Seit etwa einem Jahr ist Grace Turner bei ihren Eltern in Anaheim untergetaucht. Einst war sie ein gefeierter Teenie-Star. Zuletzt stand sie kurz vor ihrer ersten Golden Globe-Nominierung. Nun will sie sich ihr Leben zurückholen…
„Das Comeback“ ist der Debütroman von Ella Berman.
Die Struktur des Romans ist klar ersichtlich und einleuchtend: Auf einen kurzen Prolog folgen zwei Teile („Davor“ und „Danach“). Darüber hinaus ist die Geschichte in insgesamt 60 kurze Kapitel gegliedert. Der Roman endet mit einem Epilog.
Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Grace - zwar in chronologischer Reihenfolge, aber mit diversen Rückblenden. Der Schreibstil ist schnörkellos, aber dennoch atmosphärisch, eindringlich und anschaulich. Er ist geprägt von authentisch klingenden Dialogen.
Mit Grace steht eine interessante Figur im Fokus. Sehr gefallen hat mir, dass dieser Charakter mit viel psychologischer Tiefe ausgestattet ist. Ihre Fehler und Schwächen machen sie nicht ungeschränkt sympathisch, jedoch lebensnah. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich gut nachvollziehen.
Auf der inhaltlichen Ebene ist der Roman sehr aktuell: Es geht es um patriarchale Machtstrukturen in der Unterhaltungsindustrie. Die Geschichte stellt einen „Me too“-Fall dar, wobei die Autorin nicht auf wahre Begebenheiten eingeht. Phänomene wie Gaslighting und Grooming tauchen auf. Damit wirft der Roman ein Schlaglicht auf wichtige Themen wie den Machtmissbrauch, vor allem gegenüber Frauen. Er klärt auf, rüttelt wach, erschüttert und macht nachdenklich. Anderen Betroffenen, die nicht über ihre Erlebnisse und eventuelle Traumata sprechen können, verleiht die Geschichte eine Stimme. Weitere Aspekte wie Abhängigkeit von Alkohol und Drogen sorgen für Vielschichtigkeit.
Auf den mehr als 400 Seiten konnte mich die Story nicht nur berühren, sondern auch gut unterhalten. Schon nach wenigen Kapiteln hat sich ein Lesesog eingestellt, der dank weniger Längen bis zum Schluss erhalten geblieben ist. Die Handlung erscheint schlüssig.
Der deutsche Titel ist wortgetreu aus dem englischsprachigen Original („The Comeback“) übersetzt. Er passt meiner Ansicht nach gut zum Inhalt. Auch das Cover, ebenfalls eine sinnvolle Wahl, wurde übernommen.
Mein Fazit:
Mit „Das Comeback“ hat mich Ella Berman in mehrfacher Hinsicht überzeugt. Ich hoffe, dass auch ihr zweiter Roman in Deutschland verlegt werden wird.