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review 2017-12-05 09:15
Ein Autor, der Worten Taten folgen ließ
Tausend strahlende Sonnen - Michael Windgassen,Khaled Hosseini

Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul als Sohn eines Diplomaten geboren und wuchs als Asylant in Kalifornien auf, da seine Familie nach einigen Jahren in Paris aufgrund der politischen Lage nicht nach Afghanistan zurückkehren konnte. 2001 begann er, „Drachenläufer“ zu schreiben, das 2003 veröffentlicht wurde und die weltweiten Bestsellerlisten im Sturm eroberte. 2007 folgte sein ebenso erfolgreiches zweites Werk „Tausend Strahlende Sonnen“. Hosseini schreibt über die Menschen Afghanistans, öffnet den Blick der Welt für ihr unfassbares Leid. Seine Stiftung The Khaled Hosseini Foundation unterstützt afghanische Frauen, Kinder und Flüchtlinge mit Bildung und Wohnungsbau. Kaum zu glauben, dass ich „Tausend Strahlende Sonnen“ auf der Straße fand.

 

Mariams Welt zerbricht 1974, als sie 15 wird. Gezwungen, den 30 Jahre älteren Raschid zu heiraten und in die afghanische Hauptstadt Kabul umzuziehen, beginnt für sie ein Leben voller Leid und Schmerz. Raschid betrachtet sie als sein Eigentum. Er schlägt sie, demütigt sie bei jeder Gelegenheit. Die Zeit vergeht für Mariam hinter dem Schleier einer Burka, ungesehen und stumm. Die politischen Erschütterungen in Afghanistan – blutige, furchtbare Kriege – haben wenig Einfluss auf ihre persönliche Hölle. Erst nach 18 Jahren einer lieblosen, gewalttätigen Ehe tritt Laila in ihr Leben. Lailas gesamte Familie wurde bei einem Bombenanschlag ausgelöscht. Sie hat keine andere Wahl, als Raschids Ehefrau zu werden. Anfangs betrachtet Mariam Laila als unerwünschten Eindringling. Doch schon bald erkennt sie, dass das junge Mädchen ebenso eine Gefangene ist wie sie. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Gemeinsam trotzen sie allen Grausamkeiten, die ihnen ihr Ehemann und der Krieg entgegenschleudern.

 

Ich kann nicht verstehen, wie jemand ein wundervolles Buch wie „Tausend Strahlende Sonnen“ auf der Straße aussetzen konnte. Hat dieser Mensch denn kein Herz? Ich bin sehr froh, dass ich Khaled Hosseinis zweiten Roman retten und ihm ein neues Zuhause geben konnte, weil mich die Lektüre wirklich berührte. Das Buch ist ein feinfühliges, ehrliches, liebevolles Portrait eines kriegsversehrten Landes und seines Volkes. In Afghanistan herrscht seit 40 Jahren Krieg. 40 Jahre. Europäer_innen können sich vermutlich gar nicht vorstellen, was das bedeutet. Ich kann es nicht. Aber dank Khaled Hosseini, der sich überzeugend in seine weiblichen Protagonistinnen hineinversetzt, sie glaubwürdig charakterisiert und Mariams und Lailas Schicksal fest mit der Geschichte des Landes verschweißt, habe ich zumindest eine Ahnung davon, wie sehr die Bevölkerung seit Jahrzehnten leidet, speziell Frauen und Kinder. Teile der politischen Historie Afghanistans waren mir bereits bekannt; ich wusste von der sowjetischen Besatzung und den Bemühungen, den Kommunismus zu etablieren. Ich wusste jedoch nicht, dass mit dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 erst recht Chaos ausbrach. Rivalisierende Mudschaheddin-Gruppen bekämpften sich bis aufs Blut, natürlich auf dem Rücken des Volkes. Die Situation wurde so schlimm, dass die Taliban, die Kabul 1996 eroberten, als größte Hoffnung auf Frieden verstanden wurden. Es ist traurig, wie schnell sich diese Hoffnung ins Gegenteil verkehrte. Die radikal-islamischen Taliban erließen Gesetze, die jegliche Kreativität unterdrückten, strenge religiöse Vorschriften diktierten und die Rechte der Frauen massiv beschnitten. Hosseini zeigt diese hässliche Seite des Islams, die aus westlicher Sicht oft paradox, ungerecht und schlicht grausam ist, authentisch und eindringlich. Es ist schwer zu begreifen, wie viel Elend Mariam und Laila aushalten, ohne zu zerbrechen. Weder ihr Ehemann, noch die Mudschaheddin, noch die Taliban vermögen, ihre Stärke, die sich aus ihrer kostbaren, tiefen Beziehung zueinander nährt, zu verkümmern. Bevor sie sich kennenlernen, werden beide Frauen ausführlich vorgestellt, sodass die Leser_innen nachvollziehen können, dass sie sich aufgrund ihrer Unterschiede ergänzen. Mariam, die ältere der beiden, wurde als uneheliches Kind geboren. Ihr wurde stets vermittelt, wertlos zu sein, weshalb sie sich zu einer stillen, introvertierten und unsicheren Frau entwickelte. Es erschütterte mich, dass sie trotz all der Jahre unter Raschids Misshandlungen, der den Albtraum eines muslimischen Ehemanns verkörpert, keinen Funken Bitterkeit in sich trägt. Ihre sanfte Persönlichkeit steht in krassem Kontrast zu Lailas mutigem Selbstbewusstsein, die aus einem liebenden, progressiven Elternhaus stammt und fortwährend gefördert wurde. Sie besitzt ein Feuer, das nicht einmal Raschid ersticken kann. Ich fand es nicht überraschend, dass Laila am Ende des Buches eine von einer Million Afghanen ist, die 2003 den Wiederaufbau ihrer Heimat vorantrieben. Es brach mir das Herz, zu wissen, dass all das Leid und die Gewalt bis heute kein Ende gefunden haben.

 

„Tausend Strahlende Sonnen“ ist ein ergreifendes, bestürzendes Buch, das die tiefe Liebe des Autors Khaled Hosseini zu seinem Geburtsland intensiv abbildet. Tragischerweise ist die fiktive Geschichte von Mariam und Laila vermutlich kein außergewöhnliches Schicksal. Zwangsehen, brutale häusliche Gewalt, Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen sind noch immer Realität in Afghanistan. Umso wichtiger ist es, dass sich Menschen wie Khaled Hosseini für Aufklärung und humanitäre Hilfe einsetzen. Es ist bewundernswert, dass er seinen Worten Taten folgen ließ und seine Stiftung gründete. Tatsächlich beeindruckt mich seine Konsequenz sogar ein wenig mehr als „Tausend Strahlende Sonnen“, dem meinem Empfinden nach das gewisse Etwas zu einer 5-Sterne-Bewertung fehlt. Es ist zweifellos aufwühlend, doch es brachte mich widererwartend nicht zum Weinen. Trotz dessen kann ich euch das Buch wärmstens empfehlen. Das Leid des afghanischen Volkes muss gehört und gesehen werden.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/12/05/khaled-hosseini-tausend-strahlende-sonnen
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review 2011-07-11 00:00
Afghanistan: A Cultural and Political History (Princeton Studies in Muslim Politics) - Thomas Barfield Thomas Barfield is an anthropologist and professor of anthropology at Princeton whose experiences in Afghanistan stretch back to the 1960s, when he travelled overland through the country as a student. He began ethnographic field studies there in the 1970s and witnessed the overthrow of the Afghan King Zahir Shah in 1973.

In his own words "Critics of the university tenure system undoubtedly put me among those useless faculty who purveyed esoteric and irrelevant knowledge to the young wihtout fear of termination. Wise policymakers had already determined that such remote places and people could be safely excluded from America's New World Order. . . . On September 11, 2001, Afghanistan suddenly became relevant" and Barfield became one of the few Americans who had the intimate knowledge of the country, its people and its history that we so desperately needed.


Afghanistan: A Cultural and Political History and thinks they know everything, this book was a much needed corrective to my cultural biases, misunderstandings and creative ignorance of the country that we went to war with almost ten years ago. Afghanistan is blessedly well organized, with a clear goal set out in the introduction: to answer for the reader the following questions:

1. How did Afghanistan, which was overrun and ruled by a series of foreign dynasties for more than a thousand years, become renowned as the "graveyard of empires" in the nineteenth and twentieth centuries after forcing the withdrawal of both the British and Russians in a series of wars?

2. Why did the U.S. invasion of 2001 that toppled the Taliban not immediately set off a similar national insurgency (as it did in Iraq), and despite that, still fail to bring stability to the country?

3. Why have foreign attempts to change Afghanistan's politics, social structures, and government proved so ineffective?

4. How did a ruling dynasty established in 1747 manage to hold power over such a fractious people until 1978, and why has the afghan state since them experienced such difficulties in reestablishing a legitimate political order?

5. Why did a country for which the term"Balkanized" appeared ideally suited show so few signs of disintegration as a national state in spite of its many divisions?

6. How and why have splits in Afghan society since the 1920s over the structure of government and its policies led to so many periods of state collapse?


The chapter on the American-led invasion of Afghanistan was particularly enlightening. There are so many cliches about Afghanistan - that it can't be governed effectively because of its warring tribal factions won't allow it, the belief that it would become a new Yugoslavia, fracturing along ethnic lines that its history is one of constant insurgency and the belief that the country is mired in a medieval mindset are all simply untrue. Barfield demonstrates for the reader that Afghanistans long political history gives the lie to these suppositions and shows how a Western mindset regarding political intstitutions might lead us to believe them anyway.

I have two small gripes:1. There are typos. I feel like an academic press shouldn't have any 'teh's in their text. 2. There isn't much cultural history here. While I disagree with other reviewers who say that this is a dry read, I will add that it is an extremely dense one, packed with a lot of information in a relatively small number of pages. With that said, however, I highly highly recommend this book for anyone looking to educate themselves on Afghanistan's history and its current political climate. As Barfield says in his closing, Afghanistan is becoming more than just a backwater where the US fought the Taliban; with its rich mineral deposits and border with Pakistan (a soon-to-be-failed state with nuclear capabilities. Aside: I am scared shitless by Pakistan.) and other central Asian powers like Iran, Afghanistan will continue to be a focus of international interest for generations to come. I have, through reading this book, gained a tremendous amount of respect for Afghanistan and its people. I wish the country the best and hope that the US, Russia, China, India and whoever else can behave themselves there and work with the Afghan people to achieve the rich future that they deserve.
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