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review 2015-02-12 11:05
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin - Mir die Worte
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin - Lilly Lindner

Die Geschichte

Mein Name ist Pheobe und ich bin noch klein. Auf alle Fälle viel kleiner als meine Schwester die in einer Klinik ist weil sie ganz doll krank ist. Und das sie nicht so alleine ist, schreibe ich ihr wenigstens Briefe, so kann sie ein klein wenig an unserem, oder meinem Leben teilhaben. Auch wenn ich bin jetzt noch keine Antwort bekommen habe, vielleicht ist sie ja böse auf mich oder doch noch viel zu krank, schreibe ich tapfer weiter. Denn meine Worte müssen gehört oder zumindest gelesen werden, was hätten sie denn sonst für einen Sinn? Unsere Eltern wollen die nämlich am liebsten gar nicht hören und wenn sie dennoch mal welche aufschnappen sind sie böse, verwirrt und schreien mich an, schicken mich weg... 
 
Oh April, werd doch schnell wieder gesund, so das unsere Worte wenigstens einander haben.... 
 
 

Erster Satz: 
Liebe April, du bist jetzt schon fast eine Woche weg, und ohne dich ist es schrecklich langweilig hier.


Meine Meinung

 

Als erstes möchte ich mich bei LovelyBooks und dem Fischer Verlag bedanken das ich im Zusammenhang mit der Fischer-Challenge dieses Buch lesen durfte. Das hat mich sehr gefreut und war wirklich spannend zu lesen wie die anderen das Buch fanden und was sie so mit genommen haben. Aber jetzt zu meiner Rezension ;)
 
Wie immer beginne ich mit dem Titel und Cover. Was fehlt, wenn ich verschwunden bin? Mir kam da gleich folgende Assoziation in den Sinn nach dem ich es gelesen habe... DU. Das Cover find ich wunderschön, beruhigend. Im ersten Augenblick ist von allem dem Drama, dem Schmerz, der Wut, der Verzweiflung und Trauer gar nichts zu sehen. Und doch, die auseinanderstiebenden Vögel, die aus dem Zentrum, dem Ich, in die Ferne fliegen, zeigt die Auflösung!! Die Auflösung vom Ich. Die Leichtigkeit die sich einstellt wenn man verschwindet....
 
Was den Schreibstil von Lilly Lindner angeht... Der ist sicher nicht für jeden so fantastisch wie für mich. Mich hat er verzaubert denn sie hat eine wunderbare Gabe mit den Worten zu spielen. Sie auseinander zu nehmen und wieder neu zu ordnen, logisch, kindlich und doch so wahr. Die Worte haben eine tiefe Wahrheit und die Geschichte mit all den Worten trägt so viel Weisheiten in sich.
 
Die Geschichte wird in Briefformat erzählt. Nichts neues, eigentlich und doch speziell, denn es ist nicht der klassische Briefwechsel oder Mailverkehr den wir sonst schon kennen. Warum das so ist Erzzahl ich euch gleich.
 
Also, es geht um Pheobe, sie schreibt Briefe an ihre kranke, in einer Klinik weilenden, Schwester. April ist sehr krank, sie leidet seit Jahren an Magersucht. Pheobe schreibt ihr also Briefe in die Klinik damit sie nicht ganz so abgeschnitten ist von ihr, und natürlich April nicht von der Familie. Doch so verzweifelt und doch voller Hoffnung sie auch schreibt, sie bekommt nie eine Antwort... Pheobe schreibt in ihren Briefen wie ihre Tage waren, das sie hofft April bald gesund wieder zu Hause zu haben, das sie sie vermisst und wie schlimm es zu Hause ist. Das Sie selber nur ein halber Mensch ist ohne sie. Auch erzähl sie das sich die Eltern nur noch streiten und sie ständig an motzen oder anschreien oder sie gar weg schicken, und dass, egal was sie tut es falsch ist. Pheobe ist verzweifelt, wütend, ängstlich und verwirrt, sie versteht mit ihren wenigen Jahren noch nicht ganz was Magersucht wirklich bedeutet, auch wenn sie es tief in ihrer Seele schon ahnt.
 
Leider sind die Eltern dabei auch keine Hilfe denn die sehen nur sich, ihr Leid, ihre Strapazen. Sie fragen sich was für eine Tochter sie da haben der nichts anderes in den Sinn kommt als sich zu Tode zu hungern. Auch gegenüber Pheobe nehmen sie ihre elterliche Verantwortung nicht war. Anstatt sie zu trösten, ihr zu erklären was passiert, für sie da zu sein, schweigen sie es tot. Kritisieren ständig an ihr herum und lassen sie schlichtweg alleine mit den Ängsten und der Trauer. Die Eltern kommen bei mir alles andere als gut weg. Sie sind so was von kaltschnäuzig, rechthaberisch und Ich-bezogen. Verantwortung übernehmen ist für sie ein Fremdwort, lieber immer den Kindern die Schuld für alles geben. Nur weil es keine Schönwetterkinder sind! So können sie halt auch keine Schönwettereletern sein. Sie sind überfordert mit diesen beiden klugen Mädchen, was aber viel schlimmer ist,sie machen sich nicht mal erst die Mühe es zu versuchen!
 
Die Geschichte ist in 2 Teilen aufgebaut, im ersten Teil bekommen wir die Briefe von Pheobe an April zu lesen, dann, im zweiten, die von April an Pheobe. Je mehr Briefe man liest je mehr kann man die beiden Mädchen verstehen. Sie wachsen einem dermassen ans Herz das es weh tut.
 
Für mich ist die Rezi nicht ganz einfach, weil mich das Buch sehr emotional berührt hat,
es gab Momente, da musste ich das Buch weglegen weil es mich so mit genommen hat. Ich war so wütend, auf die Eltern, ich war so traurig über die Situation. ich konnte die Verzweiflung, die Trauer und die Aufgabe richtig fühlen, mir hat es den Brustkorb eng gemacht... Und ich muss aufpassen das die Rezi, ob wohl ich eine Nacht drüber geschlafen habe, nicht ausufert.
 
Das Thema Magersucht mag für einige zu wenig Zentral sein, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Denn im 2 Teil kommt das Thema schon sehr zum tragen, find ich, man muss manchmal einfach zwischen den Zeilen lesen. Gut im ersten Teil natürlich weniger, weil alles aus der Sicht von Pheobe geschrieben ist, aber im zweiten wird es schon sehr thematisiert, wenn auch in den leisen tönen, halt so wie April leise ist, oder eben fast gänzlich verstummt.
 
Für mich war das Buch rundum ein aussergewöhnlich. Rein Sprachtechnisch ist es eine Perle, wie ich finde. Und ich werde ihre anderen Bücher sicher auch noch lesen, wenn nicht gleich im Anschluss, denn das wär mir dann doch zu heftig, ich muss dieses erst mal noch sacken lassen.
 
Wer erst mal einen Eindruck vom Buch haben möchte kann sich auch mal in die Leseprobe einlesen. 
 

Mein Fazit

dramatisch, herzerreissend, traurig
 
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review 2015-01-26 07:52
Schwester - Geschichte einer Co-Abhägigkeit
Schwester - Keto von Waberer
Ich bin...
Ja, wer bin ich? 
Die Schwester, die Tochter meiner Mutter und meines Vaters. 
Aber sonst? 
Ich bin ein Mädchen das eigentlich nicht gewollt war, das im Weg war, eine Last, nur durch meine Schwester war ich jemand... 
 
Erster Satz:
Im Supermarkt, vor dem Regal mit Waschmittel, fange ich an zu weinen und kann nicht mehr aufhören. 
 

 

Meine Meinung


Das Büchlein hab ich vor 2 oder 3 Jahren mal auf einem Flohmarktstand gekauft, einfach weil mir die Beschreibung auf dem Buchrücken doch sehr zugesagt hat, ich mag Geschichten über schwierige Familienverhältnisse, vielleicht weil meine eigene keine einfache war und ist. Warum aber das Buch von mir jetzt nur 2 Punkte bekam verrate ich euch natürlich gerne.
 
Zuerst wie immer zum Cover und dem Titel. Beides passt wirklich gut, schliesslich geht es um eine Schwesternbeziehung, also in erster Linie. Das Bild ist ein Ausschnitt aus m Gemälde von Constantinn Hansens "Die Schwestern des Künstlers".
 
Was aber nun den Schreibstil von Keto von Waberer angeht, uff... Sorry, aber der ist mehr als anstrengend, er ist sogar ermüdend und manchmal auch ziemlich nervend. Ich habe in diesem Buch mehr mals das Wort "und" gelesen als in so manchem dicken Schunken. Oft dachte ich, wenn ich so einen Aufsatz abgegeben hätte, damals in der Schule, wäre der ziemlich rot wieder zurück gekommen. "Und" scheint, auf alle Fälle in diesem Buch von ihr, ihr Lieblingswort zu sein.  Dazu kommt das sie meist sehr kurze Sätze schreibt, so kam mir alles eher wie eine Aufzählung als eine Erzählung vor. Ein fliessendes lesen kam da kaum zu Stande. Und was auch noch sehr mühsam ist, war, die ständige hin und her springerei in der Zeit. Es ist keine fortlaufende Erzählung sondern sie springt hin und her, und es ist überhaupt nicht gekennzeichnet. Manchmal echt verwirrend zu mal man manchmal das Gefühl hatte das schon mal gelesen zu haben. 
 
Ob der Schreibstil bei all ihren Büchern so ist, kann ich natürlich nicht sagen, denn ich kenne nur dieses und ehrlich, mich macht es auch gar nicht mehr an ein weiteres zu lesen. Da nutzen auch die vielen positiven Aussagen auf dem Buch nichts die von "Die Welt" oder "NZZ" oder der "Brigitte" kommen. 
 
Die Geschichte wäre wirklich eine Gute. Denn es geht um 2 Mädels, Schwestern, die eine kränklich, von der Mutter betüttelt, die andere abgelehnt und doch lieb. Es ist eine verhängnisvolle Beziehung die die beiden Schwestern entwickeln, die gesunde, jüngere, klammert sich an ihre Schwester, fühlt sich nur geliebt wenn diese sie beachtet und mit ihr spielt. Dies wird nicht nur in Kindertagen ausgenutzt. 
 
Aber die ganze Familiendynamik ist dramatisch, denn wirklich Liebe existiert hier nicht, die Mutter wollte nur die ältere, die schon früh anfing zu kränkeln. Behütet und betüddelt diese bis zum geht nicht mehr, was aber eher aus egoistischen Gründen denn aus Liebe erbracht wird. Der Vater findet sich damit ab, das seine Frau kaum mehr für ihn da ist, also sucht er sich die Liebe wo anders, dennoch bleibt er. Nach aussen wird der Schein gewahrt, auch als das 2 Kind kommt, das aber von der Mutter gar nicht gewollt wurde und nur als Last angesehen wird. Der Vater sieht in ihr den Jungen den er immer wollte. Und so konnte das jüngere Mädchen natürlich keinem was recht machen. 
 
Die Ältere entwickelt sich zu einer wirklich fiesen, berechnenden und kalten Mädchen, quält ihre Haustiere bis zum tod. Manipuliert die Mutter und die Schwester, und doch kann keiner vom anderen lassen. Diese Co-Abhängigkeit entwickelt sich sehr früh und kann auch später, als die Mädchen erwachsen werden und ihre eigene Familie haben nicht durchbrochen werden. Auch als die Mutter starb, leben die beiden Schwestern die Muster weiter die sie aus Kindertagen erworben haben. Die kränkelnde ist immer noch diejenige die jammert, und alle anderen springen, Kinder, Ehemann und eben nicht zuletzt die Schwester, auch wennsieeigentlich keine Kraft mehr hat, und wenn sie mal nicht springt, macht sie sich ein schlechtes gewissen. 
 
Selbst als die Schwester starb wird die jüngere keine Erleichterung spüren, sie macht sich Gedanken, Vorwürfe und lebt ihr trauriges Leben, da nun wohl kaum mehr eins ist, alleine weiter... 
 
Ein spannendes Psychogramm, doch wie gesagt, hat der Schreibstil mir das lesen echt vermiest. 
 

Fazit

spannend, anstrengend, mühsam
 
 
 
 
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