Angst führen. Natürlich will jeder zum Vampir werden, aber manchen Menschen ist die Verwandlung aufgrund eines Gendefekts nicht möglich, weswegen es für sie keinen Ausweg aus ihrer Lage gibt.
Jeder Mensch muss einem Vampir gehören, und das uneingeschränkt.
Unsere Protagonistin Elise gehört zu diesen Unglücklichen. Seit dem Tod ihrer Vampireltern lebt sie bei ihrer Vampirtante und wird von ihr gehasst und gequält, bis diese beschließt, ihre Nichte möglichst gewinnbringend zu verschachern.
Konstantin, der Protagonist, gehört zu den wenigen Vampiren, die sich weigern, menschliche Sklaven zu besitzen. Eigentlich. Und so ist er selber vielleicht am meisten erstaunt, sich plötzlich in Besitz eines jungen Menschenmädchens wiederzufinden.
Die Geschichte ist irgendwo zwischen Erotik und Märchen angesiedelt. Ein bisschen "Fifty Shades of Vampire", ein bisschen "Die Schöne und der Vampir", und das mit jeder Menge für mich etwas zu dick aufgetragener Romantik. Ich fand die Chemie zwischen Elise und Konstantin zwar anfangs angenehm prickelnd und beide Charaktere haben mich in den ersten Kapiteln sehr für sich eingenommen, allerdings konnte sich diese Begeisterung für mich nicht lange halten.
Konstantin hat eine dominante, düster-erotische Seite, und eine kindlich ausgelassene und manchmal sogar alberne. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr lebt er letztere aus, und der Humor hat leider so gar nicht meinen Geschmack getroffen. Elise dagegen schwankt zwischen Unterwerfung und Bravado. Mir ging ihre Verwandlung von ängstlicher, devoter Sklavin zu mutiger, frecher Freundin einfach zu schnell!
Für mich war die Charakterisierung der beiden oft einfach nicht schlüssig. Ich hatte auch so meine Probleme damit, dass die 18-jährige Elise, die bisher noch gar kein richtiges Leben hatte, sich wünscht, so schnell wie möglich Kinder zu bekommen...
Die originelle Welt und die an sich interessanten Charaktere bieten mehr an Spannungspotential als die meisten erotischen Romane, aber leider wurde dieses Potential in meinen Augen nicht ausgeschöpft. Die Liebesszenen wurden mir schon bald einfach zu ausufernd und schnulzig, um mich noch zu fesseln, und ich habe mich ehrlich gesagt sogar ein wenig gelangweilt. Da hätte ich mir mehr an tatsächlicher Handlung gewünscht, mehr Konflikt, mehr Dystopie!
Über lange Strecken geht es beinahe ausschließlich um die Liebesgeschichte, und erst gegen Schluss passiert dann wieder etwas mit Gefahr, Spannung und Konflikt, das aber leider in meinen Augen sehr vorhersehbar war - damit hatte ich schon lange gerechnet.
Der Schreibstil ist gelegentlich etwas holprig, mit seltsamen Formulierungen, liest sich im Großen und Ganzen aber flüssig und unterhaltsam. Und auch, wenn er nicht perfekt ist, erzeugt er doch oft eine sehr intensive Atmosphäre.
Fazit:
In einer dystopischen Welt, in der die Vampire die Herrenrasse sind und die Menschen die rechtlosen Sklaven, gerät die junge Elise durch eine Kette von unerwarteten Geschehnissen in den Besitz von Konstantin, der bisher eigentlich stolz darauf war, keine menschlichen Sklaven zu besitzen.
Diese Mischung aus Dystopie, Märchen und Liebesgeschichte fand ich von der Idee her interessant und ansprechend, aber das Potential wurde meiner Meinung nach nicht voll ausgereizt. Die Liebesgeschichte ist zwar stimmungsvoll und intensiv, mit einer guten Prise Erotik, konnte mich aber nicht bis zum Ende des Buches fesseln und wurde mir einfach zuviel.
Wer eine erotische Lovestory sucht, könnte mit "Schattenherz" sehr gut bedient sein - ich denke, ich habe mir einfach mehr Dystopie als Romantasy gewünscht.
Zu erst einmal möchte ich mich bei der Autorin Amanda Frost für dieses tolle Buch, dass sie mir geschenkt hat bedanken. Viele DANK liebe Amanda ♥❤
Dies war mein zweites Buch von Sofie Capasso, und auch hier entführt die Autorin den Leser wieder in das faszinierende Reich der Meere und ihrer magischen Bewohner. Jäh und drastisch greifen sie in das Schicksal eines jungen Mädchens ein, das dabei die Wahrheit über sich selbst entdeckt und ganz nebenbei die große Liebe findet - und diese Mischung aus Romantik und Fantasy wird sicher vor allem junge Leserinnen ansprechen.
Was mir direkt positiv aufgefallen ist: "Das Lächeln der Meere" hat in meinen Augen deutlich mehr Spannungspotential als Sofie Capassos Debütroman, "Ozeanaugen"! Denn dieses Mal steht Größeres auf dem Spiel als "nur" die Liebe: es gibt einen erbitterten Konflikt zwischen zwei magischen Völkern, und eine uralte Prophezeiung bringt die junge Heldin in echte Lebensgefahr und verlangt ihr ab, alles zu hinterfragen, was sie bisher für wahr und richtig hielt.
Allerdings werden wichtige und sogar dramatische Ereignisse oft relativ distanziert beschrieben, nicht als bunte Szenen, die der Leser unmittelbar miterlebt. Auch zu direkten, lebendigen Dialogen greift die Autorin eher selten; viele Gespräche werden kurz in indirekter Rede zusammengefasst und notwendiges Hintergrundwissen nur knapp umrissen.
Zum Beispiel erfährt Stella durch einen Zufall, dass sie adoptiert wurde, und konfrontiert ihre Eltern damit. "Was nun folgte, war ein langes, ruhiges Gespräch, in dem ihre Eltern ihr erzählten, wie sie in die Familie gekommen war." Diesem interessanten Gespräch hätte ich gerne zugehört!
"Erzähl mir von ihren Sitten und Bräuchen, wie es dort aussieht, einfach alles", verlangt Stella an einer anderen Stelle, aber Laurions Antwort wird nicht weiter ausgeführt, der Leser bleibt also unwissend.
Später im Buch gibt es sogar eine potentiell hochdramatische Szene, in der Stella und Romen beinahe einem Feind in die Hände fallen, die in vier Sätzen sachlicher, indirekter Beschreibung abgehandelt wird. Das nimmt der Spannung wieder etwas den Wind aus den Segeln - auch hier wäre ich lieber direkt dabei gewesen!
Stella ist eine intelligente, selbstbewusste junge Frau, über die ich gerne gelesen habe. Auch ihre beste Freundin Selina war mir sehr sympathisch. Zu manchen der anderen Charaktere gewann ich keinen rechten Zugang, wie z.B. zu Angelo, einem Freund von Stella, oder zu Stellas Familie - wobei letzteres möglicherweise Absicht ist, denn Stella selber hat schon ihr ganzes Leben lang das Gefühl, nicht wirklich dazu zu gehören. Dann gibt es da natürlich noch Laurion und Romen, die beide ganz unterschiedlich sind und auch unterschiedliche Ziele verfolgen, jedoch jeder auf seine Art Eindruck auf Stella machen... Die beiden fand ich grundlegend vielversprechend, ich würde mir aber wünschen, in den Folgebänden wesentlich mehr über sie zu erfahren! Ich denke, die Kürze des Buches hat viel damit zu tun, dass ich manche Charaktere noch nicht richtig kennenlernen konnte.
Die romantischen Szenen fand ich süß und nett geschrieben. Durchaus jugendfrei und damit auch für jüngere Leserinnen gut geeignet!
Der Schreibstil ist einfach, aber gut verständlich und flüssig zu lesen. Nur manchmal haben sich ein paar Wortwiederholungen und kleinere Fehler eingeschlichen - aber nichts Dramatisches, was den Lesefluss stören würde.
Wenn man die Vorschauen am Ende des Buches abzieht, hat das schmale Bändchen nur 117 Seiten. Das hat mich sehr überrascht! Allerdings handelt es sich hier auch um den ersten Teil einer Reihe, keinen in sich abgeschlossenen Einzelband.
Fazit:
Ein (zu?) kurzer Einstieg in eine romantische Fantasyreihe für junge Leserinnen. Die Geschichte und die Charaktere haben viel Potential - für die Folgebände gibt es noch jede Menge Luft nach oben! Der Schreibstil war mir manchmal etwas zu einfach, und spannende Szenen wurden oft nur knapp und distanziert beschrieben, aber "Das Lächeln der Meere" ist dennoch ein vielversprechender erster Band.