logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: brennen-muss-salem
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
show activity (+)
review 2020-02-04 12:31
Zeugnis der völligen Entseelung einer Stadt
Brennen muss Salem - Stephen King,Christoph Wagner,Ilse Winger

„Brennen muss Salem“ ist Stephen Kings zweiter veröffentlichter Roman. Er erschien 1975; den deutschsprachigen Buchmarkt erreichte er 1979. Die erste deutsche Version wurde in Österreich verlegt; die Übersetzung lieferten Ilse Winger und Christoph Wagner. Sie verwendeten dabei Formulierungen, die für den österreichischen Sprachgebrauch typisch, in der Bundesrepublik jedoch eher unbekannt sind. Außerdem kürzten sie das Manuskript erheblich und zensierten Kraftausdrücke. Zum Vergleich: die für April 2020 vorgesehene Neuauflage von Heyne umfasst ca. 620 Seiten, meine Heyne-Ausgabe von 1993 hingegen lediglich 375 Seiten. Als ich herausfand, dass ich eine gekürzte Version besitze, ärgerte ich mich mächtig. Natürlich hatte ich nicht geplant, nur den halben Roman zu lesen. Nun war die gekürzte Ausgabe aber da und ich hatte „Brennen muss Salem“ bereits als nächste Lektüre auserkoren – daher beschloss ich, es erst einmal mit der schlankeren Fassung zu versuchen. Sollte mir das Buch gefallen, würde ich die vollständige Variante nachholen. Mit diesem Kompromiss konnte ich leben.

 

Es ist kurz nach Sonnenuntergang, als ein junger Mann und ein kleiner Junge das Städtchen in Maine fluchtartig verlassen. Sie wollen nie mehr zurückschauen. Das Grauen grub sich tief in ihre Seelen, denn hinter ihnen liegt eine Begegnung mit dem puren Bösen. Wenn sie die Augen schließen, sehen sie erschreckende Bilder von Blut und Tod; in ihren Träumen sucht sie die Bestie heim, der sie nur knapp entkamen. Sie wissen, dass es noch nicht vorbei ist. Sie müssen zurückkehren. Zurück in die Stadt in Maine, in der auf einem Hügel ein Haus thront wie das Tor zur Hölle. Sie müssen beenden, was sie begonnen haben. Salem’s Lot muss brennen.

 

Aktuell bin ich nicht überzeugt, dass ich „Brennen muss Salem“ noch einmal lesen werde. Vielleicht ändert sich das eines Tages, vielleicht setze ich es mir irgendwann in den Kopf, dass ich nicht weiterleben kann, ohne Stephen Kings Gesamtwerk auf Herz und Nieren geprüft zu haben und verurteile die gekürzte Ausgabe seines zweiten veröffentlichten Romans als Schandfleck, aber im Moment habe ich nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. „Brennen muss Salem“ ist in vielerlei Hinsicht ein typischer King und präsentiert eine altmodische Form des Horrors. Kein Wunder, schließlich erschien das Buch erstmals 1975. Seitdem hat sich das Genre erheblich weiterentwickelt und der Meister des Horrors selbst ebenfalls. Deshalb ist es kaum überraschend, dass mich die Geschichte nicht vom Hocker riss. Damit will ich nicht sagen, dass diese nicht unheimlich oder gar langweilig sei, sondern nur, dass ich eher auf eine modernere Horrorspielart anspringe. Um Schauder zu empfinden, musste ich mir sehr genau vor Augen halten, was ich dort an der Seite des Protagonisten Ben Mears, Schriftsteller, bezeugte: die völlige Entseelung einer Stadt innerhalb kürzester Zeit. Zu Beginn des Buches erfahren die Leser_innen von sogenannten Geisterstädten: Ortschaften, die scheinbar Hals über Kopf von all ihren Bewohner_innen verlassen wurden. Dadurch vermittelt King schnell eine düstere Vorahnung dessen, was Salem’s Lot bevorsteht und schafft einen Kontext, der meiner Meinung nach bewusst an das Trauma und Mysterium der ersten englischen Kolonie Roanoke erinnert. Während das Geheimnis der legendären menschenleeren Siedlung allerdings nie gelöst wurde, bietet King eine konkrete Erklärung. Dafür greift er auf einen wohlbekannten Mythos zurück: das „Dracula“-Narrativ. „Brennen muss Salem“ ist eine Vampirerzählung im alten Stil, keine Hexengeschichte, wie ich aufgrund der Assoziation mit den Hexenprozessen von Salem (das übrigens in Massachusetts liegt, nicht in Maine) irrtümlich annahm. Salem’s Lot wird heimgesucht und niemand bleibt unberührt. Für mich ging der Gruselfaktor von der Ausweglosigkeit und Absolutheit der Situation aus, denn King eröffnet bereits im Prolog, dass seine Helden – Mears und sein 12-jähriger Gefährte Mark Petrie – Salem’s Lot zuerst nicht befreien können und deshalb zurückkehren müssen. Es war eine schwierige Erfahrung, die Figuren so machtlos zu erleben und die vergebliche Atmosphäre aushalten zu müssen, weil sie sich keineswegs dumm anstellen. Sie treffen sinnvolle Entscheidungen und schmieden vielversprechende Pläne, die in mir immer wieder neue Hoffnung entfachten, schlussendlich jedoch scheitern. King treibt demzufolge ein perfides Spiel mit seinen Leser_innen, indem er die Aussicht auf Erlösung wie eine Karotte vor der Nase baumeln lässt, um sie im letzten Augenblick wegzuziehen. Diese Rückschläge verkraftete ich nur, weil ich wusste, dass Ben und Mark zurückkehren und es zu Ende bringen würden. Ohne diesen Silberstreif am Horizont wäre die Handlung zu deprimierend geraten, aber King wusste eben schon damals, was er tat.

 

Die Lektüre von „Brennen muss Salem“ vergegenwärtigte mir, wie sehr sich das literarische Vampirmotiv in den letzten Jahrzehnten veränderte. Für mich verloren Vampire durch ihre inflationäre Verwendung in der Urban Fantasy ihren Schrecken. Nicht einmal Stephen King gelingt es, diese Schale der unfreiwilligen Abhärtung zu durchdringen, obwohl seine Version der Blutsauger absolut nichts mit in der Sonne glitzernden Adonis-Verkörperungen zu tun hat. Verleitet das Monster der Wahl nicht zu Furcht und Anspannung, kann ein Horrorroman nicht seine volle Wirkung entfalten. Darüber hinaus entstand „Brennen muss Salem“ sehr früh in Kings Karriere, weshalb sein schriftstellerisches Talent damals noch nicht über den Feinschliff verfügte, der in seinen späteren Büchern erkennbar ist. Nichtsdestotrotz empfand ich die Geschichte als beunruhigend; sie verfehlte ihr Ziel dementsprechend nicht komplett. Ich bezweifle im Moment, dass ich die Lektüre mit der vollständigen Fassung wiederholen werde, aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Vielleicht möchte ich Salem’s Lot irgendwann noch einmal brennen sehen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2020/02/04/stephen-king-brennen-muss-salem
Like Reblog Comment
show activity (+)
text SPOILER ALERT! 2016-03-14 13:54
Zitat | Ende
Brennen muss Salem - Stephen King,Silvia Morawetz,Peter Robert

"Heute werden sie auf der Flucht sein. Und morgen - "

"Du und ich", sagte Mark und ballte die Faust. Sein Gesicht war nicht mehr blass; es glühte und seine Augen leuchteten.

Sie gingen zur Straße zurück und fuhren fort.

 

Langsam breitete sich das Feuer aus, angefacht vom Herbstwind, der aus dem Westen blies. 

Like Reblog Comment
show activity (+)
text 2016-03-05 14:28
Seite 3 | Zitat | Anfang
Brennen muss Salem - Stephen King,Silvia Morawetz,Peter Robert

Fast alle Leute hielten den Mann und den Jungen für Vater und Sohn.

In einem alten Citroen durchquerten sie das Land in südwestlicher Richtung und benutzten zumeist kleine Nebenstraßen. Bevor sie ihr Ziel erreichten, hielten sie dreimal an: zuerst in Rhode Island, wo der große Mann mit dem schwarzen Haar in einer Textilfabrik arbeitete; dann in Youngstown, Ohio, wo er drei Monate lang in einer Traktorenfabrik am Fließband stand. Schließlich in einer kleinen Stadt in Kalifornien, wo er in einer Tankstelle arbeitete und kleine ausländische Autos reparierte. Wo immer sie anhielten, kaufte er eine Zeitung aus Maine namens ›Portland-Press-Herald‹ und suchte nach Nachrichten über eine kleine Stadt im südlichen Maine – Jerusalem's Lot.

Like Reblog Comment
review 2015-02-28 15:20
Die Geschichte einer ganz besonderen Stadt
Brennen muss Salem - Stephen King,Silvia Morawetz,Peter Robert

Inhaltsangabe

Ben Mears kehrt nach Salem’s Lot zurück und interessiert sich dort für das Marsten-Haus. Von diesem Haus geht eine unheimliche Kraft aus, und bald zeigt sich, wer in Salem’s Lot sein Unwesen treibt: ein Vampir. Ben wagt es mit einigen Helfern – darunter ein alter Mann, eine junge Frau und ein Kind –, den Kampf gegen die Macht des Bösen aufzunehmen. Doch dieses Wagnis kostet furchtbare Opfer.

(Quelle: Heyne)

 

Bewertung

Tolles Cover und ich war mega gespannt auf diese Geschichte, denn Vampire konnten mich bisher noch nicht wirklich überzeugen.

 

Das Buch legte einen guten Start hin. Als wir Ben kennen lernen, wie er auf die Reise in seine Heimatstadt Salem’s Lot ist. Nachdem er seine Frau verloren hat, zieht es ihn wieder dorthin, um an einem neuen Buch zu schreiben, und ja, Ben ist Schriftsteller. Und dann lernen wir das Marsten-Haus kennen. Ein Haus, welches Ben mit einer schrecklichen Kindheitserinnerung verbindet, es ihn jedoch nach wie vor magisch anzieht und nach und nach erfahren wir, dass sein sich sein neues Buch irgendwie um dieses Haus drehen soll. Aufgrund des Klappentextes wusste ich natürlich, dass da bald noch ein Vampir ins Spiel kommt, aber zunächst hat mich dieses gruselige Haus irgendwie mehr in seinen Bann gezogen.

Je mehr Seiten ich umblätterte, umso mehr Abstand nahm King von dem Haus und deren Geschichte, leider!

 

Plötzlich überrollte mich ein Schwall an Charakteren bzw. Namen und ich muss sagen, ich habe sonst keine Probleme damit, aber hier war ich zunächst total überfordert und wenn mich im Nachhinein jemand nach den Personen fragen würde, würde mir wahrscheinlich nur ein Drittel einfallen. Es war einfach zu viel!

Und durch die Vorstellung sämtlicher Bewohner von Salem’s Lot kamen für mich die ersten Längen Zustande.

 

Trotz der Vielfalt an Personen wurde ich mit so keiner wirklich warm. Ich weiß nicht, ob es wirklich daran lag, dass es zu viele waren und das tiefere Eingehen auf manche mir gefehlt hat, oder ob es einfach nicht meine Charaktere waren. Ganz seltsam und unnötig fand ich die plötzliche Liebelei zwischen Ben und seiner Bekanntschaft Susan. Passte nicht.

 

Im Verlauf des Buches kehren dann 2 unbekannte Männer in Salem’s Lot ein und bringen ganz schön Unruhe in die Stadt, denn mit ihrem Auftauchen sterben nach und nach immer mehr Bewohner auf seltsame Weise…

 

Schnell haben Ben und seine neugewonnenen Bekannten eine Ahnung und gehen dieser nach und bald sind sie in einem Strudel gefangen, aus dem nicht alle lebend herauskommen, denn der Vampir kennt keine Gnade.

 

Das Ende konnte mich wie der Anfang überzeugen und dann macht der Titel dem Buch noch alle Ehre. Dieser Ausgang machte wirklich einiges wieder wett.

 

Zudem glänzt diese Auflage nicht nur mit der Geschichte um „Brennen muss Salem“, sondern sie beinhaltet 2 weitere Kurzgeschichten von Stephen King, natürlich im Zusammenhang mit der Hauptstory und einen Abschnitt mit gestrichenen Szenen.

Die erste Kurzgeschichte konnte mich voll und ganz überzeugen. Zweitere leider nicht, es wurde zu lange um den heißen Brei geredet.

Die gestrichenen Szenen waren dann ein schönes Highlight zum Schluss, denn es ist schon unheimlich interessant, was alles so zusätzlich im Originalmanuskript stand, was jedoch dann gestrichen wurde. Man durchlebte sozusagen am Ende noch einmal das gesamte Buch, was wirklich toll war.

 

Fazit

Ein solider King meiner Meinung nach. Im Großen und Ganzen ein gutes Buch. Ich war leider zu sehr versessen auf dieses Haus und die Story um die Vampire hat mich dann wirklich nicht umgehauen.

Für alle King Fans und Vampirliebhaber ist es aber auf jeden Fall ein Buch, welches sich zu lesen lohnt!

 

More posts
Your Dashboard view:
Need help?