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review 2019-08-07 10:35
Intimes, präzises Porträt eines umstrittenen, zerrissenen Staates
Breaking News - Frank Schätzing

Man kann über den deutschen Autor Frank Schätzing sicher vieles schreiben. Über seine Karriere in der Werbebranche, seinen explosiven Erfolg mit seinem Wissenschaftsthriller „Der Schwarm“, den ich während des Erdkundeunterrichts heimlich unter dem Tisch las, über seine Ausflüge in die Schauspielerei und über sein Werken als Musiker. Alles interessant, aber längst nicht so spannend wie sein Einsatz als Unterwäschemodel für die Marke Mey im Jahre 2009. Als ich über diese Info stolperte, ist mir wirklich die Kinnlade runtergefallen. Die Fotos, geschossen von der Fotografin Gabo, sind ästhetisch und Schätzing, damals 52, ist durchaus attraktiv, doch es wundert mich. Schriftsteller_innen neigen ja eher selten zur Selbstinszenierung. Seiner Glaubwürdigkeit schadete dieses Projekt trotzdem nicht, denn auch sein 2014 erschienener politischer Thriller „Breaking News“ eroberte Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.

 

Vor drei Jahren war Tom Hagen der gefeierte Star des Kriegs- und Krisenjournalismus. Kein Konflikt war ihm zu gefährlich, kein Schützengraben zu tief, kein Risiko zu gewagt. Überall auf der Welt fand man ihn an vorderster Front. Doch 2008 ging er zu weit. In Afghanistan verlor er alles. 2011 ist Hagen ein Schatten seines früheren Ichs und sucht verzweifelt nach der einen bedeutenden Story, die seine Karriere wieder in Schwung bringt. Verbittert und von Selbstvorwürfen zerfressen strandet er in Israel. Kurz nach seiner Ankunft in Tel Aviv bietet sich ihm eine einmalige Gelegenheit: Im Untergrund sind geheime Dokumente des Inlandgeheimdienstes Schin Bet aufgetaucht. Hagen erkennt sofort, dass der brisante Stoff den nächsten großen Knüller verspricht. Aber was sein fulminantes Comeback werden sollte, entwickelt sich schnell zu einem mörderischen Katz-und-Maus-Spiel. Hagen stößt auf eine Verschwörung, die die Grundfesten des Staates in Frage stellt – und auf die tragische Geschichte einer Familie, in der das Herz Israels schlägt.

 

„Breaking News“ ist ein Meisterwerk. Der Rechercheaufwand, der für diesen Roman nötig war, sprengt jegliche Vorstellungskraft. Frank Schätzing konzipierte nicht einfach einen Thriller, der vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts spielt, er schildert auf 955 Seiten die gesamte Historie des Staates Israel von dessen inoffizieller Gründung unter britischem Mandat bis in die Gegenwart und ergänzt diese um einen Agententhriller. Tatsächlich erfasst die Bezeichnung „Thriller“ meiner Ansicht nach gerade mal einen Bruchteil dieses Buches. Schätzing arbeitet mit zwei Zeitlinien: eine beginnt 1935, als Israel noch eine Idee war und fokussiert die Familie Kahn, die eng mit dem Nachbarsjungen Arik befreundet ist, der Jahrzehnte später als Ariel Scharon Geschichte schreiben wird; die zweite folgt dem Kriegsjournalisten Tom Hagen von 2008 bis ins Jahr 2011, in dem die Linien letztendlich aufeinandertreffen. Vergleiche ich die prozentualen Anteile und die inhaltliche Bedeutsamkeit der beiden Handlungsstränge, qualifizieren sich die Erlebnisse des mir gänzlich unsympathischen Tom Hagens lediglich als durchschaubarer Aufhänger, der es Schätzing ermöglichte, Israels komplizierte, schmerzhafte Geschichte detailliert aufzurollen. Er ist ein nebensächlicher Protagonist, weshalb meine Antipathie nicht von Belang war. Ich denke, der Autor wollte mit „Breaking News“ ein intimes, präzises Porträt Israels und dessen tiefer innerer Spaltung vornehmen. Es ist ihm geglückt. Mein Verständnis für dieses zerrissene, umstrittene Land wuchs während der Lektüre außerordentlich. Noch immer kann ich Israels aggressive Politik nicht gutheißen, aber ich begreife sie jetzt. Ich kann das ausgeprägte, beinahe paranoide Sicherheitsbedürfnis und die religiös motivierte Überzeugung, die allen Siedlungsbeschlüssen zugrunde liegen, nachvollziehen. Ich erkannte, dass Israels Gründung und Expansion Ausdruck der unerfüllten Sehnsucht nach einer gemeinschaftlichen jüdischen Volksidentität sind. Dank der Implementierung der fiktiven Familie Kahn, die mich durch Israels Vergangenheit leiteten, lernte ich die Wünsche, Ängste, Sorgen und Träume mehrerer Generationen kennen und durfte den emotionalen, mentalen und politischen Zustand der Bevölkerung greifbar erleben. Obwohl reale historische Persönlichkeiten unvermeidlich auftauchen, bleiben es diese Einzelschicksale, die die Handlung bestimmen. Ich empfand „Breaking News“ daher nicht als sachliche Geschichtsstunde, sondern als eine intensive Leseerfahrung, für die ich gern die notwendige immense Geduld aufbrachte.

 

„Breaking News“ ist ein geniales Buch, für das Frank Schätzing weit über das übliche Maß der Recherche hinausging. Ich bewundere, dass er fähig war, die komplexe Historie Israels aufzuschlüsseln und zusammenzufassen, zu entscheiden, welche Ereignisse bedeutsam waren und welche nicht. Dennoch kann ich keine Höchstwertung vergeben. Ich bin skeptisch, ob Schätzing nicht etwas viel von seinen Leser_innen verlangt. Die geballte, komprimierte Informationsflut ist in ihrem Umfang sehr schwer zu verarbeiten, trotz seines verdaulichen Schreibstils. Man kann sich nicht alles merken, schon gar nicht, wenn man sich wie ich mit den Feinheiten des Nahostkonflikts nicht bereits auskennt. Es ist einfach zu viel. Nach der Lektüre war mein Kopf wie leergefegt, ich war schlicht überfordert mit der Menge des Inputs und selbst beim Schreiben meiner Rezensionsnotizen musste ich mich anstrengen, meine schlüpfrigen Gedanken zu fassen, weil sie immer wieder wegzurutschen und in weißem Rauschen zu versinken drohten. Ich habe unheimlich viel über Israel gelernt, aber ich bezweifle, dass ich mich in einem Jahr noch an alle wichtigen Punkte erinnern werde. Will Schätzing mit „Breaking News“ hingegen primär für die israelische Geschichte sensibilisieren, erreichte er dieses Ziel bei mir. Der Nahe Osten ist ein Pulverfass – jetzt weiß ich, warum.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/08/07/frank-schaetzing-breaking-news
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review 2017-11-26 12:40
Utopian Nightmares
Der Utopische Staat - Klaus Joachim Heinisch,Tommaso Campanella,Thomas More

This book includes the three basic utopian texts and a little bit of an explanatory appendix (all in German btw). After diving into some dystopian fiction in October, I was interested to see what the optimistic viewpoint of the future in an ideal state might look like.

For all of you who are interested in more detail, I am going to write a few sentences to each text separately (still trying to keep it short), but if someone simply wants a final conclusion, feel free to jump right to the last paragraph of this post right below the picture.

 

Thomas Morus – Utopia

This is THE utopian text, I mean it is eponymous for the whole genre and by far the longest and most elaborated one. Utopia starts out alright, but soon goes downhill, because what ideal state depends on slaves? Or what ideal state has the need to train even children for battle and actually send them into combat? What ideal state has to limit the freedom of travel for it’s citizens? And so on. The more you think about Utopia, the more of a nightmare this state becomes.

 

Tommaso Campanella – The City of the Sun

This is the most radical communist state I have ever read about. Everything is shared here. Everything. The funny (or creepy) thing about this text is the extend of Campanellas theory about reproduction and how men and women are matched to produce the best offspring possible. These parts were weird to read, but when I found out that Campanella was actually a monk, it started to make sense, because he obviously had only a very slight idea what he was talking about here.

 

Francis Bacon – New Atlantis
This is probably the worst state I can possibly imagine; it is only a fragment though, because Bacon died before he could complete his notion of the ideal society. Basically, New Atlantis worships science and this goes so far as building automats and artificial humans (whatever that exactly meant I am not sure), but the thing is, that knowledge is strictly limited to a small elitist group of people and no one else has access to it. New Atlantis has a lot of science, but a complete lack of humanities. Remember that picture from the internet?

 

 

All in all it is quite hard to imagine the perfect society in the perfect state, because it seems that for every positive quality, you have to sacrifice a part of your personal freedom. From our modern perspective, all of these three states seem absolutely inhumane and unjust (for instance talking about privilege of higher classes – why would you even need classes in an ideal state?) – and you definitely do not want to be a woman living in any of these communities (surprise).

By stripping the population of their individuality, privacy, families and every means of communication with the outside, the state basically forces them to be happy with what they’ve got. If I learned anything from reading these three texts, it is that I can now no longer clearly distinguish between an utopian and a dystopian state, because the line between those two is a very blurry one.

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text 2017-11-21 16:31
Reading progress update: I've read 174 out of 292 pages.
Der Utopische Staat - Klaus Joachim Heinisch,Tommaso Campanella,Thomas More

So far every Utopia turned out to not be so ideal after all.

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text 2017-11-17 16:17
Reading progress update: I've read 102 out of 292 pages.
Der Utopische Staat - Klaus Joachim Heinisch,Tommaso Campanella,Thomas More

Alright, so far I read two out of three utopian stories in this book – The City of the Sun by Tommaso Campanella and New Atlantis by Francis Bacon and to be honest they sounded absolutely terrifying to me.


Both of these ideal states are way worse (and more sexist btw) than anything Huxley, Zamjatin or Orwell ever wrote or imagined.


Thomas Morus, I have some high hopes. Here we go.

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text 2017-11-15 11:54
Reading progress update: I've read 20 out of 292 pages.
Der Utopische Staat - Klaus Joachim Heinisch,Tommaso Campanella,Thomas More

Since October was my month for dystopian fiction, I hereby declare November as the month for early utopian writings!

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