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review 2018-08-29 09:23
Darum lese ich Bücher immer zu Ende
Blood Red Road - Moira Young

Als Moira Young gefragt wurde, wie ihr Traumberuf aussähe, wäre sie keine Autorin, antwortete sie sehr präzise. Sie besäße ein altmodisches, nichtkommerzielles Kino in einer kleinen Küstenstadt. Es gäbe gemütliche Plüschsessel, schwere rote Samtvorhänge, Popcorn mit echter Butter und einen Projektor in einer Nische. Sie würde nur Streifen zeigen, die sie selbst mag, zum Beispiel trashige B-Movies. Vermutlich seid ihr schon draufgekommen: Young liebt Filme. Diese Leidenschaft beeinflusste sogar den Entstehungsprozess ihres Debütromans „Blood Red Road“. Sie visualisierte die Geschichte der Protagonistin Saba wie einen Film, nutzte ihre Augen als Kamera. Kein Wunder, dass sich der Trilogieauftakt als actiongeladener Roadtrip entpuppte. ;)

 

Für die 18-jährige Saba ist ihr Zwillingsbruder Lugh der Mittelpunkt ihrer Existenz. Er ist ihr Licht, ihre Sonne, der einzige Grund, warum sie das Leben in der dürren Ödnis von Silverlake ertrug. Deshalb wird sie ihn retten. Sie wird seine Entführer bis ans Ende der Welt jagen. Lugh wurde verschleppt. Saba weiß nicht, welches Interesse die dunkel gekleideten Männer, die im Windschatten eines gewaltigen Sandsturms ihr Heim überfielen, an ihm haben und es ist ihr auch egal. Begleitet von ihrer kleinen Schwester Emmi zieht sie aus in die staubige, gesetzlose Weite der Dustlands. Sie würde alles tun, um Lugh zurückzubekommen. Sie lernt zu kämpfen, verbündet sich mit Rebellen und schließt unerwartete Freundschaften. Für Lugh greift sie die Grundfesten ihrer Zivilisation an und bedroht ein Drogenkartell, das sie ohne zu zögern töten würde. Sie riskiert ihr Leben und wächst über sich hinaus. Denn Saba ist mehr als Lughs Schatten. Sie ist eine Naturgewalt.

 

Es war eine schwere Geburt für mich und „Blood Red Road“. Zu Beginn dachte ich, das wird nie was mit uns. Ich mochte die Protagonistin und Ich-Erzählerin Saba nicht, fand ihre Fixierung auf ihren Zwillingsbruder Lugh ungesund, zweifelte daran, ob die beiden heimlich mehr als Geschwister sind (igitt) und hatte große Schwierigkeiten mit Moira Youngs Schreibstil, denn ich konnte mich zuerst nicht mit der fragmentarischen Umgangssprache und der fehlenden Abgrenzung von wörtlicher Rede anfreunden. Ich brauchte ewig, um in den Auftakt der „Dust Lands“ – Trilogie hineinzufinden. Deutlich über 100 Seiten. Doch dann änderte sich etwas. Saba änderte sich. Plötzlich holte mich ihre Geschichte ab und ich hatte überraschend Freude an der Lektüre. Es ist erstaunlich, wie abhängig mein Lesespaß von Sabas Attitüde war. Anfangs war sie mir unsympathisch, weil sich ihr Denken ausschließlich um Lugh drehte, obwohl ihre kleine Schwester Emmi direkt neben ihr stand und sie brauchte. Erst, als Saba begann, sich ehrlich um Emmi zu sorgen, stieg sie in meinem Ansehen, sodass ich in der Lage war, „Blood Red Road“ zu genießen. Sicher beabsichtigte Moira Young diese extreme Reaktion nicht, der intensive Fokus auf Saba ist hingegen gewollt. Im Zentrum der Geschichte stehen das Wachstum ihrer Beziehung zu Emmi und ihre persönliche Entfaltung. Young mutet der 18-Jährigen einiges zu und schickt sie auf einen rasanten, schnell voranschreitenden Roadtrip zur Rettung ihres entführten Bruders. Die Übergänge der ereignisreichen Handlung erschienen mir recht hart. Saba gleitet nicht sanft von einer Phase in die nächste, sondern erlebt ihre Reise im Stakkato. Manche Entwicklungen wirkten daher ruckartig; ich hatte das Gefühl, dass Young Saba zu einigen Entscheidungen zwang, die ihrem Charakter widersprachen, um raschen Fortschritt zu gewährleisten. Beispielsweise legt sie ihr Leben (und somit auch Emmis und Lughs) in die Hände einer Rebellengruppe, die sie kaum kennt, obwohl sie sonst beinahe lächerlich misstrauisch ist. Dieser abrupte Impuls passte nicht zu meinem Bild von ihr und irritierte mich. Rückblickend schätze ich, dass sie in der harschen endzeitlichen Realität der Dustlands wohl einfach jemandem vertrauen musste, weil sie nicht das Geringste von der gnadenlosen Welt außerhalb von Silverlake weiß. Young gestaltete das Worldbuilding ihrer Postapokalypse dementsprechend zurückhaltend und gibt nur dezente Hinweise auf eine Vergangenheit, die vermutlich mit unserer Wirklichkeit gleichzusetzen ist. Das war ein wenig frustrierend, der altmodische Western-Charme der Geschichte tröstete mich jedoch darüber hinweg. Ich fand die Mischung aus ruchlosen Städten, Banditen zu Pferde und der Atmosphäre einer endlosen, sandigen Prärie sehr aufregend. Kriminalität ist alltäglich, es gibt keine Gesetzeshüter oder Ordnungsinstanzen, folglich ist es naheliegend, dass Young ein Drogenkartell als Gegenspieler für Saba etablierte. Mir gefiel diese abwechslungsreiche, originelle Idee wirklich gut. Es passt in dieses Universum, dass die Menschen nicht durch ein repressives, überwachungsgestütztes Regime kontrolliert werden, sondern durch eine Droge, die das Kartell monopolisierte. In der Gesellschaft der Dustlands hat das Kartell absolute Macht. Sie können tun, was sie wollen, weshalb mir sogar der geistesgestörte Grund für Lughs Entführung plausibel erschien. So viel Macht steigt eben zu Kopf.

 

Nach meinem miesen Start mit „Blood Red Road“ habe ich nicht erwartet, dass mich der Trilogieauftakt so gut unterhalten würde. Manchmal lohnt es sich, dass ich Bücher grundsätzlich zu Ende lese. Hätte ich nach den ersten 100 Seiten aufgegeben, wäre ich niemals Zeugin der beeindruckenden und clever inszenierten Entwicklung geworden, die Moira Young für ihre Protagonistin Saba plante. Sie kultiviert eine Identität abseits ihrer Rolle als Lughs Zwilling, die inspirierend ist. Vor der atmosphärischen Kulisse einer postapokalyptischen Welt, die an den Wilden Westen erinnert, erlebt sie zahlreiche nervenaufreibende Abenteuer, findet zu sich selbst und konnte mich doch noch von sich überzeugen. Ich freue mich darauf, sie in den Folgebänden wiederzusehen. Dann hoffentlich ohne Anlaufschwierigkeiten.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2018/08/29/moira-young-blood-red-road
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review 2014-01-18 00:00
Dunkler Zwilling (German Edition)
Dunkler Zwilling - Doris Bezler Pro:
Dieser Jugendthriller wartet mit einer spannenden Grundidee und vielen originellen Einfällen auf. In die Haupthandlung sind ein paar Nebenhandlungen verwoben, die falsche Fährten legen, von der richtigen Auflösung ablenken oder einfach ein runderes Bild davon vermitteln, wer die Charaktere wirklich sind, wie sie ticken, was sie wollen, was sie fürchten.

Auch, wenn ich mich mit dem ersten Drittel des Buches schwer tat und die Handlung manchmal etwas vorhersehbar fand (s. "Kontra"), fand ich die letzten beiden Drittel doch unterhaltsam und gut zu lesen, und die ein oder andere Sache konnte mich trotz allem überraschen. Die endgültige Auflösung am Schluss hatte ich mir zum Teil so gedacht, aber ein paar Einzelheiten waren mir entgangen!

Max war mir erst nicht so sympathisch, da wir ihn in einer Phase seines Lebens kennenlernen, in der er unglaublich wütend und enttäuscht ist und das auch mal an den Falschen auslässt. Aber man kann ihn auch verstehen, den er ist gerade in einem Alter, wo man ohnehin daran zu knabbern hat, wer man ist und wer man sein will, und dann erzählen ihm seine Eltern auf einmal etwas, das sein ganzes Selbstbild über den Haufen wirft. Im Laufe des Buches mochte ich ihn immer lieber und habe mehr und mehr mit ihm mitgefiebert.

Chiara, seine Freundin, war mir dagegen von Anfang an sympathisch. Sie ist loyal, mutig, einfühlsam... Mir haben besonders die Passagen gut gefallen, die aus ihrer Sicht geschrieben waren.

Im ersten Drittel des Buches hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Schreibstil (s. "Kontra"), danach legte sich das aber immer mehr. Im Großen und Ganzen fand ich den Schreibstil gut und flüssig zu lesen.

Kontra:
Das Cover passt kein Stück zum Inhalt des Buches, und ehrlich gesagt fand ich es auch nicht sonderlich ansprechend. Auch der Klappentext ist irreführend - ganz abgesehen davon, dass das Mädchen Annalena heißt und nicht Anna, steht in dem Buch keine Liebesgeschichte zwischen Max und ihr im Mittelpunkt. Aber das ist nur ein kleines Kontra, denn schließlich kommt es auf den Inhalt an.

Ein großer Teil der Handlung ist bereits passiert, als der Leser sozusagen dazustößt - ein sehr interessanter Teil der Handlung! Max schreibt erst Wochen später in sein Tagebuch, wie er an die Schule kam, wie er herausfand, dass er dem toten Maurice zum Verwechseln ähnlich sieht, wie Maurices Freundin Annalena und seine Stiefschwester Chiara darauf reagieren... Da ist so viel Spannungspotential drin, aber der Kniff mit dem Tagebuch funktioniert für mich überhaupt nicht, sondern nimmt im Gegenteil für mich Unmengen an Spannung und Tempo raus. Der Leser ist nicht unmittelbar dabei, sondern bekommt Alles mit zeitlicher und emotionaler Distanz geschildert. Ich hatte den Eindruck, dieser Teil der Handlung sollte nur schnell, schnell abgearbeitet werden, damit die Geschichte dann zu einem Zeitpunkt einsetzen kann, zu dem Max bereits merkt, dass er möglicherweise in Gefahr schwebt.

Etwa ab dem Zeitpunkt, als Max' Tagebuch die Gegenwart einholt, funktioniert die Geschichte für mich viel besser, denn jetzt sind wir als Leser mitten drin im Geschehen. Ab da greift die Autorin wesentlich weniger auf das Tagebuch zurück, sondern beschreibt viel mehr direkt, ohne diesen "Umweg", was passiert.

Manches fand ich aber leider recht vorhersehbar, und die Auflösung ging mir gelegentlich zu sprunghaft. Oft hatten es die Charaktere für meinen Geschmack zu einfach, Hinweise zu finden, zu entschlüsseln und richtig zu verstehen. Es ist öfter vorgekommen, dass jemand auf einen Hinweis stößt und sich plötzlich an etwas wirklich Wichtiges, Aufschlussreiches in der Vergangenheit erinnert. Manchmal kam mir das zu sehr aus heiterem Himmel.

Das ist eher "Thriller light", aber vielleicht ist das auch Absicht, denn das Buch richtet sich ja an Jugendliche, die möglicherweise keine erfahrenen Thriller-Leser sind.
Die Art und Weise, wie die Jugendlichen in diesem Buch reden und schreiben, fand ich leider oft nicht sehr gelungen, obwohl die Autorin Lehrerin ist. Besonders in den ersten ~100 Seiten des Romans ist mir das immer wieder unangenehm aufgefallen. Manches ist einfach zu förmlich, und dann werden wieder Begriffe aus der Jugendsprache eingestreut, die auf mich eher aufgesetzt wirkten.

Zum Beispiel schreibt der 15-jährige Max in sein Tagebuch: "Allerdings hätte ich dann täglich mit der S-Bahn hinfahren müssen, was gleich abschlägig beschieden wurde." Welcher Jugendliche schreibt so gestelzt in sein Tagebuch?

Und später: "'Du hast sie ja nicht alle, du Kugelmonster', jokte ich." Kugelmonster? Mal ehrlich, die 15-jähigen an der Schule meines Mannes hätten da eher "fette Kuh" gesagt.

In den letzten beiden Dritteln des Buches wurde das für mein Empfinden allerdings viel besser, und danach ließ sich das Buch für mich flüssig lesen, ohne, dass ich ständig stutzen musste.

Manche der Charaktere blieben für mich ein wenig blass; da hätte ich zum Teil gerne mehr erfahren.

Zusammenfassung:
Das erste Drittel zog sich für mich etwas zäh, danach fand ich das Buch unterhaltsam, wenn auch nicht nervenzerfetzend spannend. Ein richtiger Thriller war es für mich nicht - wie oben schon gesagt, eher ein Thriller light.
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