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review 2018-04-15 16:27
Das Leben als Wunschkasten
Gwendys Wunschkasten - Stephen King,Richard Chizmar,Ulrich Blumenbach

Stephen Kings Kleinstadt Castle Rock in Maine war Schauplatz seltsamster Vorkommnisse. Da wundert es nicht, dass ihre Einwohnerin Gwendy einen sonderbaren Mann antrifft, der ihr einen merkwürdigen Kasten schenkt.

"Gwendys Wunschkasten" ist eher eine Kurzgeschichte als ein Roman. Dennoch schaffen es Stephen King und Richard Chizmar auf diesen wenigen Seiten eine eindringliche Schauerstory zu erzählen.

Die kleine Gwendy lebt in Castle Rock und ist bemüht, ihren Baby-Speck anzugehen. Während sie ihren Fettzellen mit Sport und Treppenlaufen zu Leibe rückt, erregt ein absonderlicher Mann ihre Aufmerksamkeit. Der Fremde scheint sie zu kennen und bietet ihr einen Wunschkasten mit unterschiedlichen Hebeln und Schaltern an, der ihr ihre Träume erfüllt.

Natürlich kann Gwendy nicht ablehnen, weil sie damit ihrem schlanken Dasein näher kommt, und ihr Leben in ganz neue Bahnen lenkt.

Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an fasziniert und hingerissen! Ich kann einfach nicht glauben, wie es Stephen King schafft, seine Figuren zum Leben zu erwecken. Auf diesen wenigen Seiten habe ich Gwendy durch mehrere Jahre ihres Lebens begleitet und hatte ständig das Gefühl, einen echten Menschen vor Augen zu haben.

Gwendy hat sich mit dem Wunschkasten eine richtige Bürde aufgeladen. Zwar geht ihr vieles leicht von der Hand, gleichzeitig hat sie aber auch mit seiner Bedrohung zu kämpfen, auf die ich hier nicht weiter eingehen will. Erwähnt sei nur, dass damit auch eine große Verantwortung verbunden ist. 

King geht auf das klassische Thema des kalten Kriegs aber auch der Gegenwart ein. Man denkt sofort an den berüchtigten roten Knopf, der Atombomben und Sprengsätze starten lässt und so manchen Regierungen ausgeliefert in seiner Unscheinbarkeit augeliefert ist. Was ist, wenn man einen solchen Button tatsächlich zur Verfügung hat? Könnte man widerstehen oder will man sehen, was passiert wird?

Die Handlung ist von dem Zwang und der Bedrohung des Wunschkastens geprägt. Sie wird dicht geschildert und beschrieben, obwohl sie sich auf wenige Seiten erstreckt. Hier bin ich auch bei meinem einzigen Kritikpunkt angelangt, weil die Geschichte durch die Kürze ihr volles Potential verschenkt. 

Ich habe dieses Büchlein sehr gern gelesen, hatte Gänsehaut und habe mit Gwendy gefühlt. Denn ihr Leben hat rasante Veränderungen erfahren, was allerdings zum Erwachsenwerden gehört und nicht ausschließlich am Wunschkasten liegt. Der Wunschkasten kann dementsprechend als Symbol für die Entwicklung zum erwachsenen Menschen gesehen werden. Denn man weiß, dass sich manche Kindheitsträume erfüllen, doch das Leben als Erwachsener genauso eine Bürde ist.

Das Ende ist mir unter die Haut gegangen, hat mich schmunzeln lassen und ich habe zufrieden das Buch zugeklappt. Es hat mir insgesamt großen Spaß gemacht. 

Ich bin mir sicher, Leser, die Stephen Kings Kurzgeschichten mögen, werden mit „Gwendys Wunschkasten“ eine schaurig-dichte Erzählung im berühmt-berüchtigten Castle Rock erleben. Aber passt auf, wenn ihr dem Mann mit der kecken Melone begegnet!

Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.co.at
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review 2017-11-07 21:25
Rezension | Stephen King/Richard Chizmar: Gwendys Wunschkasten
Gwendys Wunschkasten - Stephen King,Richard Chizmar,Ulrich Blumenbach
Gwendys Wunschkasten ist eine Zusammenarbeit zwischen Stephen King und Richard Chizmar, eine Herausgeber von dark-fantasy- und Horror- Geschichten.  Die Kurzgeschichte hat knapp 125 Seiten und erzählt die Geschichte von Gwendy, - ein Mix aus Gwendolyn und Wendy, - die mit 12 Jahren von einem fremden Mann einen kleinen Kasten mit besonderen Fähigkeiten bekommt. 
 
Gwendy ist zu Beginn stark übergewichtig, hat sich jedoch vorgenommen vor dem Wechsel auf die höhere Schule Gewicht zu verlieren. Dazu rennt sie jeden Tag die Stufen der „Selbstmord-Treppe“ hinauf zum Castle-View. Dort trifft sie einen Mann, der sie erst eine ganze Weile beobachtet, und ihr eines Tages einen Kasten schenkt. Einen Kasten, mit Hebeln und Knöpfen, der nun Gwendy ganz allein gehört. 
 
Für Stephen-King-Kenner: Die Geschichte spielt in Castle Rock, größere Anspielungen auf andere Werke dort konnte ich allerdings nicht erkennen. 
 
Die Idee hat Potential. 
 
Es wird nicht genutzt. 
 
Der Kasten, der wertvolle Silberdollar ausspuckt und kleine Schokoladentiere, die einem die Lust auf weitere Süßigkeiten nehmen, hat neben diesen eher harmlosen Funktionen eine weitaus bedrohlichere Funktion. Es geht um nichts anderes als die Möglichkeit die Welt zu zerstören. Außerdem bewirkt der Kasten Dinge im Leben seines Besitzers, wenn dieser ihn in Ruhe lässt. Eine furchtbare Macht, mit einem nicht zu verachtenden Vorteil. In der Hand eines Kindes. 
 
Das Problem bei dieser Geschichte ist, dass die Idee nicht ausgespielt wird. Das ganze Buch ist hauptsächlich nur … nett. Es gibt keine nennenswerten Konsequenzen, und die Autoren King und Chizmar schaffen es die negativen am Ende auch noch zu verneinen. Die einzige Reibungsfläche der ganzen Geschichte wird am Ende weg-erzählt. Selbst der Höhepunkt ist unspektakulär, weil Gwendy als Charakter eine Katastrophe nicht mehr tragen kann, als dass es mich angemessen berühren würde. 
 
Es mag von mir als Leser oberflächlich sein, aber ich fühle mehr mit Menschen mit, die es anderweitig schwer haben, als mit Menschen, bei denen ich weiß, dass sie am Ende ganz sicher wieder auf den Füßen landen. Die Tragik verliert ihr Gewicht. 
 
Gwendys Wunschkasten ist eine nette Geschichte. Mehr nicht. 
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