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review 2016-09-20 10:03
Schuster, bleib bei deinen Leisten
Runa: Roman - Vera Buck

Die Karriere des jungen Schweizer Arztes Jori Hell steckt fest. Seit Jahren lebt er in Paris, studiert an der berühmten Klinik Salpêtrière unter dem großen Neurologen Dr. Jean-Martin Charcot und kümmert sich um Patient_innen – doch die Doktorarbeit, für die er einst nach Paris zog, ist noch nicht geschrieben. Schlimmer noch, Dr. Charcot kennt nicht einmal seinen Namen, obwohl Jori regelmäßig die berüchtigten Dienstagsvorlesungen besucht, in denen Hysterikerinnen zu Unterrichtszwecken publikumswirksam hypnotisiert und vorgeführt werden. Erst als eines Dienstagabends ein junges Mädchen präsentiert wird, ändert sich Joris ziellose Routine schlagartig. Runa passt in keines der bekannten Krankheitsschemata, nicht einmal Dr. Charcot weiß, was dem Mädchen fehlt. Nur, dass sie verrückt ist, darin sind sich alle einig. Wäre sie gesund, würde sie sich kaum wie ein wildes Tier gebärden. Jori sieht seine Chance gekommen, sich zu profilieren und endlich seinen Doktortitel zu ergattern. Spontan schlägt er eine Hirnoperation vor, die Runas Verhalten korrigieren soll. Überraschenderweise erteilt ihm Dr. Charcot die Erlaubnis dazu und bietet sich sogar als Doktorvater an. Ein Rückzieher ist nun nicht mehr möglich. Jori hat keine andere Wahl, als seinen überhasteten Worten Taten folgen zu lassen. Je intensiver er sich mit Runa befasst, desto tiefer werden die Einblicke in den erniedrigenden Alltag der Patient_innen in der Salpêtrière. Er lernt die Schattenseiten einer Klinik kennen, die sich damit brüstet, weltweit als fortschrittlich zu gelten und muss sich fragen, ob seine Zukunft tatsächlich dort liegt. Doch seine Selbstzweifel sind nicht Joris einziges Problem. Runa ist der Schlüssel zu einem dunklen Geheimnis seiner Vergangenheit, das ihn nun heimsucht…

 

Was ist das nur mit fiktiven Romanen, die sich auf historische Fakten stützen? Wieso sind diese oft hervorragend recherchiert und überzeugen in der Darstellung der zeitgemäßen Umstände, erzählen jedoch eine Geschichte, die mangelhaft und unglaubwürdig wirkt? „Runa“ von Vera Buck ist eine vorbildliche, realistische Schilderung der Verhältnisse in psychiatrischen Einrichtungen Ende des 19. Jahrhunderts (1884) und den damals üblichen Behandlungsmethoden, erreichte mich auf der fiktiven Ebene allerdings überhaupt nicht. Jeder eindrucksvoll ausgearbeitete Fakt wird durch die misslungene Geschichte geschmälert. Das ist einfach schade und enttäuschte mich herb, denn die ersten 80 Seiten des Buches versprachen Großes. Buck konfrontiert ihre Leser_innen zu Beginn mit Joris Alltag in der Salpêtrière und lässt sie an seiner Seite einer Dienstagsvorlesung beiwohnen. Was dort ablief, ist keine Übertreibung, diese Veranstaltungen sind geschichtlich dokumentiert. Dr. Charcot präsentierte seinen Studenten dort tatsächlich relevante Fälle. Ich war zutiefst abgestoßen von der Zurschaustellung und Demütigung kranker Frauen in einem vollen Vorlesungssaal. Mit Unterricht hatte das für mich nicht das Geringste zu tun, vielmehr sah ich darin Charcots persönliche Bühne zur Selbstdarstellung. Es ist nicht zu glauben, dass das Publikum gierig mit morbider Faszination die öffentliche Erniedrigung Schutzbefohlener verfolgte. Männer, die einen Eid zu helfen leisteten, ergötzten sich an der Hilflosigkeit ihrer Patientinnen. Es war widerwärtig und doch zogen mich Bucks Beschreibungen in ihren Bann. Der Konkurrenzdruck, der damals in der Medizin und der Wissenschaft allgemein herrschte, war deutlich zu spüren. Ärzte lagen im Wettstreit miteinander, als erste neue Methoden auszuprobieren und mit dem nächsten großen Durchbruch in die Geschichte einzugehen. Es ist vorstellbar, dass das Wohl der Patient_innen zu dieser Zeit nicht immer im Vordergrund stand. Diese Lektion muss auch Jori lernen. Seine Begegnung mit Runa verändert ihn und lässt ihn begreifen, dass einige seiner Kollegen bereit sind, für ein bisschen Ruhm über Leichen zu gehen. Hätte sich Vera Buck auf diesen Erzählstrang beschränkt und nicht versucht, ihrer Geschichte eine Aura von Mystik zu verleihen, hätte das Buch sicherlich eine bessere Bewertung von mir erhalten. Aber nein, sie musste ja unbedingt eine Mordermittlung ins Spiel bringen. Meiner Ansicht nach war dies eine unglückliche Entscheidung, weil sie dadurch unnötigerweise gezwungen war, weitere Erzählperspektiven zu involvieren, die das Handlungskonstrukt zerfasert und holprig wirken ließen. Jegliche Handlungsstränge abseits von Jori erschienen mir überflüssig und wertlos für die Geschichte, sodass ich mich beim Lesen dieser Abschnitte immer wieder fragte, warum Buck mir all das erzählte. Ich zweifelte an ihrer Autorität als Autorin und hatte Schwierigkeiten, ihren hin und wieder sprunghaften Gedankengängen zu folgen, sowie die Übersicht über die Chronologie zu behalten. Wie oft habe ich schon von Bescheidenheit gepredigt und betont, wie wichtig es ist, sich nicht mehr aufzubürden, als man händeln kann – ich wünschte, Vera Buck hätte sich diesen Ratschlag zu Herzen genommen.

 

„Runa“ schießt meiner Meinung nach weit übers Ziel hinaus. Wenn es Vera Buck darum ging, einen realistischen Blick auf die Geschichte der Psychiatrie zu werfen, hätte sie es auch genau dabei belassen sollen. Ihre Versuche, eine geheimnisvolle Mordermittlung und verschiedene Erzählperspektiven zu integrieren, halte ich für gründlich misslungen; sie werfen einen Schatten auf die meisterhaft recherchierten Fakten des Buches, der hätte vermieden werden können. Sie wollte zu viel und riss daher alles, was sie erst gewissenhaft aufgebaut hatte, mit dem Hintern wieder ein. Vielleicht darf man von einem Debütroman keine Wunder erwarten, doch alle Großzügigkeit ändert leider nichts daran, was ich während der Lektüre empfand. Ich kann es nicht oft genug sagen: Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/09/20/vera-buck-runa
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review 2015-12-23 09:12
Die Tränen flossen in Strömen
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin - Lilly Lindner

Lilly Lindner wurde berühmt durch die Veröffentlichung ihrer Biografie „Splitterfasernackt“ im Jahre 2011. Zugegebenermaßen ist dieses Buch an mir völlig vorbeigegangen. Der Name Lilly Lindner schob sich erst in mein Bewusstsein, als ihr neuster Roman „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ durch die Blogs tingelte und in höchsten Tönen gelobt wurde. Die Begeisterung der Blogger_innen war so groß, dass ich entschied, es lesen zu wollen, obwohl ich Bücher zum Thema psychische Erkrankungen mittlerweile eher meide. Was mich überzeugte, war, dass es sich bei diesem Buch um einen Briefroman handelt und Lindner die Perspektive einer Angehörigen einnimmt.

 

Für die 9-jährige Phoebe ist ihre große Schwester das Zentrum ihrer Welt. Niemand versteht sie so wie April. Doch nun ist April fort. Ihre Eltern haben sie in eine Klinik gebracht, weil sie krank ist. Phoebe versteht nicht, was Magersucht eigentlich bedeutet, aber sie spürt sehr genau, dass die Krankheit ihre Familie zerreißt. Allein mit Millionen Fragen tut sie das einzige, das ihr einfällt, um mit der Sehnsucht nach ihrer Schwester fertig zu werden: sie schreibt April Briefe. Obwohl sie niemals eine Antwort erhält, schickt sie fast täglich Worte hinaus in die Stille. Denn nur die Worte ermöglichen es Phoebe, die Leere, die April hinterlassen hat, einen kurzen Moment zu ertragen.

 

„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist das emotionalste Buch, das ich 2015 gelesen habe. Lilly Lindner ist eine beeindruckend talentierte Schriftstellerin, die eine extreme Nähe zu ihren Figuren erzeugt und auf diese Weise eine starke emotionale Resonanz provoziert. Ich konnte gar nicht verhindern, dass die Tränen in Strömen flossen. Es tat einfach so weh, diese Briefe zu lesen. Die Geschichte der beiden Schwestern hat mir wieder und wieder das Herz gebrochen. Ich wusste bereits vorher, dass Lindner nicht nur Phoebe eine Stimme verleiht, sondern auch April, doch darauf, wie intensiv ihre Verbindung ist und wie sehr sie einander in ihrer dysfunktionalen Familie brauchen, war ich nicht vorbereitet. Die beiden Mädchen sind hochintelligent und zutiefst missverstanden. Ihre Eltern sind von ihrer Intelligenz so eingeschüchtert, dass sie sie wie eine Krankheit behandeln. Sie sind überfordert und beschneiden die Kreativität ihrer Töchter, statt Phoebe und April angemessen zu fördern. Sie erwarten von ihnen, dass sie sich wie „normale“ Kinder verhalten. April ist unter dem Druck, ihren Erwartungen gerecht werden zu müssen, zerbrochen. Ihre Magersucht ist ein verzweifelter, stummer Hilferuf, den ihre Eltern sich meiner Meinung nach schlicht weigern zu sehen. Sie interessieren sich nicht dafür, warum April nicht isst und verschwenden ihre Zeit lieber mit fruchtlosen Anschuldigungen. Dabei ist ihre Art, April zu behandeln, nur ein Ausdruck ihrer eigenen Hilflosigkeit und Ohnmacht. Sie wissen nicht, wie sie auf ihre Tochter eingehen sollen und reagieren deshalb mit Wut. Sie stellen die falschen Fragen – wie könnte April ihnen einleuchtende Antworten geben? Phoebe ist die einzige, die April erreicht, doch Phoebe ist ein Kind. Weder ist es ihre Aufgabe, April zu retten, noch ist sie stark genug, das volle Gewicht von Aprils Traurigkeit zu tragen.
„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist ein großartiges Buch, das mich emotional sehr mitgenommen hat, alle Dämme in mir brach und definitiv eine hohe Wertung verdient. Dennoch bin ich froh, dass zwischen dem Lesen und dieser Rezension etwa zwei Wochen lagen, in denen ich Zeit und den nötigen Abstand erhielt, diese gefühlvolle Geschichte objektiv zu betrachten. Je länger ich das Buch gedanklich sezierte, desto deutlicher wurde, dass mich aller Betroffenheit zum Trotz irgendetwas störte. Ich musste tief in mich gehen, um herauszufinden, über welche Kante ich immer wieder stolperte. Mein Problem mit „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist folgendes: ich sollte heulen. Ich hatte keine andere Wahl, als Mitleid mit Phoebe und April zu haben und Wut für ihre Eltern zu empfinden. Ich fühle mich von Lilly Lindner emotional manipuliert. Das Buch drückt absichtlich und wenig subtil auf die Tränendrüse. Es gestand mir sehr wenig Raum für eigene Gedanken und Gefühle zu; stattdessen habe ich vermutlich genau und ausschließlich das empfunden, was Lilly Linder von mir erwartete. Ich fühlte mich seelisch in eine Ecke gedrängt, als würde mich Lindner zwingen, so und nicht anders zu empfinden. Meines Erachtens nach hat sie deswegen auch darauf verzichtet, die hässliche, psychische Fratze der Anorexia nervosa zu zeigen. All der Zorn und die Zerrissenheit, die ich von einem magersüchtigen Teenager erwarten würde, fehlen April. Da ist kein Selbsthass, kein Selbstekel, keine einzige Empfindung, die für Leser_innen potentiell unverständlich sein könnten, sodass die Sympathie für sie ungetrübt bleibt. Ich verstehe zwar, warum es Lindner wichtig war, dass April in einem positiven Licht erscheint, doch ich fand das Bild des armen, missverstandenen, lieben Mädchens ohne Fehl und Tadel etwas einseitig und nicht völlig glaubhaft.

 

„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ habe ich auf verschiedenen Ebenen meines Ichs unterschiedlich wahrgenommen. Emotional war dieses Buch ungeheuer verstörend; intellektuell fielen mir ein paar kleine Makel auf. Trotz dessen ist es für mich nicht im Geringsten schwierig, eine Bewertung festzulegen, denn die Gefühlsebene ist der objektiven, analytischen Ebene gegenüber immer dominant. Wenn mich ein Buch so zum Weinen bringt wie dieses, muss sich das einfach in der Anzahl der Sterne niederschlagen.
Solltet ihr mit dem Gedanken spielen, „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ zu lesen, muss euch klar sein, dass das kein Spaziergang wird. Es wird weh tun. Es wird euch aber auch eine Krankheit näherbringen, die bis heute stigmatisiert und tabuisiert wird.
Ich für meinen Teil nehme aus diesem Buch vor allem eines mit: tiefe Dankbarkeit für meine wundervolle, unterstützende Familie.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/12/23/lilly-linder-was-fehlt-wenn-ich-verschwunden-bin
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review 2015-02-12 11:05
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin - Mir die Worte
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin - Lilly Lindner

Die Geschichte

Mein Name ist Pheobe und ich bin noch klein. Auf alle Fälle viel kleiner als meine Schwester die in einer Klinik ist weil sie ganz doll krank ist. Und das sie nicht so alleine ist, schreibe ich ihr wenigstens Briefe, so kann sie ein klein wenig an unserem, oder meinem Leben teilhaben. Auch wenn ich bin jetzt noch keine Antwort bekommen habe, vielleicht ist sie ja böse auf mich oder doch noch viel zu krank, schreibe ich tapfer weiter. Denn meine Worte müssen gehört oder zumindest gelesen werden, was hätten sie denn sonst für einen Sinn? Unsere Eltern wollen die nämlich am liebsten gar nicht hören und wenn sie dennoch mal welche aufschnappen sind sie böse, verwirrt und schreien mich an, schicken mich weg... 
 
Oh April, werd doch schnell wieder gesund, so das unsere Worte wenigstens einander haben.... 
 
 

Erster Satz: 
Liebe April, du bist jetzt schon fast eine Woche weg, und ohne dich ist es schrecklich langweilig hier.


Meine Meinung

 

Als erstes möchte ich mich bei LovelyBooks und dem Fischer Verlag bedanken das ich im Zusammenhang mit der Fischer-Challenge dieses Buch lesen durfte. Das hat mich sehr gefreut und war wirklich spannend zu lesen wie die anderen das Buch fanden und was sie so mit genommen haben. Aber jetzt zu meiner Rezension ;)
 
Wie immer beginne ich mit dem Titel und Cover. Was fehlt, wenn ich verschwunden bin? Mir kam da gleich folgende Assoziation in den Sinn nach dem ich es gelesen habe... DU. Das Cover find ich wunderschön, beruhigend. Im ersten Augenblick ist von allem dem Drama, dem Schmerz, der Wut, der Verzweiflung und Trauer gar nichts zu sehen. Und doch, die auseinanderstiebenden Vögel, die aus dem Zentrum, dem Ich, in die Ferne fliegen, zeigt die Auflösung!! Die Auflösung vom Ich. Die Leichtigkeit die sich einstellt wenn man verschwindet....
 
Was den Schreibstil von Lilly Lindner angeht... Der ist sicher nicht für jeden so fantastisch wie für mich. Mich hat er verzaubert denn sie hat eine wunderbare Gabe mit den Worten zu spielen. Sie auseinander zu nehmen und wieder neu zu ordnen, logisch, kindlich und doch so wahr. Die Worte haben eine tiefe Wahrheit und die Geschichte mit all den Worten trägt so viel Weisheiten in sich.
 
Die Geschichte wird in Briefformat erzählt. Nichts neues, eigentlich und doch speziell, denn es ist nicht der klassische Briefwechsel oder Mailverkehr den wir sonst schon kennen. Warum das so ist Erzzahl ich euch gleich.
 
Also, es geht um Pheobe, sie schreibt Briefe an ihre kranke, in einer Klinik weilenden, Schwester. April ist sehr krank, sie leidet seit Jahren an Magersucht. Pheobe schreibt ihr also Briefe in die Klinik damit sie nicht ganz so abgeschnitten ist von ihr, und natürlich April nicht von der Familie. Doch so verzweifelt und doch voller Hoffnung sie auch schreibt, sie bekommt nie eine Antwort... Pheobe schreibt in ihren Briefen wie ihre Tage waren, das sie hofft April bald gesund wieder zu Hause zu haben, das sie sie vermisst und wie schlimm es zu Hause ist. Das Sie selber nur ein halber Mensch ist ohne sie. Auch erzähl sie das sich die Eltern nur noch streiten und sie ständig an motzen oder anschreien oder sie gar weg schicken, und dass, egal was sie tut es falsch ist. Pheobe ist verzweifelt, wütend, ängstlich und verwirrt, sie versteht mit ihren wenigen Jahren noch nicht ganz was Magersucht wirklich bedeutet, auch wenn sie es tief in ihrer Seele schon ahnt.
 
Leider sind die Eltern dabei auch keine Hilfe denn die sehen nur sich, ihr Leid, ihre Strapazen. Sie fragen sich was für eine Tochter sie da haben der nichts anderes in den Sinn kommt als sich zu Tode zu hungern. Auch gegenüber Pheobe nehmen sie ihre elterliche Verantwortung nicht war. Anstatt sie zu trösten, ihr zu erklären was passiert, für sie da zu sein, schweigen sie es tot. Kritisieren ständig an ihr herum und lassen sie schlichtweg alleine mit den Ängsten und der Trauer. Die Eltern kommen bei mir alles andere als gut weg. Sie sind so was von kaltschnäuzig, rechthaberisch und Ich-bezogen. Verantwortung übernehmen ist für sie ein Fremdwort, lieber immer den Kindern die Schuld für alles geben. Nur weil es keine Schönwetterkinder sind! So können sie halt auch keine Schönwettereletern sein. Sie sind überfordert mit diesen beiden klugen Mädchen, was aber viel schlimmer ist,sie machen sich nicht mal erst die Mühe es zu versuchen!
 
Die Geschichte ist in 2 Teilen aufgebaut, im ersten Teil bekommen wir die Briefe von Pheobe an April zu lesen, dann, im zweiten, die von April an Pheobe. Je mehr Briefe man liest je mehr kann man die beiden Mädchen verstehen. Sie wachsen einem dermassen ans Herz das es weh tut.
 
Für mich ist die Rezi nicht ganz einfach, weil mich das Buch sehr emotional berührt hat,
es gab Momente, da musste ich das Buch weglegen weil es mich so mit genommen hat. Ich war so wütend, auf die Eltern, ich war so traurig über die Situation. ich konnte die Verzweiflung, die Trauer und die Aufgabe richtig fühlen, mir hat es den Brustkorb eng gemacht... Und ich muss aufpassen das die Rezi, ob wohl ich eine Nacht drüber geschlafen habe, nicht ausufert.
 
Das Thema Magersucht mag für einige zu wenig Zentral sein, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Denn im 2 Teil kommt das Thema schon sehr zum tragen, find ich, man muss manchmal einfach zwischen den Zeilen lesen. Gut im ersten Teil natürlich weniger, weil alles aus der Sicht von Pheobe geschrieben ist, aber im zweiten wird es schon sehr thematisiert, wenn auch in den leisen tönen, halt so wie April leise ist, oder eben fast gänzlich verstummt.
 
Für mich war das Buch rundum ein aussergewöhnlich. Rein Sprachtechnisch ist es eine Perle, wie ich finde. Und ich werde ihre anderen Bücher sicher auch noch lesen, wenn nicht gleich im Anschluss, denn das wär mir dann doch zu heftig, ich muss dieses erst mal noch sacken lassen.
 
Wer erst mal einen Eindruck vom Buch haben möchte kann sich auch mal in die Leseprobe einlesen. 
 

Mein Fazit

dramatisch, herzerreissend, traurig
 
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review 2013-08-15 12:15
Eiskalter Thriller
Schneeweißer Tod (Mystery Thriller) - Dana Kilborne

Das Hecheln der wütenden Hunde, die Schreie ihres Freundes Preston: Panikattacken quälen Jinx seit jenem schrecklichen Tag vor drei Jahren! Ein Aufenthalt in der Jugendklinik Candlewick Hall scheint die letzte Rettung. Doch auf der verschneiten Burg in Schottland ist die Zeit ihrer Angst nicht vorbei – sondern sie beginnt erst richtig! Denn aus der geschlossenen Abteilung bricht ein Serienmörder aus, und ein Mädchen wird ermordet. Bei der Leiche entdeckt man einen Zettel mit Zeilen aus einem schottischen Kinderlied. Genau dieses Lied hat Preston Jinx immer vorgesungen.

 

Nach längerer Pause habe ich mal wieder einen Mystery Thriller gelesen. Der Inhalt klang ganz vielversprechend und so fand er sich schnell auf dem Kindle wieder.
Ich bin nicht enttäuscht worden, mir hat die Geschichte gut gefallen. Alleine die Rahmenbedingungen der Geschichte waren ganz nach meinem Geschmack: tiefster Winter, eine psychiatrische Klinik für Jugendliche, die durch den Schnee von der Außenwelt abgeschnitten ist. In der Klinik lediglich wenige junge Patienten, ein ärztlicher Professor, kaum Pflegepersonal, dafür aber…ein erwachsener Serienkiller, der offenbar aus der geschlossenen Abteilung ausgebrochen ist und nun mordend durch die Flure zieht. Wenige Charaktere, ein räumlich begrenzter Schauplatz und ein Mörder, das bürgt für mich für eine gute Geschichte.
Entsprechend hat mir auch diese Geschichte prima gefallen. Von Anfang an ist die Bedrohung durch das lebensfeindliche Wetter spürbar und es ist schon alleine spannend, Jinx Fahrt zu Klinik mitzuerleben. Gleichzeitig gibt es immer wieder Andeutungen, weshalb sie sich selbst in die Klinik einweist, aber was genau der Anlass ist, das wird noch nicht gesagt. Da kann man also fröhlich drauflos mutmaßen.
Kaum in der Klinik und in ihrem Zimmer angekommen, macht Jinx eine Begegnung mit einer anderen Patientin, die für eine echte Gänsehaut gut ist. So stellt man sich die Patienten einer solchen Klinik doch immer gerne vor, wenn man Thriller mag. Klischeehaft, mag sein, aber defintiv wirkungsvoll.
Als feststeht, dass die Gruppe tatsächlich einer echten Bedrohung durch einen Killer ausgesetzt ist, geht es daran, sich davor zu schützen und -falls möglich- denjenigen zu erwischen und unschädlich zu machen. Da die Jugendlichen alle sehr verschieden sind, gibt es auch sehr verschiedene Sichtweisen auf das Geschehen. Dabei bekommt man als Leser viel Gelegenheit zu knobeln und Verdächtigungen anzustellen. Meine Verdächtigungen wechselten dabei immer mal wieder, lediglich den ausgebrochenen Serienmörder hatte ich irgendwie nie im Verdacht.
Selbst beim großen Finale als ich mir bereits ganz sicher war, den wahren Täter zu kennen, habe ich mich noch ein-, zweimal auf’s berühmte Glatteis führen lassen, und die Auflösung hat mich dann wirklich überrascht.

 

Ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen. Mit seinen etwa 120 Seiten (in der gedruckten Version) ist er nicht allzu lang, die Kapitel haben ebenfalls eine schöne Länge und die Sprache ist -vor allem in den Dialogen- recht jugendlich und leicht. Den erzählenden und beschreibenden Passagen sollte man aber etwas mehr Zeit gönnen, umso besser wirken sie.

 

Das Covermotiv passt prima zur Geschichte und dem Titel. Gegen den weißen Schnee heben sich die roten Blutflecken prima ab und machen das Cover zu einem echten Hingucker.

 

Fazit:  Mir hat dieser Mystery Thriller gut gefallen und ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert. Das Setting ist ideal für einen Thriller und die Geschichte lässt einen einfach nicht mehr los. Sie ist spannend vom Anfang bis zum Ende und bietet reichlich Gelegenheit, eigene Vermutungen und Versächtigungen anzustellen. Das Ende konnte mich überraschen, was ich -ehrlich gesagt- nicht so recht erwartet hätte.

Source: leserattz.wordpress.com/2013/01/05/rezension-schneeweiser-tod-dana-kilborne
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