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review 2017-10-10 17:15
Heimatliebe
Altes Land: Roman - Dörte Hansen

Ach, der gute alte Norden. Als Norddeutsche sieht man das sicherlich verklärt, aber die Menschen in diesem Buch haben mein Herz gewonnen. Mit ihrer scheinbaren Distanz und Hartherzigkeit. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich das Buch in norddeutscher Dialektik gelesen habe. 

Es geht um Vera, die als Kind aus Ostpreußen fliehen musste und Anne, die aus Hamburg flieht vor den anderen Vorzeigemüttern und ihrem Freund, der ohne sie eine neue Familie gründet. Doch auch die Nebendarsteller sind ganz großartige Charaktere. Der Nachbar Heinrich, Hinni, Lührs, der einfach nicht begreifen kann, dass keiner seiner drei Söhne den Hof übernehmen möchte. Oder Dirk zum Felde, der die neuen Landflüchtigen, die die Romantik des Dorfes so wundervoll finden, so gar nicht leiden kann und es sie auch auf norddeutsche Art direkt und unverblümt wissen lässt. 

Viele empfinden die Norddeutsche als Dickköppe, nicht sozial fähig und Eigenbrötler. Ich sehe das bestimmt anders. Ich weiß um ihre Herzlichkeit, die man eben in der kleinen, schroffen Geste finden muss. Doch wer die Nordlichter nicht kennt, sollte dieses Buch lesen, um sie zu lieben. Ein ganz ehrliches und schnörkelloses Buch.

Und Winter im Norden ist übrigens so:

Eisregen, Schneeregen, Starkregen, Nieselregen, Schauerregen

Wenn einem da nicht das Herz aufgeht, weiß ich es auch nicht!

 

 

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review 2017-04-28 07:02
Altes Land von Dörte Hansen
Altes Land: Roman - Dörte Hansen

Wie, was und wer?

 

Ich bin vor knapp 2 1/2 Jahren in den Norden Deutschlands gezogen - der Arbeit wegen - und hatte vorher nur so vage Vorstellungen davon, wie die Menschen an der Küste ticken. Nun habe ich schon ein paar mehr Ideen und fühle mich sehr wohl, das "Moin" geht mir sehr leicht über die Lippen und dennoch, da ich beruflich sehr viel mit Menschen zu tun habe, verstehe ich nicht alle Sachen sofort und hatte nur eine Ahnung, gemeint sein könnte. Eine Kollegin empfahl mir also das Buch "Altes Land" mit den Worten: Dann verstehst du das besser, wenn die Menschen hier aus ihrem Leben erzählen.

Und ja, nun verstehe ich es wirklich besser, denn Dörte Hansen hat ein eindrückliches Buch geschrieben, das nicht ausufernd ist, das klar, direkt und dennoch sprachgewaltig ist und mich in seinen Bann gezogen hat. 

 

"Altes Land" erzählt vom Leben im Alten Land, also in der Gegend um Stade herum. Es erzählt vom Ankommen nach der Flucht aus Ostpreußen. Es erzählt von all dem Leid, das diesen Flüchtlingen widerfahren ist und es erzählt von den Hamburgern, die öko und reflektiert, wie sie sind, mal das Landleben austesten und für sich entdecken wollen. Es erzählt die Geschichte von Anne und ihrem Sohn Leon, die aufs Land fliehen und dort eine Heimat finden. 

 

Das Buch hat mich sofort aufgesogen. Plötzlich kamen mir viele Erzählungen, die ich in den Monaten bisher gehört hatte, wieder in den Sinn und ergaben nun auch mehr Sinn. Ich empfand die Sprache von Autorin Hansen als angemessen, manchmal derb, manchmal direkt, manchmal zärtlich und poetisch, aber nie verspielt und banal. Die Erzählperspektiven wechseln, lassen den Leser eintauchen und Beweggründe erahnen. 

Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!!

 

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review 2015-10-12 21:57
Dörte Hansen: Altes Land (Hörbuch)
Altes Land - Dörte Hansen,Hannelore Hoger,Deutschland Random House Audio

Eigentlich bin ich kein Hörbuch-Mensch. Zwar finde ich es unglaublich toll, wenn mir vorgelesen wird, vor allem dann, wenn ich einschlafen möchte, denn irgendwie gibt es nichts Beruhigenderes, oder? Mit einer Ausnahme. Autofahrten. Wenn man konzentriert am Steuer sitzt und alle Radiosender nur Müll spielen, dann sind Hörbücher das Beste.

 

Die letzten Wochen musste ich sehr viel Autofahren. Und das in bester Begleitung...

 

Knorrig. Das ist das erste Wort, das mir einfiel, als Hannelore Hoger anfing zu lesen. Knorrig ist auch ein sehr gutes Wort, um die Bewohner des kleinen Dorfes im Alten Land bei Hamburg zu beschreiben, in dem der Roman "Altes Land" von Dörte Hansen hauptsächlich spielt.

 Auch das alte Haus, das als wichtigster Schauplatz selbst lebendig zu werden scheint, knarzt und knurrt: "Dit Huus is mien und doch niet mien", weiß bereits die alte Bäuerin (Ida Eckhoff), als sie erst den vom Krieg traumatisierten Sohn und dann auch das Haus der geflohenen Hildegard von Kahmke überlassen muss. Doch auch diese strenge Ostpreussin zieht weiter. Zurück bleibt Tochter Vera Eckhoff mit ihrem Adoptivvater, während Hildegard von Kahmke eine neue Familie gründet. Jahre später landet Veras Nichte Anne mit ihrem Fünfjährigen wieder im Alten Land bei Vera und ein Kreis schließt sich. Dazwischen liegen witzige, prägnante und berührende Momente, meist ohne Kitsch (dazu ist die Zunge von Dörte Hansen zu scharf und Hannelore Hoger viel zu gut - kann ich nicht anders beschreiben).

Es ist ein Familienroman und eine Geschichte kleiner und größerer Fluchten. Eine wunderbar unterhaltsame Geschichte, die aufs kitschige Happy End verzichtet und einige dunkle Momente einschließt. Hinterrücks werden diese Momente vorbereitet und bevor man sich versieht ists auch schon passiert und weiter gehts in flottem Schritt.

 

Für ein Hörbuch sind es - gerade anfangs und noch dazu für eine ungeübte Hörerin wie mich - sehr viele Personen, aber das trübt das Vergnügen höchstens kurz - man hört Hannelore Hoger auch gern ein zweites Mal zu, wie sie "Altes Land" liest.

 

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review 2015-07-27 14:24
Altes Land
Altes Land: Roman - Dörte Hansen

Der erste Satz

 

In manche Nächten, wenn der Sturm von Westen kam, stöhnte das Haus wie ein Schiff, das in schwerer See hin- und hergeworfen wurde.

 

 


Aus dem Buch


Dit Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nennt't ook noch sien.

 

Sie konnte hier nicht weg. Sie war ein Moos das nur an diesen Mauern hielt. Das hier nicht wachsen konnte oder blühen, aber doch bleiben. Sie war ein Flüchtling, einmal fast erfroren, nie wieder warm geworden. Ein Haus gefunden, irgendeins, und dort geblieben, um nur nicht wieder in den Schnee zu müssen.

 

 


Es gibt wenige Bücher, bei denen ich nach den richtigen Worten suchen muss, um eine angemessene Rezension verfassen zu können. Meistens kommt mir mein Geschreibsel danach immer noch nicht ausreichend vor. Altes Land  ist so ein Buch.


Mir ging dieser Roman aus einem persönlichen Grund an die Nieren. Meine Großeltern stammen aus dem ehemaligen Ostpreußen. Meine Eltern wurden in der Pfalz geboren, ebenso wie ich. Meine Heimat liegt nahe des Pfälzer Waldes, nicht in den Masuren und doch ... wenn ich meinen Opa erzählen höre, dann rührt es etwas, tief in mir, das ich nicht erklären kann. Eine Sehnsucht, eine Frage, ein Gefühl etwas verloren zu haben oder etwas finden zu wollen. Altes Land schlägt diese Seite an, klopft sanft, aber bestimmt an diese innere Tür und rüttelt.

 

Ich glaube aber, es kommt gar nicht darauf an, ob man nun zu Ostpreußen oder zu Norddeutschland oder zum Landleben oder Stadtleben eine Verbindung hat. Egal woher man kommt, ob man seine Wurzeln gefunden oder sie, aus welchem Grund auch immer verloren hat, oder sie immer noch sucht ... Es geht um Zuhause, um das Gefühl der Zugehörigkeit, die Suche nach Geborgenheit, um Heimat. Darum, seinen Platz im Leben zu finden. Es geht um Verlust, jede Art von Verlust, um die Kraft weiter zu machen, und um die ehrliche, ernsthafte Hoffnung, das alles trotzdem gut wird.

 

Das Besondere an dem Roman ist seine Ambivalenz, seine Offenheit. Die Figuren sind aus dem Leben gegriffene Individualisten. Sie träumen, sie scheitern, sie machen irgendwie weiter, sie hoffen. Dörte Hansen verzichtet auf Verklärung oder Romantik, auf Klischees und Euphemismen, auf überzogene Dramatik. Das ist, in der eigenen, leisen Schonungslosigkeit dieses Romans manchmal nachdenklich, manchmal lustig, manchmal tieftraurig, und unterm Strich atemberaubend wundervoll.

 

 

 

Der letzte Satz

 

Das Haus stand still.

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text 2015-07-26 14:03
Dörte Hansen / Altes Land / 136
Altes Land: Roman - Dörte Hansen

Sie würden einen Kaffee miteinander trinken, jeden zweiten Freitag, und besprechen, was geregelt werden musste, neue Schuhe, Kinderarzttermine. Zivilisierter Umgang miteinander, schon dem Kind zuliebe. So war es üblich in den abgewickelten Beziehungen von Hamburg-Ottensen. Mit Hingabe fingen sie an, mit Übergaben hörten sie auf. Küsse zu Klappkisten, Vernunft bis zum Erstickungstod.

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