logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: thalamus
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
review 2018-09-10 13:29
Rezension | U. Poznanski: Thalamus
Thalamus - Ursula Poznanski

 

Nach einem schweren Unfall landet Timo in einer Rehaklinik, in der er sehr schnell, sehr erstaunliche Fortschritte macht. Irgendwas geht nicht mit rechten Dingen zu und genau das ist des Pudels Kern dieses Buches.

 

Um zu verstehen, wie dieses Buch funktioniert, werfe ich einen Blick auf Timo.
Timo ist der Protagonist, die Geschichte wird aus seinem Blickwinkel erzählt und zwar ausschließlich aus seinem Blickwinkel.

 

Dabei arbeitet Ursula Poznanski mit einem einfachen Trick: Ihr Protagonist ist eine Figur, die mehr als Schablone dient, als dass er ein ausgefeilter Charakter ist. Was sich wie eine Schwäche anhört, ist eine große Stärke. Solche Figuren sind perfekt dazu geeignet, dass ich als Leser mich in sie Hineinversetzen kann. Warum? Weil ihre Gedanken, Handlungen und Gefühle zwar zur Situation passen, - sie sind nachvollziehbar, - aber generisch genug sind, um um sie leicht annehmen zu können.

 

Timo dient dazu mich als Leser an die Hand zu nehmen und durch ihn die Geschichte erfahren zu können, ohne dass er mir seine Sichtweisen, Reaktionen, Gefühle aufdrängt. Es gibt nichts an diesem Charakter, dass großartig polarisiert oder einer Wertung erfordert, die ihn unsympathisch macht. Gerade deswegen lässt es sich so gut in die Geschichte eintauchen: Durch eine Figur wie Timo habe ich als Leser mehr als genug Platz, um wirklich einzutauchen.

 

Als Vergleich lässt sich Carl hinzuziehen, der eindeutig einen gefestigten Charakter hat; jemand, der nicht der Leser ist sondern als eigenständige Person funktioniert.

 

Timo hat auch den Vorteil, dass er handelt. Viele Geschichten leben vom inneren Drama der handelnden Charaktere. Daran ist nichts verkehrt, nur kann das, gerade bei Thrillern, die Handlung eher bremsen. Hier trifft Ursula Poznanski die erfrischende Entscheidung ihren Protagonisten einfach machen zu lassen. Timo tut, was getan werden muss und das gibt der Geschichte ihren Zug.

 

Was mir auch gefallen hat ist der Umgang mit Behinderungen und schweren Schäden. Hier wird nichts verharmlost, aber das Buch versinkt auch nicht in einem Tal der Tränen. Die Figuren haben ihre guten und schlechten Tage, wie man es erwarten würde, aber letztendlich ist alles auf einer sehr klaren, einfachen, realistischen Ebene, ohne dass die Charaktere dabei bevormundet, bemitleidet, vorgeführt oder belächelt werden. Schwere Schicksale so leicht und dabei so ehrlich und offen zu beschreiben gelingt nicht jedem.

 

Mir gefällt auch die Mini-Romanze in dem Buch, vor allem, weil sie so am Rande mitläuft. Sie stiehlt dem eigentlichen Plot nicht die Show, - wie es leider oft der Fall ist, - sie ist eher so ein kleines, aber feines BonBon. Die Romanze ist nicht wirklich eine, sie ist nicht relevant für irgendwas, aber beim Lesen sorgte sie bei mir für ein kleines, warmes Lächeln.

 

Kommen wir zu Kritikpunkten: Das Buch hat seine Längen. Sagen wir mal, wir haben am Anfang 100 Seiten, um die Figuren zu treffen und die Ausgangssituation zu etablieren. Dann folgen 200 Seiten Handlungsaufbau, aka Spannungskurve und zum Schluss die Auflösung/ das Finale. Der Mittelteil ist für meinen Geschmack zu lang. Dadurch, dass man Timo so leicht folgen kann, ergo leicht in die Geschichte hinein gleitet, liest sich das alles gut weg. Trotzdem hatte ich das Gefühl: Komm in die Puschen!

 

Die Handlung an sich funktioniert viel darüber, dass Timo zur rechten Zeit am rechten Ort ist: Es lebe der Zufall! Vor allem hört er Gespräche, die er eigentlich nicht hören sollte, weil er zufällig in der Nähe ist. Nebenfiguren erzählen wichtige Hinweise zur Auflösung zufällig gerade dann, wenn Timo zuhört. Es klappt, aber sobald es mir einmal aufgefallen ist, sah ich halt das Konzept hinter dem Plot und das finde ich immer ein bisschen schade.

 

Außerdem sind ein paar Blindgänger im Mittelteil, das heißt Handlungsstränge, die im Nichts verlaufen, ohne dass sie irgend etwas für den Plot tun.

 

Über die Auflösung sage ich jetzt gar nichts. Haut sie einen vom Hocker? Eher nicht. Aber für mich war das Buch nicht darauf angelegt auf einen großen Showdown hinauszulaufen.

 

Hier herrscht eher das Motto: Der Weg ist das Ziel. Und der Weg ist durchaus eine angenehme Lektüre.

Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2018-09-09 09:24
Fesselnde Thriller-Unterhaltung für Jugendliche
Thalamus - Der Hörverlag,Ursula Poznanski,Jens Wawrczeck

Der siebzehnjährige Timo verunglückt bei einem Motorradunfall. Fortan ist er ans Krankenbett gefesselt. Er kommt ins Reha-Zentrum Markwaldhof, wo er sich von einem schweren Schädelhirntrauma erholen soll. Doch im Markwaldhof geschieht Mysteriöses ... 

"Thalamus" ist ein Jugendthriller von Ursula Poznanski, der, wie erhofft, ausgesprochen zu fesseln weiß.

Der Jugendliche Timo wird von einem Moment auf den anderen aus seinem gewohnten Leben katapultiert. Er erleidet bei dem Unfall zahlreiche Knochenbrüche und ein schweres Schädelhirntrauma, das unter anderem sein Sprachzentrum lähmt. 

Zur Rehabilitation wird er an den Markwaldhof überwiesen. Hier soll er dank fürsorglicher und kompetenter Betreuung rasch genesen. Timo teilt sich ein Zimmer mit Magnus, einem Wachkomapatienten. Aber nachts spaziert sein Zimmergenosse in der Klinik umher, und droht Timo, ihn zu töten, wenn er jemanden davon erzählt.

Am Beginn der Geschichte ist man sofort in einer brenzligen Situation. Timo ist mit dem Moped zu seiner Freundin unterwegs. Dank des Klappentexts weiß man schon, dass das Überholmanöver im Regen nicht gut ausgeht, und dennoch habe ich den Atem angehalten. 

Danach liegt Timo im Krankenhaus und wird später in den Markwaldhof überstellt. Gerade das erste Drittel der Geschichte mit den Beschreibungen seiner beschwerlichen Genesung habe ich als sehr glaubhaft und authentisch empfunden. Ich habe mit Timo gefühlt und mich mit ihm ins Leben zurückgekämpft. Außerdem fand ich die Perspektive aus dem Krankenbett interessant, weil es doch mal anders als das übliche Teenie-Leben ist.

Timo liegt also im Reha-Zentrum, kann sich mit jeden Tag etwas mehr rühren, nur sein Sprachzentrum ist ihm nicht gnädig gestimmt. Er bekommt keinen vernünftigen Laut aus dem Mund, und schafft es kaum, mit anderen zu kommunizieren.

Eines Nachts wird er von seinem Bettgenossen Magnus bedroht. Zuerst glaubt Timo, dass er sich das nur eingebildet hat, weil Magnus ein Wachkomapatient ist, der bewusstlos im Bett vegetiert. Allerdings nimmt er nach und nach merkwürdige Vorkommnisse im Markwaldhof wahr, und beschließt, ihnen auf den Grund zu gehen.

Die Thrillerhandlung ist meiner Meinung nach einem Jugendbuch entsprechend umgesetzt. Timo ist auf sich allein gestellt, weil er sich aufgrund mangelnden Sprachvermögens mit niemanden über komplexere Sachverhalte austauschen kann. Im Alleingang stößt er auf unglaubliche Geheimnisse, und stellt fest, seine Freunde aus der Reha sind allesamt in Gefahr.

Thematisch greift Ursula Poznanski neueste Errungenschaften aus der Neurologie auf, und hat sie spannend und gekonnt in ihrem Roman eingesetzt. Wieder einmal hat sie es geschafft, aktuelle Entwicklungen in einen Jugend-Thriller einzuflechten, sodass es neben reichlich Spannung Stoff zum Nachdenken gibt. 

Mir haben besonders Timos Genesung und seine Freunde im Reha-Zentrum gefallen. Hier hat die Autorin facettenreiche Figuren geschaffen, die ich gerne begleitet habe. Egal ob mit Carl - mit C - oder die Spitzensportlerin Mona, Timo hat Freundschaften für's Leben geschlossen.

Winziger Kritikpunkt meinerseits ist die überspitzte Darstellung der Bösewichte, und, die Handlung ist mir als Erwachsene einen Hauch zu konstruiert. Hier jammere ich eindeutig auf hohem Niveau, weil es ein packender Jugend-Thriller ist.

Alles in allem hat mich Ursula Poznanski mit ihrem Jugend-Thriller "Thalamus" überzeugt. Interessante Entwicklungen treffen auf mysteriöses Geschehen und sind im jugendlichen Thriller-Modus fesselnd verpackt. Ein Thriller, der ausgezeichnet zu unterhalten weiß! 

Source: zeit-fuer-neue-genres.blogspot.co.at
More posts
Your Dashboard view:
Need help?