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review 2015-06-24 08:58
Es fehlt das gewisse Etwas
Chicagoland Vampires: Teuflische Bisse - Chloe Neill

Die Chicagoland Vampires – Serie nähert sich langsam aber sicher ihrem Ende. Laut der Autorin Chloe Neill umfasst ihr Vertrag mit ihrem Verlag 13 Bücher und sie schreibt auf ihrer Website, dass sie davon ausgeht, dass die Reihe mit dem 13. Buch abgeschlossen ist. In Amerika wird Band 12 voraussichtlich im März 2016 veröffentlicht. Hier in Deutschland hinken wir nicht so weit hinterher wie bei manch anderen Reihen; Band 10 erscheint noch dieses Jahr. Behält Egmont LYX das Tempo bei, könnte das Finale 2017 veröffentlicht werden.

 

Nach den Ausschreitungen gegen Übernatürliche in Chicago spitzt sich die Situation für Haus Cadogan immer weiter zu. Die Bürgermeisterin möchte an Ethan Sullivan ein Exempel statuieren und klagt ihn wegen des Mordes an Harold Monmoth an, obwohl Ethan zweifellos aus Notwehr handelte. Schweren Herzens trifft er die Entscheidung, sich der Gerichtsbarkeit der Stadt zu entziehen, bis seine Unschuld bewiesen ist. Begleitet von Merit kommt er bei den Formwandlern unter, die sich gerade auf ihr wichtigstes Fest vorbereiten: Lupercalia. Es ist eine große Ehre für Merit und Ethan, dass sie diesem Ereignis beiwohnen dürfen, doch während der Eröffnungszeremonie werden sie Zeugen eines schrecklichen magischen Angriffs auf die Werwesen. Erst als das Chaos abgeklungen ist, wird klar, dass eine Formwandlerin seit dem Angriff spurlos verschwunden ist. Merit wird mit der Aufgabe betraut, sie zu finden. Dieser Fall ist eine echte Herausforderung für die Hüterin, denn die Formwandlerin ist nicht die erste Übernatürliche, die vermisst wird. Merit muss herausfinden, was vor sich geht – und zwar schnell. Der Frieden zwischen den Übernatürlichen Chicagos liegt in ihren Händen.

 

Ich denke, es ist gut, dass die Chicagoland Vampires – Reihe bald abgeschlossen ist. Sie begeistert mich einfach nicht mehr genauso wie zu Beginn. Natürlich las sich „Teuflische Bisse“ flüssig und ich kann nicht behaupten, dass ich mich gelangweilt hätte. Aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas. Es ist immer das Gleiche, der Handlungsaufbau verändert sich nicht. Jedes Mal gibt es ein bis zwei große Probleme, die sich über mehrere Bücher hinziehen und zuspitzen. Zusätzlich wird Merit in jedem neuen Band mit einem akuten Problem konfrontiert, das sie so schnell wie möglich lösen muss. In jedem Band steht sie vor diesem verdammten Whiteboard und spielt Detektivin. Ich verstehe nicht, wieso Chloe Neill nicht einfach mal was anderes ausprobiert; ich habe so gehofft, dass Merit endlich eine echte Aufgabe erhält und nicht das investigative Mädchen für alles bleibt. Sie verdient Besseres. Dabei ist der Fall der verschwundenen Supras an sich eine von Neills besseren Ideen, die ich durchaus spannend fand. Nur nahm dieser Handlungsstrang meines Erachtens nach leider einen viel zu kleinen Stellenwert ein. Ich wurde ständig von all den anderen Verwicklungen abgelenkt: das Greenwich Presidium, das Haus Cadogan noch immer das Leben schwer macht, Gabriels Prophezeiung bezüglich Merits und Ethans Zukunft und ach ja, Ethan soll auch noch ins Gefängnis, was Merit natürlich ganz furchtbar aus der Bahn wirft, weil sie ihn ja ach so sehr liebt. Ging mir diese Gefühlsdudelei zwischen den beiden vielleicht auf die Nerven, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Meiner Meinung nach nimmt diese Beziehung mittlerweile regelrecht ungesunde Formen an, weil Merit völlig darin zu verschwinden scheint. Sie verliert ihren Biss, ist nicht mehr so witzig und ganz bestimmt nicht mehr so unabhängig und stark, wie ich sie kennengelernt habe. Ihr Denken dreht sich ständig nur um Ethan. Wenn ihr mich fragt, ist diese Beziehung das Musterbeispiel eines obsessiven Abhängigkeitsverhältnisses. Sicher hängt das auch mit ihrer Ausgangssituation zusammen, da Merit sich Ethan zwangsläufig unterordnen muss und sie niemals gleichgestellt sein werden. Er ist ihr Meister. Quasi ihr Vorgesetzter. Sie schaffen es nicht, diesen Fakt aus ihrer Beziehung herauszuhalten. Dadurch entstehen Situationen, die ich als weibliche Leserin als äußerst unangenehm empfinde. Es hat mich geschüttelt, als Ethan während des Liebesspiels immer wieder „Du bist mein!“ zu Merit sagte. Er behandelt sie wie ein Objekt, das er besitzen kann und sie lässt es mit sich machen. Mein feministisches Bewusstsein beging während dieser Szene Selbstmord.
Darüber hinaus glaube ich, dass auch Chloe Neill merkt, dass ihre Serie an Qualität verloren hat. Kennt ihr diesen Trick aus Fernsehserien, eine neue Figur zu integrieren, wenn den AutorInnen nichts mehr einfällt und die Einschaltquoten sinken? Chloe Neill hat das in „Teuflische Bisse“ auch getan, nur hat sie gleich mal ein ganz neues übernatürliches Volk eingeführt. Sie ging dabei für mein Empfinden allerdings so stümperhaft vor, dass es nichts zur Geschichte beigetragen hat. Ich weiß nicht, wozu diese Supras auftauchten und habe fast nichts über sie erfahren; das Ganze wirkte eher wie ein Nebenschauplatz und mir fehlte eindeutig dieser WTF-Moment. Vielleicht will sie in den Folgebänden noch was draus machen – da sie das Etablieren versaut hat, ist mir das aber ziemlich egal.

 

Ich weiß nicht, ob ich Chicagoland Vampires bis zum Finale durchhalte. Ich befürchte, dass die Reihe nun kontinuierlich schlechter wird und es irgendwann auch nichts mehr bringt, beide Augen fest zuzudrücken. Ich bin jetzt wirklich weit gekommen, aber in vier Bänden kann Chloe Neill noch eine ganze Menge Quatsch zusammen schreiben. Ich denke, ich werde von Band zu Band entscheiden, ob ich ihr noch eine Chance gebe. Der nächste Band „Auf den letzten Biss“ wird es wohl in mein Regal schaffen, doch danach – schauen wir mal.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/06/24/chloe-neill-teuflische-bisse
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